Und leider kommt unser famoser öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Verfassungsauftrag nicht nach, diesen haltlosen Befürchtungen die Fakten entgegenzusetzen. Anstatt klarzustellen: »Für Aufgabenträger wie diese Frau wird es Lösungen geben« bleibt der Eindruck »oh weh, das kann man doch wirklich nicht machen, wie schrecklich!«
Es gibt so Tage, da denkst du: "Verflixt noch mal, was wird hier für ein Schurkenstück aufgeführt."
Leider bist du da jetzt auch noch reingeflutscht, Fahrbahnradler. Aber vielleicht schieb ich ja gerade auch einfach nur Paranoia?
Der Reihe nach:
1. Ich schaue mir heut früh den NDR-Beitrag über die Wahl des ersten grünen OB in Hannover an.
https://www.ndr.de/fernsehen/send…londs55050.html
2. In Minute 4:19 kommt eine Passantin zu Wort: "Ich arbeite im ambulanten Pflegedienst und ich benötige das Auto um von Patient zu Patient zu kommen und ich habe Angst, dass wenn die Grünen gewinnen, das wir dann womöglich mit dem Fahrrad zu den Patienten fahren müssen."
3. So weit so schlecht, denn es ärgert mich, dass in dem Interview so getan wird als bricht mit einem grünen Oberbürgermeister in Hannover die Öko-Diktatur an. Aber sei's drum. Hab' ich mir jedenfalls erst mal gedacht.
4. Dann komme ich heute am frühen Abend an einem Schaufenster vorbei, in dem dieses Plakat hängt:

Müsste man eigentlich mal hingehen sag ich mir und mach ein Foto davon, weil ich etwas in Eile war. Dass da "Experten" von der FDP dabei sind hatte mich allerdings schon stutzig gemacht. Und als ich schon weiterging und noch einen Blick zurückwarf auf den Laden mit dem Schaufenster in dem das plakat hing, was sehe ich da???
5. Da muste ich dann noch ein Foto machen, denn jetzt kommt das mit der "Paranoia". Oder habe ich einfach zu schwache Nerven?

6. Und dann komm ich nach hause und schaue ins Forum und Fahrbahnradler hat gepostet, dass ihm auch genau diese Passage bei 4:19 in dem NDR-Beitrag negativ aufgefallen ist. Da darf man sich doch schon mal fragen, was da gerade für ein übles Spiel gespielt wird - oder?
Hat die FDP die Pflegedienste am kurzen Bändel und instrumentalisiert die jetzt, um am ungebremsten Autowahn festhalten zu können?
Wenn man sich die Internetseite anschaut, auf die auf dem Plakat verwiesen wird, dann landet man bei der Suche nach der Diskussionsveranstaltung zur autofreien Stadt Hannover da:
https://www.dmt.events/neuer-ob-onay-…ehr-neu-denken/
Da sage ich nur, das Bild spricht Bände tosender Autoverkehr auf allen Ebenen und das Bild ist so gemacht, dass man merkt: Die es gemacht haben und die es hier als Aufhänger für eine Einladung zu einer Diskussionsveranstaltung verwenden, die wollen das so, den vielen Autoverkehr. (Oder ist das schon wieder ein Paranoia-Schub?
)
Auf der angegebenen Serite heißt es: „Wem gehört die Stadt?“ und weiter: "Im Rahmen der DMT Arena unter der Überschrift „Wem gehört die Stadt“ diskutieren am kommenden Donnerstag Dr. Stefan Birkner, Fraktionsvorsitzender FDP Nds. und ehemaliger Umweltminister, Peter Löck, Mobilitätsberater, Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) und Christian Bebek, Leiter Verkehrsabteilung IHK Hannover, die Fragen der urbanen Mobilität im Allgemeinen und der Stadt Hannover im Speziellen. Das Besondere an der Podiumsdiskussion: Auch das Publikum bekommt die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Moderiert wird die Diskussion von Franz W. Rother, Chefradakteur des Magazins EDISON"
Peter Löck ist nach meinen Recherchen so einer von der Sorte, der mit autobasierten Personentransportangeboten beweisen will, dass es ohne Auto nicht geht. Obwohl eine ganze Menge mehr mit einer ganzen Menge weniger Auto sehr gut geht.
Stefan Bratzel war unter anderem Produktmanager für den smart. Das Auto mit dem die Automobilindustrie einmal erfolgreich den Eindruck erweckte, es gäbe eine umweltfreundliche Ausgabe desProblemverkehrsmittels. Schon länger weiß man, der smart war in hoher Stückzahl von den Kunden als Zweitwagen begehrt, nicht als Alternative zum Erstwagen, sondern eben als Zusatz zum Erstwagen.
Christian Bebek vertritt die IHK Hannover, also den Wirtschaftsverband, der in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausließ, gegen die angeblich ideologisch motivierte "Autohasserpolitik" der rot-grünen Ratsmehrheit zu polemisieren. Ferner vertritt die IHK vor allem den Standpunkt mehr Parkplätze und breitere Straßen in der Stadt, mehr kostenfreie Parkplätze, Ampelvorrangschaltungen für den ÖPNV sind ideologiemotivierte Autobremsen usw., usw.
Wer da hingehen möchte am 14.11.2019 um 18:00 im Hannover Congress Centrum, der kann sich auf der DMT Internetseite dafür anmelden:
https://www.dmt.events/events/anmeldung-arena/
Das HCC erreicht man mit der Linie 11 Richtung Zoo, Haltestelle Hannover Congress Centrum. Die Stadtbahn hält direkt vor dem HCC. Das ist die Kuppelhalle von 1914 und angrenzende Gebäude. Und man kann natürlich auch sehr schön mit dem Fahrrad hinfahren!
Man wird sich wohl dran gewöhnen müssen in den Diskussionen um den Ausstieg aus dem MIV: Nach der unausweichlichen Kiste Mineralwasser, die dass Auto als Transportlösung angeblich unverzichtbar macht, kommt nun die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes. Immerhin scheint man es für nötig zu halten, gegen die Verkehrsweende größere Geschütze aufzufahren. Und das ist dann ja auch schon irgenwie ein Erfolg.