In der Ukraine wird man übrigens eingesperrt, wenn man die ATO (Antiterror-Operation seit 2014) gegen die separatistischen Volksrepubliken im Donbass öffentlich als "Bürgerkrieg" bezeichnet. Haben wohl viele Journalisten dort erfahren.
Insgesamt ist es, glaub ich, schwierig, in der Ukraine "friedensbewegt" zu sein. Man muss wohl eindeutig für oder gegen irgendwas sein, eine sachliche Auseinandersetzung mit den Kriegsursachen, der ganzen Vorgeschichte mit Nuland, Klitschko, dem Absetzen des gewählten Präsidenten, usw., kann dort m.W. nicht wirklich stattfinden.
Deine Hinweise entsprechen meiner Vermutung, dass es nicht einfach damit getan ist, die von Russland besetzten Gebiete, oder auch nur ein Teil davon, von der Ukraine abzutrennen. Das birgt die Gefahr, dass bewaffnete Einheiten, die damit nicht einverstanden sind, weiter Krieg führen. Schlimmstenfalls werden der Donbass und Luhansk zu einem neuen Afghanistan.
In diesem taz-Artikel beschreibt Olaf L Müller den relativen Pazifismus, den er unterscheidet vom absoluten Pazifismus:
Olaf L. Müller ist seit 2003 Professor für Wissenschaftstheorie an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2022 erschien sein Buch „Pazifismus. Eine Verteidigung“ bei Reclam. Im Februar folgt dort sein Essay „Atomkrieg. Eine Warnung“.
Als langfristige Perspektive beschreibt Müller: "Das größte Friedensprogramm der Welt hat die EU erfunden. Es heißt Erasmus und schickt Unmengen von Studenten von Land A ins Land B. Während die jungen Leute nebenbei studieren, leben und kochen sie zusammen, sie feiern, sie verlieben sich – und werden Freunde fürs Leben. Dieses Programm sollten wir auch mit Russland auflegen. Kostet weniger als Panzer und Raketen."