Beiträge von Ullie

    "Umfrage: Mehrheit der Deutschen will bundesweite Ausgangssperren

    In vielen deutschen Städten gelten schon nächtliche Ausgangsbeschränkungen.

    Mehr als jeder zweite Deutsche ist dafür, solche Maßnahmen bundesweit zu ergreifen.

    Je älter die Befragten, desto größer sind die Sympathien."

    rnd vom 2.4.2021 https://www.rnd.de/politik/ausgan…VXWMFTJ7BQ.html

    "Umfrage: Deutsche in Frage der Ausgangssperren gespalten

    Die Menschen in Deutschland sind gespalten in der Frage, ob zur Eindämmung der Corona-Pandemie nächtliche Ausgangssperren gelten sollen. Auf eine entsprechende Umfrage im Auftrag der ARD gaben 51 Prozent der Befragten an, solch eine Maßnahme für richtig zu halten. 46 Prozent waren dagegen."

    rnd vom 16.4.2021 https://www.rnd.de/politik/umfrag…PIEYZ5JLTY.html

    Was hat diesen Umfrage-Umschwung herbeigeführt?

    Die Corona-Inzidenzwerte sind seit der er ersten Umfrage angestiegen. Einen vorläufigen Höhepunkt gab es Anfang April. Dann gab es einen Rückgang in der Woche nach Ostern. Fand die Befragung möglicherweise statt zu einem Zeitpunkt, als die Befragten von einem weiteren Rückgang der Inzidenzzahlen ausging? Inzwischen übertreffen die aktuellen Inzidenzwerte jedoch diejenigen von vor Ostern.

    Oder gibt es da viele Bürger, die zwar gerne mal großspurig rigides und stringentes Regierungshandeln einfordern, aber denen es dann schnell mulmig wird, wenn die Regierungspolitik sich daran macht, diese Forderungen zu konkretisieren?

    7-Tage-Inzidenz der Coronainfektionen (COVID-19) in Deutschland seit Juni 2020

    Inzidenzzahlen-Statistik: https://de.statista.com/statistik/date…in-deutschland/

    29.3.21: 134 Erster Hochpunkt seit Januar

    8.4.21: 106 Zwischentiefpunkt

    16.4.21: 160 Aktueller Wert

    ...die Schweiz (ebenso wie das übrige Ausland, in dem angeblich dank der höheren Geldstrafen alles so viel besser läuft als hierzulande) im Gegensatz zu Deutschland weder ein Punkteregister für Verkehrstaten führt, noch das Instrument der Androhung einer MPU zur Verfügung hat.

    Übrigens: im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der im Verkehr getöteten Radler in der „Zu schnell? Rübe ab!“-Schweiz fast verdoppelt. In „wir kriegen mal wieder noch nichtmal einen neuen viel zu laschen Bußgeldkatalog auf die Kette“-Deutschland sank sie leicht um 4%. :evil:

    Um Verkehrsunfälle zu reduzieren muss zunächst einmal die Perspektive klar formuliert werden. Und die kann nur heißen:

    Keine schweren Unfälle. Und keine Beeinträchtigung von Klima und Umwelt.

    Das was aktuell an Autos für die private Nutzung auf dem Markt angeboten wird, erfüllt nicht die Voraussetzungen, dazu einen Beitrag zu leisten.

    Trotzdem versuchen Autoproduzenten mit Werbung den Eindruck zu erwecken, ihre Produkte seien sicher.

    Siehe zum Beispiel dieses Plakat:

    Wenn Hersteller Produkte anpreisen, die angeblich besonders ökologisch seien, obwohl sie das gar nicht sind, dann nennt man das "Greenwashing".

    Wenn Hersteller Produkte anpreisen, die angeblich besonders verkehrssicher seien, obwohl sie das gar nicht sind, dann muss man das wohl "Safetywashing" nennen!

    Hier ein extra3-Beitrag in dem sich Christian Ehring über greenwashing lustig macht:

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    oder den hier:

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    Da wünsche ich mir mal einen entsprechenden Beitrag für Safetywashing bei der Autowerbung!

    Geeignet ist ein Verbot sich mit Fremden zu treffen. Geeignet wäre auch eine Maskenpflicht an allen Orten nach 22 Uhr. Die Ausgangssperre erreicht gleiches, aber mit dem falschen Mittel.

    Bereits die Kontaktbeschränkungen stellen einen wesentlichen Eingriff in unsere Grundrechte dar.

    "Wieviele Menschen dürfen sich treffen?

    In der Region Hannover liegt die Inzidenz über 100, so dass die bekannte 1-plus-1-Regelung greift, das heißt: ein Haushalt darf eine weitere Person treffen."

    Quelle: offizielle Internetseite der Region Hannover, https://www.hannover.de/Service/Presse…zu-beachten-ist

    Das heißt ich darf in meiner Wohnung nicht mehr als eine Person empfangen. Ich darf auch dann nicht zwei oder drei Personen empfangen, wenn diese aus einem Haushalt kommen. Ich darf zum Beispiel zusammen mit meinem Schatz nicht wie gewohnt ein befreundetes Paar empfangen, um mit denen Doppelkopf (ein Spiel das man zu Viert spielt) zu spielen? Wir müssen stattdessen auf Skat umstellen (Skat spielt man zu Dritt).

    (Tatsächlich haben wir inzwischen auf Videokonferenz umgestellt in Verbindung mit einem guten Doko-Spielportal.)

    Und dieses Empfangen von zwei Leuten aus einem anderen Haushalt (quasi also unser reales Doppelkopfspiel) ist nicht erlaubt, obwohl ganz klar ist, dass wenn nur einer von den beiden kommt, derjenige, der da kommt noch in der selben Nacht bei sich zuhause mit seinem Partner im selben Bett schläft.

    Übrigens ist auch das Verbot ohne Maske bestimmte öffentlich zugängliche Areale nicht betreten zu dürfen eine nicht unerhebliche Grundrechtseinschränkung.

    Deswegen bin ich ein bisschen überrascht, dass Sie als Alternative zur nächtlichen Ausgangssperre vorschlagen, eine Maskenpflicht an allen Orten nach 22:00 Uhr.

    Sie hatten ja weiter oben auf meine Frage, "Wer bezweifelt eigentlich, dass Ausgangssperren ein geeignetes Mittel der Pandemiebekämpfung sind?" geantwortet:

    "Jeder, der nachts Alleine oder mit Mitgliedern des eigenen Familienstandes vor die Türe gehen möchte. Hoffe ich zumindest."

    Und hatten für diese Aussage auch noch mehrere zustimmende Reaktionen erhalten. Da frage ich doch mal zurück:

    "Warum meinen Sie, dass es zur Pandemiebekämpfung beiträgt, wenn Personen, die nach 22:00 das Haus verlassen, grundsätzlich verpflichtet sind eine Schutzmaske oder gar eine FFP 2 Maske zu tragen?"

    Die "Maskenpflicht" ist immerhin eine Einschränkung der Persönlichkeitsrechte, die nicht einfach mal eben so pauschal verhängt werden sollte. In der Region Hannover hatte man das zunächst sehr pauschal angeordnet, musste dann aber aufgrund von Gerichtbeschlüssen nachsteuern und die Orte der "Maskenpflicht" konkretisieren.

    Auch wenn ich es für verkehrt halte, eine generelle Maskenpflicht nach 22:00 Uhr auszusprechen, so halte ich doch den Zeitpunkt für gut gewählt. Und zwar für den abendlichen Beginn der im Infektionsschutzgesetz geplanten Ausgangssperre. Zumindest für den großstädtischen Raum, wo viele Supermärkte erst sehr spät schließen und die Bewohner*innen ihr Einkaufsverhalten auf die späten Öffnungszeiten abgestimmt haben, halte ich 22:00 Uhr für angemessen.

    Radfalter

    Ja natürlich ist das berechtigte Kritik, wenn nicht einfach nur mit Empörungsrhetorik auf die vorgeschlagenen Ausgangssperren reagiert wird. Deine Vorschläge, zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Möglicherweise habe ich deinen gestrigen Post nicht vollständig gelesen? Entschuldigung bitte.

    Es ist wirklich nicht meine Absicht, Kritiker an einer Ausgangssperre grundsätzlich in die AfD-Ecke zustellen. Und ich habe weiter oben schon klar differenziert zwischen Kritik von Links und Kritik von Rechts oder auch Kritik von Grün. (Wobei die sich in der Ausgangssperren-Diskussion zurückhalten.)

    Das kommt nach meiner Beobachtung oft zu kurz, dass genau hingeschaut wird, wer Kritik übt und mit welcher Intention. Denn eines ist klar: Verschiedene gesellschaftliche Gruppen verfolgen unterschiedliche, manchmal einander widersprechende Ziele.

    Home Office Pflicht und Testpflicht scheiterten bislang am Widerstand der Unternehmen und der unternehmernahen Parteien.

    Für mehr Impfstoffe und Luftfilter mangelte es bislang an der Bereitschaft, dafür Geld in die Hand zu nehmen.

    Es ist aber auch nicht so ohne, das Thema richtig anzupacken. Über Impfstoffe-Verträge wurde bereits sehr früh entschieden. Und ich war ziemlich erschrocken darüber, wieviel nationalistische Gesinnung hochkochte, als Vorwürfe laut wurden, es sei ein Fehler gewesen, in dieser Frage zu sehr auf die EU zu vertrauen.

    Und die Luftfilterfrage ist auch nicht so ohne. In einem Zeitungsbeitrag sah ich nachträglich in Klassenzimmer eingebaute Luftfilteranlagen, die sehr viel Platz einnahmen. Vielleicht hätte das im Wechselunterricht noch funktioniert. Aber spätestens bei der Rückkehr zur normalen Klassengröße, hätte man die Gerätschaften wieder abbauen müssen. Hier wurde seit Jahrzehnten zu wenig investiert in Räume und Ausstattung. Und auch in Personal.

    Der größte Nachteil an der nächtlichen Ausgangssperre als Maßnahme zum Stoppen des Infektionsgeschehens ist vielleicht der, dass noch weitergehende Maßnahmen noch sehr viel schwerer vorstellbar sind. Möglicherweise sogar dann nicht wenn sie dringend nötig werden sollten.

    Auf jeden Fall ist es ein großes Entgegenkommen der Bevölkerung auf diese Freiheit zu verzichten und das sollte von der Regierung stärker gewürdigt werden und anerkannt werden. Es wird schon einiges ermöglicht an Kulturprogrammen, die man vorwiegend über das Internet empfangen kann, aber vieles davon ist eher auf das "Bildungsbürgertum" ausgerichtet. Dann gibt es den "Bundesliga-Zirkus", der weiter läuft. Das ist gut. Gut wären noch Bildungsangebote und Unterhaltungsangebote, die so gestaltet sind, dass sie die Menschen zusammenbringt mit kostenlosem Zugang. Und da das momentan physisch nicht geht, halt eben digital über's Internet. Und auch das Medium Fernsehen bietet vermutlich noch Möglichkeiten.

    Ich hatte weiter oben die Primärquelle dazu zitiert und verlinkt. Im Zeit-Artikel wird das als "Unserer Forschung nach hat die Ausgangssperre die Zahlen
    sogar nach oben getrieben" zitiert, das bezieht sich aber auf die zusätzliche Ausgangssperre ab 18 Uhr, nicht auf Ausgangssperre versus Nichtausgangssperre. Insgesamt haben sie noch immer einen positiven Effekt gefunden, aber schon ab 18 Uhr Ausgangsperre führt halt zu einem geringerem positiven Effekt.

    Die Erklärung ist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dass das Einkaufs-Geschehen in den Supermärkten zu sehr auf einen zu kurzen Zeitraum reduziert wird, so dass es dann sehr voll wird.

    Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis und sollte eigentlich dazu führen, dass bei der Erneuerung des Infektionsschutzgesetz keine Startzeit ab 18:00 Uhr festgelegt wird. So weit ich weiß ist 21:00 Uhr bis 5:00 Uhr geplant.

    In Hannover gab es ja schon einmal 6 Tage lang die Ausgangssperre und zwar von 22:00 Uhr bis 5:00 Uhr. Wenn es jetzt abends wieder länger hell sein wird, ist es besser, die Ausgangssperre beginnt erst mit der Dämmerung, also erst um 22:00 Uhr. Dann kann man das Tagesslicht noch nutzen, z. B. für sportliche Aktivitäten draußen.

    Ulli, man kann eine Ausgangssperre kritisieren, ohne der AFD in irgendeiner Form nahe zu stehen. Es wäre schön, wenn man sie kritisieren kann, ohne von Dir in deren Nähe gerückt zu werden. Das klingt für mich sehr nach "die Bösen haben in diesem Punkt sie selbe Meinung wie du, also bist du böse".

    Auch im verlinkten Artikel finde ich dafür keine weitere Erläuterung, insbesondere nicht, welche Vor- und Nachteile wie abgewägt wurden.

    Also, mir geht es eher darum, Infektionen zu reduzieren.

    Die AfD-Propaganda (und die Propaganda der Corona-Leugner) stilisiert die AfD, ihre Mitglieder, Anhänger und Sympathisanten als Opfer einer diktatorischen Regierung. Und mit der AfD-Propaganda gegen die Ausgangssperre wird das noch einmal verstärkt. Leider verfängt die AfD-Propaganda bei vielen Menschen, so dass es unserer Demokratie nicht gut tut.

    Wenn jemand explizit an die Spitze seiner Kritik an der Ausgangssperre die eigene Einschränkung der Bewegungsfreiheit setzt, dann ist das ganz eindeutig zu dünn, denn es geht bei der Maßnahme nächtliche Ausgangssperre darum, viele Menschenleben zu retten und die Zahl der Erkrankungen zu reduzieren.

    Du fragst ja danach, ob Vor- und Nachteile denn gegeneinander abgewägt wurden. Ja natürlich wurde abgewägt.

    Die prominenteste Verfechterin einer nächtlichen Ausgangssperre erklärt dazu folgendes:

    "„Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass hier harte Einschränkungen vereinbart werden“, sagte Merkel. Ausgangsbeschränkungen seien kein Allheilmittel, könnten aber ihre Wirkung in der Kombination mit anderen Maßnahmen wie strengen Kontaktbeschränkungen entfalten. Die Vorteile dieser Maßnahme überwögen die Nachteile."

    Welt vom 16.4.2021, „Die Intensivmediziner senden einen Hilferuf nach dem anderen“

    https://www.welt.de/politik/deutsc…-Bundestag.html

    Zunächst müssen die Mittel mit weniger Grundrechteingriffen ergriffen werden. Nur dann, wenn diese keinen Erfolg zeigen, kann über weiter Eingriffe nachgedacht werden.

    Da stimme ich dir zu. Aber du nennst keinen zeitlichen Horizont. Du weißt so gut wie ich, wie die Diskussion über das Testen in den Betrieben verlaufen ist. Letztlich ist eine reichlich unverbindliche Lösung gefunden worden. Viele sehen Testen und Impfen als ausreichende Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung und lehnen deshalb weitergehende Maßnahmen, wie die nächtliche Ausgangssperre ab. Für beides, Testen und Impfen, sind die Kapazitäten knapp. Durch das Testen kann man das Pandemiegeschehen abbremsen. Aber trotzdem finden weiter viele Ansteckungen statt, wenn keine Kontaktbeschränkungen stattfinden. Und die nächtlichen Ausgangssperren sollen zum Erfolg der Kontaktbeschränkungen beitragen.

    Bei den lautstarken Protesten aus der AfD oder aus der sogenannten Querdenker-Szene, gegen eine angeblich nicht hinnehmbare Grundrechte-Einschränkung spielen solche Überlegungen keine Rolle, denn in deren Augen gibt es gar keine Pandemie. Aber das darf keine Grundlage sein für Kritik an der Ausgangssperre. Wer aber anerkennt, dass eine Pandemielage besteht und einfach nur sagt, dass er es nicht hinnehmen mag, nachts nicht mehr das eigene Grundstück verlassen zu dürfen, der soll bitte alternative Vorschläge unterbreiten, oder sich mit Kritik zurückhalten.

    Nbgradler zum Beispiel, mit dem ich ja nicht so oft übereinstimme, hat vorgeschlagen, die Maskenpflicht zu verschärfen, dafür aber auf nächtliche Ausgangssperren zu verzichten. Den Vorschlag finde ich nicht gut, aber Nbgradler macht wenigstens einen Vorschlag, das finde ich gut!

    Tut mir leid, ich bin mir nicht sicher ob ich diesen Versuch der Provokation (ist es ein solcher?) verstehe.

    Könnten Sie mir erklären, was Sie im vorherigen Post versucht haben auszudrücken?

    Meines Erachtens war es ein Riesenfehler dass Merkel in ihrer ersten Ansprache zur "Einstimmung" auf die Pandemie den Kriegsvergleich benutzt hat. Macron hat das übrigens auch getan. Dadurch wird den Maßnahmen gegen Corona jede Leichtigkeit genommen und stattdessen ein gefährliches Gefühl von Beklemmung vermittelt. Wenn Sie sagen:

    "FFP2-Maske korrekt getragen" kann man auch aus der Distanz beurteilen.

    Dann entspricht das genau diesem militärischen Siegel, das Merkel unglücklicherweise gleich am Anfang dem Pandemie-Geschehen und den Versuchen es einzudämmen aufgedrückt hat. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber so wie Sie das schreiben, lese ich:

    "Maske nicht korrekt getragen? Ist sofort aus der Distanz zu erschießen!"

    Besonders empörend ist, dass die AfD mit ihrer Kritik an der Ausgangssperre aber auch mit ihrer Kritik an der Maskenpflicht versucht, sich als antiautoritäre Partei zu profilieren.

    Diese Form der Ausgangssperre in Frankreich, wie sie beschrieben wird hat vor allem vier Schwachstellen, und genau darauf ist zu achten, wenn in Deutschland im Infektionsschutzgesetz eine Ausgangssperre festgeschrieben wird.

    Der Zeitraum einer Ausgangssperre darf sich nicht über so viele Wochen hinziehen.

    Die Ausgangssperre darf nicht zu früh am Abend beginnen frühestens 21:00 oder 22:00 Uhr und sollte schon um 5:00 enden.

    Die Ausgangssperre muss auch mit Einschränkungen in den Betrieben und den Schulen einhergehen, die dazu beitragen, Kontakte zu reduzieren. (Z.B. Home-Office)

    Es muss ein attraktives Unterhaltungsprogramm organsiert und finanziert werden, dass über Radio, Fernsehen und Internet die Menschen besonderer Weise anspricht. Und auch Elemente enthält, die Menschen zusammenbringt.

    Ich finde nicht, dass man leichtfertig auf Grundrechte verzichten sollte. Unsere Grundrechte sind das, was unseren Staat ausmacht (und von manch anderen unterscheidet).

    Ohne Grundrechte könnte ich dies hier nicht schreiben, und Du es nicht lesen. Vielleicht besäßest Du auch gar kein Gerät, um es zu lesen - Grundrecht auf Eigentum. Auch die "unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten" werden mir Artikel 1 des Grundgesetztes zu Grundrechten erklärt.

    Da stimme ich dir grundsätzlich zu.

    Aber:

    Es ist ein Grundrecht, auch nachts das Haus verlassen zu können. Jetzt gibt es Leute, die sagen: Es nütze doch nichts, dieses Grundrecht zu beschneiden, weil es doch nicht dazu führt, dass jemand davon Corona bekommt, dass ich oder mein*e Partner*in nachts einen Spaziergang machen, bei dem wir niemanden zu nahe kommen.

    Und dann gibt es Leute, die klatschen dazu Beifall und finden mal wieder alle Politiker*innen seien doof. (Um das mal milde zu formulieren.)

    Darum geht es jedoch nicht bei der nächtlichen Ausgangssperre und wer sich die Mühe macht, ein bisschen genauer hinzuhören, der kann das auch schnell erfassen. So sagte die Bundeskanzlerin in der heutigen Debatte zum Thema Ausgangssperre: "Die Einwände dagegen nehme sie ernst. Die Vorteile dieser Maßnahme seien aber größer als die Nachteile. Es gehe aber darum, "abendliche Bewegungen von einem Ort zum anderen zu reduzieren"."

    tagesschau.de vom 16.4.2021 https://www.tagesschau.de/inland/innenpo…corona-103.html

    Die Kritik an der nächtlichen Ausgangssperre, wie ich sie oben genannt habe und wie sie derzeit von vielen vorgetragen wird, trifft nicht den Kern. Die Ausgangssperre ist für gewöhnlich eine militärische Maßnahme oder eine polizeiliche Maßnahme, mit der politische Gegner daran gehindert werden, sich zu organisieren und politisch aktiv zu sein. Oder eine Besatzungsarmee schützt sich mit einer Ausgangssperre vor einer feindlich gesinnten Bevölkerung. Mir fallen fünf historische Beispiele für Ausgangssperren ein:

    1. In den beiden Weltkriegen

    2. Aufstände in der Weimarer Republik

    3. unmittelbare Nachkriegszeit in den Besatzungszonen

    4. Aufstand am 17. Juni 1953 in der DDR (das war immerhin in Westdeutschland ein Gedenk-Feiertag bis 1990)

    5. Studenten-Aufstände gegen den Algerienkrieg und die de Gaulle-Regierung in Frankreich 1961

    Es ist eine fürchterliche Geschichtsklitterung, die zum Beispiel die AfD mit ihrem Protest gegen die Ausgangssperre betreibt.

    Die AfD ist eine Partei mit einem Hang zum Autoritarismus. Das zeigen nicht zuletzt die zahlreichen Sympathiekundgebungen für Urban und Putin aus den Reihen der AfD. Und eine AfD-Regierung wäre ganz schnell mit einer Ausgangssperre zur Hand, wenn es darum ginge politische Gegner zu unterdrücken. Die AfD tut aber so, als lehne sie aus demokratischer Grundüberzeugung die nächtliche Ausgangssperre im Infektionsschutzgesetz ab. In einem Gesprächen mit einem AfD-Sympathisanten ging der so weit, die Bundeskanzlerin mit Walter Ulbricht zu vergleichen, der am 17. Juni 1953 mit einer Ausgangssperre den Aufstand gegen die DDR-Regierung unterdrückte.

    Die Ausgangssperre ist nicht eine Maßnahme, die nächtliche Alleinspaziergänge verhindern soll. Sondern es sollen direkte Kontakte reduziert werden. Dass dadurch zweckfreie nächtliche Alleinspaziergänge nicht mehr möglich sind, ist leider nicht vermeidbar. In Hannover war es übrigens möglich zum Beispiel zur Nachtdienst-Apotheke zu gehen, um dort zum Beispiel Kopfwehtabletten zu holen. Das hätte ich auch sofort gemacht, wenn ich das Bedürfnis verspürt hätte, nachts raus zu gehen.

    Eine ernstzunehmende Kritik an der im Bundesinfektionsschutz vorgesehenen Ausgangssperre kann nach meiner Meinung nur darin bestehen, dass eine Ausgangssperre immer auch die Gefahr beinhaltet, dass sie zu einem Mittel in der politischen Auseinandersetzung wird. Nicht zuletzt die Tatsache, dass auch in Bayern nächtliche Demonstrationen während der Zeit der verhängten Ausgangssperren zugelassen wurden, ist für mich ein Zeichen der Entwarnung.

    Ich sehe die genannte Gefahr nicht und ich empfinde dieses "Argument", da kann ich ja nachts nicht einmal alleine vor die Tür gehen, obwohl ich doch dabei bestimmt niemanden anstecke, als komplett lächerlich, in Anbetracht der weiter oben genannten Beispiele für Ausgangssperren.

    Hier ein Beispiel für ein Plakat das auf die nächtliche Ausgangssperre in dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Paris hinweist: Es ist aus einer Filmkulisse.

    https://pbs.twimg.com/media/EWMhprpUEAA0GwG.jpg

    Und hier ein Beispiel für ein Plakat, das ein französischer Künstler angefertigt hat, um für die Ausgangssperre zur Pandemie-Eindämmung in Frankreich Werbung zu machen: Das Plakat wurde bewusst im Stil eines historischen Plakats gestaltet.

    https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/5143ff6…50_fpy35.38.jpg

    Kein milderes Mittel?

    Da gäbe es einige Maßnahmen, die Infektionen reduzieren können, die aber noch nicht ergriffen wurden:

    - Homeoffice-Pflicht, woe möglich

    - tägliche Testpflicht in Betrieben, wo Homeoffice nicht möglich ist

    Ich finde übrigens auch, dass eine home-office Pflicht oder eine Testpflicht für Arbeitgeber kommen sollte. Aber ich fände es auch lächerlich zu sagen, wenn das nicht kommt, dann darf es auch keine nächtliche Ausgangssperre geben. Da freut sich das Virus dann zweimal.

    Wer bezweifelt, dass ein generelles Fahrverbot für KfZs die Unfallzahlen dramatisch gegen Null drücken würde? Keiner, aber trotzdem wirds nicht gemacht, obwohl alle 15 Sekunden ein (polizeilich gemeldeter) Verkehrsunfall passiert. Ich vermute, weil andere Rechte dem entgegen stehen.

    "Der erste Fall des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) wurde in Deutschland am 28. Januar in Bayern registriert. Bundesweit stieg die Zahl der Corona-Infektionen bis zum 16. April 2021* auf über 3,1 Millionen Fälle. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich auf 79.674."

    https://de.statista.com/statistik/date…deutschland/Ich erwähne das, um zu zeigen, dass eine nicht unerhebliche Zahl Corona-Todesopfer zu verzeichnen sind. Deutlich mehr als Todesopfer im Straßenverkehr. Auch die Zahl der an Corona Erkrankten ist deutlich höher als die Zahl der im Straßenverkehr Verletzten.

    Trotzdem ist es richtig, den Autoverkehr abzuschaffen, nicht durch ein generelles Fahrverbot, sondern durch einen Umbau der Verkehrsinfrastruktur, die bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Rettungskräfte) keinen Autoverkehr mehr vorsieht. Das ist anders als die Pandemiebekämpfung ein langfristigeres Projekt. Allerdings auch keines das auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden darf.

    Eine ablehnende Haltung gegenüber einer nächtlichen Ausgangssperre einfach nur deshalb, weil dadurch Grundrechte eingeschränkt werden, ist jedoch meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Allerdings müssen die Initiatoren meines Erachtens noch stärker deutlich machen, dass es sich um eine klare Ausnahmesituation handelt, die dazu führt, eine Ausgangssperre anzuordnen.

    Und es müssten deutliche Signale ausgesandt werden, die Vertrauen schaffen, dass eine solche nächtliche Ausgangssperre der Pandemiesituation geschuldet ist und eine nächtliche Ausgangssperre nicht einfach als billiges Hilfsmittel im Falle politischer Unruhen eingesetzt werden darf.

    Wer damit auftrumpft, eine nächtliche Ausgangssperre sei abzulehnen, weil er dann nicht mehr nachts vor die Tür gehen könne, und dass dieses Nachts vor die Türe gehen schließlich nicht die Corona-Zahlen nach oben treibt, liegt einerseits richtig, andererseits aber auch völlig daneben, weil das Ziel der Ausgangssperre ist, Kontakte zu reduzieren, die daraus entstehen, dass abends Menschen einander besuchen. Und weil das auch sehr wichtig ist (diese persönlichen Kontakte nach Feierabend), muss durch die Ausformulierung Vertrauen dahingehend geschaffen werden, dass eine Ausgangssperre nicht einfach beliebig lange verlängert werden darf.

    (...)

    "FFP2-Maske korrekt getragen" kann man auch aus der Distanz beurteilen.

    "Korrekt" ist so ein typisches Wort aus der Ecke "militärischer Sprachgebrauch" da verspür ich sehr schnell ein gewisses Unwohlsein.

    Wenn ich dann weiter drüber nachdenke, fällt mir auf, dass eben jene mit einem leichten Hang zum Militarismus gerne das Wort korrekt gebrauchen. Die benutzen das Wort korrekt allerdings, um von ihrem eigenen autoritären und Militär-affinen Charakter abzulenken. Sie tun das in der Form, dass sie denjenigen politischen Gruppierungen, die traditionell eher dem Pazifismus nahestehen, vorwerfen, sie würden eigene völlig "weltfremde Regeln für korrekte Sprache und korrektes Verhalten" aufstellen und mit unterdrückerischen Methoden durchsetzen wollen.

    Ich kann dem Wort korrekt weder in dem einen noch in dem anderen Sinne etwas abgewinnen. Da würde ich eher davon sprechen, dass es möglich sei aus der Ferne zu kontrollieren, ob jemand eine FFP2-Maske richtig trägt. Nur das eine FFP2-Maske nicht "richtig" getragen werden kann, wenn der FFP2-Maskenträger einen Vollbart hat.

    Dann doch lieber Ausgangssperre als Bart ab für alle, die mal raus wollen.

    Wer bezweifelt eigentlich, dass Ausgangssperren ein geeignetes Mittel der Pandemiebekämpfung sind?

    Ein wichtiges Argument, auf das auch schon zud_ritt hingewiesen hat, wird von Fachleuten vertreten, die Ausgangssperren an sich nicht ablehnen, sondern eher als probates Mittel zur Pandemiebekämpfung sehen. Die weisen darauf hin, dass eine Ausgangssperre nicht schon um 18:00 Uhr angeordnet werden sollte: "Die Ausgangssperren um 20 Uhr in Toulouse verringerten die Verbreitung des Virus, die vorverlegten Ausgangssperren um 18 Uhr verschlechterten die Lage allerdings. Grund dafür, so die Gruppe, könnte sein, dass mehr Menschen in Supermärkten zusammentrafen." DW vom 13.4.2021 https://www.dw.com/de/faktencheck…rren/a-57045074

    Bei uns im Stadtteil schließt der größte Supermarkt um 24:00 Uhr. Und bis ca. 21:00 Uhr ist da immer noch gut Betrieb. Da liegt es auf der Hand, dass eine Schließung bereits um 18:00 Uhr problematisch sein würde. Bei der ersten (und bisher letzten) Ausgangssperre, die per Gerichtsbeschluss vorzeitig beendet wurde, galt die Ausgangssperre von 22:00 Uhr bis 5:00 Uhr.

    Nachdem was darüber berichtet wurde, ist gegen die Ausgangssperre von Einzelfällen abgesehen, nicht verstoßen worden. Ob es einen nachweisbaren Effekt auf das Infektionsgeschehen hatte, kann ich nicht beurteilen. Das ist vielleicht auch gar nicht möglich, weil die Ausgangssperre in der Region Hannover nur 6 statt der ursprünglich geplanten 12 Tage dauerte.

    Bei diesem Plakat, das anlässlich der ersten Ausgangssperre seit dem Zweiten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit in Hannover an vielen Stellen wild plakatiert wurde, wird hingegen nicht deutlich, wer genau da Kritik an der Ausgangssperre übt:

    Sind das nun linke Gruppierungen, die hier plakatiert haben, wie man es vermuten könnte aufgrund zum Beispiel dieser Aussage:

    "Ausgangssperren sind ein polizeistaatliches Mittel, dass die Einschränkungen im Privaten auf die Spitze treibt, damit die Wirtschaft weiter am Laufen gehalten werden kann." Zitat aus dem Plakattext.

    Meines Erachtens macht es Sinn, bei der Verhängung einer Ausgangssperre nicht gleichzeitig zu versuchen, sogenannte Modellversuche anlaufen zu lassen, wie sie auch in mehreren Kommunen in Niedersachsen am vergangenen Montag gestartet werden sollten, und die aus dem Bereich der wirtschaftsnahen politischen Kräfte vehement eingefordert werden.

    Bislang ist in Niedersachsen glücklicherweise keine Modellkommune an den Start gegangen.

    In einem NDR-Beitrag vom 15.4.2021 mit dem Titel: "Städtetagspräsident sieht Modellkommunen-Projekt vor dem Aus" sagt der SPD-Politiker und Städtetagpräsident Ulrich Mägde:

    "Der landesweite Stopp der Modellprojekte sei "tief frustrierend", sagte Mädge bei einer Online-Veranstaltung des Landesverbands des CDU-Wirtschaftsrats zur Krise in den Innenstädten. Solang die Bundesregierung an einem Inzidenz-Grenzwert von 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen festhalte, rückten Öffnungen in weite Ferne. Er warf der Berliner Politik Realitätsferne vor und sagte laut "Braunschweiger Zeitung", dass "viele der Damen und Herren dort gar nicht mehr selbst einkaufen gehen".

    https://www.ndr.de/nachrichten/ni…corona7540.html

    Diese Aussage halte ich für sehr gefährlich. Hier wird von einem SPD-Politiker, der dem Arbeitgeberlager sehr nahe steht, Stimmung gemacht gegen Corona-Schutzmaßnahmen. Solche Aussagen sind es, die dann Gewerbetreibende direkt in die Arme der Querdenker und Coronaleugner treibt.

    "Wer in der Corona-Pandemie Ausgangssperren als Maßnahme verwendet oder befürwortet, weist als Beleg für deren Wirksamkeit gerne auf andere Länder hin, die sie bereits einsetzen. Bisher ist die Datenlage aber noch dünn. Untersuchungen und Simulationen deuten jedoch darauf hin, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen - zum Beispiel in Kombination mit einem Lockdown oder der Beschränkung privater Treffen - durchaus wirksam sein können." Das ist ein Zitat von der Internetseite der Deutschen Welle vom 13.4.2021. Der Artikel heißt: Faktencheck: Wie wirksam sind nächtliche Ausgangssperren?

    https://www.dw.com/de/faktencheck…rren/a-57045074

    Die zitierte Zusammenfassung ist ein bisschen "sperrig" formuliert. Aber dass eine Ausgangssperre als Maßnahme zur Pandemiebekämpfung einfach nur eine ganz schlechte Idee ist, kann man wohl nicht sagen.

    Noch ein schlimmes Beispiel für gefährliche Raserei, die durch einen verbindlich arbeitenden intelligenten Geschwindigkeitsassistenten unmöglich wäre:

    "Am späten Freitagabend, 09.04.2021, gegen 23:05 Uhr führten zivile Einsatzkräfte auf dem Rudolf-von-Bennigsen-Ufer gerade eine Verkehrskontrolle durch, als sie plötzlich lauten Motorengeräusche wahrnahmen. Wenig später rasten drei hochmotorisierte Fahrzeuge aus Richtung Geibelstraße kommend in Richtung Innenstadt heran. Mit enormer Geschwindigkeit rasten die Autos in wenigen Metern Abstand hinter- und nebeneinander her bis zum Kurt-Schwitters-Platz. Dort mussten die Fahrzeuge aufgrund einer roten Ampel stoppen.

    (...)

    Zwei der drei Fahrzeuge konnte die Polizei kurz darauf identifizieren. Als Fahrer eines 530 PS starken BMW 850i steht ein 23-Jähriger unter Verdacht. Zudem wurde ein 22-Jähriger angetroffen, der am Steuer eines 286 PS starken Mercedes-Benz 350D saß."

    Presseportal vom 11.04.2021 Polizeidirektion Hannover:

    POL-H: Polizei greift nach illegalem Straßenrennen am Maschsee durch

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/4885944

    Niedrige Tempolimits in Verbindung mit einem verbindliche arbeitenden Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten könnten solche Rasereien von vornherein ausschließen. Und zwar nicht nur weil es dann technisch unmöglich wäre viel zu schnell zu fahren.

    Mit einem verbindlich arbeitenden Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten würde das ganz klare und unmissverständliche Signal ausgesandt werden, das solche Rasereien nicht gewollt sind. Und das wiederum wird sich auch dahingehend auswirken, dass es dann leichter wird auch an anderen Stellen "abzurüsten", zum Beispiel: Deutlich weniger PS!

    Fridays For Future wirbt für die Wahl!

    Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg errang die Klimaliste einen Stimmenanteil von 0,9 %, das sind immerhin knapp 50.000 Stimmen fast genau so viel wie die Satirepartei Die Partei. Die hatte 1,2%.

    Die Klimaliste ist eine Partei, denen die Grünen zu lasch geworden sind, bei der Verfolgung einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik mit dem Ziel Klima und Umwelt zu schützen. Vorwürfe, die immer wieder aus den Reihen der Fridays For Future Aktivist*innen erhoben werden.

    Zwar rufen die Aktivist*innen von Fridays For Future, nicht zur Wahl einer bestimmten Partei auf, aber die Übereinstimmungen mit dem politischen Programm der Klimaliste sind hoch.

    Auf ihrer Internetseite schreibt die Klimapartei, dass sie bundesweit bei Kommunalwahlen antritt. Hier sind je nach Größe der kommunalen Parlamente die Erfolgsaussichten günstiger ein Mandat zu erringen, weil es keine 5%-Hürde gibt.

    "Die Klimaliste ist eine politische Graswurzelbewegung zur Durchsetzung konsequenter Klimaschutzmaßnahmen. Erklärtes Ziel ist die Umsetzung der klimapolitischen Wende vor Ort. Dazu treten überparteiliche Klimalisten bundesweit zu Kommunalwahlen an."

    https://www.klimaliste.de/about_us

    Ich finde, das passt sogar sehr gut (wobei Konsum ja zurecht stark eingeschränkt ist).

    Aktuell muss es hauptsächlich darum gehen, die langfristigen Schäden so gering wie möglich zu halten. Und die entstehen nunmal, wenn man Schulen und Arbeit zu sehr einschränkt. Die unterbundenen privaten Treffen sind blöd, aber dann auch wieder schnell vergessen.

    Eine Generation von Schülern, die ein Schuljahr verloren haben, begleitet und viel länger. Eine unnötige starke Wirtschaftskrise auch.

    "Die unterbundenen privaten Treffen sind blöd, aber dann auch wieder schnell vergessen." Wie willst du dich auch an was erinnern, was nie stattgefunden hat? Ich finde es bedenklich, dass zwar sehr ausführlich und intensiv und immer wieder sehr einseitig nur auf den Profit geschaut wird, aber das große Minus an realen privaten Kontakten nur am Rande thematisiert wird.

    Was die Schulen angeht, gibt es ja immerhin die Möglichkeit von Videokonferenzen. Allerdings hat man es lange Zeit vor Corona gar nicht ernst genommen darin zu investieren, dass jede Schülerin/jeder Schüler zu hause über einen internetfähigen Computer mit einem großen Bildschirm verfügt und leider ist seit den ersten Schulschließungen wegen Corona auch nur wenig in die Technikausstattung der Schüler investiert worden. Ich denke schon, dass auch Fernunterricht was bringt, aber da ist vieles noch verbesserungsfähig.

    Und in der Wirtschaft, aber auch bei dem Konsum gibt es Gewinner und Verlierer. Ob es allerdings gelingt, die Gewinner zur Unterstützung der Verlierer mit heranzuziehen? Wirtschaftsnahe Parteien wie die FDP machen ja bereits Wahlkampf mit der Forderung die Unternehmenssteuern zu senken.

    "Aktivisten von Extinction Rebellion Bremen haben am Donnerstag wichtige Straßen in Bremen und dem Umland blockiert. Wie die Aktivisten auf Twitter mitteilten, wollen sie mit der Aktion anlässlich der Verkehrsministerkonferenz ein Zeichen für die Verkehrswende setzen. Die Frühjahrskonferenz startete am Donnerstag, Bremen hat dort den Vorsitz."

    Radio Bremen vom 15. April 2021

    https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/ku…bremen-100.html

    Das ist ein Protest auf einer höheren Eskalationsstufe als die Protestzüge der Fridays For Future Aktivist*innen. Deshalb habe ich dafür auch dieses neue Thema eröffnet.

    Es war nicht das erste Mal, das Umweltaktivist*innen Autobahnen besetzten und damit das "Herzstück der Autovernarrtheit" zum Ziel von Protestaktionen gemacht haben.

    Bereits am 26.10.2020 berichtete tagesschau.de: "Umweltaktivisten blockieren Autobahnen".

    Bei dem damaligen Protest im Rhein-Main-Gebiet ging es um die Rodungs-Arbeiten für einen Autobahn-Neubau im Dannenröder Forst in der Nähe von Marburg in Hessen.

    https://www.tagesschau.de/ardimport/regi…-forst-101.html

    Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass immer wieder Menschen sich zusammenfinden, die auf die fatalen und verkehrspolitisch katastrophalen Fehlentwicklungen hinweisen und Alternativen einfordern.

    "Mobilitätsforscher der Technischen Universität und des Zuse-Instituts in Berlin kommen in ihrer jüngsten Studie zu der Erkenntnis, dass eine Ausgangssperre am Abend und in der Nacht besonders Kontakte im Privatbereich reduzieren kann."

    ZDF vom 12.4.2021: Infektionsschutzgesetz - Wie sinnvoll sind nächtliche Ausgangssperren?

    https://www.zdf.de/nachrichten/pa…re-faq-100.html

    Ich vermute diese Aussage von Mobilitätsforschern bedeutet:

    Wenn es abends nicht mehr gestattet ist, das Haus zu verlassen, dann entfallen direkte Kontakte im Privatbereich, weil die Leute sich ja nicht in Raumschiff-Enterprise-Manier von A nach B beamen können. Es werden sich weniger Leute direkt in geschlossenen Räumen treffen.

    Das ist natürlich ein ganz anderer Ansatz als die Ausgangssperre als eine Maßnahme zu begreifen, die Treffen im Freien reduzieren soll.

    Wenn meine Vermutung zutrifft, dann macht es keinen Sinn darauf zu insistieren, dass die Ausgangssperre eigentlich unsinnig sei, weil z. B. von einem nächtlichen Alleinspaziergang keine Gefahr ausgeht.

    Will man diesem Anliegen der Ausgangssperre, direkte Privatkontakte reduzieren, nicht alleine mit negativen Sanktionen Nachdruck verleihen, dann müsste Folgendes passieren:

    Die Regierung kommuniziert offen, worum es bei der Ausgangssperre geht, nämlich direkte Privatkontakte verringern.

    Und es wird nicht ausschließlich nur auf der Ebene negativer Sanktionen versucht, die Ausgangssperre durchzusetzen.

    Stattdessen werden Angebote gemacht, die es ermöglichen in attraktiver Form private Fern-Kontakte zu gestalten.

    Der Gedanke kam mir beim Online-Doppelkopfspielen. Unsere Doko-Runde hatte sich so organisiert, dass wir jetzt mit Hilfe von Webkonferenz und einem Doppelkopfportal ganz passable Spieleabende gestalten.

    Solche Ansätze könnten staatlich unterstützt werden und als zweites Standbein dienen, um eine Ausgangssperre erfolgreich durchzuführen, so dass mehr als nur negative Sanktionen den Erfolg sichern.

    Was sich derzeit abzeichnet ist Folgendes: Schule im Präsenzunterricht/Arbeit/Konsum muss stattfinden bei einem Inzidenzwert unter 200.

    Private Kontakte dürfen nicht stattfinden bei einem Inzidenzwert über 100. Das passt nicht zusammen. :(

    Und genau da kommt eben die Eignung ins Spiel. Denn "dass zur Seuchengefahr die Freizügigkeit eingeschränkt werden kann" bedeutet ja, dass man die Freizügigkeit einschränken kann, um die Seuche zu bekämpfen (was eben nur geht, wenn das überhaupt ein geeignetes Mittel der Pandemiebekämpfung ist). Und eben nicht, dass man die Freizügigkeit (aus irgendeinem Grund, aber eben nicht der Pandemiebekämpfung) einschränken darf, nur weil gleichzeitig gerade eine Pandemie herrscht.

    Was wäre denn in deinen Augen ein hinreichender Beleg dafür, dass ein Einschränken von Freizügigkeit dazu beiträgt, die Gefahr der Pandemie-Ausbreitung zu verringern?

    Denn eines ist klar, wenn man einfach nur behauptet, eine nächtliche Ausgangssperre trägt zur Eindämmung der Pandemiegefahr bei, wäre das sehr dünnes Eis.

    Andererseits geht es natürlich nicht an, dass man sagt, eine nächtliche Ausgangssperre darf nicht verhängt werden, weil nicht nachgewiesen sei, dass das zur Eindämmung der Pandemie beiträgt, und das wird auch niemals nachweisbar sein, weil eine Ausgangssperre ja nicht verhängt werden darf, wenn nicht nachgewiesen ist, dass das zur Pandemieeindämmung beiträgt...

    Und dann gibt es da noch die Zeitachse. Derzeit sieht es so aus, dass auch in Zukunft in Deutschland keine allgemeine für alle Bundesbürger geltende Ausgangssperre angeordnet wird. Denn die entsprechende Neuerung im Infektionsschutzgesetz sieht ja vor, dass die Inzidenzwerte den Ausschlag geben. Erst bei einem Inzidenzwert über 100 wird die Ausgangssperre dann Pflichtprogramm bei der Eindämmung des Virus. Allerdings nur in den Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen die 100er-Marke gerissen wurde.

    Die Karte auf tagesschau.de zeigt schon noch ein paar Landkreise mit Werten unter 100. Allerdings sind die Flecken im Spektrum gelb bis orange (entspricht max. 35) aktuell verschwunden.

    https://www.tagesschau.de/inland/coronav…chland-101.html

    Vor rund einem Jahr war der Ruf nach einer Ausgangssperre und das Vertrauen darauf, dass dieses Instrument wirkt, allerdings noch weniger ausgeprägt:

    Am 19.3.2020 vermeldete der BR: "Obwohl die beiden Unionspolitiker und Ministerpräsidenten Markus Söder und Armin Laschet die Verhängung einer Ausgangssperre nicht ausgeschlossen haben, halten sie die meisten Virologen in Deutschland nicht für notwendig."

    https://www.br.de/nachrichten/wi…innvoll,Rta6rgr

    Am 15.4.2021 schreibt die Augsburger Allgemeine Zeitung:

    "Laut Robert-Koch-Institut ist einer der wichtigsten Ansteckungsorte – neben Schulen und beruflichem Umfeld – nach wie vor der private Haushalt. Ziel der Ausgangssperren ist es, dort Treffen zu minimieren. Durch die abendlichen Einschränkungen sollen Nach-Feierabend-Besuche unattraktiv werden.

    Um nicht Wohnungen kontrollieren zu müssen und damit einen weiteren Tabubruch zu begehen, nutzt die Politik die pauschale Beschränkung. „Es gibt eine Korrelation zwischen Mobilität und Infektionsgeschehen, und jede Maßnahme, die Mobilität verringert, sollte in Betracht gezogen werden durch die Politik, die das abzuwägen und zu entscheiden hat“, sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI."

    https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Sinnlo…id59496001.html

    In meinem oben genannten Beispiel werden ja keine Kontakte im Privatbereich reduziert. Es sollte also eine andere Lösung her, als pauschal allen Menschen quasi Hausarrest zu erteilen.

    Deshalb muss sie trotzdem nicht falsch sein.

    Es geht bei Kritik nicht unbedingt alleine darum, ob sie "richtig" oder "falsch" ist. Vielmehr ist es darüber hinaus sehr wichtig, genau hinzuschauen, von welcher Seite eine Kritik kommt, um sie richtig einordnen zu können. Das heißt, um angemessen auf eine Kritik zu reagieren, muss ich herausfinden, wer genau sie wann äußert, in welchem Kontext, mit welcher Intensität und mit welchem Ziel.

    Wenn zum Beispiel die Rote Hilfe kritisiert, "Es ist zu befürchten, dass die jetzige Situation schamlos genutzt wird, um elementare Freiheiten dauerhaft zu beschneiden, mühselig erkämpfte Rechte abzuschaffen und den autoritären Sicherheitsstaat weiter auszubauen, indem beispielsweise der Bundeswehreinsatz im Inneren als Normalität etabliert wird.", dann wird damit darauf angespielt, dass diese Vereinigung genau das in der Zeit der Nazi-Diktatur erlebt hat.

    Rote Hilfe Internetseite vom 22.3.20 Solidarität statt Ausgangssperre

    https://www.rote-hilfe.de/news/bundesvor…-ausgangssperre

    Das ist jetzt immerhin mehr als ein Jahr her, dass die Rote Hilfe vor der Verabschiedung der Ausgangssperre gewarnt hat. Möglicherweise ein beruhigender Faktor, denn so ein bisschen hört sich die zitierte Kritik an, als stünde die befürchtete rigide Ausgangssperre gegen die politische Linke unmittelbar bevor.

    Wenn jedoch während der geltenden Ausgangssperre Querdenker-Demonstrationen zugelassen werden, die sich gegen die Ausgangssperre richten und wenn bei dieser Gelegenheit von den Demonstranten Masken, mit der Aufschrift "Diktatur" getragen werden oder "Impfen macht frei", dann bin ich nicht bereit, diese Kritik an der Ausgangssperre auch nur ansatzweise irgendwie ernst zu nehmen. BR vom 7.2.2021: "So waren zum Beispiel Sprüche wie "Impfen macht frei" auf Masken zu lesen, wie ein Foto zeigt."

    https://www.br.de/nachrichten/ba…-bayern,SOMSbOQ

    Oder wenn der AfD-Politiker Gauland, bekannt für seine Aussage, bei der Zeit der Nazi-Diktatur handele es sich nur um einen Vogelschiss in der glorreichen deutschen Geschichte, die Ausgangssperre kritisiert, dann frage ich mich: Auf welcher Grundlage übt so jemand Kritik an der Ausgangssperre? Und komme zu der Antwort, dass ich das nur insoweit ernst nehmen kann, als dass er da ein gefährliches Gift über die sogenannten "sozialen Medien" in der Bevölkerung verbreitet.