Wir wissen ja alle, wie wichtig es ist, sich als Radfahrer gänzlich der Einhaltung der Verkehrsregeln zu verschreiben. Für jene Zweiradführenden, denen dieses Prinzip noch nicht so ganz geläufig ist, bietet die Kieler Polizei momentan regelmäßige Auffrischungskurse in Form von so genannten Schwerpunktkontrollen im Radverkehr an.
Und ich wette, ich weiß schon wo die nächste Kontrolle stattfinden wird.
Während der heutigen Dezentralen Critical Mass Kiel kam ich an diesem Abschnitt der nördlichen Holtenauer Straße vorbei. Dort wird der Radverkehr von der Fahrbahn auf den benutzungspflichtigen Hochbord-Radweg geleitet, weil es wohl an der nächsten Kreuzung zu gefährlich zum Fahrbahnradeln ist oder so.
Dort lacht seit Kurzem, das Schild sieht ja noch brandneu aus, ![Zeichen 239 [Zeichen 239]](https://radverkehrsforum.de/images/smilies/zeichen-239.png)
dem Radfahrenden entgegen. Nun kann man wieder raten: Handelt es sich beim linken Teil des Sonderweges um einen freigegebenen Gehweg, auf dem Radfahrer mit Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen? Oder ist der linke Teil plötzlich ein so genannter „anderer Radweg“, während auf dem rechten Teil, der vormals ein reiner Gehweg war, plötzlich mit Schrittgeschwindigkeit gegehwegradelt werden darf?

Nichts genaues weiß man nicht, aber im Zweifelsfall macht man es falsch und das örtliche Lokalblatt kann dann wieder freudig vermelden, wie viele Kampfradler beim Übertreten der Verkehrsregeln erwischt wurden.
Ich düste erst einmal weiter, kam dann aber noch mal zurück, um mir die ganze Sache mal genauer anzusehen. Los geht’s an der Kreuzung zwischen Holtenauer Straße und Elendsredder, wo die Holtenauer Straße eine Art visuelle Verkehrsberuhigung bekommen hat, um den Bereich als Einkaufsstraße ein bisschen aufzuwerten.


Die südlich dieses Abschnitts vorhandene Führung des Radverkehrs auf Radfahrstreifen wurde hier aufgegeben, der Radverkehr soll auf der Fahrbahn stattfinden. Tut er natürlich nicht, denn hier fahren auch Busse des KVG und eine Menge Kraftfahrzeuge, die durchaus deutlich machen, dass es ja einen „RAAAAADWEEEEEG“ gibt. Der so genannte Radweg ist das hier:

Und hier findet nach meiner Beobachtung auch ein wesentlicher Teil des Radverkehrs statt…

… was ich für ein ziemliches Unding halte: Hier soll man einkaufen und flanieren und vor allem aus Geschäften wieder rausgehen können, ohne gleich über den Haufen gefahren zu werden, aber gleichzeitig ist dieser Bereich für den Radverkehr freigegeben. Ich tippe mal darauf, dass bei der Gestaltung dieses Straßenzuges, wann auch immer sie wohl stattgefunden haben mag, wie so oft die Beibehaltung der Parkplätze wichtig war und dann der Platz knapp wurde. Nun ja: Hier geht es weiter — besonders schön sind natürlich die grauen Betonpoller, die sich in der nasskalten Dunkelheit nicht besonders vom Hintergrund abheben:

Nun wird’s lustig. Bislang durfte unsereins ja auf der Fahrbahn radeln, aber seit Kurzem thront nun dieses Schild an einem nicht besonders gut von der Fahrbahn einsehbaren Ampelmast. Klar, Verkehrszeichen stehen in der Regel rechts, das sagt ja auch § 39 Abs. 2 S. 3 StVO.


Und vor allem dann gleich wieder aus dem Vollen geschöpft:
mit
. Ja, Applaus, Applaus. Es ist also ein gemeinsamer Fuß- und Radweg mit Benutzungspflicht, der aber nicht für Radfahrer gilt. Das war wohl eher nicht die beabsichtigte Regelung.

Na gut. Für jene, die entweder das
nicht gesehen oder lieber das
davon beachtet haben, gibt’s zur Sicherheit noch ein
, das von der Fahrbahn auf den Hochbord-Radweg lockt…

… während gleich im Hintergrund
lacht.
Das heißt, ich darf mit dem Rad nicht auf der Fahrbahn fahren, sondern muss den Radweg benutzen, der gleich darauf aber zum freigegebenen Gehweg oder so wird. Auf die Fahrbahn darf ich aber theoretisch immer noch nicht, weil das
ja auch ein Verbot zur Nutzung der Fahrbahn beinhaltet.
Puh.
Nun kann man natürlich der Behörde schreiben, ob man das vielleicht mal in Ordnung bringen möchte. Ich verstehe nur gar nicht, was das denn wohl eigentlich mal werden sollte. Dass das
an der Ampel nicht beabsichtigt war, das kann ich mir ja denken, aber was war denn die Motivation, weiter hinten
aufzustellen?