Deutschland ist nicht im Krieg.
Es ist schon bezeichnend, dass das so betont werden muss, denn viele Meldungen zum Ukraine-Konflikt und ein Teil der Berichterstattung erwecken bisweilen den Eindruck, Deutschland selbst sei Kriegspartei.
Dazu kommen aktuell die Anschläge auf Nordstream I und II. Obwohl dabei nicht klar ist, wer für die Sabotage verantwortlich ist.
Und dann prescht auch noch Karl Lauterbach nach vorne mit einer Twittermeldung:
"Als erster Bundesminister hat Gesundheitsressortchef Karl Lauterbach davon gesprochen, dass sich Deutschland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „im Krieg“ befinde. Der SPD-Politiker benutzte die Formulierung am Samstagabend auf Twitter in einer Reaktion auf den Vorschlag von Philosoph Richard David Precht, einzelne Nato-Staaten sollten Russland garantieren, dass die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen werde, um so den Boden für Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs gegen das Land zu bereiten."
Welt vom 3.10.22 https://www.welt.de/politik/auslan…derspricht.html
Immerhin hat sich Lauterbach seine Aussage mittlerweile relativiert:
"Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat seine Aussage, dass sich Deutschland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "im Krieg" befinde, relativiert."
ZDF vom 4.10.22 https://www.zdf.de/nachrichten/po…ssland-100.html
Ich halte nichts von diesem "verbalen Aufrüsten". Natürlich liegt die Versuchung nahe, die anstehenden empfindlichen Teuerungen bei den Energiepreisen damit "schönreden" zu wollen, dass in einem Krieg nun mal Opfer zu bringen seien. Das wird nicht funktionieren und davor kann man nicht genug warnen.
Und auch den Grünen muss klar sein, dass sie sich mit so einer Rhetorik auf gefährlich dünnes Eis wagen würden. Stattdessen muss klar zum Ausdruck gebracht werden: Für eine Verkehrswende, mehr Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz sind keine Opfer zu bringen, sondern es sind Chancen, ein angenehmeres, entspannteres und ja: Letztlich auch ein bequemeres Leben zu führen!
Leider hat man bisweilen den Eindruck, die Grünen setzen auf den Opferkult: Da wir sowieso gezwungen sind, uns von den Energierohstoffen aus "Putins Tyrannenstaat" loszusagen, müssen wir jetzt die Opfer auf uns nehmen, die der Boykott uns abverlangt. Und wenn wir nur genug Opferbereitschaft zeigen, dann gewinnen wir nicht nur unsere Energiehoheit zurück in Deutschland und der EU, sondern tun auch was für den Klimaschutz. Dieses Kalkül wird nicht aufgehen, befürchte ich. Damit verschreckt man mehr Menschen als dass man sie gewinnt.