Soviel kostet Anwohnerparken andernorts:
Das eigentlich spannende an dem Thema in Hannover ist, dass ein Bündnis aus SPD, CDU und FDP zusammen die Erhöhung der Anwohnerparkgebühren fordert:
"Eine Erhöhung der Gebühren für das Anwohnerparken von 30,70 Euro auf 96 Euro im Jahr soll 800.000 bis 900.000 Euro zusätzlich in die Kasse der Stadt spülen. Darauf hat sich ein Bündnis von SPD, CDU und FDP im Rat der Stadt Hannover in ihren Haushaltsplanberatungen jetzt geeinigt."
Problematisch ist die Zielsetzung: Laut hannover-entdecken.de geht es darum, Einnahmen für die Stadtkasse zu erzielen. Das ist deshalb problematisch, weil es dieser Logik entsprechend naheliegt, weitere Parkflächen zu schaffen, um noch mehr Einnahmen zu erzielen. Einmal mehr werden dabei die Kosten des Autoverkehrs außer Acht gelassen:
"Die wahren Kosten des Autoverkehrs
Das Forschungsprojekt des Kasseler Verkehrswissenschaftlers Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer befasste sich intensiv mit der Frage: Welche Kosten verursachen verschiedene Verkehrsmittel wirklich? Darauf fanden die Forschenden um Prof. Sommer eine klare Antwort: Der Autoverkehr kostet Kommunen das Dreifache des ÖPNV. Der Grund: Im Gegensatz zum ÖPNV bringt der PKW-Verkehr der öffentlichen Hand keine direkten Einnahmen und erfordert erhebliche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur."
aus: ÖPNV kostet Kommunen weniger als Autoverkehr vom 9. August 2022
Daran wird sich grundsätzlich nichts ändern, wenn Anwohnerparkgebühren verteuert werden oder neue Anwohnerparkzonen eingeführt werden. Alleine der Verwaltungsaufwand, die Beschilderung, die notwendigen intensiveren Kontrollen usw. werden einen Großteil der Einnahmen auffressen. Und was vielleicht noch schlimmer ist: Autofahrer*innen werden daraus eine Anspruchshaltung ableiten nach dem Motto: Wenn ich schon für's Parken bezahle, dann will ich aber auch, dass mehr Parkplätze angeboten werden.
Und trotzdem ist es gut, wenn höhere Anwohnerparkgebühren kommen, weil die Chance besteht, dass diese Problematik überhaupt öffentlich diskutiert wird. Die Feststellung, wenn die Bürger*innen und Besucher*innen einer Stadt mit dem ÖPNV mobil sind, dann kostet das die Stadt nur ein Drittel von dem, was ein vergleichbarer MIV kostet, muss in dieser Diskussion immer wieder vorgebracht werden! Gibt es eine ähnlich griffige Vergleichszahl für den Radverkehr?
In dem Artikel auf hannover-entdecken werden auch Zahlen genannt für das Anwohnerparken in anderen Städten:
"Seit Oktober 2020 haben die Bundesländer die Gebührenhoheit beim Bewohnerparken. Die bis dahin geltende bundesweite Obergrenze für Bewohnerparkausweise von 30,70 Euro pro Jahr ist abgeschafft worden. Seit dem bewegen sich die Preise in deutschen Städten von 20 bis 260 € pro Jahr. Bewohnerparkausweise in Koblenz werden nach dem Vorbild aus Paris bereits nach Gewicht des Fahrzeuges berechnet."