Beiträge von Ullie

    Bei herrlichem Spätsommer-Wetter endete die Fridays For Future Fahrradsternfahrt am 3.9.2022 auf dem Waterlooplatz in Hannover. Die Teilnehmer*innen kamen aus verschiedenen Teilen Niedersachsens. Auch Stade war vertreten.

    Und wieder waren zahlreiche Plakate dabei, wie die Fotos zeigen:

    Einmal mehr betonte Fridays For Future die Notwendigkeit einer Verkehrswende als wichtigen Bestandteil von Klimagerechtigkeit:

    Wie schon bei zahlreichen vorausgegangenen Veranstaltungen wurde sehr viel Wert darauf gelegt, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten, dazu bot der gewählte Waterlooplatz ausreichend Fläche:

    Jetzt ist sie verwirrt, die Ärmste. Wo doch jeder weiß, dass die Echsenmenschen in den Regierungen sitzen und immer ein Presseteam dabei haben?

    Dann kommt auch noch so ein Fahrrad-Alien daher und behauptet, das Fahrrad sei ein "Verkehrsmittel". Ein männlicher ADFC-ler hätte dir wahrscheinlich reflexartig eine runtergehauen :)

    Auch männliche ADFC-ler hauen keinem eine runter.

    Foto von der Abschlusskundgebung der Fahrradsternfahrt am 2.9.20 auf dem Waterlooplatz.

    Pepschmier, Yeti Es ist eine Sache, sich als gefühlte Speerspitze der Fahrradfahrer-Avantgarde zu gefallen und eine andere im Alltags-Klein-Klein Fahrradfahrer*innen zu organisieren, die insbesondere im ländlichen Raum das Fahrradfahren vielfach als reines Freizeitvergnügen achten und ansonsten vor allem mit dem Auto mobil sind.

    Das merkt man schon sehr deutlich dann, wenn überregionale ADFC-Treffen stattfinden, und zwar an den oft sehr unterschiedlichen Positionen zwischen vielen Teilnehmenden aus dem ländlichen Raum im Gegensatz zu vielen aus der Stadt.

    Aber selbst in einem Stadtteil in dem das Verkehrsmittel Fahrrad sehr stark präsent ist, und in dem ein FDP-Plakat, das für den ungebremsten Autowahn wirbt, nicht unkommentiert bleibt, stehen viel zu viele Autos störend in der Gegend rum.

    Foto aus dem Stadtteil Linden:

    Und sogar bei Treffen von ausgesprochenen Fahrrad-Aktivist*innen ist man manchmal überrascht, wie handzahm der Protest gegen das Verkehrsmittel Auto ausfällt. Yeti, Sie hatten ja schon davon berichtet, dass Sie bei der Fahrradsternfahrt am vergangenen Freitag nach Hannover dabei waren, die auf dem Waterlooplatz endete. Vielleicht ist Ihnen ja auch dieses Transparent aufgefallen, das eine Aktivistin auf der Wiese ausgelegt hatte: Schweinefleisch, bzw. Fleisch allgemein streichen, Verkehrsmittel Flugzeug streichen, Autos streichen (aber nur für Strecken unter 2 km), Wegwerfbecher streichen.

    Demnach hat das Verkehrsmittel Auto also seine Existenzberechtigung schon für eine Strecke von 2,5 km?

    Und auch was das Flugzeug angeht wird auf einem anderen Plakat indirekt für die Weiternutzung dieses Verkehrsmittels geworben, nämlich für Langstreckenflüge (und Mittelstreckenflüge?). Ein sehr liebevoll gestaltetes Protestplakat, befestigt am Fahrrad einer anderen Teilnehmerin.

    (Ironie an);) Wäre ich jetzt FDP'ler, würde ich vielleicht sagen: "Oh alles okay hier. Das Verkehrsmittel Auto soll also die Kurzstreckenflüge ersetzen. Das wird unsere Kampagne zur Verhinderung eines allgemeinen Tempolimits auf Autobahnen stärken." ;) (Ironie aus)

    Um nicht missverstanden zu werden: Ich finde es toll, dass so viele bei der Fahrradsternfahrt mitgemacht haben. Und auch die hier gezeigten Plakate sind toll. Und es ist gut, dass solche Veranstaltungen stattfinden. Aber es ist auch wichtig, diesen Protest zu intensivieren und zu konkretisieren. Und dann ist die Gefahr groß, dass viele gute Anliegen sehr stark verwässert werden.

    Und wenn wer versuchen wollte, eine Fahrradsternfahrt zu organisieren, mit der der ersatzlose Rückbau aller Fahrradwege gefordert wird, weil das angeblich besser sei für den Fahrradverkehr, dann hätte er vermutlich nicht nur die ältere Dame aus Mellendorf mit Warnweste nicht mit dabei.

    Ist das eigentlich irgendwie strafbar, ein Ordnungsvergehen oder Ähnliches, wenn man an sein Fahrrad ein Schild befestigt, das kein wirkliches Versicherungsnummernschild ist, aber so aussieht, als wäre es eines.

    Vielleicht ist es ja möglich, damit Autofahrer*innen dahingehend auszutricksen, dass sie meinen ein Speed-Pedelic vor sich zu haben, das ja bekanntlich nicht auf dem Radweg fahren darf. Dann vielleicht noch einen Getränkeflasche-Halter in Form einer Akkuhalterung und das Fahrrad sieht aus wie eines mit eingebautem Rückenwind.

    In Paris gilt Tempo 30 [Zeichen 274.1] und der ADAC (30.8.2021) schäumt. Warum eigentlich?
    Zitat: "In fast ganz Paris gilt jetzt Tempo 30. Wer mit dem Auto in der französischen Hauptstadt unterwegs ist, sollte den Tacho genau im Blick haben. (...)

    Geldbuße schon bei geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen ..."

    In Paris gilt Tempo 30
    So teuer sind die Geldbußen für Autofahrer
    www.adac.de

    Heißt im Umkehrschluss: Der ADAC hält es bei Tempo 50 Regelgeschwindigkeit innerorts, wie es in Deutschland gilt, nicht für notwendig, auf den Tacho zu schauen, zumal ja ohnehin keine relevanten Geldbußen drohen. X/

    Vielleicht täte der ADAC besser daran, seinen Mitgliedern zu erläutern, wie ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent funktioniert. Dann braucht der Fahrer auch nicht andauernd auf seine Tacho zu starren und kann dafür besser die anderen Verkehrsteilnehmer im Blick behalten.

    Wenn man allerdings den "Experten" in den Kommentarspalten des entsprechenden Welt-Artikels vom 30.8.21 Glauben schenken wollte, dann besteht ohnehin keine Gefahr in Paris zu schnell zu fahren:

    "Evelyn M.

    vor 3 Tagen

    Schneller als 30 geht in Paris eh nicht..."

    oder:

    "Manfred R.

    vor 4 Tagen

    Nun ja, in Paris ist schnelleres Fahren bislang aufgrund der Verkehrsdichte eh nur Wunschdenken."

    Paris führt großflächiges Tempolimit von 30 Stundenkilometern ein - WELT
    Bis auf wichtige Verkehrsachsen und die Stadtautobahn sind sämtliche Pariser Straßen von nun an mit einem Tempolimit von 30 Stundenkilometern belegt. Die…
    www.welt.de

    Galileo hat uns beigebracht, das, was wir sehen und hören, als die Wahrheit hinzunehmen und das selbstgebastelte Geschwurbsel der Kardinäle hintanzustellen. Seitdem gibt es die moderne Naturwissenschaft.

    Leider hat sich diese Aufklärung in der Juristerei noch nicht durchgesetzt. Dort glaubt man immer noch, dass sich durch das Anbringen eines Schildes ein Gehweg in einen Radweg verwandelt. Also wirklich verwandelt, in echt.

    Mit einem Behördenmitarbeiter zu reden ist m.E. etwa so, als wenn Galileo mit einem Pfarrer redet. Da kommt nix bei raus.

    Das sag' mal nicht, denn ein Theologe kennt sich aus mit Verwandlungen. Schließlich hatte Jesus Wasser in Wein verwandelt. Und zwar nicht einfach dadurch, dass er ein anderes Schild dran gehängt hätte.

    Aber es war eben Jesus, der das tat, und der die Kraft dazu hatte und nicht irgendein Behördenmitarbeiter, der meint es ihm gleich zu tun, wenn er durch das Aufhängen eines Schildes "glaubt", Trampelpfade in Fahrradwege verwandeln zu können.

    Mal gucken, was auf der nach oben offenen Harmlosigkeitsskala noch so geht: Transporter gerät in Bushaltestelle – Mutter und Kind tot

    In dem Text wird beschrieben, dass der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat. Dann steht da: "Auf der Höhe einer Bushaltestelle sei er beim Wiedereinscheren nach rechts von der Fahrbahn abgekommen." Ob mit "er" der Fahrer oder der Kleintransporter gemeint ist oder ob das absichtlich unklar bleibt?

    Dann heißt es weiter:

    "Dabei kollidierte der Transporter den Angaben zufolge mit einer an der Haltestelle wartenden Frau und ihrem Kind."

    Auf der Internetseite "Der deutsche Wortschatz" habe ich mal nachgelesen, wie das Wort "Kollision" definiert wird:

    "Zusammenstoß von Fahrzeugen, besonders Schiffen

    Beispiele:

    eine Kollision zwischen einem Tanker und einem Passagierschiff

    die Kollision verursachte Schäden am Küstenschiff

    eine Kollision mit einem Eisberg ereignete sich im Atlantik

    bei der Kollision des Güterzugs mit einer Lokomotive wurden drei Wagen zerstört

    die Kollision mehrerer Autos auf der vereisten Autobahn forderte drei Todesopfer"

    DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
    Kollision – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
    www.dwds.de

    Die nach oben offene Verharmlosungs-Skala wurde damit wohl einmal mehr nach noch weiter oben erweitert.

    Hat schon mal wer vom "Idaho Stop Law" gehört. Die Internetseite Radspannerei berichtet darüber:

    "Wenn Radfahrer ein rotes, achteckiges Schild mit der weißen Aufschrift „STOP“ vor sich sehen, bedeutet das eine Pflicht zum Anhalten. Beide Räder müssen still stehen, der Fuß muss von der Pedale auf den Boden gesetzt werden. Insofern sind Radfahrer allen anderen Verkehrsteilnehmern gleichgestellt. Allerdings ist die Anhaltepflicht für die Radfahrer besonders ineffektiv, denn es kostet viel Energie, ein Fahrrad abzustoppen und danach wieder auf Reisegeschwindigkeit zu bringen. Im Staat Idaho in den USA gab es kürzlich eine Gesetzesinitiative, die zum Ziel hatte, das Gebot zum Halt bei Stopschildern für Radfahrer aufzuweichen. Statt vollständig anzuhalten würde es nach diesem Gesetzesentwurf ausreichen, langsam an eine Stopstraße heranzurollen und sie zu passieren, wenn sie frei ist. Das so genannte Idaho Stop Law wurde vom Parlament leider nicht verabschiedet. Eine ähnliche Regelung hierzulande würde helfen, das Radfahren gleichzeitig sicher und effizient zu machen."

    https://rad-spannerei.de/2009/05/05/rad…esetzt%20werden.

    Hallo. Wer weiß, wo ich eine Information über Stoppschild finden kann. Danke

    "Bremsen Sie und halten Sie drei Sekunden an der Haltelinie. Ihre Reifen müssen still stehen. Gewähren Sie dem Querverkehr Vorfahrt. Wenn die Haltelinie fehlt, halten Sie an der Sichtlinie."

    Quelle: http://www.strassenschilder.de/vorschriftszeichen/stop/

    Habe mal gehört, dass Fahrradfahrer*innen mindestens einen Fuß auf den Boden absetzen müssen, bevor sie nach dem Stoppen weiterfahren.

    Kann mir aber nicht vorstellen, dass das zum Beispiel auch für ein solches Fahrrad gilt:

    Der Autofahrer ist also laut Polizei auch ein Opfer des von ihm selbst verursachten Unfalls.

    Immerhin wird tatsächlich ein Verursacher benannt.

    Gewissermaßen ist der Autofahrer auch ein Unfallopfer. Es war eine Riesendummheit, in den 50er und 60er Jahren es zuzulassen, dass der Autoverkehr in einem so hohen Maße sich ausbreiten konnte und dass autogerechte Städte gebaut wurden.

    An dem Problem knabbern wir noch heute und vielen fehlt bis heute komplett das Problembewusstsein, wie diese Wahlwerbung zeigt. FDP und CDU versuchen damit beim Wähler zu punkten, weil auf der Wiehbergstraße (Foto) im Zuge einer Veloroute eine Fahrradstraße eingerichtet werden soll und die Parkplätze wegfallen sollen.

    Der Autofahrer ist ein Unfallopfer der Pro-Auto-Propaganda-Parteien.

    Auf Hannover.de ist u. a. Folgendes zu dem Unfall zu lesen:

    "Aus bisher noch ungeklärter Ursache hatte der 67-jährige Fahrer eines BMW die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war mit einer 50-jährigen Radfahrerin kollidiert. Anschließend prallte das Fahrzeug mit einer Laterne und einem Verkehrsschild zusammen und blieb auf der Seite liegen. Durch die Hilfe mehrerer Passanten konnte der Mann das Unfallwrack jedoch noch vor Eintreffen der Feuerwehr selbständig verlassen.

    Ein Notarzt untersuchte und versorgte beide Unfallopfer. Während der Unfallverursacher sich leicht verletzte, erlitt die Radfahrerin schwerere Verletzungen, war aber durchgehend ansprechbar. Beide wurden durch den Rettungsdienst in hannoversche Krankenhäuser gebracht."

    Zwei Verletzte bei Verkehrsunfall | August 2021 | Pressemitteilungen | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Feuerwehr Hannover | Sicherheit & Ordnung | Leben in der Region Hannover

    Die Verkehrsschilder jedenfalls waren in Rekord-Geschwindigkeit wieder aufgerichtet worden. Hoffentlich geht es auch dem Unfallopfer wieder besser.

    Hier zwei Fotos etwa ein Tag nach dem Unfall:

    Beide Unfallbeteiligten befuhren zuvor den Kötnerholzweg (dort gilt Tempo 50) überquerten bei Grün die Fössestraße und fuhren dann in die Nieschlagstraße (Tempo 30 Zone). Viele Anwohner, Fußgänger*innen und Radfahrer fordern schon lange, dass auch im Kötnerholzweg Tempo 30 gelten soll. Die Stadt hat das bislang mit Hinweis auf den Status der Straße Kötnerholzweg abgelehnt. Es handele sich um eine Hauptverkehrsstraße auf der Tempo 50 gelten müsse.

    In Paris wurden solche Straßen gerade erst umgeschildert.

    Und in Mainz ist sogar auf mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 ausgeschildert. Hier zwei Bilder aus Mainz:

    in der Süddeutschen:

    "Parkverbote, hohe Gebühren, nächtliche Fahrsperren: Norwegen sagt den Scootern den Kampf an. Auch Dänemark und Schweden sind für die elektrischen Flitzer längst kein gutes Pflaster mehr.", heißt es in dem Artikel. Ein so konsequentes Vorgehen wünschte ich mir gegen das allgegenwärtige und Alles vernichtende Verkehrsmittel Auto.

    Autos raus aus Stadt und Land. Halleluja!

    In Minute 47:55 betreibt Herr Döhring von der FDP "Gerichtsschelte", obwohl er behauptet, das nicht tun zu wollen. Döhring kritisiert, dass das Gericht das Auto-Parken in der Fahrradstraße Kleestraße reduziert hat. Seine Forderung: Wenn in einer Straße Autos parken und es deshalb dort eng ist, dann darf dort eben keine Fahrradstraße eingerichtet werden. :(

    Hintergrund:

    taz vom 20.8.2021 https://taz.de/!5789989/ Keine Ausnahme für Autos

    Vielleicht liege ich ja falsch, aber war das ein autonomes Auto oder klingt das nur so?

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    In der Polizeimeldung ist es nur eine Radfahrerin:

    "Im hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte hat am Dienstag, 31.08.2021, ein Autofahrer mit seinem Auto eine Radfahrerin erfasst. In der Folge verlor der Mann die Kontrolle über sein Fahrzeug. Das Auto rammte Verkehrszeichen und kippte auf die Seite. Sowohl die Radfahrerin als auch der Autofahrer wurden verletzt und kamen in Krankenhäuser."

    POL-H: Linden-Mitte: Auto erfasst Radfahrerin und überschlägt sich - zwei Verletzte
    Hannover (ots) - Im hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte hat am Dienstag, 31.08.2021, ein Autofahrer mit seinem Auto eine Radfahrerin erfasst. In der Folge…
    www.presseportal.de

    Es ist auf jeden Fall ein Beispiel, dass schnelle Twitter-Nachrichten an Genauigkeit zu wünschen übrig lassen.

    Gerade, 1.9.2021, 18:44 Uhr hat der Verkehrswende-Dialog in Hannover im Freizeitheim Ricklingen begonnen.

    Hier der Link zum Livestream:

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    Der ADFC Hannover hat die Verkehrs-Expert*innen der Parteien eingeladen, die zur Kommunalwahl am 12.9.21 antreten.

    Wenn du den Link anklickst, dann klicke auf "Auf youtube ansehen"! Dann beginnt der live-stream!

    Der ÖPNV profitiert von Tempo 30 max. innerorts.

    Dieses Fazit ziehen David Huber und Veronique Kring in ihrer Studienarbeit:

    Tempo 30 als neue innerstädtische Regelgeschwindigkeit - Chance oder Gefahr für den ÖPNV?

    Hamburg, 09. September 2020

    Prüfer: Prof. Dr.-Ing. Carsten Gertz | Betreuer: M.A. Felix Czarnetzki

    "Tempo 30 als innerstädtische Regelgeschwindigkeit bringt die optimalen Voraussetzungen für ein sicheres und gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer*innen. Unter Berücksichtigung eines Gesamtverkehrskonzeptes, das eine Verkehrswende anstrebt, sollten Verkehrsunternehmen daher bereit sein, kurzfristig negative Auswirkungen zu akzeptieren, um langfristig positiv von den Änderungen zu profitieren."

    https://www2.tuhh.de/mobillab-hh/wp-content/uploads/sites/31/2021/02/010_Huber_Kring_Tempo-30-Chance-oder-Gefahr-fuer-den-OePNV.pdf

    Tempo 30 gibt es auf Hauptverkehrsstraßen in Mainz schon seit 2020 siehe Foto!

    Passend zum Thema:

    alles wissen
    Mehrere deutsche Großstädte fordern flächendeckend Tempo 30 innerorts. Einige europäische Metropolen wie Brüssel oder Helsinki haben es bereits eingeführt. Was…
    www.hr-fernsehen.de

    "alles wissen": Tempo 30 in der Stadt – was bringt das?

    SENDETERMINE

    Do. 09.09.21, 20:15 Uhr

    Fr. 10.09.21, 04:05 Uhr

    Fr. 10.09.21, 09:20 Uhr

    So. 12.09.21, 15:30 Uhr

    "Mehrere deutsche Großstädte fordern flächendeckend Tempo 30 innerorts. Einige europäische Metropolen wie Brüssel oder Helsinki haben es bereits eingeführt. Was bringt Tempo 30 in der Stadt für Umwelt und Klima? Und kann es den Straßenverkehr sicherer machen?"

    Ich bin mal gespannt, wie in der Sendung flächendeckend Tempo 30 innerorts dargestellt wird.

    Drei Fragen finde ich besonders spanend:

    1. Wird einmal mehr so getan, als sei Tempo 30 innerorts ohnehin kein Thema, weil es in vielen Städten angeblich so viele Staus gäbe, dass ohnehin nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit gefahren werden könne? Hoffentlich macht die Sendung deutlich, dass besonders gefährliche Rasereien dann stattfinden, wenn die Straßen weniger voll sind.

    2. Wie soll Tempo 30 durchgesetzt werden gegen notorische Raser? Die FAZ schrieb beispielsweise vorgestern: "In Paris kann es für Raser künftig teuer werden. Von Montag an gilt auf fast allen Straßen der französischen Hauptstadt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Bei Überschreitung drohen Geldbußen von mindestens 90 Euro." Na und? Es ist doch reine Polemik, wenn die FAZ weiter schreibt. "Wer mit dem Auto nach Paris fährt, muss künftig das Tacho fest im Blick behalten."

    Spanien als Vorbild: Paris führt in Innenstadt Tempolimit 30 ein
    In Paris kann es für Raser künftig teuer werden. Von Montag an gilt auf fast allen Straßen der französischen Hauptstadt eine Höchstgeschwindigkeit von 30…
    www.faz.net

    Fast alle Autofahrer*innen fahren heutzutage mit Navigationssystemen, die Tempolimits ansagen können oder per Warnton alarmieren können, wenn das Tempolimit erreicht ist und so den Autofahrer davon entlasten, ständig auf den Tacho zu starren, wie die FAZ schreibt. Aber selbst ohne Navigationssystemen mit entsprechenden Funktionen wäre diese Aussage einfach nur billige Polemik, denn wenn kein Tempo 30 gilt, dann gälte ja Tempo 50, das ebenfalls eingehalten werden müsste, zur Not mit dem Blick auf den Tacho, wenn auf elektronische Helfer verzichtet wird.

    3. Wie wird das Thema ÖPNV abgearbeitet? Leider wird immer wieder gerne so getan, als würde Tempo 30 den ÖPNV ausbremsen. Das ist nun wirklich leicht widerlegbar. Aufgrund der regelmäßigen Haltestellenstopps ist der Omnibusverkehr und Straßenbahnverkehr ohnehin deutlich langsamer unterwegs als der Autoverkehr, weil Tempo 50 zwischen zwei Haltestellen nur für eine sehr kurze Distanz erreicht wird. Gilt dagegen Tempo 30, dann gleichen sich die Zeiten von Bus und Auto stärker an als das jetzt bei Tempo 50 max. der Fall ist.

    Rechenbeispiel: Busse und Straßenbahn beschleunigen und Bremsen mit 1m/Sek², bzw. -1m/Sek².

    Für eine Beschleunigung von 0 auf 50 km/h (das ist ~14m/Sek) benötigt ein Bus 14 Sekunden und legt eine Strecke von rund 100m zurück. (14 Sekunden multiplizieren mit der Durchschnittsgeschwindigkeit während der Beschleunigungsphase, das ist 7m/Sek)

    Bei der üblichen Haltestellendichte von 200 bis 300 m ist der Bus also höchstens ein Drittel der Strecke mit Tempo 50 unterwegs, denn für das Beschleunigen auf 50 und das Bremsen braucht das Fahrzeug jeweils 100m.

    Für eine Beschleunigung von 0 auf 30 km/h (das ist ~8m/Sek) benötigt ein Bus 8 Sekunden und legt eine Strecke von rund 32m zurück. (8 Sekunden multiplizieren Durchschnittsgeschwindigkeit 4m/Sek)

    Bei einer Haltestellendichte von 200 m bis 300 m ist der Bus also eine sehr viel längere Zeitspanne mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit (bei Tempo 30) unterwegs. Und damit die meiste Zeit genau so schnell wie ein Auto.

    Hoffentlich hat ein Journalist mit gearbeitet, der einigermaßen gut rechnen kann und sich nicht von irgendwelchen "Autoexperten" einreden lässt, der ÖPNV würde besonders darunter leiden, wenn nur noch Tempo 30 innerorts gefahren wird.

    Übrigens gilt diese Überlegung, ob Tempo 30 eine Verbesserung bringt, in ähnlicher Weise auch für Fahrräder und zwar ganz ohne groß zu rechnen. Tempo 25 (mit einem Pedelec leicht erreichbar auch für weniger gut auf Fitness konditionierte Radfahrer*innen) ist eben nur 5km/h langsamer als Tempo 30 km/h.

    Ob die 21 Direktkandidaten der Klimaliste für die Bundestagswahl ein eigens Werbe-Video haben, weiß ich nicht.

    Aber ich habe dieses hier von der Klimaliste Baden-Württemberg gefunden:

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    In Baden-Württemberg (und Rheinland-Pfalz) kämpfte die Klimaliste im Frühjahr auch um die Zweitstimme und errang immerhin 0,9% der Wählerstimmen.

    Es ist schon richtig immer wieder darauf hinzuweisen, dass Fahrradwege nicht per se das Fahrradfahren sicherer machen.

    Mehrspurige Fahrstreifen auf breiten Fahrbahnen, die von vielen Autos mit hohen Geschwindigkeiten befahren werden, machen jedoch definitiv den Fahrradverkehr nicht sicher und attraktiv. Und den ersatzlosen Rückbau eines Fahrradweges und stattdessen einfach nur die Anlage einer zusätzlichen Autospur würde erst recht von niemandem als eine geeignete Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs betrachtet werden. Auch dann nicht, wenn dort Tempo 30 gelten würde. Und auch dann nicht, wenn dort durch die gegebenen technischen Möglichkeiten sicher gestellt würde, dass dort kein Auto schneller als Tempo 30 fährt.

    Leider gibt es auch in Städten wie Hannover, in denen der Fahrradverkehr schon seit mehreren Jahrzehnten verhältnismäßig stark etabliert ist, immer noch Straßen mit breiten, mehrspurigen Richtungsfahrbahnen an denen trotzdem nur sehr schmaler Radwege entlangführen.

    Zum Beispiel die Vahrenwalder Straße:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Die beiden Richtungsfahrbahnen jeweils getrennt durch das Gleisbett für die Stadtbahn, haben jeweils drei Fahrspuren, von denen die äußere temporär (außerhalb der Verkehrsspitzen) zum Parken freigegeben ist.

    Ich sehe nicht, dass durch einen ersatzlosen Rückbau des viel zu schmalen Radweges an der Vahrenwalder Straße der Radverkehr dort sicherer gemacht werden würde. Es sei denn dadurch, dass dann dort im Vergleich zu heute, kaum noch Radverkehr stattfinden würde.

    Sehr gut vorstellen kann ich mir da einen geschützten breiten Radfahrstreifen, der an Stelle der rechten Fahrspur angelegt werden könnte. Parken am Fahrbahnrand wäre dann nicht mehr möglich. Aber da ist jetzt in den Verkehrsspitzenzeiten auch nicht möglich.

    Was wäre wenn es deutlich weniger Autoverkehr gäbe, so dass eine Fahrspur auf der Vahrenwalder Straße ausreicht? Man bräuchte dann vielleicht zusätzlich zur Stadtbahn Omnibusverkehr und könnte dann eine Fahrspur je Richtungsfahrbahn für den Omnibusverkehr und Radverkehr reservieren. Eine Fahrspur für den Autoverkehr reicht dann aus. Und die Bürgersteige könnten entsprechend verbreitert werden.

    Mir fehlte in der Diskussion die Reduktion des Autoverkehrs im Allgemeinen und die Bevorzugung von kleinen, leichten E-Autos.

    Als "Sofortmaßnahme für den Klimaschutz" wäre mir Tempo 130 eingefallen.

    Aber wahrscheinlich wollte Frau Baerbock nicht zu viele unschlüssige Wähler abschrecken.

    Tatsächlich fordern die Grünen schon seit langem Förderprämien für kleine, leichte E-Autos:

    Umweltbonus: Grüne fordern Prämie für Elektro-Kleinstfahrzeuge der Klassen L6e und L7e, Elektroauto-news vom 27. 1. 2020

    Umweltbonus: Grüne fordern Prämie für Elektro-Kleinstfahrzeuge der Klassen L6e und L7e
    Kleinst-Stromer wie der Renault Twizy werden nicht gefördert. Das könnte sich ändern. Das BMVI prüft die Förderfähigkeit dieser Fahrzeugklasse.
    www.elektroauto-news.net

    "Die Grüne fordern, die Umweltbonus genannte Kaufpreisförderung von Elektroautos anzupassen. Hybridautos sollen keine Förderung mehr bekommen, stattdessen sollen Elektroleichtfahrzeuge wie der Renault Twizy oder der Microlino in den Kreis der förderfähigen Fahrzeuge aufgenommen werden. „Es ist absurd, dass Elektroleichtfahrzeuge einerseits auf die Elektromobilitätsziele der Bundesregierung einzahlen sollen, aber bei der Förderung außen vor bleiben“, sagte der Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn von den Grünen der taz."

    Die Förderung von kleinen, leichten E-Autos, ist für die Grünen also tatsächlich schon lange ein Thema, das allerdings in einem Wahlkampf ganz schnell droht, instrumentalisiert zu werden für hämische Wahlkampfschwindeleien. Das hat man ja leider sehr unschön beobachten können bei der Forderung nach einer Förderprämie für Lastenräder.

    Ich fürchte, dass eine Betonung der Forderung, auch kleine und leichte E-Autos der Fahrzeugklassen L6e und L7e steuerlich zu begünstigen, sofort vom politischen Gegner zu einer Hetzkampagne missbraucht würde, die dann wieder umständlich und kräftezehrend aufbereitet werden müsste. Ähnlich wie es jetzt auch bei der Förderprämie für Lastenfahrräder gelaufen ist.

    Dagegen ist es wirklich bedauerlich, dass ein generelles Tempolimit von Tempo 130, nicht in dem Triell vorkam. Da sehe ich durchaus die Chance, dass hämische Gegenkampagnen ganz von sich aus ins Leere laufen würden, ohne dass viel Aufklärungsarbeit geleistet werden müsste, denn ein generelles Tempolimit von 130 auf Autobahnen ist vermutlich durchaus in breiten Bevölkerungsschichten mehrheitsfähig:

    statista vom 30.4.21: Sollte aus ihrer Sicht ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen umgesetzt werden?

    "42 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen auf jeden Fall eingeführt werden sollte. Etwa 36 Prozent der Befragten lehnten ein Tempolimit ab."

    Tempolimit auf deutschen Autobahnen | Statista
    Die Statistik zeigt das Ergebnis einer Umfrage zu einem generellen Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen.
    de.statista.com

    Aber man sollte die Kampagnenfähigkeit der Autolobbyisten nicht unterschätzen. Fest steht, wer in Deutschland ein generelles Tempolimit auf Autobahnen fordert, der muss mit mächtig Gegenwind rechnen. Beim Tempolimit 130 auf Autobahnen dürfte es allerdings der Autolobby schwer fallen, Gegenwind aus der Bevölkerung zu entfachen.

    Im grünen Wahlprogramm heißt es dazu: "Für die Autobahnen wollen wir ein Sicherheitstempo von 130 km/h. Wenn besondere Gründe es notwendig machen, wie beispielsweise in Städten oder Ballungsgebieten oder um sie herum, dann gelten maximal 120 km/h."

    https://cms.gruene.de/uploads/documents/Wahlprogramm-DIE-GRUENEN-Bundestagswahl-2021_barrierefrei.pdf

    Interessant ist, dass das Wort Tempolimit an dieser Stelle vermieden wird und stattdessen ein "Sicherheitstempo" gefordert wird.