Mit dem Fahrplanwechsel kommen die Lüneburger Fahrgäste wieder in den Genuss der Auswirkungen des Regionalisierung des SPNV. In Schleswig-Holstein hat eine gleichnamige Tochterfirma des niedersächsischen erixX das Netz Mitte übernommen, darunter auch die Strecke Kiel–Lübeck–Lüneburg. Während auf dem Nordteil der Strecke ein Großteil der Fahrten aufgrund des hohen Krankenstandes ausfällt, fährt auf dem südlichen Teil quasi, naja, so gut wie nichts mehr:
Die Strecke Kiel–Rendsburg ist auch so gut wie eingestellt worden, die Leute sollen dann auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. Das ist ja mehr als abenteuerlich.
Derweil wird immer noch über den Ausbau der Strecke Hamburg–Hannover debattiert: Die Ertüchtigung der vorhandenen Strecke möchte niemand, einen Neubau entlang der A 7 will man aber auch nicht:
Und das finde ich wieder so spannend: In der Debatte um den Neubau entlang der A7 geht es unter anderem darum, dass dort Naherholungsgebiete für die dort lebenden Menschen der Vernichtung zugeführt werden, während die Menschen selbst aber nichts von der schnellen Eisenbahnverbindung hätten. Das ist insoweit auch für mich ein nahvollziehbares Argument: Es ist nicht vorgesehen, entlang der Strecke links und rechts jeweils ein Gleis für Bummelzüge einzurichten, die dann in Bispingen, Munster oder Bad Fallingbostel halten. Die Menschen dort in der Region haben allenfalls einen indirekten Nutzen dadurch, dass die Wirtschaft und der Hamburger Hafen eine bessere Infrastruktur bekommen.
Witzigerweise protestieren auf der anderen Seite der Heide aber offenbar nur verschrobene Umweltschützer gegen den Weiterbau der A 39 von Lüneburg nach Wolfsburg, denn von so einer Autobahn, die zwar auch durch ökologisch wertvolle Flächen führt, profitiert jeder: Jeder hat ein Auto, mit dem man dann binnen 30 Minuten in Hamburg sein könnte (stimmt ja nicht so ganz mit der Zeitangabe, aber lassen wir das mal so stehen). Und die Wirtschaft profitiere auch, die dann in Windeseile ihre LKWs von Wolfsburg nach Hamburg fahren könne. Deshalb sind die Leute geradezu geil auf eine Autobahn direkt vor der Tür (also klar, nicht direkt vor der eigenen Tür, dann ist’s ja laut, aber in annehmbarer Entfernung vor der Tür anderer Leute ist es okay).
Spannend ist es dann, wenn Malte Hübner aufzeigt und fragt, was denn mit seinem Naherholungsgebiet passiert, wenn dort plötzlich eine Autobahn mit vier Fahrstreifen und Seitenstreifen durchgebaut wird. Die Antwort lautet dann ernsthaft: Ja, ist schon ein bisschen blöd, aber Malte Hübner kann dann ja mit dem Auto über die A 39 zum Beispiel nach Bad Bevensen fahren und dort im Kurpark spazieren gehen. Ja, nee, Bad Bevensen ist für mich kein Naherholungsgebiet mehr und wenn ich in den dortigen Kurpark fahren wollte, könnte ich auch heute schon mit dem Metronom fahren und quasi direkt im Kurpark aussteigen.
Das ist eine Argumentation, der ich beim besten Willen nicht folgen kann: Wir betonieren ein Naherholungsgebiet mit ökologisch wertvollen Flächen zu, damit die Leute mit dem Auto schneller ins nächste Naherholungsgebiet fahren können. In den Köpfen mancher Leute muss das wohl wirklich sinnvoll sein.