Beiträge von Malte

    Ich möchte zwischendurch wieder einmal meine Zufriedenheit mit dem Mängelmelder der Stadt Lüneburg kundtun.

    Am Freitagmittag hatte ich zwei Vorgänge in Form von unzureichend eingerichteten Fußgängerüberwegen an einer Arbeitsstelle bemängelt. Freitagmittag in einer Behörde, wie sagt man so schön, ab eins macht jeder seins, aber Pustekuchen: Ich erhielt nach nicht einmal drei Minuten eine Eingangsbestätigung per Mail und heute noch einmal eine ausführlichere Rückmeldung, dass die Mängel direkt abgestellt worden wären.

    Ich kann’s momentan dank der Quarantäneanordnung nicht nachprüfen, weil Baustelleninspektion vermutlich nicht unter § 3 der AbsonderungsV fällt, aber das ist einfach ein himmelweiter Unterschied zu anderen Städten, in denen ich erst Beschwerde bei der jeweiligen Landesbehörde einreichen muss, damit sich endlich mal was tut.

    Aber vielleicht ist Musk mal ein Superreicher, für den Geld kein Selbstzweck ist, sondern was er für "höhere" Ziele einsetzt?

    Das hat er ja schon häufiger behauptet, als es darum ging, möglichst viele Kinder zu zeugen, um die menschliche Zivilisation zu erhalten, und eine Besiedlung des Mars vorzubereiten. Er hat sicher schon höhere Ziele vor Augen.

    Ich denke aber nicht, dass er hier wirklich 44 Milliarden ausgegeben hat, um den Dems ihr Spielzeug zu verleiden. Dazu handelt er auch momentan viel zu erratisch und wirkt bei der ganzen Doxing-Thematik wie ein Getriebener, der sich täglich neue Regeln ausdenkt. Er mag mit einem Waschbecken ins Twitter-Hauptquartier gekommen sein, aber nicht mit einem Plan.

    Auf mich wirkt es so, dass er tatsächlich Twitter kaufen wollte, um die Plattform tatsächlich zu einem Hort der freien Rede umzubauen. Dann merkte er, Hmm, wird wohl doch ein bisschen teuer, und nun versucht er womöglich relativ ziellos Kosten zu sparen, um die ganze Nummer nicht tatsächlich als Totalausfall abschreiben zu müssen. Denn ich vermute, dass das eine ganze Menge Leute, denen er Geld schuldet, nicht so geil fänden.

    Mal wieder was lustiges: Spaß mit Zahlen. Was könnte hier schiefgehen?

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    Okay, erstmal nimmt sich der Herr Freidemokrat hier eine Grafik, die von der AfD erstellt wurde. Deren Rotpfeil hat er oben rechts mit bestem Geschick entfernt. Die Frage ist aber auch: Was will er damit? Nur von der Empörung profitieren, für die eine andere Partei bezahlt hat? Oder deren Meinung wiedergeben? Denn verstanden hat er die Grafik offenbar nicht.

    Nun ist die bange Frage: Hat die AfD sie verstanden? Ich behaupte mal: Ja. Die Leute sind ja nicht blöd. Die wissen, dass man Zahlen auf diese Weise darstellen kann und dass niemand so richtig Ahnung von Statistik hat. Und wenn dann einer kommt und weiß, wie Statistik funktioniert, dann glaubt ihm sowieso niemand. Das ist doch quasi perfekt.

    Was die AfD nämlich dargestellt hat, sind die Abrechnungsdaten der Krankenkassen. Das ist schon mal mit einer gewissen Unschärfe behaftet; beim Schlüssel R96.0, dem plötzlich eingetretenen Tod, da ist die Sache wohl klar, aber I46.9 „Herzstillstand, nicht näher bezeichnet“ muss nicht zwangsläufig mit dem Tod enden. Außerdem, das wird ja seit Jahren ständig geklagt, gibt es auch bei der Abrechnung ständig Probleme mit falsch zugeordneten Schlüsseln.

    Man hat also die Summe der Vorgänge dargestellt, die 2021 mit den Todesfallursachen I46.1, I46.2, R960, R96.1, R98 und R99 gemeldet wurden. Dann hat man sich für die Jahre 2016 bis 2020 die Summen geben lassen, die zu den Patienten gehören, die 2021 gemeldet wurden. Und dann die Daten jener Patienten dazu gelegt, die nicht 2021 gestorben wurden.

    Was dann dabei rauskommt ist, was ich im ersten Semester des Studiums als Kohorteneffekt kennengelernt habe. Jemand, der 2021 gestorben ist, kann, wenigstens nach den Regeln dieses Universums, nicht in den Vorjahren gestorben sein. Und taucht darum dort auch gar nicht auf.

    Mehr dazu:

    Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen. Aber Links zu anderen gesellschaftlichen Netzwerken schränken wir erstmal ein:

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    Interessant ist hierbei, wie sehr sich der Twitter-Support abmüht festzustellen, dass es primär darum ginge, Konten zu sperren, die Links zu anderen gesellschaftlichen Netzwerken platzieren wollen. Ich war viele Jahre auf Twitter aktiv und habe nie den Eindruck gehabt, solche Konten wären ein Problem, sofern man nicht irgendwelche Spamroboter mit Links zu dem bekannten gesellschaftlichen Netzwerk namens PornHub dazu zählt. Hier soll es wohl eher darum gehen, die Empörung wieder einzufangen, weil es momentan offenbar tatsächlich nicht möglich zu sein scheint, Links zu Mastodon oder anderen Netzwerken zu setzen.

    Ach Mensch: Guck mal einer an, welches Netzwerk nicht gesperrt ist. Mit dem Chinesen will sich Musk wohl doch nicht anlegen.

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    Du zweifelst die Eigenverantwortung der (meisten) Menschen an. Und ich lese aus deinen Beiträgen heraus, dass du deshalb die Maßnahme der Quarantäne begrüßt oder zumindest akzeptierst, z. B.:

    Ich möchte die Sache mit der Eigenverantwortung noch eine Nummer höher aufhängen: Es gibt eben gesellschaftliche Zwänge, die mir als verantwortungsvoller Arbeitnehmer signalisieren, eine leichte Erkältung wäre kein Grund, eine Woche krank zu Hause zu bleiben. Ich weiß als Arbeitnehmer, dass das eine dumme Idee sein könnte, aber das Bild des fleißigen Deutschen beinhaltet nunmal keine Bettruhe bei leichter Erkältung. Genauso sehe ich das bei Verwandtschaftsbesuchen: Man schleppt sich auch noch krank zu den Großeltern, weil es die Verwandtschaft erwartet. (Ich habe da die unpassende Analogie zur sozialen Benutzungspflicht im Hinterkopf: Ich weiß, dass ein Radweg nicht blau beschildert ist, aber ich komme meiner Eigenverantwortung nicht nach, auf der sichereren Fahrbahn zu rollen, weil ich dort ständig gemaßregelt werde.)

    Man muss eben abwägen: Im Winter haben Infektionskrankheiten leichtes Spiel, wenn jeder krank zu Hause bliebe, fiele nicht nur überall das Weihnachtsfest aus, sondern auch die Grundversorgung in den Supermärkten und Apotheken und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Also entscheidet man sich für einen Mittelweg, der dann irgendwo von Husten und leichtem Fieber begleitet wird, aber noch rechtzeitig abbiegt, bevor jemand zu Schaden kommt.

    Insofern magst du recht haben: Ich bezweifle die Eigenverantwortung der meisten Menschen, weil sie nur sehr begrenzt entscheiden können, zu Hause zu bleiben. Dem Weihnachtsfest mag man fernbleiben können, beim Arbeitsplatz hat der Arbeitgeber mitzureden. Den Begriff der Teleheimarbeit habe ich 2004 in der Schule gelernt, bis zur flächendeckenden Umsetzung dieses Konzepts dauerte es noch lockere 16 Jahre.

    Und tatsächlich akzeptiere ich durchaus die Quarantäne-Anordnung des Landkreises Lüneburg. Ich könnte jetzt auch einfach vor die Tür gehen und irgendwo mit dem Auto hinfahren, niemand würde es bemerken, niemand würde gefährdet, sobald ich die Landesgrenze zu Schleswig-Holstein überquert habe, wäre das keine Ordnungswidrigkeit und ich könnte wunderbare Fotos im Schnee schießen. Mach ich aber nicht. Toll finde ich es auch nicht.

    Und da kommt dann wieder die Eigenverantwortung: Ich wäre vernünftig genug, mit röchelndem Husten und positiven Test nicht in die Bahn zu steigen oder in den Supermarkt zu gehen. Ich bin mir aber sicher, andere täten es. So habe ich mir ja mutmaßlich vor acht Tagen das Virus bei einer Veranstaltung mit der dazugehörigen Erkältungs-Geräuschkulisse eingesammelt. Die Leute haben sich eben für 25 Euro Eintrittskarten angeschafft und bleiben dann halt nicht zu Hause, wenn sie vor lauter Husten nicht mal ihre Bestellung am Tresen aufgeben können.

    Und ja, ich kann auch verstehen, dass irgendwann der Staat eingreift und sagt, hier gerät etwas ganz gewaltig ins Ungleichgewicht. Das traurige Schicksal des Präventionsparadox ist ja, dass niemand weiß, wie es nun tatsächlich gelaufen wäre, hätte es seit Frühjahr 2020 keine Lockdowns gegeben. Aber offenbar sah sich der Staat gezwungen, zum Schutz der Bevölkerung und damit auch im weiteren Sinne zum Schutz der Wirtschaft tätig zu werden.

    Ich tu mich schwer mit der Einordnung, ob ich das nun begrüße oder toll finde oder nicht, es hat sich bei mir eher eine Gleichgültigkeit sondergleichen eingestellt. Tatsächlich wäre ich gestern und heute gerne mit dem Auto nach Schleswig-Holstein gefahren, um die gezuckerte Landschaft zu fotografieren. In den nächsten Tagen regnet’s, wenn ich hier wieder raus bin, ist nichts mehr davon übrig. Das nagt schon ein bisschen an mir.

    Vielleicht lassen wir das Thema jetzt auch auch bleiben. Man kann ja auch anerkennen, nicht einer Meinung zu sein.

    Du willst erkältete Menschen zu Hause einsperren.

    Warum bringst du denn nun diesen vollkommen haltlosen Vorwurf? Ich schrieb ein paar Beiträge weiter oben, dass ich diese Maßnahmen auch nicht geil finde.

    Ich bin lediglich der Meinung, dass die von dir beschriebene Eigenverantwortung und der Regelung des Marktes nicht funktioniert. Und führe ich meine eigene Erfahrung an, nach der meine Kollegen und ich ständig mit allen möglichen Krankheiten am Arbeitsplatz erschienen sind. Der Staat lässt die Bundesländer entscheiden, wie sie damit verfahren wollen und offenbar traut man den Leuten in Schleswig-Holstein mehr Eigenverantwortung zu als in Niedersachsen.

    Ich kann mir auch vorstellen, wie das mit der Eigenverantwortung in Niedersachsen läuft: In der Woche vor Weihnachten macht man einfach keinen PCR-Test, dann gibt’s auch keine Quarantäne-Anordnung, die das Weihnachtsfest gefährdet. Ich weiß nur nicht, ob man damit dann allen Familienmitgliedern einen Gefallen tut.

    Ganz sicher möchte ich niemanden zu Hause einsperren. Ich wäre auch lieber heute mit der Kamera im schneebedeckten Schleswig-Holstein unterwegs gewesen, seitdem ich weiß, dass mein Ausflug jenseits der Landesgrenze nicht mal ordnungswidrig wäre.

    Eigentlich sollte das der Markt regeln: Idealerweise ist es für den Arbeitgeber günstiger, wenn sich der Arbeitnehmer krankschreibt. Der Infektiöse ist schneller wieder fit und insgesamt produktiver. Kollegen werden nicht angesteckt und bleiben produktiv. Ggfs. übernimmt die Krankenkasse solange den Lohn (das ist derzeit nur bei längerer Krankschreibung so?).

    Klar kann ein Arbeitgeber bei zu häufiger Krankschreibung versuchen den Arbeitnehmer loszuwerden. Dasselbe gilt aber auch bei Quarantäne.

    Das ist ja aber nicht der Punkt, um den es geht.

    Bislang war es in unserer Gesellschaft so, dass man sich nicht krank meldet, sobald die Nase läuft, sondern man auch mit leichten Beschwerden noch ins Bureau fährt. Husten gehörte bis zum März 2020 zu der ganz normalen Geräuschkulisse in einer Arbeitsstätte. Der Markt hat hier offenbar nichts geregelt, sofern man nicht das große Glück hatte, einen dieser Arbeitgeber zu erwischen, die sich genügend Feelgood leisten können, um kranke Arbeitnehmer zu Hause auskurieren zu lassen.

    Und wenn der Markt es nicht regelt, dann muss ich eben als Arbeitnehmer so oft den Arbeitgeber wechseln, bis ich einen gefunden habe, der seine kranken Arbeitnehmer tatsächlich nach Hause schickt. So etwas erfährt man ja nicht beim Bewerbungsgespräch, sondern frühestens mit dem Beginn der nächsten Erkältungswelle.

    Staatliche Zwangsmaßnahmen wegen einer endemischen Erkältung (und das ist Covid-19 inzwischen) lehne ich ab.

    Ich finde das auch nicht geil. Aber:

    Natürlich kannst du dich gerne selbst entscheiden, Kontakte zu vermeiden oder dich wegen Krankheit arbeitsunfähig zu melden.

    Ebenso kann dein Brötchengeber, als Hausherr, Home-Office für infektiöse aber arbeitsfähige Arbeitnehmer anordnen.


    Wer sich aufgrund seiner eigenen Gesundheit schützen möchte, soll dies gerne selbst tun.

    Das ist der Punkt, den ich anders sehe. Als Angestellter kann ich meine Gesundheit nicht schützen, wenn es gesellschaftlich legitimiert ist, mit leichten bis mittelschweren Erkrankungen am Arbeitsplatz aufzutauchen und mein Arbeitgeber nichts dagegen unternimmt. Klar, ich könnte kündigen und einen anderen Arbeitgeber suchen, aber das ist vielleicht in vielen Branchen nicht so einfach wie bei uns in der IT.

    Wenn ich irgendwann zu der Risikogruppe hochbetagter Menschen gehöre, dann bin ich auch drauf angewiesen, dass meine Liebsten stark genug sind, den Traditionen des Weihnachtsfestes zu entsagen und mit Infektionen zu Hause bleiben, anstatt mich in Gefahr zu bringen. Ich kann mich auch noch dran erinnern, dass ich als Schulkind irgendwann mal die Weihnachtsbesuche trotz Fieber absolviert hatte — Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr und wann sieht man die Verwandten denn sonst noch?

    Und ich kann auch den Staat verstehen, der irgendwo einen Mittelweg finden muss: Das ungehemmte Ausbreiten von Infektionskrankheiten kann Wirtschaft und Gesellschaft genauso beschädigen wie die fehlende Arbeitskraft aufgrund von Maßnahmen aus dem Katalog des Infektionsschutzes.

    Ich fürchte, wir beide überschätzen die Bereitschaft der Gesellschaft, die Eigenverantwortung tatsächlich zu praktizieren. In der Zeit vor März 2020 wäre ich doch gestern gleich am ersten Tag ohne Fieber direkt wieder ins Bureau spaziert, um meinen Verpflichtungen gegenüber meinem Arbeitgeber als Arbeitskraft genüge zu tun, und hätte dort andere Menschen angesteckt. Es wäre komplett indiskutabel gewesen, auch nur einen Tag länger zu Hause zu bleiben als nötig.

    Nö, wozu? Quarantäne ist sinnvoll, wenn man eine Krankheit ausrotten will. Das hat leider nicht funktioniert.

    Seh ich anders. Ich komme schon gerade ein bisschen in die Verlegenheit, dass nächste Woche das Weihnachtsfest mit den dazugehörigen Tagesreisen nach Norden und Süden ansteht. In meiner Verwandtschaft sind tatsächlich einige Menschen schon deutlich über 70 und auch 80 Jahre oder gehören aufgrund von Vorerkrankungen zu der so genannten Risikogruppe. Da ist teilweise aufgrund einer jüngeren Krebsbehandlung das Immunsystem stark reduziert worden.

    Da frage ich mich schon: Ist es sinnvoll, dorthin zu fahren und eine Erkrankung zu riskieren? Ich hatte bislang als gesunder Mensch mit dreifacher Impfung „nur“ zweieinhalb relativ beschissene Tage. Ich kann mir vorstellen, dass besagte Mitglieder der Verwandtschaft das vielleicht nicht so locker wegstecken.

    Sinnvollerweise sagt man sich also: Mit Erkältung oder Fieber tritt man keine Weihnachtsbesuche an. So wie man ja auch nicht mit Erkältung ins Bureau fährt, stimmt’s? Das ist leider kein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten — ich erinnere mich gut daran, dass wir als Gesellschaft vor der Pandemie oft genug auch mit Erkältung oder sogar leichtem Fieber artig zur Arbeit gefahren sind; denn wenn jeder Arbeitnehmer zwei Wochen pro Jahr mit einer leichten Erkrankung zu Hause bliebe, wie hoch wäre der volkswirtschaftliche Schaden?

    Mir persönlich wurde das auch genau so anerzogen: Wer in der Schule mit Erkältung zu Hause blieb, galt eben als Weichei. Und andersherum wurde von der Lehrkraft mitunter auch vor versammelter Klasse ganz genau nachgeforscht, ob man denn wirklich die Klassenarbeit nicht hätte schreiben können oder ob es mit 38 °C Fieber nicht doch noch gegangen wäre. Und Weisheitszähne wurden bitte ausschließlich am Freitagnachmittag gezogen, damit man Montag wieder in der Schule saß. Und so weiter und so fort.

    Das ging dann sogar so weit, dass ich in sechs Jahren Studium nicht einen einzigen Tag lang aufgrund von Krankheit fehlte. Ich habe die Klausuren auch einfach locker mit 39,5 °C Fieber geschrieben. Als Strafe gab es auch eine lockere 4,0 — gerade noch bestanden.

    Und vielleicht ist diese Quarantäne auch mal eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Druck zu durchbrechen, mit einer potentiell gefährlichen Infektion den Weihnachtsbesuch wider besseres Wissen durchzuziehen und die Kollegen im Büro in Ruhe zu lassen.

    Ein bisschen ärgere ich mich ja: Eigentlich wollten wir heute nach Kiel fahren. Okay, nach Kiel kann man auch in den nächsten Wochen noch fahren, aber dann gibt’s keinen Weihnachtsmarkt mehr und auch keinen Schnee und wir wären heute ohnehin erst mit stundenlanger Verspätung angekommen, weil in Hamburg die Verbindungsbahn eine Weile gesperrt war.

    Sei’s drum. Natürlich halte ich meine Quarantäne ein, aber ich wundere mich schon, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert. Hätte ich keinen PCR-Test gemacht und mir anschließend selbst diese Anordnung für die Quarantäne beim Landkreis Lüneburg besorgt, äh, ja, hätte es überhaupt irgendjemanden gekümmert? In der Bahn sitzen mittlerweile teilweise 50 Prozent der Fahrgäste ohne Maske und husten und schniefen, soll ich guten Glaubens sein, dass die wohl tatsächlich alle kein Corona haben?

    Draußen lockt das vorletzte Wochenende des Jahres mit schönem Wetter und ich sitze drinnen und warte. Natürlich gehe ich jetzt nicht einfach vor die Tür und stecke fröhlich andere Leute an oder steige sogar in die Bahn, Blödsinn — aber ich bin mir sicher, dass zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie so mancher Mensch mit eindeutigen Symptomen lieber keinen PCR-Test macht, um vor Weihnachten einer Quarantäne aus dem Weg zu gehen.

    In einem so genannten Qualitätsmedium gab es vor ein paar Wochen einen Beitrag, der nach meinem laienhaften Dafürhalten schon ein bisschen zu sehr in Rechtsberatung abdriftete, der nämlich meinte, man dürfe als Kraftfahrer innerhalb der Grenzen des Notwehrrechts die Versammlung der so genannten Klimakleber beenden, zu deutsch, die Kleber von der Fahrbahn kratzen.

    Das fand natürlich in den einschlägigen gesellschaftlichen Medien den entsprechenden Anklang, bei der sich dann die Zielgruppe an den eigenen Gewaltfantasien gütlich tat von wegen man werde die Leute einfach überfahren oder die Hand mit der Kettensäge abtrennen und so weiter und so fort. Das ist, wie ich meine, auch ein schönes Beispiel dafür, was mit „die Grenzen des Sagbaren verschieben“ gemeint ist. Mir ist erst vor wenigen Jahren klar geworden, dass man mittlerweile sowohl im Netz als auch draußen in der Realität ungestraft Dinge sagen oder schreiben darf wie „morgen fahr ich dich tot, du dreckiger *%&§$#“.

    Trotz alledem halte ich es nach wie vor für eine ungünstige Idee, die Leute einfach eigenmächtig von der Fahrbahn zu entfernen oder totzufahren, so sehr es auch im rechten Fuß jucken möge. Und wenn ich mir die Berichte aus Berlin oder München durchlese, scheinen die Maulhelden auf Facebook draußen auf der Straße dann doch ganz artig im warmen Auto sitzen zu bleiben.

    Im Verfassungsblog gibt es eine Einschätzung von Tobias Gafus zu der Thematik, in den Kommentaren findet auch eine kurze Diskussion mit einem Autor des besagten Qualitätsmediums statt:

    Gewaltfantasien und Gewaltmonopol
    Auf Welt.de ist vor kurzem ein Stück Service-Journalismus der besonderen Art erschienen. Der Redakteur Constantin van Lijnden hat die „Rechte der ausgebremsten…
    verfassungsblog.de

    Was hat dieser Mensch vor?

    Sofern er wirklich nicht komplett übergeschnappt sein sollte, tippe ich auf Leerverkäufe. Er könnte über irgendwelche Briefkastenfirmen auf Kursverluste von Tesla gewettet haben, um damit hintenrum wieder Gewinn zu machen.

    Erscheint mir aber eigentlich nicht sinnvoll, mit meinem begrenzten Finanzwissen kann ich das ohnehin nicht einordnen.

    gut, auf der anderen Seite muss man natürlich sehen, dass die Planung einer neuen Generation halt auch einfach dauert. und dauert. und dauert.

    Sowas frühzeitig angehen, ist ja erstmal nicht falsch.

    Das ist natürlich auch richtig, ja.

    Mir fällt gerade auf, dass ich als Vielfahrer mittlerweile auch keinen Überblick mehr über „die neue ICE-Generation“ habe.

    Irgendwann kam vor ein paar Jahren plötzlich der ICE 4 daher mit seinen acht Fahrradstellplätzen, okay. Dann gibt es jetzt seit einer Woche den „neuen ICE 3“ als ICE Neo. Siemens plant auf Basis des Velaro wohl wieder was neues, zwischendurch wurde noch der so genannte „Talgo-ICE“ präsentiert. Den modernisierten ICE 1 gibt’s dann ja auch seit 2019 im Fahrplan.

    Insofern, Uff, welcher ICE wird denn jetzt geplant für welche Anforderungen? ICE-R wie „recyclebar“?

    Die gemeinsame Nutzung des freigegebenen Gehwegs von Radfahrern und Fußgängern klappt nach meiner Beobachtung eher nicht so gut. Wie schon häufiger in diesem Thread erwähnt, führt die Soltauer Straße stadteinwärts bergab und dementsprechend hohe Geschwindigkeiten erreicht man auch als ungeübter Radfahrer — nur dass man nun plötzlich seit der Sanierung des Gehweges mit teilweise 25 oder auch 30 km/h schnellen Radfahrern konfrontiert wird, die auch die gesamte Breite des Gehweges nutzen.

    Hier wurde ich heute morgen fröhlich zur Seite geklingelt, weil ein schneller Radfahrer rechts an einer etwas langsam fahrenden Radfahrerin vorbeifahren wollte. Dank der auf die freitägliche Leerung wartenden Restmülltonnen war der Verkehrsraum noch etwas weiter eingeschränkt und man kann als Fußgänger echt nur noch staunen.

    Die Unzufriedenheit über den Umbau hat mittlerweile auch die Kommentarspalten der örtlichen Lokalzeitung verlassen, jemand hat hier noch einmal den Passus mit der Schrittgeschwindigkeit auf die lustigen Rücksicht-Schilder geklebt. Geholfen hat’s leider nicht.

    Blöd ist halt nach wie vor: Ich kann zwar mit dem Rad ganz im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung auf der Fahrbahn radeln, aber dann werde ich eben angehupt, abgedrängt und beschimpft. Denn auf solche Späße wie Fahrbahnradelei hat man hier auch nicht so richtig Lust.

    Oh je, das klingt ja beinahe wie eine Drohung:

    (S+) Die Bahn will neue ICE-Generation entwickeln
    Ein katastrophales Jahr liegt hinter der Bahn. Nach SPIEGEL-Informationen arbeitet der Konzern nun an einer neuen Zuggeneration, mehr Linien und schnelleren…
    www.spiegel.de

    Im Angesicht der momentanen Pünktlichkeitsrate hat die Idee, erst einmal eine weitere ICE-Generation zu planen, schon etwas von „one more lane will fix it“. Wenn ich das richtig sehe, fahren im Norden und im Süden der Bundesrepublik pünktlich zum Wintereinbruch nur halb so viele Züge wie geplant, weil der Rest aufgrund der Witterungsverhältnisse liegen bleibt. Ich wage zu behaupten, der Verkehrswende wäre mit Weichenheizungen mehr geholfen als mit einem recyclebaren ICE.

    … uuuund nun hab ich’s auch. Vorhin knapp 39,8 °C Fieber, ein dicker Kopf, der größer als das Universum ist und nur noch am Bibbern. Ich vermute mal, dass ich mir hier jetzt nicht den leichten Verlauf an Land gezogen habe.

    Den positiven PCR-Test habe ich mir nun auch abgeholt, nun bleibe ich erst einmal bis mindestens Dienstag zu Hause.

    Natürlich nicht so ganz, denn vorher muss ich noch zum Hausarzt, um meine Krankenkassenkarte abzugeben, damit er mir eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen kann. Den positiven PCR-Test kann ich immerhin per Mail schicken, aber ich hätte mir gewünscht, dass so etwas im Jahr 2022 vielleicht auch ohne direkten Besuch geht.

    Zum PCR-Test bin ich zu Fuß gewatschelt, es gibt mittlerweile nur noch zwei Apotheken in Lüneburg, die überhaupt testen. Das halte ich angesichts der momentanen Krankheitswelle für unterdimensioniert, aber angesichts der Vielzahl freier Termine scheint der Andrang nicht so groß zu sein. Das Fahrrad wollte ich mit 39 °C Fieber nicht nehmen, Bus und Taxi kamen sowieso nicht in Frage und da mein Gehirn momentan nur mit 50 Prozent seiner Leistung arbeitet, kam auch das Auto nicht in Frage. Also blieben die Füße und mein Versuch, Menschenmassen in Form von Schulkindern auszuweichen, sieht auf dem Rückweg ganz niedlich aus.

    Was Symptome angeht, habe ich heute alles da. Hohes Fieber, Husten, Gliederschmerzen, einen dicken Kopf, der größer ist als der von Marvin dem Roboter.

    Außerdem: Einschränkung des Geschmackssinns. Die kräftig gewürzte Suppe hatte einfach keinen Geschmack. Von einer Tafel Schokolade abzubeißen hat die Qualität von einem Block Styropor, weil das Gehirn offenbar das metallische Rascheln der Verpackung in die Bewertung des Geschmacks mit einfließen lässt. Und ich war zwischendurch extrem lichtempfindlich. Ich konnte nicht mal bei gedimmten Licht die Verpackungsbeilage von Medikamenten lesen, weil mir permanent die Augen schmerzten. Das weiße Papier stach wie ein Messer in die Augäpfel.

    Momentan hat sich das mit der Lichtempfindlichkeit wieder gegeben und ich sitze am Rechner, weil mir im Bett liegend ständig Schleim in die Nase läuft.

    Bei mir gibt’s halt immer was zu erleben. Hoffentlich werden die nächsten Tage wenigstens etwas entspannter.

    Immerhin sind alle Corona-Tests negativ.

    … uuuund nun hab ich’s auch. Vorhin knapp 39,8 °C Fieber, ein dicker Kopf, der größer als das Universum ist und nur noch am Bibbern. Ich vermute mal, dass ich mir hier jetzt nicht den leichten Verlauf an Land gezogen habe.

    Am Sonnabend habe ich, im Nachhinein betrachte ich es als unvernünftig, eine Veranstaltung mit 200 Personen in einem größeren Saal besucht. Einen wesentlichen Teil der Zeit verbrachte ich zum Zwecke der Nahrungsaufnahme ohne Maske.

    Ich kenne ein gutes Dutzend Menschen persönlich, die ebenfalls dort waren, und ausnahmslos jeder hat jetzt eine Erkältung. Mich hat’s so richtig umgehauen, seit heute Abend fühle ich mich richtig elend. Das hatte ich tatsächlich seit… Puh… Februar 2020 nicht mehr, glaube ich. Immerhin sind alle Corona-Tests negativ.