Beiträge von Ullie

    Fahr in Nürnberg mal mit der U2.

    In Lille gibt es eines der ersten vollautomatisierten Metro-Systeme der Welt. Aber genau wie bei der neuen Nürnberger U-Bahn gibt es keine Berührungspunkte mit dem sonstigen Straßenverkehr. Ich weiß noch nicht so recht, was ich von der Automatiserung halten soll. Aber ich frage mich auch, warum die damit nicht bei den Straßenbahnen anfangen. Da entfällt doch zumindest das Problem mit dem Lenken. Andererseits passieren in Hannover besonders häufig und leider oft auch tödliche Unfälle im Bereich der Haltestelleneinfahrten. Und ganz egal, ob es ein automatisches System besser könnte als ein Fahrer. Wenn ein solcher Unfall bei einer automatisch gesteuerten Straßenbahn passierte, dann würde das sehr sehr negativ bewertet werden. Siehe z. B. diesen HAZ-Artikel vom 30.3.2018 "24-Jähriger wird von Stadtbahn überrollt" http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…Bahn-ueberrollt Wenn bei einem solchen Bericht noch dabei stünde, der Stadtbahnwagen wäre von einem automatischen Fahrsystem gesteuert worden ...

    Das Foto zeigt die Metro von Lille auf einem oberidischen Streckenabschnitt. Dort fährt die Metro in einer Betonwanne auf Stelzen.

    Bei mir wäre das dann der Anrufbus Nienstädt und nein, den habe ich noch nicht benutzt. Wir hätten uns das Haus nicht gekauft, wenn die S-Bahn Station (Kirchhorsten) nicht fußläufig erreichbar wäre. Wir hatten vorher lange vergeblich in Bückeburg und Minden was passendes gesucht.

    Noch eine weitere Frage: Bei meinen jüngeren Fahrten in der Gegend (Kreis Schaumburg) ist mir aufgefallen, dass sehr viele Radwege, vor allem solche, die durch die oft sehr lang gezogenen Ortschaften führen, umgewandelt wurden von [Zeichen 241-30]oder [Zeichen 240] zu [Zeichen 239]mit [Zusatzzeichen 1022-10]. Das fand ich sehr erfreulich, denn meist waren das kombinierte Rad-, Fußwege [Zeichen 240], die Hochbord geführt wurden. Und an jeder Einfahrt zu einem Grundstück sind dort die Bürgersteige abgesenkt. Außerdem ist der Straßenbelag, auf dem man jetzt dank der neuen Ausschilderung legal fahren darf, sehr viel glatter!Hast du das auch feststellen können und gab es dazu kontroverse Diskussionen?

    Ich hatte ja schon an anderer Stelle über den "Shuttle on demand Service" Moia in Hannover geschrieben. Tatsächlich geht Moia wirklich sehr geschickt vor sich als Umweltfreund darzustellen, der dazu beiträgt, die Städte vom Autoverkehr zu entlasten. Woran ich allerdings erhebliche Zweifel habe. Wie geschickt und phantasievoll Moia vorgeht, kann man unter anderem in diesem Video sehen: https://www.youtube.com/watch?v=hjd8Aa6Qhj4

    in den ersten rund 45 Sekunden des Videos könnte man glatt meinen, dass es sich um einen Auto-kritischen Video-Clip handelt. Aber schaut doch selbst, lasst euch aber nicht einlullen!

    Wie bleiben wir mobil?

    Das Modell Oslo finde ich schon sehr beeindruckend.

    Vielen Dank für den Link. Der Film ist meines Erachtens zu einseitig technik-optimistisch aufgebaut. Ganz am Anfang, bei Minute 00:00:30, wird zum Beispiel ausgesagt, "2030 wird es so gut wie keine privaten Autos mehr geben und die Städte werden in Kürze alles umbauen...", so dass der Film den Eindruck erweckt, die autofreie Stadt werde in wenigen Jahren ganz von selbst kommen. Da sagt sich doch der Zuschauer: "Na warten wir mal ab. Und bis dahin machen wir weiter wie gehabt."

    So einfach wird es keinesfalls werden, da bin ich mir sicher.

    Übrigens werden in dem Film Bilder aus Halle gezeigt. Das hatte mich selbst bei einem Besuch in Halle erstaunt, dass dort so gewaltige Straßenbauprojekte zu DDR-Zeiten gebaut wurden. Da kommt mir unsere Hochstraße in Hannover ja noch klein gegen vor. Hier drei Bilder aus Halle, die ich dort vor ca. einem halben Jahr aufgenommen habe:

    Wer in Halle so eine halbe Stunde Zeit hat, weil er dort am Bahnhof umsteigen muss, der sollte mal ein paar Schritte vom Bahnhof entfernt die gewaltigen Autoverkehrsanlagen aus DDR-Zeiten bestaunen! Ich war echt etwas überrascht von den Dimensionen.

    Seit wir im Sommer umgezogen sind ist dieser Supermarkt gerade mal 7km von meinem neuen zuhause entfernt. Ich sag mal so: Wer in den Bus steigt um einkaufen zu fahren, wird wohl die 3km bis Stadthagen weiter fahren. Kurzstrecken-Fahrkarten gibt es sowieso nicht. Was mich als Radfahrer viel mehr stört: Ich kenne keinen Supermarkt im Umkreis, der vernünftige Fahrradständer hat. Mehr als Felgenkiller ist nicht drin, und da stell ich mein schönes neues Rad sicher nicht rein (War nötig weil jetzt weiterer Weg zur Arbeit). Für den Hänger (der war dann für die Einkäufe nötig statt Handkarre) erst recht nicht. Am ehesten gehen oft noch die Einkaufswagenboxen.

    PS: Ulli, bist Du öfters in Niedernwöhren oder woher hast Du das Bespiel?

    Bin öfter schon durch Niedernwöhren (Meerbeck) geradelt (verwandschaftsbedingt). Ich glaube auch nicht, dass der Supermarkt an der Stelle mit dem roten X in Meerbeck, einfach links liegen gelassen würde von jemandem, der mit dem Bus fährt. Denn er hat erst kürzlich ausgebaut und es gibt noch einen zweiten direkt auf der Straßenseite gegenüber. Und es gibt noch den Getränkemarkt an der Kreuzung. Und außerdem eine Apotheke. Das ist schon ein ziemlich breites Angebot. Jenachdem was man braucht, muss man nicht unbedingt nach Stadthagen fahren. Problematischer ist, dass die Busse so selten fahren. (Man könnte zynischerweise sagen, da die Busse sowieso so selten fahren ist es ohnehin schon wurscht, ob sie nun vor dem Supermarkt halten oder einen Kilometer weiter.) Wenn man es nicht zynisch, sondern ernsthaft betrachtet, dann muss es natürlich heißen: Bustakt verdichten und Supermarkt-Haltestelle einrichten!

    Da du ja in der Gegend wohnst: Hast du schon mal den Bürgerbus Niedernwöhren in Anspruch genommen?

    Anrufbus Niedernwöhren

    05721 / 93 50 93

    + Kein Fahrplan

    + Keine Linienverbindung

    + Keine festen Haltestellen

    + Abholung vor der Haustür

    + Rollstuhlbeförderung

    + Mitnahme von Kinderwagen

    Habe damit bislang mehrere gute Erfahrungen gemacht. Aber: Anmeldung ein Tag im Vorraus!

    https://www.anrufbus-niedernwoehren.de/

    Achja Die Fahrradabstellanlage ist in Meerbeck gewohnheitsmäßig drastisch unterentwickelt. Dagegen - wie üblich - ein Riesenautoparkplatz!

    Aber es gibt auch gute Fahrradabstellanlagen an Supermärkten, wie dieses Beipiel aus Hannover-Kleefeld zeigt. Leider sind es viel zu wenige Bügel, aber dafür richtige Bügel zum Anlehnen und überdacht. Das Bild ist von ein Tag vor der Wiedereröffnung. Da muss ich bald mal nach der Auslastung schauen! Aber selbst wenn die noch nicht voll ausgelastet sind, ist es wichtig viele gute Fahrradbügel bereit zu halten!

    Für die Attraktivität der Stadtzentren ist es nicht wichtig, dass man direkt vor jeden Laden mit dem Auto fahren kann, sondern dass man dort ein Angebot und eine Atmosphäre vorfindet, die es vom Einkaufszentrum am Stadtrand abhebt.

    Da stimme ich dir zu. Aber leider ist das rationale Argument das eine und die blühende Fantasie das andere, das, was beflügelt! In den Stadtteilen Hannovers läuft das dann in Diskussionsveranstaltungen bisweilen so:

    "Ich brauche den Parkplatz vor der Haustür, damit dort meine Kunden parken können. Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass jetzt Parkplätze zurückgebaut werden sollen," sagt da ein Ladenbesitzer.

    Die beste Antwort: "Nach meiner Beobachtung parkt auf dem Parkplatz vor ihrem Laden jeden Tag, den ganzen Tag das selbe Auto, nämlich Ihr Auto! Und alle zwei Stunden kommen Sie raus, um die Parkscheibe weiter zu drehen." Für so Sprüche braucht man die richtigen Leute in Diskussionsveranstaltungen!

    Man kann sich das Ergebnis hier anhören, ich zieh’s mir eventuell mal am Wochenende rein: https://mediandr-a.akamaihd.net/progressive/20…5-2127-5200.mp3

    Bei Minute 9:00 in der verlinkten Diskussionssendung des NDR kommt ein Hörer zu Wort, der darüber klagt, dass der zunehmende Online-Handel es den Händlern in der City immer schwerer mache, sich mit ihrem Geschäft am Markt zu behaupten. Kurioserweise verlangt dieser Hörer in diesem Zusammenhang, man müsse die Parkplatzsituation für den Autoverkehr in der Innenstadt deshalb deutlich verbessern. Das ist leider nicht nur eine einzelne Hörermeinung. Vielmehr habe ich das Argument, wegen des zunehmenden Online-Handels müssten mehr Parkplätze (am besten kostenfrei) in der Innenstadt bereit gehalten werden, schon häufig gehört in verkehrspolitischen Diskussionen.

    Da wird eine Verknüpfung zwischen zwei Entwicklungs-Strängen hergestellt, die erst mal nichts miteinander gemeinsam haben. Das Argument wird nach meiner Beobachtung in der Diskussion von denjenigen angewandt, die eine Verkehrsplanung weg vom Auto hin zu mehr Fahrradverkehr und mehr ÖPNV ablehnen. Es funktioniert nach dem "Mitleids-Schema":

    Diese "armen, armen" City-Händler. Der online-Handel setzt ihnen so schwer zu. Und jetzt kommen da auch noch die "bösen, bösen" alternativen Verkehrsplaner, die die Anzahl der Parkplätze reduzieren wollen, und die die Anzahl der Fahrbahnen auf den Einfallstraßen reduzieren wollen. Dabei wird doch ein Radfahrer niemals nie so viel in einem Geschäft in der Innenstadt einkaufen, dass es sich lohnt, eine Autofahrspur dicht zu machen, um dafür einen Radweg anzulegen.

    Täusche ich mich, oder handelt es sich bei dieser rhetorischen Verknüpfung von Online-Handel mit angeblich fehlendem Parkraum tatsächlich um ein Standard-Argument, das häufig vorgetragen wird von der Autolobby? Und wie könnte eine clevere Antwort darauf aussehen? (Darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um ein Standard-Argument nach der Mitleids-Masche handelt, reicht oft nicht aus. Da muss es doch noch was Spritzigeres geben.)

    Da die Fläche allerdings für die Mitbenutzung durch KFZ-Führer gesperrt wird, wenn ein Sonderweg eingeführt wird, beanspruchst "du" die Fläche allerdings nicht nur dann, wenn du da bist, sondern auch wenn du nicht da bist. Diese rund-um-die-Uhr-Blockade halte ich für das genaue Gegenteil des Weniger-Beanspruchens (gilt umgekehrt natürlich genau so, also für den Fall, dass die Fahrbahn wegen des Radweges auch in Abwesenheit von KFZ für Radfahrer gesperrt bleibt...).

    Ich möchte an der Stelle noch mal auf die "römische Lösung" zurückkommen. Im antiken Rom durften Karren nur nachts fahren. Tagsüber war nur Fußgängerverkehr erlaubt. Kann man natürlich nicht einfach so 1 zu 1 übertragen. Aber ist es in modernen Fußgängerzonen nicht ebenso geregelt? Lieferverkehrfreigabe in eng begrenzten Zeiträumen!

    Aber natürlich gab es in der Antike noch keine Fahrräder und keine Stadtbahnen oder Omnibusse. (Obwohl bei den Omnibussen bin ich mir nicht so sicher, die kommen zumindest bei Asterix und Obelix und die olympischen Spiele vor. https://www.comedix.de/lexikon/db/img/mietkarros.jpg )

    Eine Lösung, die zumindest so ein ganz klein bisschen Richtung Rom in der Antike geht, wird gerade in Madrid gültig: "Grundsätzlich dürfen in einem Monat nur noch Anwohner auf der Straße parken, alle anderen müssen mit ihren Autos ins Parkhaus. (...) Wer sich nicht an die neuen Regeln hält, wird mit einem Bußgeld von 90 Euro belegt. Die Überwachung des Verkehrs soll mithilfe von Kameras gelingen." Diese Kameras hängen in den Parkhaus-Einfahrten und an den Einfall-Straßen. Wer nur auf der Einfallstraße fotografiert wurde, der darf dann 90 Euro bezahlen.

    https://www.electrive.net/2018/10/24/mad…ntrum-verbannt/


    Auch Der Standard aus Österreich berichtete: "Madrid sperrt den Verkehr aus." Der Titel ist natürlich reißerischer Quatsch, aber immerhin, Der Standard berichtet! https://derstandard.at/2000089807652/…ehr-ab-November

    Was lernen wir aus der Hessenwahl? Ist der grüne Wahlerfolg in Hessen insbesondere in den Städten auch darin begründet, dass sich die Grünen konsequent für den Umweltverbund aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr stark machen? Siehe auch dieses Wahlplakat zur Hessenwahl: https://www.gruene-hessen.de/partei/wp-cont…mme_Verkehr.jpg

    Und ist das schlechte Abschneiden der CDU und SPD auch darin begründet, dass sie auf den letzten Metern noch mal schnell ein Gesetz ankündigten, dass darauf hinausläuft, Messergebnisse für Schadstoffwerte durch Autoabgase zu ignorieren um Fahrverbote zu verhindern? Oder hat CDU und SPD diese Ankündigung auf den letzten Metern noch ein paar Stimmen gerettet?

    Du sprichst dich also dafür aus, dass 17% der Verkehrsflächen exklusiv für VW Golf reserviert werden, denn nur dann entspricht die Verkehrsfläche dem Marktanteil dieses Fahrzeugtyps, und nur dann herrscht per Definition "Harmonie".

    Was wäre daran wohl gerecht oder harmonisch? Nein es geht zuallererst mal darum zu sehen, was geht und was nicht geht, weil es technisch nicht lösbar ist. Technisch nicht erfüllbar sind Städte, in denen jeder mit dem Auto mobil ist. Das ist keine sehr neue Erkenntnis. Im Gegenteil. Im antiken Rom gab's zwar noch keine Autos, aber bereits eine wichtige Verkehrsregel, nämlich dass tagsüber keine Karren in der Stadt fahren durften. Nur Fußverkehr war erlaubt.

    Was jetzt stattfindet ist der Versuch den uneinlösbaren Anspruch zu erfüllen, dass jeder auch in der Stadt jederzeit problemlos mit dem PKW mobil sein könne. Obwohl das nicht geht, wird jedoch in weiten Teilen der Politik an diesem Anspruch festgehalten, weil oft die Bereitschaft fehlt, ein Verkehrsmengenmanagement durchzuführen, bei dem es eine Rolle spielt, welche Verkehre in welchem Umfang wirklich notwendig sind. Und dort wo zumindest ansatzweise ein solches Verkehrsmengenmanagement betrieben wird (zum Beispiel Vorrangschaltung für Öffis) ist es ständiger unsachlicher Kritik und groben populistischen Anfeindungen ausgesetzt.

    Die Gier setzt sich sonst über sämtliche Regelungen hinweg und richtet massive Zerstörung an. Aber Gier ist gleichzeitig der wirksamste Mechanismus für Fortschritt.

    Das hört sich jetzt ein bisschen so an wie: "Der Krieg ist der Vater aller Dinge". Wird auch gerne zitiert, aber der Gedanke ist ebenso falsch. Denn was nutzten Gier und Krieg, wenn es nicht auch Frieden gäbe. Und Menschen, die sich für den Frieden und für ein gerechtes Zusammenleben mit anderen Menschen und der Natur stark machen? Es gäbe einen Dauerkriegszustand, der sicher nicht erstrebenswert ist. Fortschritt an und für sich ist übrigens kein Wert. Da müsste doch zuerst mal eine Klärung stattfinden zu der Frage, Fortschritt wohin?

    Überzeugt doch die Leute von den Vorteilen, die das Rad hat - anstatt immer in erster Linie das Auto madig zu machen? Das halte ich für die schwierigere, aber erfolgsversprechendere Strategie. Bei den üblichen Verbotsfantasien oder den Forderungen, das Autofahren über unsoziale Verteuerung wieder zu einem exklusiven Privileg Reicher zu machen, erreicht ihr bestenfalls eine Trotzreaktion. Freunde macht ihr euch damit nicht. Man sollte den Leuten auch überhaupt erst einmal echte Alternativen zeigen, bevor man jene dafür verdammt, ein Auto zu besitzen. Leider gibt es jene Alternativen meist gar nicht - denn nicht jeder wohnt im Zentrum einer Großstadt mit Bussen und S-Bahnen im 5- bis 10-Minuten-Takt in alle Himmelsrichtungen. Sondern in kleinen Städten und auf dem Land, wo bestenfalls mal ein Bus die Stunde fährt. Und nach 19 Uhr sowie an Wochenenden werden die Bürgersteige dann ganz hochgeklappt - und du bist in deinem Kaff gefangen...! Wie die Leute zu ihren Jobs (es ist ja Dank Hartz IV inzwischen wirklich alles "zumutbar") kommen sollen, interessiert da auch keinen mehr.

    Und was die Trolleys betrifft - warum sich nicht ganz einfach einen eigenen kaufen...!?

    Das mit den Einkaufstrolleys hat vor allem smbolischen Wert. Es zeigt an: Du hast kein Problem hier zu Fuß einzukaufen und dich spontan für einen größeren Einkauf zu entscheiden, den du nur mit Mühe in Einkaufstaschen zu Fuß nach hause schleppen könntest. Tatsächlich ist es bereits heute so, dass in der Stadt einige Leute mit dem eigenen Einkaufstrolley einkaufen gehen.

    Zu deinem Stichwort, "Leider gibt es jene Alternativen (du meinst damit vermutlich autofreie Alternativen) meist gar nicht..." folgender Sachverhalt:

    Im Landkreis Schaumburg gibt es einen Supermarkt (der einzig größere in rund 5 km Umkreis) in dessen Nähe eine Buslinie verläuft. Aber eben nur in dessen Nähe. Siehe Karte! Das kann's ja wohl nicht sein. Es geht mir hier nicht um die blitzeschnellen, möglichst brutalen Verbiete-Lösungen, aber solche Entwicklungen wie ich sie auf der openstreet-map-Karte eingezeichnet habe, das sind ganz klare Fehlentwicklungen, die vermutlich bereits auf der Grundlage der jetzigen Gesetzes- und Verordnungslage verhindert werden könnten, wenn sich die Verantwortungsträger nicht ständig nur auf den Autoverkehr fokussieren würden.

    Und darum geht es mir, dass Nicht-Autofahrerinnen und Nicht-Autofahrer nicht einfach weggedacht werden dürfen, sondern im Gegenteil an erster Stelle zu stehen haben! Und das gilt ebenso für die Natur. Die wird ganz einfach weggedacht und weggemacht (Stichwort Flächenversiegelung). Das kann's ja wohl nicht sein!

    Ich bin ziemlich sicher, dass man zwar auf dem großen Gemeinschaftsparkplatz auch Fahrräder, wohl aber auf den Fahrradstellplätzen keine Autos abstellen darf. Wer ist jetzt ungerecht bedient?

    Du hast noch nicht ausprobiert, was passiert, wenn ein Radfahrer es wagt, sein Fahrrad auf einem Autostellplatz abzustellen. Für den Fall, dass du das mal ausprobieren willst, mach das bitte nicht alleine, sondern in einer möglichst großen Gruppe. Habe das mal im Rahmen einer Protestaktion auf einem Mac-Doof-Parkplatz zusammen mit vielen anderen Radfahrern gemacht. Wir mussten uns so einiges anhören und nur Dank eingeübter Deeskalations-Strategie konnten wir Übergriffe von Autofahrern verhindern.

    Umgekehrt habe ich es schon erlebt, dass Fahrradparkplätze, die nicht hinreichend abgesichert waren (abgepollert o. ä.), von Autos zugeparkt wurden. Machen viele Autofahrer ja auch ganz selbstverständlich mit Fuß- und Radwegen genau so.

    Der Staat möge sich bitte in solche privaten Belange nicht einmischen. Tatsächlich gibt es dort vor jeder Haustür mehrere Fahrradstellplätze. Also so etwa 5 Stellplätze auf 12 Klingelschilder. Das wird ganz ganz sicher reichen ;)

    Wie's unten in den Tiefgaragen aussieht, weiß ich nicht.

    Kürzlich eröffnete in Kleefeld (Stadtteil von Hannover) ein neuer Supermarkt. Es gibt dort eine große Anzahl Autostellplätze und nur ganz wenige Fahrradstellplätze. Das kommt dabei heraus, wenn man es dem "freien Markt" überlässt. Rundum gibt es sehr viel Wohnbebauung in Fahrradnähe (auch für weniger sportliche Alltagsradler). Aber der Blick auf den Parkplatz des neuen Supermarktes signalisiert ganz deutlich: Hier kauft man mit dem Auto ein. Sinnvoll wäre eine Vorschrift, die es verbietet, dass hier oberirdische Stellplätze für Autos zur Verfügung stehen. Die Autos können ja auch in einer Tiefgarage stehen, für die der Kunde bezahlen muss. Könnte man vermutlich rechtlich entsprechend regeln, wenn der politische Wille da wäre. Wäre schließlich auch im Sinne von Verhinderung von Flächenversiegelung. Da die Supermärkte anscheinend nicht von selbst drauf kommen, müssten darüber hinaus Anreize geschaffen werden mit denen die Supermarktbetreiber dazu gebracht werden, eine Art Einkaufstrolley-Verleihsystem anzubieten. Dazu müssten lediglich die heute schon verbreiteten etwas größeren Einkaufskörbe auf zwei Rollen etwas "geländegängiger" gestaltet werden. Und ein entsprechendes Pfand-System müsste sicher stellen, dass die rollenden Einkaufskörbe auch wieder zurück kommen. Link zu einem Bild mit rollbarem Einkaufskorb: https://www.dcreurope.com/wp-content/upl…ndje-wielen.jpg

    Habe mir gerade den Anfang der Sendung angehört (Danke für den Link, Malte!). Und bin leider schon ziemlich bedient. Denn der Moderator stellt die Frage: Wie kriegen wir ein harmonisches Miteinander hin? (Minute 00:40) Und damit stellt er die Weichen in die falsche Richtung. Es kann kein harmonisches Miteinander geben. Denn die vorgegebenen Strukturen sind so auf den Autoverkehr zugeschnitten, dass diese Verkehrsart den allergrößten Anteil an Verkehrsfläche einnimmt. Ein harmonisches Miteinander kann aber nur dann entstehen, wenn eine gerechte Verkehrsflächenverteilung am Anfang stünde. Da die Verkehrsfläche in der Stadt begrenzt ist, müsste zunächst geklärt werden, welche Autoverkehre sind unabdingbar notwendig, z. B. Rettungsfahrzeuge oder Lieferverkehr oder Ver- und Entsorgung. Die Politik ist jedoch ganz überwiegend nicht bereit dazu Stellung zu nehmen, geschweige denn Entscheidungen dazu zu treffen. Denn damit würde ein weitverbreitetes Dogma fallen, dass nämlich jeder Bürger ganz selbstverständlich ein Anrecht darauf habe, mit seinem eigenen PKW mobil zu sein und einen kostenfreien Parkplatz vor der Haustür wie selbstverständlich beanspruchen dürfe. In den seltenen Fällen, in denen ein Politiker mal vorsichtig etwas in diese Richtung andeutet, darf er zuverlässig mit einem gewaltigen Shitstorm rechnen und wird darin von seinen Parteikolleginnen und -kollegen schutzlos stehen gelassen.

    Mal sehen, ob ich trotzdem noch weiter die Sendung höre, obwohl ich diesen Anfang schon sehr ätzend finde. Hat denn wer anders schon mal tiefer reingehört und was Interessantes rausgehört?

    Ansatzweise zumindest ein Beispiel für einen ganz niedrigschwelligen Hinweis darauf, dass es nicht so laufen kann, dass man jedem Autofahrer "seinen" Parkplatz in Aussicht stellt, sondern dass es wichtig ist, je nach Autonutzung zu differenzieren, habe ich kürzlich in Bingen am Rhein gesehen:

    In Bingen sind Stellplätze, die mit einem Verkehrsschild eingeschränktes Halteverbot gekennzeichnet sind, zusätzlich mit der Aufschrift "Ladezone" auf dem Stellplatz beschriftet. Nutzt natürlich auch nur dann was, wenn es entsprechend kontrolliert wird. Und wenn diese Kontrollen dann nicht als Abzocke einer angeblich "unfähigen" Verwaltung geschmäht werden, die nur den Autofahrern das Geld aus der Tasche ziehen wolle. An anderer Stelle im Forum hatte ich ein ähnliches Foto aus Lille in Nordfrankreich schon mal reingestellt.

    Selbst wenn. Das ist für eine heutige Betrachtung des Themas vollkommen irrelevant.

    Ich sehe einfach nicht, weshalb die Politik hier in den freien Markt eingreifen muss. Soll der Markt das Problem selbst regeln.

    Wenn die Politik tätig werden will, könnte sie die StVO für den ruhenden Verkehr durchgesetzen. Oder die Aufteilung des öffentlichen Raums gestalten. Oder überall Gebühren für die Sondernutzung "Parken von KFZ im öffentlichen Raum" einführen.

    Ich sehe da schon ein Problem drin, dass mit der Reichsgaragenverordnung eine Verordnung aus der Nazi-Zeit übernommen wurde, mit der die Nazis versuchten den automobilen Massenwahn zu verbreiten. Möglicherweise hätte eine Bundesregierung oder Landesregierungen in der Nachkriegszeit nicht so selbstverständlich eine solche Verordnung erlassen, weil es ja erst mal vor allem anderen darum ging Wohnraum zu schaffen. (Ich habe das inzwischen noch mal nachgeschlagen, die Reichsgaragenverordnung stammt tatsächlich vom 17.2.1939 https://www.stadtgrenze.de/s/p3r/rgao/rgao.htm )

    Was ich aber noch viel schlimmer finde ist die Antwort des Hamburger Senats auf die CDU-Anfrage:

    „Die Ergebnisse einer von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen beauftragten Evaluierung haben ergeben, dass mehr als 80 Prozent der Kfz-Stellplätze freiwillig gebaut werden, die vor der Gesetzesänderung notwendig gewesen wären“, sagte Behördensprecherin Barbara Ketelhut am Donnerstag. „Eine Abfrage der Wohnungswirtschaft kommt zu einem ähnlichen Ergebnis und auch die Zahlen des Statistikamtes bestätigen das.“ Aus Senatssicht sei eine Wiedereinführung der Stellplatzpflicht in Hamburg nicht notwendig, da Pkw-Stellplätze auch ohne gesetzlichen Zwang in angemessenem Umfang hergestellt würden." (Maltes Link: https://www.abendblatt.de/article2156530…in-Hamburg.html ) Das heißt doch, dass die Abschaffung der Reichsgaragenverordnung gar nicht viel gebracht hat, im Sinne einer Stadt mit weniger Autoverkehr. Und es heißt, dass es an der Zeit ist, eine Verordnung zu erlassen, die für Neubauprojekte den guten Anschluss an den ÖPNV und die Radverkehrsinfrastruktur sicher stellt, und die wirkungsvoll vehindert, dass Garagen oder Stellplätze gebaut werden. Achja und statt einer Reichsgaragenverordnung für Autos ist eine für das Abstellen von Fahrrädern viel wichtiger.

    Und ich befürchte, dass der freie Markt das nicht vernünftig regeln kann. Wie soll denn der freie Markt regeln, dass für einen Neubau mit zahlreichen Autostellplätzen auch die Straßen alle gebaut werden, die diesen Autoverkehr aufnehmen könnten? So wie's jetzt offensichtlich läuft, werden Häuser mit Stellplätzen gebaut, obwohl die Straßen ohnehin schon vollgestopft sind mit Autos. Was dagegen Not tut, sind Maßnahmen, die Wohnungsbau fördern und zwar auf Basis einer Verkehrsinfrastruktur, die den Autoverkehr minimiert oder ganz ausschließt.

    Unfall trotz Rotmarkierung

    Dia HAZ berichtete heute über einen Radfahrunfall in der Brühlstraße, wo eine Radfahrerin auf einem Zweirichtungsradweg von einem PKW-Fahrer schwer verletzt wurde: http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…hrlich-verletzt

    Auf dem Zeitungsbild kann man sehen, dass die Radwegfurt an dieser Stelle bereits mit einer Rotmarkierung und einer zusätzlichen dreidimensional wirkenden Strichmarkierung ausgestattet ist. Trotzdem halte ich das Rotmarkieren der Radstreifen, Schutzstreifen und Radfurten für sinnvoll!

    Das kam wohl nicht bei allen so gut an: Merkel will Diesel-Fahrverbote per Gesetz erschweren

    Die HAZ (sonst eher wenig autokritisch) schreibt heute einen erstaunlich kritischen Kommentar zu Merkels Versuch die Lufthoheit über den Stammtischen damit zu gewinnen, dass sie die Luftreinheit in den Städten dafür opfert. Ob Merkels Vorstoß wohl ein "Rohrkrepierer" wird?

    HAZ vom 23.10.2018: http://www.haz.de/Nachrichten/Po…mit-Grenzwerten

    Und hier ein aktuelles Bild aus Frankfurt vom Bahnhofsvorplatz, voll mit Diesel-Taxis, das ich auch an anderer Stelle im Forum bereits veröffentlichte (Schadstoffe und Macht der Autolobby ...)

    Schadstoffe und Macht der Autolobby