Beiträge von Ullie

    Ausgangspunkt für die Diskussion hier war ja das Fundstück von obelix, der aus den Tiefen der "assozialen Hetzwerke" ein Dokument ausgegraben hat, dass nicht nur aufgrund seiner Entstehungszeit der Naziideologie zuzuordnen ist.

    https://muenster-journal.de/wp-content/uploads/205722P-1.jpg

    Zwischen der Einleitung mit der Aussage: "Verkehrsgemeinschaft ist ein Stück Volksgemeinschaft!" und dem Schlusssatz, "Halte Dich streng an diese Gebote! Wer sie übertritt, versündigt sich an der Gesundheit und am Wohlstand seines Volkes!", steht jedoch nichts, was nicht auch heute noch unter Nicht-Fahrradfahrenden, aber auch unter Fahrradfahrenden weit verbreitet ist an Grundhaltungen.

    Und was den Schlusssatz mit der Aussage "zum Wohlstand des Volkes" angeht, der spiegelt sich ja eins zu eins in der Aussage der Bundeskanzlerin, dass angeblich 1/7 der Arbeitsplätze in Deutschland von der Autoindustrie abhängen würden.

    Haben die 68er versagt mit ihrem Anspruch, den Muff unter den Talaren zu beseitigen. Mit der Nazi-Ideologie abzurechnen? Schließlich war es genau die Zeit, in der die Autofahrerei erst so richtig zum Massenphänomen wurde in Deutschland, bevor dann mit der Ölkrise 1973 die ersten Dämpfer kamen. Müssen wir uns also heute daran abarbeiten, was die 68er versäumt haben abzuräumen? Möglicherweise weil sie selbst zu sehr vom "Virus Autos" befallen waren, wenn auch vielleicht in einer anderen Weise als die Nazis mit ihren "alles überrollenden Kampfverbänden".

    Ich sehe das als Beleg, dass der ganze "mehrPlatzfürsFahrrad"-Kram bloß scheinheiliges Gerede ist. Die Leute wollen gar nicht mehr Platz, sondern einfach bloß irgendwas, damit sie den Autos nicht mehr im Weg sein müssen (und damit ohne den ansonsten drohenden "puh,-ich-muss-mich-jetzt-aber-ranhalten-damit-ich-Die-nicht-so-aufhalte"-Stress kardio-schonend vor sich hineiern können).

    Eine ältere Dame, Gott habe sie selig, erzählte mir einmal von einem in ihrer Generation verbreiteten Spruch: Wenn es eine entsprechenden Anlass gab, dann sagten die Leute oft: "Einem bösen Hund, dem wirft man auch einmal einen Brocken mehr hin."

    Ich denke diese Spruchweisheit steckt hinter dem defensiven Verhalten vieler Radfahrer und Fußgänger gegenüber dem Autoverkehr. Und das bei weitem nicht nur in Bezug auf das Verhalten im Straßenverkehr.

    Nimm mal nur die aktuelle Diskussion über die "Abfckprämie".

    Im Grunde weiß jeder, dass das Quatsch ist, aber einige lassen sich irreleiten von dem Märchen es gäbe "moderne schadstoffarme PKW" oder mit dem Elektroauto könne die "Erfolgsstory" Massenmotorisierung ungebremst weitergehen. Und wieder andere sind fasziniert von der Technik, "am deutschen Autowesen soll die Welt genesen". Und noch einmal andere glauben den Katastrophenerzählungen von Massenarbeitslosigkeit in einer Branche, in der angeblich 1/7 der Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten, wenn diese Branche auch nur mit den zartesten Ansätzen von einer Regulierung konfrontiert wird.

    Und so wie es im politischen Kurs längst internalisiert ist, so läuft es dann auch ganz konkret auf der Straße ab. Und wer will es den Verkehrsteilnehmern ohne schützenden Blechpanzern übelnehmen, wenn sie sich gefährdet sehen durch Fahrzeuge, die schon dem äußeren Anschein nach nichts Gutes verheißen.

    Da feiert die alte Volksweisheit, "Einem bösen Hund, dem schmeißt man auch mal einen Brocken mehr hin." fröhliche Urständ.

    Der Spruch hat's sogar ins Sprichwortwörterbuch geschafft: "79. Bösen Hunden muss man Brot vorwerfen. – Steiger, 138." als 79. Spruch unter dem Stichwort "Hund" http://woerterbuchnetz.de/Wander/call_wb…=&lemid=WH01794

    Zu Merkels Aussage auf der IAA 2014: "Jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland steht direkt oder indirekt mit dem Automobil in Verbindung." Sagte Kanzlerin Merkel auf der IAA 2014. findet man mehr unter anderem hier beim BUND: https://www.bund-naturschutz.de/wirtschaft-umw…oindustrie.html

    In Wirklichkeit ist es nicht jeder 7. sondern nur jeder 35. Arbeitsplatz, stellt der BUND fest.

    Habe mal nach dem interessanten Dokument "Zehn Pflichten für Radfahrer" von 1938 gesucht, das Obelix gepostet hatte. Und ich bin dabei auf einen Bericht der Online-Zeitung "Münster-Journal" gestoßen:

    https://muenster-journal.de/2019/08/10-pfl…fuer-radfahrer/

    Dort wird in einem Bericht vom 6.8.2019 über eine Museums-Ausstellung über das Dokument berichtet.

    In dem Bericht gibt es eine Abschrift der "Zehn Pflichten für Radfahrer", die ich hier als Zitat einfüge, weil die Frakturschrift doch mitunter etwas mühsam zu lesen ist:

    "Zehn Pflichten für Radfahrer

    Verkehrsgemeinschaft ist ein Stück Volksgemeinschaft!

    Vergiss das nie! Präge Dir ein und behalte gut und für immer:

    Erste Pflicht:

    Scharf rechts am Rand der Fahrbahn fahren!

    Zweite Pflicht:

    Grundsätzlich nicht neben anderen Radfahrern fahren!

    Dritte Pflicht:

    Immer die Radwege benutzen!

    Vierte Pflicht

    Die Lenkstange stets festhalten und die Füße auf den Pedalen lassen!

    Fünfte Pflicht:

    Nur dann überholen, wenn genügend Platz ist und keine Gefahr besteht; nach links in weitem und nach rechts in engen Bogen einbiegen!

    Sechste Pflicht:

    Vor dem Einbiegen nach links, die entgegenkommenden Fahrzeuge vorbeilassen! Rechtzeitig abwinken; vergiß, nicht daß Deine Zeichen bei Dunkelheit oder Nebel schwer zu erkennen sind!

    Siebente Pflicht:

    Kraftfahrzeuge und Straßenbahnen vorbei fahren lassen, wenn Du nicht auf einer gekennzeichneter Hauptstraße fährst.

    Achte Pflicht:

    Dich nicht anhängen, kein Vieh führen und andere Fahrzeuge nur dann ziehen, wenn sie mit deinem Rade fest verbunden sind!

    Neunte Pflicht:

    Nur ein Erwachsener darf ein Kind bis zu sieben Jahren auf einem besonderen Sitz mitnehmen!

    Zehnte Pflicht:

    Dein Fahrrad stets in Verkehrssicherem Zustand halten!

    Halte Dich streng an diese Gebote! Wer sie übertritt, versündigt sich an der Gesundheit und am Wohlstand seines Volkes!"

    "Zehn Pflichten für Radfahrer" von 1938 aus: Münsterjournal, 6.8.2019, hier ein Link zum dort veröffentlichten Bild: https://muenster-journal.de/wp-content/uploads/205722P-1.jpg

    Die Rechtschreibung habe ich nicht an heutige Verhältnisse angepasst, also nicht über "daß" statt "dass" wundern.

    Das sieht ja Ziemlich neu aus... Warum machen die dann nicht einfach

    314.gif

    Carscharing-02.jpg

    Hier noch mal die Ausschilderung in Hannover zum Vergleich:

    Vielleicht besteht der Grund für die auf dem Foto gezeigte Ausschilderung darin, dass dort nur Fahrzeuge von Stadtmobil halten sollen, aber keine Fahrzeuge von anderen Teilauto-Anbietern?

    Das von dir vorgestellte Verkehrsschild mit dem geteilten Auto wird möglicherweise nur für Parkplätze eingesetzt, die generell für Teilautos aller möglichen Betreiber bestimmt sind.

    Was mir dazu auffällt ist diese umständliche Herangehensweise. Wenn es für richtig befunden wird, feste Stellplätze für Teilauto-Betreiber einzurichten, dann wäre es doch eigentlich sinnvoll, nur einen Betreiber oder nur einen kooperierenden Betreiber-Verbund in einer Stadt zuzulassen, so dass jeder, der ein Teilauto benutzt auf alle Teilautos zugreifen kann, und nicht nur wie in diesem Fall auf die Teilautos von "Stadtmobil".

    Andererseits scheint in Hannover der Anbieter "Stadtmobil" der "Platzhirsch" zu sein: "Mit etwa 150 Stationen ist Stadtmobil in Hannover mit großem Vorsprung der Platzhirsch." aus: Carsharing Hannover, 1. Januar 2018

    https://www.carsharing-news.de/carsharing-hannover/

    Ich bin kein Freund von diesen Teilauto-Geschichten, weil es meines Erachtens die Menschen davon abhält gründlich den "Virus Auto" abzuschütteln. Aber freilich ist es immer noch besser es werden Parkplätze für private Stellplätze zurückgebaut, um reservierte Stellplätze für Teilautos anzubieten, als wenn diese Teilautostellplätze einfach noch oben drauf gepackt werden.

    Aber es müssten eben nicht nur drei Stellplätze umgewandelt werden, wie im gezeigten Fall, sondern es müssten gleich 40 bis 50 Stellplätze für Autos abgebaut werden, denn ein Teilauto, das teilen sich ja im Schnitt 15 Menschen, die sonst jeder ein eigenes Auto benutzen würden.

    "Ein teilAuto-Fahrzeug ersetzt so bis zu 15 Pkws." aus: Darum Carsharing, zitiert am 3.6.2020 von dieser Internetseite: https://www.teilauto-neckar-alb.de/darum-carsharing/

    Dass genau das leider nicht geschieht, bekräftigt wiederum meinen Verdacht, dass Carsharing keinen Beitrag zu einer Verkehrswende leistet, die diesen Namen verdient hätte, sondern die Betreiberfirmen einfach nur "Greenwashing" betreiben.

    Ich kritisiere ja gerne, aber das ist ein einfacher Fall von fehlender Information - das können wir beheben. Die Menge an Feuchtigkeit, die die Luft aufnehmen kann ist eine Funktion der Temperatur. Je wärmer es ist, desto mehr Wasser (und Alkohol und Polypropylen und überhapt alles) wird in der Luft gelöst. Das bedeutet im Gegenschluss, bei niedrigerer Temperatur (also mit Klimaanlage) ist es im Raum immer "trockener" (also absolute Feuchte) als in warmer Luft (https://de.wikipedia.org/wiki/Taupunkt ).

    Und weil ich ohne Kritik nicht leben kann: eine Aussage ("heute bin ich nicht krank geworden, obwohl es kalt war, aber ich hatte eine Jacke an") ist keine verwertbare Aussage. Das ist ein Datenpunkt - und leider ein ziemlich sinnloser dazu. Eine sinnvolle Studie beginnt mit vergleichbaren Bedingungen und vielen, vielen Datenpunkten. Dieses "ich habe es aber anders erlebt" beschreiben ist mir ein richtig großer Dorn im Auge.

    Meine Aussage, "wenn du heute mit der Bahn fährst dann kann es sein, dass die Klimaanlage zu kalt eingestellt ist und dann ist es gut, wenn du für alle Fälle eine Jacke dabei hast, die du überziehen kannst", war nicht als belastbares Ergebnis einer Gesundheitsvorsorgestudie gemeint. Trotzdem halte ich das für einen guten Tipp, auch wenn er sich etwas altbacken anhört.

    Der Effekt "Erkältung durch Klimaanlage" kommt aber im Wesentlichen auch nicht daher, dass die Klimaanlage besonders viele Viren verbrietet. Der Grund dafür ist vielmehr, dass durch die trockene Luft aus der Klimaanlage die Schleimhäute austrocknen und man dadurch anfälliger wird, sich auch bei geringer Viruslast was einzufangen.

    Also nach meinen Erfahrungen ist es das nicht oder zumindest ist es das nicht alleine. Gute Klimaanlagen sind in der Lage auch die Luft zu befeuchten.

    Wozu Malte vermutlich und das nicht einmal ganz zu Unrecht sagen würde: Bahn und gute Klimaanlage, das sei ein Paradoxon.

    Vor allem aber habe ich ganz praktisch festgestellt, dass es mich in Räumen mit sehr kühl eingestellten Klimaanlagen schon erkältungsmäßig erwischt hat, wenn ich keine Jacke dabei hatte, oder nicht rechtzeitig dran dachte, die überzuziehen.

    Vor allem aber müsste es doch so sein, dass die trockene Luft auch dann ein Problem darstellt, wenn ich eine Jacke anhabe. Hatte ich aber eine Jacke an, dann hat mich in der Regel die Erkältung nicht erwischt. Ich erinnere mich da an eine Fahrt in einem sehr stark abgekühlten ICE, wo viele Fahrgäste schon ausgestiegen waren. Draußen war es sehr heiß, drinnen sehr frisch und ich hatte zum Glück eine Jacke dabei und dran gedacht die anzuziehen. Prompt bekam ich keine Erkältung.:) Kann aber natürlich auch Zufall sein.

    Das hört sich jetzt so an, als sei es dir ein großes Anliegen, das Befahren von Gehwegen mit dem Fahrrad sehr teuer zu machen. Oder das regelwidrige Benutzen eines Radweges in die Gegenrichtung.

    Das finde ich nicht angemessen, da mit aller Härte vorgehen zu wollen. Und ich hoffe, dass die Polizei bei der Ahndung solcher Verstöße mit Augenmaß vorgeht.

    Wenn ich mir alleine nur vorstelle, wie oft es vorkommt, dass bei Baustellenumleitungen Radfahrer und Fußgänger auf engsten Raum zusammengequetscht werden, bloß dass keine Autofahrspur dafür geopfert werden muss, um eine vernünftige Radverkehrsumleitung anzulegen.

    Da muss doch jedem Radfahrer der Gedanke gekommen, wenn's mal ein bisschen eng wird, dann ist das nicht so schlimm, sonst würde man ja keine solchen Baustellenumleitungen anordnen.

    Dazu kommt eine häufig völlig auf das Auto bezogene Infrastruktur mit 3 Fahrspuren je Fahrtrichtung und im Kreuzungsbereich noch zusätzlichen Abbiegespuren. Auch wenn das von manchen kritisiert wird, dass in Hannover einige Zwei-Richtung-Radwege existieren. Ich finde die sind richtig, weil es die in der Regel nur an sehr breiten Straßen mit wenig Querungsmöglichkeiten gibt. Aber natürlich, wenn dann mal der Radweg einigermaßen breit ist und einer nicht so genau drauf achtet, dann wähnt er sich schnell mal auf einem Zwei-Richtungen-Radweg, auch wenn er's gar nicht ist.

    Am Friedrichswall ist beidseitig ein zwei-Richtungen Radweg.

    https://www.google.com/maps/@52.36858…!7i13312!8i6656

    Der Radweg auf der streetview-Aufnahme wurde übrigens inzwischen verbreitert. Ich finde es richtig, dass am Friedrichswall auf beiden Seiten in beide Richtungen gefahren werden darf. Und an vielen anderen Stellen finde ich es auch richtig.


    Am Allerweg wurde ein Angebotsradweg in beide Richtungen ausgeschildert. Da ist die Straße längst nicht so breit, aber da stark befahren nicht so leicht zu überqueren. Auch das finde ich richtig.

    Und dann:

    Was nun? Kalte Luft alleine macht keine Erkältung. Eine Erkältung ist eine virale Atemwegserkrankung. Ebenso wie Covid-19. Entweder die Klimaanlage ist so toll, dass trotz der kalten Luft nichts passiert, oder die beiden Quellen für "Klimaanlage Problematisch", das "Centre for Disease Control and Prevention" und das "American Journal of Epiodemiology" hatten recht. Die beiden ausgesprochenen Fachquellen, die mit abschließender wissenschaftlicher Exaktheit und Sicherheit Aussagen treffen können.

    Da drin wurde im wesentlichen darüber berichtet, dass Klimaanlagen, die horizontale Luftströme erzeugen die Verbreitung von Krankheitserregern im speziell untersuchten Fall den Corona-Virus von einer Person auf andere begünstigen. Genau dieser Hinweis von dir hatte mich ja neugierig gemacht und veranlasst mal selbst in einem Eisenbahnwagen nachzuschauen, wie dort die Strömungsverhältnisse sind.

    Dass man sich bei kühler Luft erkältet, hat natürlich auch mit dem Vorhandensein von Viren zu tun. In einem Bericht der Zeitung "Die Welt" wird das mit der Erkältung, ausgelöst durch kühle Luft, so erläutert: "Indem sie (die kühle Luft) unsere Nasen frieren lässt. Je kälter die Nase, desto besser können sich dort Erkältungsviren vermehren. Und zwar nicht nur, weil Erkältungsviren sich bei etwas kühleren Temperaturen im Allgemeinen wohler fühlen und besser vermehren können, das war bereits bekannt. Sondern vor allem, weil die Zellen in der Nase sich bei kühleren Temperaturen viel schlechter verteidigen können."

    Lange Zeit dachte ich, was auch in dem Artikel genannt wird: "Kälte sei eine ziemliche Belastung für den Kreislauf, schwäche das Immunsystem und könne somit eine Erkältung begünstigen, ..."

    Dabei ist es doch noch sehr viel mehr die große Hitze, die den Kreislauf belastet und das ist der Grund, warum ÖPNV-Verkehrsmittel besser mit guten Klimaanlagen ausgestattet sein sollten: Das entlastet nämlich den Kreislauf, was besonders älteren und gesundheitlich vorbelasteten Fahrgästen zu Gute kommt.

    Darum erkältet man sich bei Kälte leichter, Die Welt vom 06.01.2015,

    https://www.welt.de/gesundheit/art…e-leichter.html

    Ob man bei Kälte auch leichter an Corona erkrankt, das steht natürlich nicht in dem Artikel von 2015.

    Interessant ist auch dieser Bericht aus der Deutschen Apothekerzeitung von 12/1998:

    "Seit Heizung und Klimaanlage für konstante Raumtemperaturen sorgen, sterben immer weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

    Auf diesen verblüffenden Zusammenhang sind kürzlich Wissenschaftler von der Harvard School of Public Health und der Universität Boston gestoßen. Schon lange ist bekannt, daß bei Extremtemperaturen im Winter oder Sommer besonders viele Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Zwischen den 30er und 70er Jahren sind diese jahreszeitlichen Spitzen jedoch kontinuierlich zurückgegangen. Dimitrios Seretakis, Leiter der Untersuchung, erklärt diesen Trend mit dem zeitlich parallel verlaufenden Siegeszug moderner Heiz- und Kühltechniken in amerikanischen Haushalten: Zentralheizung und Klimaanlage sorgen mehr und mehr für ein nahezu konstantes Mikroklima in den Wohnungen und hebeln allmählich die jahreszeitlichen Temperaturspitzen aus."

    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/1998/daz-12-1998/uid-2946

    Und in Der Welt vom 14.9.2014 heißt es: "Bei Temperaturen über 25 Grad geht man davon aus, dass pro Grad Temperaturanstieg vier Prozent mehr Menschen wegen Herz-Kreislauf-Problemen sterben oder ins Krankenhaus müssen. Hitze wirkt zudem schneller tödlich als Kälte: An heißen Tagen steigt die Sterberate innerhalb von zwei Tagen spürbar." https://www.welt.de/print/wams/wis…Saison-hat.html

    In Bezug auf den Corona-Virus ist es aber von herausragender Bedeutung, dass eine schnelle Lufterneuerung im Wageninneren stattfindet. Und das kann eine gute Klimananlage besser leisten als geöffnete Fenster. Trotzdem sind bei nicht vorhandener Klimaanlage geöffnete Fenster in Bus und Straßenbahn wichtig, um die Luft in Bewegung zu versetzen, so dass keine Virus-Konzentrationen stattfinden.

    Und in Bezug auf meinen Tipp: Besser Jacke oder Pullover dabei haben: Wenn der oben zitierte Welt-Artikel zutrifft, dann müsste es freilich ein Nasenwärmer sein, den man mit sich führen muss. Naja - vielleicht hilft da ja die derzeit obligatorische Alltagsmaske? Aber natürlich kann es passieren, dass die Klimaanlage schlicht falsch, nämlich zu kalt eingestellt ist, dann hilft auf jeden Fall eine Jacke oder ein Pullover, das ist jedenfalls meine Erfahrung. Gilt auch bei geöffneten Fenstern.

    Ich hab mir den Arbeitsplatz ausgewählt. Was als Informatiker in der Großstadt aber durchaus möglich ist.

    Ansonsten hast du Recht, dass der Vergleich hinkt.

    Ich hätte auch gerne ein eigenes Haus, aber dafür müsste ich auch raus ins Grüne ziehen, was ich nicht will, oder ich müsste mich so verschulden, dass ich das evt. nie zurückzahlen könnte.

    Mir fällt noch ein, dass die Nahversorgung auch ein Thema ist, dass bei einem Vergleich von Bedeutung ist. Ich hatte das mal in einem Gespräch in der Form: "Ich benutze ja auch das Auto um im Supermarkt einkaufen zu gehen, den hast du in der Stadt natürlich in der Nähe deiner Haustür, bei mir auf dem Land sind es fast 10 km dahin. Ohne Auto geht da nichts." Tatsächlich gibt es auch heute noch in ländlichen Regionen oft keinen oder nur einen sehr eingeschränkten Lieferdienst. Und 10 km hin und 10 zurück dauern mit dem Rad deutlich länger als mit dem Auto, zumal man dann oft auf Verbindungen fährt, auf denen es keine Staus gibt. Und viele Landstraßen haben Abschnitte, auf denen bis zu Tempo 100 gefahren werden kann. Außerdem haben die Supermärkte im ländlichen Raum in der Regel riesige Parkplätze. Parkplatzsuche ist da jedenfalls kein Problem.

    Jedenfalls gibt es bei der Berechnung von Fahrtkosten immer wieder externe Beeinflussungsfaktoren, die zum Teil tatsächlich eine Rolle spielen oder auch manchmal nur aufgebauscht werden, um den Eindruck zu erwecken: "Ein Auto braucht sowieso jeder grundsätzlich, das ist nun mal so." Und oft und gerne wird dann direkt hinterher geschoben: "Wie willst du denn sonst eine Kiste Mineralwasser nach hause bringen?";)

    Rechne doch einfach mal so Yeti:

    Was hat dich deine Fahrradfahrerei gekostet in sagen wir mal den letzten 15 Jahren mit allem inklusive. Und was hätte dich stattdessen ein Auto gekostet?

    Wobei bei dieser Rechnung manche Autofahrer gerne die Nebenrechnung aufmachen, dass man als Autofahrer ja auch keine zusätzlichen ÖPNV-Kosten (z. B. wegen Schlechtwetter) oder Fernreisekosten gehabt habe, da man das ja auch mit dem Auto in den Urlaub fahre.

    Je nach Radfahrer- bzw. Reisetyp kann man dann mit Fahrradreise kontern.

    Na - rückfällig geworden? Vom Corona-Virus verschont geblieben, dafür aber vom "Virus Auto" verrückt geworden? ;)

    (Der renommierte Wiener Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher ist ja unter anderem bekannt für seinen Vergleich der Autofahrerei mit einer virusbedingten Erkrankung. Ein Vergleich auf den er immer wieder gerne augenzwinkernd hinweist. Siehe auch hier: "Leben wir in einer Auto-Diktatur?" https://weilheim-schongau.bund-naturschutz.de/fileadmin/krei…oha_2014_01.pdf )

    Ich will nichts beschönigen und kann wirklich nicht mit abschließend wissenschaftlicher Exaktheit und Sicherheit sagen, dass das Benutzen des ÖPNV in Corona-Zeiten kein erhöhtes Ansteckungsrisiko darstellt.

    Aber ich habe inzwischen eine eigene Untersuchung angestellt an einem Doppelstock-Eisenbahnwaggon, den ich kürzlich nutzte. Hier das Ergebnis in Fotos:

    Ich denke, dass zumindest in den von mir benutzten Wagen die Klimaanlage gute Dienste leistet. Der Luftstrom war deutlich spürbar. Man kann es ja auch am Papierstreifen an den Ansaugschlitzen sehen.

    Und es war ein Luftstrom von oben nach unten, der verhindert, dass sich belastete Luftteilchen in der Schwebe halten.

    Tipp! :!:Unbedingt was zum Überziehen (Pullover, Jacke, lange Hose) einpacken und im Eisenbahnwagen anziehen. Besonders wenn man sportlich mit dem Fahrrad unterwegs war und dann im kühlen Luftstrom sitzt, fängt man sich schnell eine Erkältung ein.

    Was ich wirklich als bedrückend empfinde ist das große Schweigen in den Wagen. Hier halten die Fahrgäste tatsächlich eine eiserne Disziplin, was mir zugegebenermaßen nicht leicht fällt. Was aber vermutlich auch zu einer Nichtweitergabe des Virus beiträgt. Es finden wirklich keine Gespräche zwischen den Fahrgästen statt, allenfalls ganz leise geführte zwischen Fahrgästen, die offensichtlich dem selben Haushalt zugehören.

    Dass mit dem "frische Luft, kein Stress und keine Staus" kann ja ein sehr subjektives Empfinden sein. Ein Autopendler würde möglicherweise geltend machen, dass er ja in Ruhe Radio hören könne, während er fährt. Und dass er gerne im Trockenen sitzt auch wenn es draußen regnet.

    Aber ein anderer Gesichtspunkt scheint mir wichtig: Wer mit dem Fahrrad pendelt hat in der Regel kürzere Wege zur Arbeit und er hat vermutlich häufiger Kompromisse gemacht, um das hinzukriegen. Zum Beispiel durch Umzüge oder durch die Arbeitsplatzwahl.

    Wer mit dem Auto fährt, der wohnt oft abseits der Ballungszentren im "Grünen", wie es so schön heißt, und hat deshalb einen längere Wegedistanz zur Arbeit.

    Trotz der größeren Distanz zur Arbeitstätte hat er oft keinen längeren (zeitlich bertrachtet) Weg zur Arbeit. Und die Straßen sind nicht über den ganzen Weg zur Arbeit hin verstopft.

    Aber die höhere Kilometerzahl lässt im Vergleich zum Fahrrad noch mal zusätzlich die Kosten ansteigen. Man müsste also für einen echten Vergleich nicht das Kilometergeld berechnen, sondern das Minutengeld.

    Man darf nicht rechnen, wieviele Kilometer lege ich mit dem Verkehrsmittel für die Arbeitsstättenanfahrt zurück und was kostet mich dementsprechend ein Kilometer. Sondern wieviele Minute verwende ich für die Arbeitsstättenanfahrt und wieviel kostet mich dann eine Minute Verkehrsmittelbenutzung. Vermutlich stellt das einen korrekteren Vergleich bei der Verkehrsmittelwahl dar.

    Richtig schwer wird der Preisvergleich beim ÖPNV. Dort gibt es oft Zonengrenzen, die sehr engräumig geschnitten sind in den Ballungszentren, aber sehr weiträumig im Umland. Wenn zum Beispiel jemand dicht vor einer Tarifzonengrenze wohnt und seine Arbeitsstätte dicht hinter der Tarifzonengrenze liegt, dann zahlt er für eine kurze Distanz und eine nur wenige Minuten Fahrtzeit dauernde Fahrt einen hohen Preis.

    Je nach Zuschnitt der Tarifzone kann es aber auch sein, dass jemand nur innerhalb einer Umland-Tarifzone unterwegs ist auf dem Weg zur Arbeit, eine große Distanz zurücklegt und trotzdem nur den Preis für eine Zone zahlt.

    Dieses kleine Plakat auf dem Rücken einer Demo-Teilnehmerin bringt wohl recht zutreffend zum Ausdruck, was derzeit manche grübeln lässt. Es ist anscheinend gelungen, schnelle und teils auch drastische Maßnahmen zu ergreifen, die das Ausbreiten des Corona-Virus eingedämmt haben. Warum sollte es da nicht möglich sein, ebenso konsequent den CO2-Ausstoß zu reduzieren? Das fragen sich derzeit viele, nicht nur die Teilnehmer*innen an der Fahrraddemo am Freitag, 29.5.2020, in Hannover, wo dieses Bild entstand:

    Auch das ist natürlich eine "elegante" Möglichkeit die Anzahl der Stellplätze für rein private KFZ zu reduzieren.

    Man macht Teil-Auto-Stellplätze draus. Wenn jetzt ein Autofahrer protestiert, dann kann man das abwehren, indem man drauf hinweist, dass mehrere Leute das Teilauto abwechselnd nutzen. Und wenn die alle ein eigenes KFZ hätten, dann belegten die noch viel mehr Parkplätze als die für den Teilauto-Betrieb reservierten Parkplätze.

    Ist das Blockieren solcher Stellplätze für Teil-Autos eigentlich auch teurer geworden?

    Vielen Dank noch mal für den Hinweis, Hane. Irgendwo weiter oben war schon mal die Rede davon, dann hatte ich es wieder aus den Augen verloren. Ich denke, dass die Tempo 60 dazu beitragen werden, dass Lastwagen und Omnibusse nicht mehr überholt werden und das trägt wiederum zur Senkung der Unfallgefahr bei.

    Bei Tempo 60 ist es meines Erachtens auch realistisch, breite Radfahrstreifen anzulegen oder Schutzstreifen anzulegen. Schutzstreifen würden auf wenig befahrenen Straßen es ermöglichen, dass die Straßen schmal gebaut werden können. Im Begegnungsfall LKW-PKW können dann Fahrzeuge auf den Schutzstreifen ausweichen.

    Ja ich weiß, Schutzstreifen gibt es in Deutschland nicht außerorts. Aber doch wohl vor allem deshalb, weil Autofahrer immer wieder separate Radwege durchsetzen, damit auf möglichst vielen Landstraßen möglichst ungestört vom Radverkehr Tempo 100 gefahren werden kann.

    Zur Abwechslung hat's mal wieder eine Laterne "erwischt":

    Es sieht fast so aus, als habe ein KFZ-Lenker sich daran gestört, dass hier ein Übergang mit Schutzinsel angelegt wurde. Da hat er dann halt die Laterne zur Schranke machen wollen, um den Übergang zu schließen:

    Hier die googlestreetview-Perspektive:

    Das streetview-Bild wurde von der gegenüberliegenden Straßenseite aus aufgenommen.

    https://www.google.com/maps/@52.37573…0!7i8704!8i4352

    Ich gebe natürlich zu, dass das ein hehres Ziel ist, aber man muss sich große Ziele setzen, um in kleinen Schritten hinzukommen. Wenn man schon vorher sich mit wenig zufrieden gibt, wird man auch davon nur einen Teil erreichen, was es eigentlich wieder sinnlos macht, überhaupt anzufangen. (...)

    Das mit den Bussen hatte ich nicht im Kopf, danke für den Hinweis. Solche Busrouten könnte man dann mit Schildern ausstatten, falls notwendig.

    Ich bin mal so frei und nehme dich beim Wort und setze große Ziele. Und das heißt, das auf allen Landstraßen (inkl. Bundesstraßen) Linien-Omnibusse unterwegs sein werden. Deshalb Tempo 60 auf allen Landstraßen.

    Das Problem würde sein, dass dann die Autolobbyisten kämen und forderten, dass möglichst viele neue Autobahnen gebaut werden müssten oder Bundesstraßen, die Autobahn-mäßig ausgebaut sind, so dass man darauf wie auf Autobahnen die von mir für Autobahnen vorgeschlagenen Tempo 80 fahren kann.

    Der springende an den Tempo 60 ist jedoch, dass so sicher gestellt ist, dass der PKW-Verkehr nicht schneller ist als Linienbusverkehr. Das ist eine wichtige psychologische Schranke.

    Und PKW-Fernverkehr, der über Autobahnen abgewickelt wird darf nur auf wenigen Strecken stattfinden. Vorhandene Autobahnen könnte man nutzen, um auf einem Teil der Fahrspuren Strecken für den Schienenverkehr anzulegen, der dann deutlich sichtbar mit Tempo 120 an den Autos vorbeizieht.

    Man wird ja wohl noch mal sagen dürfen, was ökologisch und auch ökonomisch sinnvoll ist.

    Du redest im Wesentlichen über externe Effekte der einzelnen Verkehrsmittel. Die Internalisierung selbiger ist Aufgabe der Politik.

    Es hat noch nie im großen Stil und auf Dauer funktioniert, dass Menschen freiwillig etwas aus höheren Motiven machen. Daher muss es der Geldbeutel steuern.

    Mit "Internalisierung" der externen Effekte der einzelnen Verkehrsmittel meinst du vermutlich, dass die Politik dafür sorgen müsse, dass Umweltschäden und sonstige volkswirtschaftliche Belastungen möglichst von den Verursachern aufgebracht werden sollen? Also zum Beispiel eine streckenbezogene Maut, um die Kosten für den Straßenbau und -erhalt abzudecken.

    Da hat freilich die Autolobby bereits ganze Arbeit geleistet, um dem vorzubeugen. Der deutsche Autofahrer ist die Melkkuh der Nation tönt es immer wieder laut aus der Autofahrerecke, wenn z.B. das Thema Erhöhung der Mineralölsteuer oder KFZ-Steuer angesprochen wird. Und gerade jetzt in einer Phase, in der einmal mehr das Wiederankurbeln (diesmal der unter Corona "notleidenden") Wirtschaft in den Mittelpunkt gestellt wird, steht es schlecht darum, das Autofahren teurer zu machen.

    Vielleicht muss das auch gar nicht sein, wenn Infrastrukturmaßnahmen ergriffen werden, die die Autoverkehrsflächen reduzieren und gleichzeitig dem ÖPNV, sowie dem Rad- und Fußverkehr Vorrang einräumen. Noch besser ist es, Maßnahmen die den Autoverkehr verteuern mit Maßnahmen zu begleiten, die die ÖPNV-Nutzung vergünstigen. Und auch die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in den Städten kann den Verkehr reduzieren. Und diese preisgünstigen Wohnungen sind in autofreien Wohngebieten zu errichten. Durchmischt mit hochpreisigen Wohnungen, jeweils ohne Autostellplatz vor der Haustür.

    https://www.ndr.de/fernsehen/send…chichte894.html

    ndr.de: Von Bausünden und Bürgerprotest

    Sendung: Unsere Geschichte vom 27.05.2020

    43 min, Verfügbar bis 27.05.2021

    Warum eigentlich entstanden in vielen deutschen Städten nach dem Krieg so extrem breite Straßen?

    Die Antwort darauf, meines Erachtens die plausibelste Antwort, auf diese Frage wird in dem NDR-Beitrag vom Darmstädter Architektur-Historiker Werner Durth bei Minute 15:40 gegeben.

    Demnach waren es nicht einfach nur die bereits unter den autobegeisterten Nazis angeschobenen Planungen von der autogerechten Stadt, die breite Autostraßen erforderte.

    Vielmehr stellt Durth die Erlebnisse der Bombardierung und der Feuerstürme im Zweiten Weltkrieg in den Mittelpunkt. Diese emotional extrem aufwühlenden Erlebnisse veranlassten die Architekten Städte zu planen, die nicht so schutzlos wie die in den Feuerstürmen zerstörten Städte und ihre Menschen ein Opfer der Flammen werden sollten.

    Die breiten Straßen und breite Grünstreifen sollten als Brandschneisen dienen, die ein Übergreifen der Flammen von Stadtviertel auf Stadtviertel verhindern sollten.

    Im Film nicht erwähnt aber wichtig zu wissen: Man rechnete damals mit einem erneuten großen Krieg, einem Krieg zwischen den kapitalistischen und sozialistischen Staaten. Und besonders in Deutschland war die Furcht groß, als Kriegsschauplatz zwischen den Fronten zu liegen.