Beiträge von Malte

    Was genau verhindert eigentlich im Schiffbeker Weg die Fahrbahnbenutzung durch Radler (außer das Brett vorm Ko^h^h^h dem Rückstau, den man ggf. links überholen kann...)?

    Ich vermute mal, es ist ähnlich wie auf der Kieler Straße. Man kann zwar auf der Fahrbahn radeln, wird aber von den übrigen Verkehrsteilnehmern nicht unbedingt freundlich behandeln. Unsereins löst das eventuell mit einem dicken Fell, andere bleiben offenbar lieber auf der brüchigen Radverkehrsinfrastruktur oder rollen auf dem Gehweg herum.

    Sofern die Gesundheitsbehörde nicht allzu viele Einwände hat, findet morgen eine Mahnwache statt:

    Malte
    2. Juni 2020 um 22:44

    Die Mahnwache wurde in Anbetracht des gestrigen Unwetters übrigens auf Sonntag verschoben.

    Derweil berichtet noch das Hamburger Abendblatt — mal wieder — über die Sicherheit von Radfahrern im Hamburger Straßenverkehr: Nach tödlichem Unfall: Sind Radfahrer geschützt?

    In dem Bericht werden Radfahrer erwähnt, die sich über die Verkehrsführung an der Unfallstelle beschweren, der Radverkehr würde dort über einen Grünsteifen geführt, anschließend müsse man wieder zurück auf die Fahrbahn fahren. Einen Gehweg gäbe es zwar auch, der wäre aber so schmal bemessen, dass man noch nicht einmal sein Rad nebenher schieben könne. Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, hat jemand zufällig ein paar Fotos von der Stelle zur Hand oder könnte am Sonntag welche schießen?

    Dann kommt noch die Polizei zu Wort, die ja als Straßenverkehrsbehörde eine nicht unerhebliche Verantwortung trägt, dass die Radverkehrsinfrastruktur in Hamburg so ist wie sie ist. Und die Polizei meint:

    Zitat

    Aus Polizeikreisen heißt es dagegen, Radfahrer hätten zum Beispiel auch die Möglichkeit, vorher die Straßenseite zu wechseln und ein Stück auf der linken Fahrseite zu schieben.

    Pardon, aber das bringt mich echt auf die Palme. Die Hamburger Polizei stellt zwar die Straßenverkehrsbehörde, aber ich habe immer wieder dein Eindruck, dass bei der Hamburger Polizei so gut wie kein Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde auch mal mit dem Rad fährt. Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, egal ob zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Freibad, dann will ich nicht regelmäßig absteigen und schieben, sonst kann ich mir das Radfahren ja auch sparen.

    Als ich noch in Hamburg gewohnt und täglich einen Arbeitsweg von neun Kilometern pro Richtung bestritten habe, wurde ich nicht nur auf der Kieler Straße, sondern regelmäßig auf anderen Straßenabschnitten mit Arbeitsstellen beglückt, die gänzlich ohne Radverkehrsführung auskamen. Und wenn ich dann nachfrage, warum das so ist wie es ist, dann höre ich mir an, es wäre nicht genügend Platz vorhanden. Tja. Weil man eben weder fünf Parkplätze auf dem Seitenstreifen in einen Notweg umwandeln möchte noch womöglich einen von zwei Richtungsfahrstreifen. Und einfach auf der Fahrbahn zu fahren ist insbesondere bei mehrstreifigen Fahrbahnen nicht jedermanns Sache, da passieren dann solche Manöver wie am Schiffbecker Weg und am Ende ist einer tot. Wow.

    Aber im Endeffekt sollen Radfahrer andauernd absteigen und schieben, weil man dem Auto keinen Platz wegnehmen möchte, nicht einmal temporär für ein paar Tage oder Wochen. Aber wenn ich mal grob überschlage, wie oft ich auf meinem Arbeitsweg absteigen und schieben hätte müssen, wäre ich bestimmt locker doppelt so lange unterwegs gewesen. Und dann kann ich auch gleich ins Auto oder in die Bahn steigen, da gibt man sich wenigstens einigemaßen Mühe, mich zeitnah ans Ziel zu bringen.

    Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Hamburger Polizei als Straßenverkehrsbehörde den Radverkehr mal ein biiiischen ernster nimmt und mehr unternimmt als nur die ständigen Rotlichtkontrollen an für den optimalen Verkehrsfluss des Kraftfahrzeuges optimierten Kreuzungen.

    Parallel zum Konjunkturprogramm der Bundesregierung hat das Land Schleswig-Holstein heute seine Klimaschutzförderungen vorgestellt. Gefördert werden unter anderem Solarzellen, nicht-fossile Heizungen, Ladepunkte für E-Fahrzeuge — uuuuund Lastenräder.

    Für Lastenräder gibt es, Trommelwirbel: 400 Euro, aber maximal 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Also… ist ja nett gemeint, aber nein danke.

    Nordrhein-Westfalen förderte mit maximal 30 Prozent der Anschaffungskosten und maximal eintausend Euro, Hamburg spendierte sogar 2.000 Euro für E-Lastenräder und 500 Euro für normalbetriebene Lastenräder.

    Vielleicht wissen die Schleswig-Holsteiner nicht, wie viel ein Lastenrad kostet. Grundsätzlich scheint man unter 2.000 Euro eher eine Sparversion mit günstigen Komponenten und ohne Lichtanlage zu bekommen, so richtig interessant wird die Sache wohl eher erst ab 3.000 Euro, mit Elektroantrieb eher ab 4.000. Und dann wird auch nur maximal die Hälfte des Anschaffungspreises gefördert, als ob es irgendwelche Lastenräder unterhalb von 800 Euro gäbe.

    Das eBullit E6100 Gates Alfine 11 Bluebird, für das ich mich interessiere, liegt mit 6.305 Euro in weiter Ferne. Hätte mir das Land 2.000 Euro dazugegeben, hätte ich zugeschlagen, mit 400 Euro eher nicht. Das e-muli mit Gates-Riemen und Alfine 11 liegt immer noch bei 5.415 Euro. Das günstigste Lastenrad mit Dynamobeleuchtung, das ich aufgetan habe, ist das Babboe Big mit 1.499 Euro. Das ist aber als Dreirad eher nicht so mein Fall. Sobald aber ein Motor dazukommt, den ich bei einem Lastenrad dann doch für einigermaßen brauchbar halte, kommen gleich lockere zweitausend Euro drauf. Selbst das zweite auf der Förderungswebseite abgebildete Rad, das ich für ein Yuba Mundo halte, kostet mutmaßlich über viertausend Euro.

    Das ist halt so wie bei der Corona- oder Abwrackprämie für Autos: Eine Prämie von zwei- oder fünf- oder zehntausend Euro ist zwar nett, hilft aber im Endeffekt auch nur denjenigen, die sowieso genügend Geld für einen Neuwagen haben, in deren Preisklassen die Finanzspritze dann nur zehn Prozent ausmacht. In meinem Beispiel mit dem Bullit macht die Förderung dann 6,4 Prozent aus, beim Babboe Big immerhin 26,7 Prozent.

    Ich weiß nicht — ich habe den Eindruck, angesichts der Höhe der Förderung als auch der Deckelung auf die Hälfte des Anschaffungspreises wusste man beim Land wohl nicht, wie viel Fahrräder oder Lastenräder kosten. Das ist in unserer Gesellschaft auch nichts ungewöhnliches, ich kann mich noch gut an das Entsetzen meiner Kollegen vor acht Jahren erinnern, als ich ankündigte, 749 Euro für ein ordentliches Fahrrad auszugeben. Die 400 Euro nimmt dann gerne mit, wer sich ohnehin ein Lastenrad kaufen möchte oder gerade gekauft hat, denn die Förderung gilt sogar rückwirkend bis zum 1. Januar, aber einen Ansporn zur Anschaffung eines Lastenrades, um das Auto häufiger stehenzulassen sehe ich darin jetzt nicht unbedingt — obwohl das ja eigentlich das Ziel der Förderung war:

    Eine Umstellung der individuellen Mobilität ist ein wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende. Elektronisch betriebene Lastenräder sind eine umweltfreundliche Alternative zu Verbrennungsmotoren und sogar zum öfentlichen Nahverkehr. Die Lastenfahrräder werden mit maximal 400 Euro bezuschusst, maximal können 50 Prozent der förderfähigen Kosten erstattet werden.

    Im Prinzip gibt es durch die geplante Senkung der MWSt von 19% auf 16% eine Kaufprämie auf alles, also auch auf Verbrenner.

    Es tauchen im Netz ja so langsam die ersten Analysen auf und es scheint, dass nach wie vor primär jene Bevölkerungsgruppen profitieren, die ohnehin schon keine nennenswerten Geldsorgen haben.

    Ich würde tippen, dass die Nummer mit der Umsatzsteuer eine Art Deal zwischen SPD und CDU war, um quasi die Coronaprämie für Kraftfahrzeuge hinten rum einzuführen. Größere Innovationen hinsichtlich Umwelt- und Klimaschutz finden sich da ja eigentlich auch nicht.

    Eine wirkliche Richtungsänderung hat also eher nicht stattgefunden. Wir fahren jetzt eventuell nicht mehr ganz so schnell in die falsche Richtung, aber man muss sich wohl schon darüber freuen.

    Ich weiße mal kurz einen Moment vom Thema ab, denn heute trug sich mal wieder ein Schauspiel zu, bei dem man froh sein muss, entweder ein Auto zu besitzen und/oder zu Hause arbeiten zu können.

    Um 16:07 Uhr wurde von einem schweren Unwetter gewarnt, das heute durch Hamburg und das südlich Schleswig-Holstein ziehen sollte:

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    Anderthalb Stunden später zerlegt sich unabhängig vom Unwetter das Stellwerk in Elmshorn:

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    Es folgen die üblichen Maßnahmen, die einzelnen Linien werden in einen nördlichen und einen südlichen Teil gebrochen, Fahrgästen werden die Umleitungen über Bad Oldesloe und Lübeck nahegelegt. Die Umleitungen sind wie jedes Mal für die Katz, denn von Bad Oldesloe nach Neumünster und von Lübeck nach Kiel fahren ein, beziehungsweise zwei LINT 41 pro Stunde. Da sollen dann die Fahrgäste von zwölf Doppelstockwagen und ungefähr 16 normalen Wagen plus die Fahrgäste von zwei ICEs einsteigen.

    Ich bin in der Vergangenheit in solchen Fällen einfach bockig im Bureau geblieben, anstatt mir die Umwege anzutun und mehrere Stunden in Bad Oldesloe oder Lübeck mit aberhunderten weiteren Fahrgästen auf einen schmalen Platz im Zug zu warten.

    Das ging bis vor knapp einer Stunde so:

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    Und dann haben wir jetzt noch eine Pandemie. Den aufgeregten, beziehungsweise absolut angepissten Beiträgen in den gesellschaftlichen Netzwerken zufolge wurden Fahrgäste eindringlich gebeten, die kleinen LINTs nicht rappelvoll zu quetschen, es wurde wohl mehrfach tatsächlich versucht, die Züge maximal zur Hälfte zu füllen. Und dann steht man da inmitten eines Unwetters auf Bahnsteigen, die aus Kostengründen zu einem Drittel überdacht sind und Wartehallen, die aus Kostengründen seit Jahren geschlossen sind, und darf sich dann ausrechnen, ob man wohl in fünf oder erst in neun Stunden in den Zug nach Hause reinkommen wird. Oder man hat das Glück ein Taxi zu erwischen. Oder hat zufällig einen fliegenden Teppich dabei.

    Mit dem Schienenersatzverkehr zwischen Elmshorn, Pinneberg und Hamburg war es wohl ebenso abenteuerlich, angeblich haben die dort einsetzten Busse teilweise nur zwölf Fahrgäste transportiert, damit die Abstandsregeln eingehalten werden könnten.

    Was bin ich froh, dass ich von zu Hause arbeiten kann.

    Aber es zeigt eben die Problematik der öffentlichen Verkehrsmittel auf: Die Sache mit vielen Menschen in einem engen Fahrzeug ist schon schwer genug, aber sobald dann ein Problem im Betrieb auftritt, bricht das ganze System zusammen. Abstandsregeln und Infektionsschutz passen einfach nicht zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

    Edit: Der Zugverkehr im Bereich Elmshorn ist immer noch gestört und man kann die Zeit weiterhin in vollen Zügen genießen. Sofern man denn vom Zugpersonal reingelassen wird.

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    Wenn ich die Meldungen in den gesellschaftlichen Netzwerken verstehe, sind aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen noch nicht alle Fahrzeuge im Einsatz und es bleiben wohl gerade hinsichtlich der verringerten Kapazität zur Wahrung der Abstände eine ganze Menge Pendler an den Bahnsteigen zurück.

    Und dann stellt sich als Arbeitnehmer schon die Frage: Will man dem Arbeitgeber regelmäßig erklären, warum man es trotz einigermaßen pünktlich fahrender Züge nur mit mehrstündiger Verspätung zum Arbeitsplatz geschafft hat — oder steigt man einfach ins Auto und stellt sich diese Frage nicht?

    Heute kommt dann also die heiß erwartete Coronaprämie für Autos und noch mehr Autos. Sogar Verbrennungsmaschinen, die die ab nächstem Jahr gültigen Grenzwerte deutlich überschreiten werden, und Neuwagen, die in einer Preisklasse liegen, dass deren Zielgruppe ohnehin nicht auf eine Prämie angewiesen sein wird, haben noch Anspruch auf finanzielle Unterstützung.

    Tja: Große Koalition einigt sich auf Milliarden-Konjunkturpaket

    Aber:

    Zitat


    Mehrwertsteuersenkung, Kinderbonus, Hilfen für Kommunen – und keine Kaufprämie für Verbrenner: Union und SPD haben sich auf ein 130-Milliarden-Euro-Paket verständigt, mit dem die Coronakrise bewältigt werden soll.

    Keine Kaufprämie für Verbrenner? Ich hielt dieses Ergebnis für dermaßen unwahrscheinlich, dass ich das gar nicht glauben mag. Die CDU war dafür, ein Teil der SPD war dafür, haben sich jetzt Bundesumwelt- und Bundesfinanzministerium tatsächlich durchgesetzt?

    Wenn ich es richtig verstehe, ist es in der Gegenrichtung passiert, wo es ansteigt. Ich habe mal in der Mühsamstraße gewohnt, allerdings andere Seite.

    Ja? Beide fuhren laut dem Artikel nach Norden und der Lastkraftwagen wollte nach rechts abbiegen.

    In Berlin wurde eine Radfahrerin von Lkw in Friedrichshain überrolt.

    Der Unfall hat sich offenbar hier ereignet. Die Radfahrerin war auf einer der neuen Popup Bike Lanes unterwegs,, der Lastkraftwagen nebenan auf der Fahrbahn. Die Straße ist quasi schnurgerade bis zum Horizont, man kann ewig weit schauen, aber trotzdem passieren solche Unfälle.

    Dann schaue ich mir die Bilder vom Unfallort an und stelle fest: Der Lkw ist wohl nach jetzigen Erkenntnissen nicht mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet, wohl aber mit einem Ich-gucke-nicht-Aufkleber:

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    Das will einfach nicht in meinen Kopf. Wir geben Geld aus und beschenken Lkw-Fahrer mit diesen dreieckigen Schildern, die so ein bisschen was mit Schuldumkehr mit sich bringen, anstatt zum vorsichtigen Abbiegen zu mahnen oder gar Abbiegeassistenten einzuführen.

    NahverkehrHamburg sucht zum heutigen Weltfahrradtag Hamburgs schönste Radwege.

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    Ich würde da ja glatt diese ganzen supergeilen Zweirichtungsradwege nominieren, die ja seit einigen Jahren in Hamburg im Bereich von Arbeitsstellen angelegt werden. Das klingt dann immer so, als ob diese provisorischen Verkehrsführungen nur für ein paar Wochen blieben, aber den Kram an der Kieler Straße genießt man ja auch schon seit zweieinhalb Jahren.

    DER SPIEGEL freut sich: Fahrrad löst Auto zeitweise als wichtigstes Verkehrsmittel ab+

    Aber:

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    Ich frage mich ja manchmal, wo denn in diesem Stille-Post-Spiel zwischen Polizei und Redaktion das wohl wieder schiefgegangen ist. Die Polizei Northeim weist auf neue Regeln für das Überholen von Radlern hin und warnt unter anderem:

    Zitat

    Radweg muss - wenn vorhanden - genutzt werden

    Neu ist auch die Radwegbenutzungspflicht, die vorschreibt, dass Radfahrer einen vorhandenen Radweg nutzen müssen und ihnen dort das Fahren auf der Straße verboten ist.

    Und das hat man dann als Radfahrer wieder als Problem an der Backe: Irgendjemand sieht durch die Windschutzscheibe einen Radweg (oder etwas, das er für einen Radweg hält) und fühlt sich nun umso mehr zu Belehrungen, Hupen oder Scheibenwaschwasserspritzen legitimiert, denn schließlich sagt ja sogar die Polizei, dass ein Radweg, wenn er vorhanden ist, „verwendet“ werden müsse.

    Und wenn man dann zwecks Anzeigeerstattung bei der Polizei auftaucht, heißt es dort womöglich auch: Wenn ein Radweg vorhanden ist, muss dieser, (sic) verwendet werden.

    Heute kommt dann also die heiß erwartete Coronaprämie für Autos und noch mehr Autos. Sogar Verbrennungsmaschinen, die die ab nächstem Jahr gültigen Grenzwerte deutlich überschreiten werden, und Neuwagen, die in einer Preisklasse liegen, dass deren Zielgruppe ohnehin nicht auf eine Prämie angewiesen sein wird, haben noch Anspruch auf finanzielle Unterstützung.

    Außer der Automobilindustrie und der Bundesregierung möchte aber quasi niemand diese Prämie. Klar, Klimaschützer lehnen eine solche Prämie ohnehin ab, aber sogar Ökonomen, ja sogar in den einschlägigen Fridays-For-Hubraum-Stammtischgruppen konnte sich niemand für diese Prämie erwärmen.

    Da drin wurde im wesentlichen darüber berichtet, dass Klimaanlagen, die horizontale Luftströme erzeugen die Verbreitung von Krankheitserregern im speziell untersuchten Fall den Corona-Virus von einer Person auf andere begünstigen. Genau dieser Hinweis von dir hatte mich ja neugierig gemacht und veranlasst mal selbst in einem Eisenbahnwagen nachzuschauen, wie dort die Strömungsverhältnisse sind.

    Ehrlich gesagt würde ich ja gerne erst einmal in die Verlegenheit kommen, mir über horizontale oder vertikale Luftströme bei Klimaanlagen Gedanken machen zu müssen. Wenn ich an den letzten Sommer zurückdenke, bin ich mindestens zwei Mal pro Woche mit Zügen gefahren, bei denen die Klimaanlage defekt war. Und in dieser empirischen Statistik sind nur jede Zugfahrten enthalten, bei denen es draußen heiß genug war, um eine Klimaanlage zu bemerken, und die nicht am späten Abend stattfanden, wenn es ohnehin schon kalt war.

    Den Rest kannst vermutlich dem Lack gegenüber ignorieren.

    Naja, außer dass sich mit etwas Pech ein Pilz drin festsitzt, der am Zucker nascht und dabei den Lack aufsprengt. Irgendwo anders habe ich noch gelesen, dass in den Zuckertropfen Alkohol gäre, der dann den Lack angreift.

    Andererseits: Wenn man sich im Internet zu diesen Themen informiert, dann hat man schon den Eindruck, dass man weder Fahrräder noch Autos draußen abstellen könne und ganz offensichtlich ist die Problematik so groß ja nicht.

    In warmem Wasser abwaschen.

    Was dann ja wieder zum Eingangsthema führt: Dann habe ich wieder die Kalkflecken im Lack, die ja bei warmen Wasser offenbar prächtigst gedeien.

    Es ist jetzt also passiert: Fünf Jahre und drei Monate, nachdem ich mein Auto abgeschafft hatte, steht wieder eines vor der Tür — Corona sei dank. Wir möchten nächste Woche zu meinen Schwiegereltern fahren, unter deren Dach allerdings auch noch die Großeltern wohnen, die man womöglich nicht mit Mitbringseln aus den öffentlichen Verkehrsmitteln versorgen möchte.

    Also fahren wir mit dem Auto quasi parallel zur Bahnstrecke.

    Zwei Dinge sind mir dann doch noch aufgefallen:

    Erstens bin ich zu meinen Eltern, bei denen ich das Auto abgeholt habe, natürlich mit der Bahn gefahren. Das sind diese 30 Kilometer von denen ich oben schrieb, die ich für so einen kurzen Besuch dann doch nicht mit dem Rad zurücklegen wollte. Der kleine LINT 41, mit dem der RE 74 von Kiel nach Rendsburg fuhr, war quasi leer, dafür allerdings warm wie ein Brutkasten: Sofern die Lüftung oder gar Klimaanlage funktionierte, war sie nicht besonders ambitioniert zugange. Und während der halbstündigen Wendezeit im Kieler Hauptbahnhof wurde vernünftigerweise der Dieselmotor abgeschaltet, was allerdings unvernünftigerweise natürlich auch die Lüftung deaktiviert.

    Eine halbe Stunde mit Maske in der Hitze hat mir dann auch genügt. Ich pflege momentan noch keine Ambitionen, mir diesen Spaß jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit für zweieinhalb Stunden anzutun, auch wenn im Nah- oder Fernverkehr zwischen Hamburg und Kiel die Wahrscheinlichkeit höher ist, eine funktionierende Klimaanlage zu erwischen.

    Und:

    Wie geil ist es eigentlich ein Auto zu fahren? Ich bin heute nur ein bisschen herumgekurvt, aber mir wurde an jeder Ecke so viel Zucker in den Arsch geblasen, dass mir fast der Darm geplatzt wäre. Wenn ich an den Strand will, steige ich ins Auto und fahre aus der Stadt raus. Bums, 25 Minuten später stelle ich den Wagen auf einem der riesigen und natürlich kostenlosen Parkplätze ab, fünf Minuten später kann ich mit den Füßen im Wasser stehen. Wenn ich nicht an die Ostsee, sondern an die Nordsee fahren möchte, dann düse ich halt aus Kiel in die andere Richtung.

    Ich bin gestern mit dem Rad nach Schönberg gefahren und es war ja so unglaublich lästig: Ich brauche erst einmal eine Dreiviertelstunde, bis ich überhaupt aus der Stadt rausgekommen bin. Die ganzen Modalitäten mit miserabler Infrastruktur, „übersehenden“ Rechtsabbiegern und großartig harmonierenden Ampelschaltungen brauche ich hier wohl nicht weiter ausführen. Dann durfte ich die ebenfalls hinlänglich bekannten schleswig-holsteinischen Naturerlebnisradwege genießen inklusive abertausenden Wurzelaufbrüchen, plötzlichen Seitenwechseln, rätselhaften Verkehrsführungen und Falschparkern, die ganz bestimmt nur ganz kurz auf dem Radweg parkten, um mit dem Hund Gassi zu gehen.

    Und dann ist man irgendwann am Ziel und kann die Zeit nicht einmal genießen, weil man ja weiß: Die ganze Strecke muss man auch noch einmal wieder zurückfahren. Früher, als wir noch nicht angehalten waren, öffentliche Verkehrsmittel nach Möglichkeit zu meiden, war die Sache viel einfacher: Ich fuhr morgens vor der Rush-Hour zum Bahnhof, stieg in einen Zug und fuhr anschließend mit dem Rad von irgendwo nach irgendwo, vielleicht von einem Ort innerhalb Schleswig-Holsteins zurück nach Kiel, vielleicht irgendwo in der Bundesrepublik die obligatorischen einhundert Kilometer für den monatlichen Gran Fondo. Um das fahrradtechnisch unzureichend ausgestattete östliche Kiel zu umgehen, konnte ich ja noch nicht einmal mit der RB 76 vom Hauptbahnhof die fünf Kilometer nach Kiel-Oppendorf fahren, denn Corona-bedingt fährt die kleine Bummelbahn momentan gar nicht.

    Und ich merke, dass mit jedem Mal, bei dem ich erstmal eine halbe Stunde oder länger durch die Stadt fahren muss, meine Lust schwindet, mit dem Rad ins Umland zu fahren. Es macht einfach überhaupt gar keinen Spaß. Selbst wenn ich von unserer Wohnung nach Norden oder nach Westen rausfahren will, mir also den ganzen Weg einmal um die Förde herum spare, steht der für den Kopf notwendige Aufwand, mich aufzuraffen und erstmal die ganze autogerechte Stadt hinter mir zu lassen, in gar keinem Verhältnis zum eigentlichen Entspannungsfaktor dieser Radtour.

    Und das blöde an dieser Situation ist eben: Mit dem Auto, das jetzt für ein paar Wochen vor unserer Tür steht, schwebe ich geradezu auf einer autogerecht ausgebauten Infrastruktur, der ja Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur zum Opfer fiel, aus der Stadt raus und abends wieder rein. Selbst am Pfingstmontag hat das Verkehrsaufkommen noch nicht einmal für einen ordentlichen Stau gereicht. Für den Kopf ist das viel entspannter, für den Bewegungsapparat natürlich nicht.

    Tja: Wenn man keine Probleme hat, dann sucht man sich eben welche.

    Will sagen, beziehungsweise fragen: Was macht man denn mit dem so genannten Honigtau, also den Hinterlassenschaften der Blattläuse?

    Ich habe eine Weile bei meinem früheren Arbeitgeber, als ich das mit dem Fahrradparken im Bureau noch nicht durchgesetzt hatte, unter einer Linde geparkt und das sah man dem Rad beim Feierabend auch an. Ob es dem Lack geschadet hat vermag ich nicht zu beurteilen, denn das ist der Zossen, der auch mal draußen vor dem Bahnhof parken darf, der sieht das mit dem Lack nicht so eng und ist Kummer gewohnt.

    Als ich heute den Wagen meiner Mutter ausgeliehen hatte, wurde mir aufgetragen, bitte nicht unter Linden zu parken, damit der Lack nicht ruiniert würde. Befrage ich das Internet zu dieser Problematik, dann ist ähnlich wie bei Kalkflecken Alarmstufe rot und sofortiges Einschreiten angesagt.

    Gehe ich recht in der Annahme, dass ich mir bei meinen Rädern, die eine Linde jeweils nur für ein paar Sekundenbruchteile sehen, wenn ich unter ihnen hindurchbrause, und die in der Regel ausschließlich in geschlossenen Räumen parken, keine Sorgen machen muss?

    Kurzer Blick zurück in die Andreas-Gayk-Straße. Dort wurde nach meiner Kenntnis vor nicht allzu langer Zeit dieser Radweg ertüchtigt, um eine Anbindung für den Radverkehr aus der Kaistraße zu schaffen, weil es nach Abschluss der Baumaßnahmen ja ein Teil des Radweges aus der Altstadt kommend unterbrochen wäre.

    Man kann es so einigermaßen gut erkennen, es geht um den schwarzen Streifen auf der Nebenfläche, die Kaistraße ist die Straße in Blickrichtung geradeaus, die Arbeitsstelle mit der künftig nicht mehr vorhandenen Radverkehrsinfrastruktur befindet sich links:

    Der Radweg endete nach wenigen hundert Metern bereits wieder in einer so genannten Schleuse auf der Fahrbahn, wo man sich regelmäßig mit dem Linienverkehr anlegen durfte. Hier fährt ein Großteil des Busverkehrs des Kieler Westufers entlang und dementsprechend lustig ist das regelmäßige Abkaspern von § 10 StVO mit dem die Bushaltestelle ansteuernden Lininebus. Es hat wohl auch seinen Grund, dass Radfahrer lieber ordnungswidrig auf dem Gehweg gefahren sind, anstatt sich regelmäßig zu streiten:

    Nun sieht es seit ein paar Tagen plötzlich so aus. Die Aufleitung aus der Kaistraße wurde wieder entfernt, die Benutzungspflicht ist jedoch geblieben:

    An obiger Stelle wundert man sich nur, was das jetzt wohl wieder für ein Manöver mit den sauer verdienten Steuergeldern war, die andere Seite des Radweges sieht dagegen umso lustiger aus. Die Aufleitung auf die Fahrbahn wurde gegen einen Bordstein ausgetauscht, dort kann man sich jetzt richtig schön auf die Nase hauen. Das halte ich für eine äußerst unschöne Lösung, wenn nicht sogar für eine fiese Gefahrenstelle: Davor gibt’s einen Radweg, danach gibts einen Radfahrstreifen, aber zwischendurch kann man sich schön den schrägen Kantstein herunterbuckeln: