Beiträge von Malte

    Mit dem Fahrplanwechsel kommen die Lüneburger Fahrgäste wieder in den Genuss der Auswirkungen des Regionalisierung des SPNV. In Schleswig-Holstein hat eine gleichnamige Tochterfirma des niedersächsischen erixX das Netz Mitte übernommen, darunter auch die Strecke Kiel–Lübeck–Lüneburg. Während auf dem Nordteil der Strecke ein Großteil der Fahrten aufgrund des hohen Krankenstandes ausfällt, fährt auf dem südlichen Teil quasi, naja, so gut wie nichts mehr:

    Zahlreiche Ausfälle und defekte Züge: So desaströs war der Start für Erixx in Lüneburg
    Viele Lokführer sind krank, einige Züge defekt: Das Unternehmen streicht Dutzende Verbindungen auf der Strecke Lüneburg-Lübeck und sorgt für Frust bei…
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    Die Strecke Kiel–Rendsburg ist auch so gut wie eingestellt worden, die Leute sollen dann auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. Das ist ja mehr als abenteuerlich.

    Derweil wird immer noch über den Ausbau der Strecke Hamburg–Hannover debattiert: Die Ertüchtigung der vorhandenen Strecke möchte niemand, einen Neubau entlang der A 7 will man aber auch nicht:

    Alpha E: Dagegen wehrt sich Lüneburg
    Die Entscheidung über den Schienenausbau im Norden rückt näher. Am Sonnabend vor dem vierten Advent findet im Kreishaus hinter verschlossenen Türen ein…
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    Und das finde ich wieder so spannend: In der Debatte um den Neubau entlang der A7 geht es unter anderem darum, dass dort Naherholungsgebiete für die dort lebenden Menschen der Vernichtung zugeführt werden, während die Menschen selbst aber nichts von der schnellen Eisenbahnverbindung hätten. Das ist insoweit auch für mich ein nahvollziehbares Argument: Es ist nicht vorgesehen, entlang der Strecke links und rechts jeweils ein Gleis für Bummelzüge einzurichten, die dann in Bispingen, Munster oder Bad Fallingbostel halten. Die Menschen dort in der Region haben allenfalls einen indirekten Nutzen dadurch, dass die Wirtschaft und der Hamburger Hafen eine bessere Infrastruktur bekommen.

    Witzigerweise protestieren auf der anderen Seite der Heide aber offenbar nur verschrobene Umweltschützer gegen den Weiterbau der A 39 von Lüneburg nach Wolfsburg, denn von so einer Autobahn, die zwar auch durch ökologisch wertvolle Flächen führt, profitiert jeder: Jeder hat ein Auto, mit dem man dann binnen 30 Minuten in Hamburg sein könnte (stimmt ja nicht so ganz mit der Zeitangabe, aber lassen wir das mal so stehen). Und die Wirtschaft profitiere auch, die dann in Windeseile ihre LKWs von Wolfsburg nach Hamburg fahren könne. Deshalb sind die Leute geradezu geil auf eine Autobahn direkt vor der Tür (also klar, nicht direkt vor der eigenen Tür, dann ist’s ja laut, aber in annehmbarer Entfernung vor der Tür anderer Leute ist es okay).

    Spannend ist es dann, wenn Malte Hübner aufzeigt und fragt, was denn mit seinem Naherholungsgebiet passiert, wenn dort plötzlich eine Autobahn mit vier Fahrstreifen und Seitenstreifen durchgebaut wird. Die Antwort lautet dann ernsthaft: Ja, ist schon ein bisschen blöd, aber Malte Hübner kann dann ja mit dem Auto über die A 39 zum Beispiel nach Bad Bevensen fahren und dort im Kurpark spazieren gehen. Ja, nee, Bad Bevensen ist für mich kein Naherholungsgebiet mehr und wenn ich in den dortigen Kurpark fahren wollte, könnte ich auch heute schon mit dem Metronom fahren und quasi direkt im Kurpark aussteigen.

    Das ist eine Argumentation, der ich beim besten Willen nicht folgen kann: Wir betonieren ein Naherholungsgebiet mit ökologisch wertvollen Flächen zu, damit die Leute mit dem Auto schneller ins nächste Naherholungsgebiet fahren können. In den Köpfen mancher Leute muss das wohl wirklich sinnvoll sein.

    Ein ❤️ für Autofahrer: Privatperson verängstigt Anwohner mit regelmäßigen Falschparker-Anzeigen – „Man lebt in ständiger Panik“

    Mir würde da spontan ein Weg einfallen, mit dem man sowohl die Panik los wird, als auch das Gesetz einhält 😏

    Auch interessant, dass dort die Kommentare der Nutzer in dem Artikel eingeschoben werden, aber keine Einordnung stattfindet. So steht dort jetzt die Falschinformation, dass man seit 50 bis 70 Jahren auf dem Gehweg parken dürfe, was ja so aber nunmal nicht stimmt. Ich bin mir gerade unsicher, seit wann überhaupt auf der Fahrbahn geparkt werden darf, das war ja einige Jahre nach dem Krieg auch nicht gestattet — es gab schlichtweg so wenige Fahrzeuge, dass das überhaupt nicht notwendig war.

    Bei mir gibt’s halt immer was zu erleben. Hoffentlich werden die nächsten Tage wenigstens etwas entspannter.

    Geblieben sind davon primär starke Gliederschmerzen, als hätte ich mich wochenlang nicht bewegt, so wie Neo, der damals aus der Matrix befreit wurde, und ein bisschen husten — und der positive Schnelltest. Der Teststrich ist immer noch äußerst kräftig zu sehen.

    Da ich mir nun keine Illusionen mache, dass der Strich binnen der nächsten 24 Stunden verschwindet, entfällt damit wohl für mich das Weihnachtsfest. Ich möchte die Diskussion nicht schon wieder eröffnen, aber ich fahre mit diesem Test nicht Verwandte besuchen, die vor Kurzem erst ihre Chemotherapie überlebt haben.

    Andererseits haben in meinem Umfeld gerade dermaßen viele Menschen einen positiven Test, dass ich der Ansteckung sowieso nicht auf Dauer hätte entfliehen können.

    Sowas ist ja noch leicht zu durchschauen. Ich meine die fieseren Verdrehungen.

    Es gibt leider immer mehr verdrehte Wahrheiten in diesen Netzwerken. Nimm mal die "Twitter-Files", deren Veröffentlichung Elon Musk angestoßen hat.

    Ich habe mal stichprobenartig reingeschaut und vielleicht ein gutes halbes Dutzend der Vorwürfe gelesen. Und an keiner Stelle empfand ich das Handeln von Twitter als unangemessen. Ich fand viel mehr die konstruierten Vorwürfe lächerlich.

    So geht es mir seit dem ersten Teil der Veröffentlichungen. Aber aus jedem Aspekt wird ein riesiger Skandal herausgearbeitet, was sich dann noch ein weiteres Mal potenziert, weil wir auch Empfänger adressiert werden, die sich noch nie auf Twitter aufgehalten haben und überhaupt nicht wissen, wie dieses Netzwerk eigentlich funktioniert.

    Und trotzdem taucht dann irgendwo ein Kommentar auf, dass Twitter vom FBI für das Unterdrücken von Meinungen bezahlt wurde.

    Und der verlinkte "Beleg"?

    Das FBI stellt natürlich ständig irgendwelche rechtlichen Anfragen an Twitter. Genauso wie die Bundepolizei sicherlich auch. Und Twitter hat die dafür zulässigen Gebühren genommen.

    Ende der Geschichte.

    Der Typ hat ja immerhin noch mitgekriegt, dass mit der deutschen Übersetzung „Bundesbehörde“ vermutlich das FBI oder andere us-amerikanische Behörden gemeint sind. In irgendeinem Telegram-Kanal las ich gestern, dass sich deutsche Bundesministerien wöchentlich zum Austausch mit Twitter getroffen hätten, um zu besprechen, welche Konten gesperrt werden sollten. Das ist so eine hanebüchene Interpretation und von vorne bis hinten so falsch, dass ich glatt behaupten möchte: Wer das glaubt, ist einfach wirklich doof.

    Solche Geschichten halte ich für ziemlich gefährlich. Denn sie verbreiten unwahre Vorwürfe. Und nicht alle sind mit einem Klick widerlegt. Und wie an den Likes zu sehen ist, macht sich auch nicht jeder die Mühe.

    Dieses ständige „Flood the zone with shit“ sorgt halt auch dafür, dass diese Erzählung eben doch hängenbleibt. Selbst bei Menschen, die ich politisch eher links der Mitte einordnen möchte, hat sich mittlerweile die Überzeugung eingestellt, dass die „ReGIERung“ höchstselbst in Auftrag gegeben hätte, unbotmäßige Informationen über die Corona-Pandemie zu sperren.

    Ich hatte ja so manche Befürchtung mit der Musks Twitter-Übernahme verbunden, aber ich hatte nicht damit gerechnet, was für ein Beschleuniger diese ganze Thematik für die abstrusesten Verschwörungsmythen sein würde. Die ganze Debatte im Netz ist mittlerweile dermaßen vergiftet, dass ich mich wirklich wundere, wie wir als Gesellschaft eigentlich noch funktionieren sollen, wenn ein nicht unerheblicher Teil der Leute in einer Parallelwelt lebt und tatsächlich den lieben langen Tag derartige Halbwahrheiten oder komplette Lügen konsumiert. Mit diesen Twitter-Files scheint mir Musk jedenfalls der Durchbruch gelungen zu sein, um Leute auf der anderen Seite des politischen Spektrums einzusammeln und für seine Verschwörungsmythen zu begeistern.

    Heute erreichen sie oft ein Millionenpublikum. Und kein Mensch hat mehr Zeit, diese ganzen Lügen und Halbwahrheiten einem Faktencheck zu unterziehen.

    Eben, ja. Das Aufdecken von solchen Lügen ist immer eine Größenordnung teurer als das Verbreiten. Wenn ich jetzt beim Verwandtschaftsbesuch mit dem Thema Twitter konfrontiert würde, wie soll ich denn dort am Kaffeetisch überhaupt irgendeine Gegenrede praktizieren? Für meinen Standpunkt wird nämlich erwartet, dass ich ihn mit ernsthaft recherchierten Fakten untermauern kann, während die Gegenseite einfach alles in den Ring werfen kann, was Telegram hergibt. Ich kann ja schlecht argumentieren, alles, was Elon Musk dort verbreitet, wäre einfach eine dreiste Lüge. So einfach ist es ja nunmal nicht.

    Man kanns auch positiv sehen: Lieber Halbwahrheiten als gar keine Infos? Für mich ist immer noch die alte Gefahr, die Mehrheit der Mitmenschen als "doof" zu betrachten, während man selbst glaubt, über "Medienkompetenz" zu verfügen. Das alte Leid. Aber stimmt halt einfach nicht, hat noch nie gestimmt?

    Ich halte es mit dem berühmten Motto, zu wissen, dass ich nichts weiß. Aber ich versuche so gut es geht, die besagte Medienkompetenz zu praktizieren, wenngleich das natürlich nicht immer klappt und ich auch mal daneben liege. Aber wer jetzt das liest und bei Twitter „rot-grüner Staatsfunk“ oder „wie gewählt so geliefert“ kommentiert, nun, da habe ich schon den Eindruck, es könnte ein Mangel an Medienkompetenz oder Intelligenz im Allgemeinen vorliegen.

    Wie schwer Mastodon zu verstehen ist, kann man ja hier in einem Beitrag des so genannten „ÖRR Blog“ erkennen:

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    Wie immer gilt der Grundsatz: Den Unsinn, der in 280 Zeichen passt, zu erklären, verlangt nach deutlich mehr als 280 Zeichen.

    1. Böhmermann bewirbt den Server nicht, er betreibt dort lediglich ein Konto.
    2. Da es dort nur acht aktive Profile gibt und neu registrierte Profile offenbar gesperrt werden, scheint es sich um einen Server für die Leute aus Böhmermanns Umfeld zu handeln.
    3. Es gibt bei Mastodon keine Direktnachrichten — vermutlich genau aus dem Grund, dass man den Anspruch hatte, so etwas ohne wirksame Verschlüsselung gar nicht anzubieten.

    Diese Meldung findet natürlich prächtigen Anklang und wird fleißig retweetet. Und was bleibt bei den ganzen Leuten hängen? Mastodon würde irgendwie vom „GEZ-Rundfunk“ betrieben.

    Die Blödheit der Leute hat mittlerweile ein wirklich besorgniserregenden Stadium angenommen. Wie sollen wir denn als Gesellschaft noch funktionieren, wenn mittlerweile ein Großteil der Inhalte in den gesellschaftlichen Netzwerken einfach nur aus Halbwahrheiten besteht?

    Ich möchte zwischendurch wieder einmal meine Zufriedenheit mit dem Mängelmelder der Stadt Lüneburg kundtun.

    Am Freitagmittag hatte ich zwei Vorgänge in Form von unzureichend eingerichteten Fußgängerüberwegen an einer Arbeitsstelle bemängelt. Freitagmittag in einer Behörde, wie sagt man so schön, ab eins macht jeder seins, aber Pustekuchen: Ich erhielt nach nicht einmal drei Minuten eine Eingangsbestätigung per Mail und heute noch einmal eine ausführlichere Rückmeldung, dass die Mängel direkt abgestellt worden wären.

    Ich kann’s momentan dank der Quarantäneanordnung nicht nachprüfen, weil Baustelleninspektion vermutlich nicht unter § 3 der AbsonderungsV fällt, aber das ist einfach ein himmelweiter Unterschied zu anderen Städten, in denen ich erst Beschwerde bei der jeweiligen Landesbehörde einreichen muss, damit sich endlich mal was tut.

    Aber vielleicht ist Musk mal ein Superreicher, für den Geld kein Selbstzweck ist, sondern was er für "höhere" Ziele einsetzt?

    Das hat er ja schon häufiger behauptet, als es darum ging, möglichst viele Kinder zu zeugen, um die menschliche Zivilisation zu erhalten, und eine Besiedlung des Mars vorzubereiten. Er hat sicher schon höhere Ziele vor Augen.

    Ich denke aber nicht, dass er hier wirklich 44 Milliarden ausgegeben hat, um den Dems ihr Spielzeug zu verleiden. Dazu handelt er auch momentan viel zu erratisch und wirkt bei der ganzen Doxing-Thematik wie ein Getriebener, der sich täglich neue Regeln ausdenkt. Er mag mit einem Waschbecken ins Twitter-Hauptquartier gekommen sein, aber nicht mit einem Plan.

    Auf mich wirkt es so, dass er tatsächlich Twitter kaufen wollte, um die Plattform tatsächlich zu einem Hort der freien Rede umzubauen. Dann merkte er, Hmm, wird wohl doch ein bisschen teuer, und nun versucht er womöglich relativ ziellos Kosten zu sparen, um die ganze Nummer nicht tatsächlich als Totalausfall abschreiben zu müssen. Denn ich vermute, dass das eine ganze Menge Leute, denen er Geld schuldet, nicht so geil fänden.

    Mal wieder was lustiges: Spaß mit Zahlen. Was könnte hier schiefgehen?

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    Okay, erstmal nimmt sich der Herr Freidemokrat hier eine Grafik, die von der AfD erstellt wurde. Deren Rotpfeil hat er oben rechts mit bestem Geschick entfernt. Die Frage ist aber auch: Was will er damit? Nur von der Empörung profitieren, für die eine andere Partei bezahlt hat? Oder deren Meinung wiedergeben? Denn verstanden hat er die Grafik offenbar nicht.

    Nun ist die bange Frage: Hat die AfD sie verstanden? Ich behaupte mal: Ja. Die Leute sind ja nicht blöd. Die wissen, dass man Zahlen auf diese Weise darstellen kann und dass niemand so richtig Ahnung von Statistik hat. Und wenn dann einer kommt und weiß, wie Statistik funktioniert, dann glaubt ihm sowieso niemand. Das ist doch quasi perfekt.

    Was die AfD nämlich dargestellt hat, sind die Abrechnungsdaten der Krankenkassen. Das ist schon mal mit einer gewissen Unschärfe behaftet; beim Schlüssel R96.0, dem plötzlich eingetretenen Tod, da ist die Sache wohl klar, aber I46.9 „Herzstillstand, nicht näher bezeichnet“ muss nicht zwangsläufig mit dem Tod enden. Außerdem, das wird ja seit Jahren ständig geklagt, gibt es auch bei der Abrechnung ständig Probleme mit falsch zugeordneten Schlüsseln.

    Man hat also die Summe der Vorgänge dargestellt, die 2021 mit den Todesfallursachen I46.1, I46.2, R960, R96.1, R98 und R99 gemeldet wurden. Dann hat man sich für die Jahre 2016 bis 2020 die Summen geben lassen, die zu den Patienten gehören, die 2021 gemeldet wurden. Und dann die Daten jener Patienten dazu gelegt, die nicht 2021 gestorben wurden.

    Was dann dabei rauskommt ist, was ich im ersten Semester des Studiums als Kohorteneffekt kennengelernt habe. Jemand, der 2021 gestorben ist, kann, wenigstens nach den Regeln dieses Universums, nicht in den Vorjahren gestorben sein. Und taucht darum dort auch gar nicht auf.

    Mehr dazu:

    Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen. Aber Links zu anderen gesellschaftlichen Netzwerken schränken wir erstmal ein:

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    Interessant ist hierbei, wie sehr sich der Twitter-Support abmüht festzustellen, dass es primär darum ginge, Konten zu sperren, die Links zu anderen gesellschaftlichen Netzwerken platzieren wollen. Ich war viele Jahre auf Twitter aktiv und habe nie den Eindruck gehabt, solche Konten wären ein Problem, sofern man nicht irgendwelche Spamroboter mit Links zu dem bekannten gesellschaftlichen Netzwerk namens PornHub dazu zählt. Hier soll es wohl eher darum gehen, die Empörung wieder einzufangen, weil es momentan offenbar tatsächlich nicht möglich zu sein scheint, Links zu Mastodon oder anderen Netzwerken zu setzen.

    Ach Mensch: Guck mal einer an, welches Netzwerk nicht gesperrt ist. Mit dem Chinesen will sich Musk wohl doch nicht anlegen.

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    Du zweifelst die Eigenverantwortung der (meisten) Menschen an. Und ich lese aus deinen Beiträgen heraus, dass du deshalb die Maßnahme der Quarantäne begrüßt oder zumindest akzeptierst, z. B.:

    Ich möchte die Sache mit der Eigenverantwortung noch eine Nummer höher aufhängen: Es gibt eben gesellschaftliche Zwänge, die mir als verantwortungsvoller Arbeitnehmer signalisieren, eine leichte Erkältung wäre kein Grund, eine Woche krank zu Hause zu bleiben. Ich weiß als Arbeitnehmer, dass das eine dumme Idee sein könnte, aber das Bild des fleißigen Deutschen beinhaltet nunmal keine Bettruhe bei leichter Erkältung. Genauso sehe ich das bei Verwandtschaftsbesuchen: Man schleppt sich auch noch krank zu den Großeltern, weil es die Verwandtschaft erwartet. (Ich habe da die unpassende Analogie zur sozialen Benutzungspflicht im Hinterkopf: Ich weiß, dass ein Radweg nicht blau beschildert ist, aber ich komme meiner Eigenverantwortung nicht nach, auf der sichereren Fahrbahn zu rollen, weil ich dort ständig gemaßregelt werde.)

    Man muss eben abwägen: Im Winter haben Infektionskrankheiten leichtes Spiel, wenn jeder krank zu Hause bliebe, fiele nicht nur überall das Weihnachtsfest aus, sondern auch die Grundversorgung in den Supermärkten und Apotheken und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Also entscheidet man sich für einen Mittelweg, der dann irgendwo von Husten und leichtem Fieber begleitet wird, aber noch rechtzeitig abbiegt, bevor jemand zu Schaden kommt.

    Insofern magst du recht haben: Ich bezweifle die Eigenverantwortung der meisten Menschen, weil sie nur sehr begrenzt entscheiden können, zu Hause zu bleiben. Dem Weihnachtsfest mag man fernbleiben können, beim Arbeitsplatz hat der Arbeitgeber mitzureden. Den Begriff der Teleheimarbeit habe ich 2004 in der Schule gelernt, bis zur flächendeckenden Umsetzung dieses Konzepts dauerte es noch lockere 16 Jahre.

    Und tatsächlich akzeptiere ich durchaus die Quarantäne-Anordnung des Landkreises Lüneburg. Ich könnte jetzt auch einfach vor die Tür gehen und irgendwo mit dem Auto hinfahren, niemand würde es bemerken, niemand würde gefährdet, sobald ich die Landesgrenze zu Schleswig-Holstein überquert habe, wäre das keine Ordnungswidrigkeit und ich könnte wunderbare Fotos im Schnee schießen. Mach ich aber nicht. Toll finde ich es auch nicht.

    Und da kommt dann wieder die Eigenverantwortung: Ich wäre vernünftig genug, mit röchelndem Husten und positiven Test nicht in die Bahn zu steigen oder in den Supermarkt zu gehen. Ich bin mir aber sicher, andere täten es. So habe ich mir ja mutmaßlich vor acht Tagen das Virus bei einer Veranstaltung mit der dazugehörigen Erkältungs-Geräuschkulisse eingesammelt. Die Leute haben sich eben für 25 Euro Eintrittskarten angeschafft und bleiben dann halt nicht zu Hause, wenn sie vor lauter Husten nicht mal ihre Bestellung am Tresen aufgeben können.

    Und ja, ich kann auch verstehen, dass irgendwann der Staat eingreift und sagt, hier gerät etwas ganz gewaltig ins Ungleichgewicht. Das traurige Schicksal des Präventionsparadox ist ja, dass niemand weiß, wie es nun tatsächlich gelaufen wäre, hätte es seit Frühjahr 2020 keine Lockdowns gegeben. Aber offenbar sah sich der Staat gezwungen, zum Schutz der Bevölkerung und damit auch im weiteren Sinne zum Schutz der Wirtschaft tätig zu werden.

    Ich tu mich schwer mit der Einordnung, ob ich das nun begrüße oder toll finde oder nicht, es hat sich bei mir eher eine Gleichgültigkeit sondergleichen eingestellt. Tatsächlich wäre ich gestern und heute gerne mit dem Auto nach Schleswig-Holstein gefahren, um die gezuckerte Landschaft zu fotografieren. In den nächsten Tagen regnet’s, wenn ich hier wieder raus bin, ist nichts mehr davon übrig. Das nagt schon ein bisschen an mir.

    Vielleicht lassen wir das Thema jetzt auch auch bleiben. Man kann ja auch anerkennen, nicht einer Meinung zu sein.

    Du willst erkältete Menschen zu Hause einsperren.

    Warum bringst du denn nun diesen vollkommen haltlosen Vorwurf? Ich schrieb ein paar Beiträge weiter oben, dass ich diese Maßnahmen auch nicht geil finde.

    Ich bin lediglich der Meinung, dass die von dir beschriebene Eigenverantwortung und der Regelung des Marktes nicht funktioniert. Und führe ich meine eigene Erfahrung an, nach der meine Kollegen und ich ständig mit allen möglichen Krankheiten am Arbeitsplatz erschienen sind. Der Staat lässt die Bundesländer entscheiden, wie sie damit verfahren wollen und offenbar traut man den Leuten in Schleswig-Holstein mehr Eigenverantwortung zu als in Niedersachsen.

    Ich kann mir auch vorstellen, wie das mit der Eigenverantwortung in Niedersachsen läuft: In der Woche vor Weihnachten macht man einfach keinen PCR-Test, dann gibt’s auch keine Quarantäne-Anordnung, die das Weihnachtsfest gefährdet. Ich weiß nur nicht, ob man damit dann allen Familienmitgliedern einen Gefallen tut.

    Ganz sicher möchte ich niemanden zu Hause einsperren. Ich wäre auch lieber heute mit der Kamera im schneebedeckten Schleswig-Holstein unterwegs gewesen, seitdem ich weiß, dass mein Ausflug jenseits der Landesgrenze nicht mal ordnungswidrig wäre.

    Eigentlich sollte das der Markt regeln: Idealerweise ist es für den Arbeitgeber günstiger, wenn sich der Arbeitnehmer krankschreibt. Der Infektiöse ist schneller wieder fit und insgesamt produktiver. Kollegen werden nicht angesteckt und bleiben produktiv. Ggfs. übernimmt die Krankenkasse solange den Lohn (das ist derzeit nur bei längerer Krankschreibung so?).

    Klar kann ein Arbeitgeber bei zu häufiger Krankschreibung versuchen den Arbeitnehmer loszuwerden. Dasselbe gilt aber auch bei Quarantäne.

    Das ist ja aber nicht der Punkt, um den es geht.

    Bislang war es in unserer Gesellschaft so, dass man sich nicht krank meldet, sobald die Nase läuft, sondern man auch mit leichten Beschwerden noch ins Bureau fährt. Husten gehörte bis zum März 2020 zu der ganz normalen Geräuschkulisse in einer Arbeitsstätte. Der Markt hat hier offenbar nichts geregelt, sofern man nicht das große Glück hatte, einen dieser Arbeitgeber zu erwischen, die sich genügend Feelgood leisten können, um kranke Arbeitnehmer zu Hause auskurieren zu lassen.

    Und wenn der Markt es nicht regelt, dann muss ich eben als Arbeitnehmer so oft den Arbeitgeber wechseln, bis ich einen gefunden habe, der seine kranken Arbeitnehmer tatsächlich nach Hause schickt. So etwas erfährt man ja nicht beim Bewerbungsgespräch, sondern frühestens mit dem Beginn der nächsten Erkältungswelle.

    Staatliche Zwangsmaßnahmen wegen einer endemischen Erkältung (und das ist Covid-19 inzwischen) lehne ich ab.

    Ich finde das auch nicht geil. Aber:

    Natürlich kannst du dich gerne selbst entscheiden, Kontakte zu vermeiden oder dich wegen Krankheit arbeitsunfähig zu melden.

    Ebenso kann dein Brötchengeber, als Hausherr, Home-Office für infektiöse aber arbeitsfähige Arbeitnehmer anordnen.


    Wer sich aufgrund seiner eigenen Gesundheit schützen möchte, soll dies gerne selbst tun.

    Das ist der Punkt, den ich anders sehe. Als Angestellter kann ich meine Gesundheit nicht schützen, wenn es gesellschaftlich legitimiert ist, mit leichten bis mittelschweren Erkrankungen am Arbeitsplatz aufzutauchen und mein Arbeitgeber nichts dagegen unternimmt. Klar, ich könnte kündigen und einen anderen Arbeitgeber suchen, aber das ist vielleicht in vielen Branchen nicht so einfach wie bei uns in der IT.

    Wenn ich irgendwann zu der Risikogruppe hochbetagter Menschen gehöre, dann bin ich auch drauf angewiesen, dass meine Liebsten stark genug sind, den Traditionen des Weihnachtsfestes zu entsagen und mit Infektionen zu Hause bleiben, anstatt mich in Gefahr zu bringen. Ich kann mich auch noch dran erinnern, dass ich als Schulkind irgendwann mal die Weihnachtsbesuche trotz Fieber absolviert hatte — Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr und wann sieht man die Verwandten denn sonst noch?

    Und ich kann auch den Staat verstehen, der irgendwo einen Mittelweg finden muss: Das ungehemmte Ausbreiten von Infektionskrankheiten kann Wirtschaft und Gesellschaft genauso beschädigen wie die fehlende Arbeitskraft aufgrund von Maßnahmen aus dem Katalog des Infektionsschutzes.

    Ich fürchte, wir beide überschätzen die Bereitschaft der Gesellschaft, die Eigenverantwortung tatsächlich zu praktizieren. In der Zeit vor März 2020 wäre ich doch gestern gleich am ersten Tag ohne Fieber direkt wieder ins Bureau spaziert, um meinen Verpflichtungen gegenüber meinem Arbeitgeber als Arbeitskraft genüge zu tun, und hätte dort andere Menschen angesteckt. Es wäre komplett indiskutabel gewesen, auch nur einen Tag länger zu Hause zu bleiben als nötig.

    Nö, wozu? Quarantäne ist sinnvoll, wenn man eine Krankheit ausrotten will. Das hat leider nicht funktioniert.

    Seh ich anders. Ich komme schon gerade ein bisschen in die Verlegenheit, dass nächste Woche das Weihnachtsfest mit den dazugehörigen Tagesreisen nach Norden und Süden ansteht. In meiner Verwandtschaft sind tatsächlich einige Menschen schon deutlich über 70 und auch 80 Jahre oder gehören aufgrund von Vorerkrankungen zu der so genannten Risikogruppe. Da ist teilweise aufgrund einer jüngeren Krebsbehandlung das Immunsystem stark reduziert worden.

    Da frage ich mich schon: Ist es sinnvoll, dorthin zu fahren und eine Erkrankung zu riskieren? Ich hatte bislang als gesunder Mensch mit dreifacher Impfung „nur“ zweieinhalb relativ beschissene Tage. Ich kann mir vorstellen, dass besagte Mitglieder der Verwandtschaft das vielleicht nicht so locker wegstecken.

    Sinnvollerweise sagt man sich also: Mit Erkältung oder Fieber tritt man keine Weihnachtsbesuche an. So wie man ja auch nicht mit Erkältung ins Bureau fährt, stimmt’s? Das ist leider kein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten — ich erinnere mich gut daran, dass wir als Gesellschaft vor der Pandemie oft genug auch mit Erkältung oder sogar leichtem Fieber artig zur Arbeit gefahren sind; denn wenn jeder Arbeitnehmer zwei Wochen pro Jahr mit einer leichten Erkrankung zu Hause bliebe, wie hoch wäre der volkswirtschaftliche Schaden?

    Mir persönlich wurde das auch genau so anerzogen: Wer in der Schule mit Erkältung zu Hause blieb, galt eben als Weichei. Und andersherum wurde von der Lehrkraft mitunter auch vor versammelter Klasse ganz genau nachgeforscht, ob man denn wirklich die Klassenarbeit nicht hätte schreiben können oder ob es mit 38 °C Fieber nicht doch noch gegangen wäre. Und Weisheitszähne wurden bitte ausschließlich am Freitagnachmittag gezogen, damit man Montag wieder in der Schule saß. Und so weiter und so fort.

    Das ging dann sogar so weit, dass ich in sechs Jahren Studium nicht einen einzigen Tag lang aufgrund von Krankheit fehlte. Ich habe die Klausuren auch einfach locker mit 39,5 °C Fieber geschrieben. Als Strafe gab es auch eine lockere 4,0 — gerade noch bestanden.

    Und vielleicht ist diese Quarantäne auch mal eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Druck zu durchbrechen, mit einer potentiell gefährlichen Infektion den Weihnachtsbesuch wider besseres Wissen durchzuziehen und die Kollegen im Büro in Ruhe zu lassen.

    Ein bisschen ärgere ich mich ja: Eigentlich wollten wir heute nach Kiel fahren. Okay, nach Kiel kann man auch in den nächsten Wochen noch fahren, aber dann gibt’s keinen Weihnachtsmarkt mehr und auch keinen Schnee und wir wären heute ohnehin erst mit stundenlanger Verspätung angekommen, weil in Hamburg die Verbindungsbahn eine Weile gesperrt war.

    Sei’s drum. Natürlich halte ich meine Quarantäne ein, aber ich wundere mich schon, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert. Hätte ich keinen PCR-Test gemacht und mir anschließend selbst diese Anordnung für die Quarantäne beim Landkreis Lüneburg besorgt, äh, ja, hätte es überhaupt irgendjemanden gekümmert? In der Bahn sitzen mittlerweile teilweise 50 Prozent der Fahrgäste ohne Maske und husten und schniefen, soll ich guten Glaubens sein, dass die wohl tatsächlich alle kein Corona haben?

    Draußen lockt das vorletzte Wochenende des Jahres mit schönem Wetter und ich sitze drinnen und warte. Natürlich gehe ich jetzt nicht einfach vor die Tür und stecke fröhlich andere Leute an oder steige sogar in die Bahn, Blödsinn — aber ich bin mir sicher, dass zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie so mancher Mensch mit eindeutigen Symptomen lieber keinen PCR-Test macht, um vor Weihnachten einer Quarantäne aus dem Weg zu gehen.

    In einem so genannten Qualitätsmedium gab es vor ein paar Wochen einen Beitrag, der nach meinem laienhaften Dafürhalten schon ein bisschen zu sehr in Rechtsberatung abdriftete, der nämlich meinte, man dürfe als Kraftfahrer innerhalb der Grenzen des Notwehrrechts die Versammlung der so genannten Klimakleber beenden, zu deutsch, die Kleber von der Fahrbahn kratzen.

    Das fand natürlich in den einschlägigen gesellschaftlichen Medien den entsprechenden Anklang, bei der sich dann die Zielgruppe an den eigenen Gewaltfantasien gütlich tat von wegen man werde die Leute einfach überfahren oder die Hand mit der Kettensäge abtrennen und so weiter und so fort. Das ist, wie ich meine, auch ein schönes Beispiel dafür, was mit „die Grenzen des Sagbaren verschieben“ gemeint ist. Mir ist erst vor wenigen Jahren klar geworden, dass man mittlerweile sowohl im Netz als auch draußen in der Realität ungestraft Dinge sagen oder schreiben darf wie „morgen fahr ich dich tot, du dreckiger *%&§$#“.

    Trotz alledem halte ich es nach wie vor für eine ungünstige Idee, die Leute einfach eigenmächtig von der Fahrbahn zu entfernen oder totzufahren, so sehr es auch im rechten Fuß jucken möge. Und wenn ich mir die Berichte aus Berlin oder München durchlese, scheinen die Maulhelden auf Facebook draußen auf der Straße dann doch ganz artig im warmen Auto sitzen zu bleiben.

    Im Verfassungsblog gibt es eine Einschätzung von Tobias Gafus zu der Thematik, in den Kommentaren findet auch eine kurze Diskussion mit einem Autor des besagten Qualitätsmediums statt:

    Gewaltfantasien und Gewaltmonopol
    Auf Welt.de ist vor kurzem ein Stück Service-Journalismus der besonderen Art erschienen. Der Redakteur Constantin van Lijnden hat die „Rechte der ausgebremsten…
    verfassungsblog.de