Beiträge von Malte

    Fahren die Züge mit Lithium-Ionen-Akkus oder mit Blei-Akkus? Bei einem Zug kommt es ja bei geringer Haltenstelle-Dichte nicht so sehr auf die Beschleunigung an, sodass auch die schwereren Blei-Akkus eine Option sein können. Sage ich einfach mal so, ebenfalls als Laie. Und wie ist das Aufladen organisiert? Aufladen an den Endhaltestellen oder über einen Fahrdraht auf einer Teilstrecke?

    Ich bin mir relativ sicher, dass da keine Blei-Akkus eingesetzt werden. Beschleunigung ist ja im Nahverkehr durchaus ein Thema, sobald Verspätungen wieder aufgeholt werden sollen.

    Das Aufladen ist nach meiner Kenntnis immer dann vorgesehen, wenn der Zug unter Fahrdraht fährt. Im Fall der Linie von Lüneburg über Lübeck nach Kiel passiert das in der Regel nur in den Bahnhöfen und ein paar hundert Meter davor, wo schon Fahrdraht hängt, die Gleise für den Nahverkehr wurden in Büchen elektrifiziert.

    Der Zug von Kiel nach Husum wird immerhin ab der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke bis Jübeck laden können. Ich nehme an, in Husum wird auch noch eine Oberleitung ans Gleis gestellt.

    Ich bin ja gespannt, wie gut diese Akku-Triebwagen funktionieren werden. Als Laie hätte ich eine Elektrifizierung für sinnvoller gehalten, aber offenbar sind die Kosten für Akku-Triebwagen um ein Vielfaches geringer. Ich bin auch noch zwiegespalten, dass bei der Vergabe explizit mehrere unterschiedliche Betreiber gewählt wurden, damit nicht ein einzelner Betreiber ein Dutzend Linien von heute auf morgen übernimmt und nichts mehr geht, aber gleichzeitig diesen Big Bang einem relativ schnellen Umstieg von Diesel-LINT auf Akku-FLIRT anstrebt. Wenn ich mir anschaue, was es in der Vergangenheit für Probleme mit neuen Fahrzeugtüren oder dem Flügeln von Elektrotriebwagen gab, dann würde ich mir als Pendler auf einer der betroffenen Strecken rechtzeitig ein Auto vor die Tür stellen.

    Die Umstellung auf den Akku-FLIRT geht langsam voran. In Büchen stehen schon die Oberleitungen für das Aufladen der Akkus, in Kiel wurden in den letzen Wochen ebenfalls die für die Akku-Triebzüge vorgesehenen Stummel-Bahnsteige elektrifiziert.

    Ich bin ja echt gespannt, wie gut das funktionieren wird. Schlechter als jetzt geht’s ja kaum noch, die Züge von Lüneburg nach Lübeck fallen recht häufig kurzfristig und ersatzlos aus.

    Sascha Lobo:
    Manche Technologien werden sehr lange erwartet – und sind dann sehr plötzlich da. Zum Beispiel autonome Autos, die nun als Robotaxis durch San Francisco…
    www.spiegel.de

    Ich find’s ja so irre, dass wir uns in Deutschland als Automobilnation ständig hinstellen und so tun, als wäre die Fortbewegungsart am selbstgelenkten Verbrenner das einzig Wahre. Währenddessen düsen in China und seit kurzer Zeit auch in San Francisco autonom fahrende Autos herum.

    Oder wie schon vor sieben Monaten gemeldet:

    (S+) Autonomes Fahren: Wie Tech-Riesen aus China europäische Städte erobern wollen
    Der Traum vom autonomen Fahren wird allmählich Realität – in China und den USA. Volkswagen, BMW und Mercedes hingegen haben den mächtigen Allianzen dort wenig…
    www.spiegel.de

    Ist der Pazifismus am Ende?

    Wenn ich mir die Leute anschaue, die hin und wieder noch für „den Frieden“ demonstrieren, dann bin ich mir tatsächlich recht sicher, dass die so genannte Friedensbewegung einen Neustart benötigt.

    Im März standen gegenüber meines Arbeitsplatzes in der Hamburger Innenstadt einige Banner herum, unter anderem dieses:

    Dort steht, dass man den Überfall der russischen Armee auf die Menschen in der Ukraine verurteile. Nicht den Überfall auf die Ukraine. Und auch nicht den Überfall Russlands auf die Ukraine.

    Nun weiß ich natürlich nicht, wer dieses Banner gedruckt hat, wer sich den Text dort ausgedacht hat, aber das ist ja die Dogwhistle schlechthin, laut der es gar keine Ukraine als Völkerrechtssubjekt gibt, wohl aber Menschen auf irgendeinem Gebiet, das auf der Landkarte unscharf als „Ukraine“ bezeichnet wird.

    Wir hatten uns damals unfreiwillig noch mit ein paar Leuten dort unterhalten, deren Antwort auf die geopolitischen Spannungen dieser Welt leider nicht über „Abrüstung“ und „Ergeben“ hinausgeht. Die Ukraine möge sich einfach ergeben, dann wäre doch Frieden, Deutschland möge abrüsten, damit wir den russischen Bären nicht provozieren.

    Passend dazu hielt damals eine junge Dame eine Rede, in der „bei Hamburg stationierte Atomwaffen“ erwähnt wurden. Sie hatte Büchel mit Büchen verwechselt.

    Und ich denke, mit dieser Art von Friedensbewegung möchte ich persönlich dann doch nichts zu tun haben.

    Strößenreuter schlägt eine Reservierungspflicht für Fahrräder im Nahverkehr auf stark belasteten Linien vor:

    Fahrrad im Zug: Experte fordert Reservierungspflicht
    Wenn viele Berliner einen Ausflug unternehmen wollen, reicht die Kapazität in der Bahn oft nicht aus. Nun wird ein radikaler Vorschlag diskutiert.
    www.berliner-zeitung.de

    Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, aber eigentlich — diese Überlastung, die ja offensichtlich auch abseits von Berlin stattfindet, ist ja irre.

    Wird dann aber lustig, wenn man dann in einem kleinen LINT 41 mit Platz für drei Fahrrädern gegen Kinderwagen und Rollatoren ankämpfen muss.

    Im Interesse eines aufgeräumten Schreibtisches habe ich mir eine neue Monitorhalterung angeschafft. Der schwenkbare Arm mit VESA-Halterung soll durch eine der drei vorhandenen Bohrungen in der Tischplatte befestigt werden.

    Nun mache ich mir die üblichen Gedanken, die ich mir halt so mache. Der Tisch ist knappe 2,5 cm stark, echte Eiche, das Loch misst 60 mm, also genau das Maximum, das in der Anleitung angegeben ist. Die Platte, die von unten eingeschraubt wird, ist 90 mm lang und 50 mm breit, die eigentliche Kontaktfläche zum Tisch ist mit einem schmalen Stück Schaumstoff beklebt und 10 mm an jeder Seite breit. Wenn ich das jetzt ganz grob überschlage, stützen sich da die 7 kg des Monitors mit den 2 kg der Halterung an eine Fläche von nicht einmal 7 cm^2.

    Ist das cool? Hält die Eichenplatte das aus? Oder sollte ich da lieber noch zwei Holzplatten zurechtschneiden lassen, damit sich der Druck auf eine größere Fläche verteilt, bevor er sich von unten in die Tischplatte einarbeitet?

    Investigative Recherche zu Gift-Teich: Die Helden von der „Böhme-Zeitung“
    Nazis und Alliierte versenkten chemische Kampfstoffe in einen Teich in Niedersachsen. Jetzt wird er geräumt - ein Triumph des Lokaljournalismus.
    www.sueddeutsche.de
    Von Berlin ans Meer: So soll der Zugverkehr besser werden – aber reicht das?
    Mehr Fahrten, mehr Sitzplätze: Gestresste Reisende können hoffen. Doch auf einer wichtigen Strecke bieten die Regionalexpresszüge kaum mehr Kapazität.
    www.berliner-zeitung.de
    Anjes Tjarks: "Hamburg ist dabei, eine Fahrradstadt zu werden"
    Neue Radwege, weniger Parkplätze, mehr Schilder – wie Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks die Straßen seiner Stadt neu aufteilt.
    www.zeit.de
    Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sorgen für Entlastung statt Verkehrskollaps
    Maßnahmen der Verkehrsberuhigung führen oft zu erheblichen Diskussionen. Eine Difu-Analyse diverser Studien aus dem In- und Ausland entkräftet die These des…
    difu.de
    CDU-Mitte über den Verkehr für alle
    Straßen für Autos oder für Radfahrer? Für beide, sagt Daniela Fritz (CDU). Im Interview spricht stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Bezirk Mitte…
    weddingweiser.de
    (S+) Verkehrsberuhigung in den Städten: Was bringt Tempo 30 wirklich?
    Städte und Dörfer sollen bald leichter Tempo 30 einführen dürfen, dank Änderungen beim Straßenverkehrsrecht. Das ist umstritten, dabei ist recht gründlich…
    www.spiegel.de
    Continental in Gifhorn: Wärmepumpen statt Werkschließung
    Der Autozulieferer Continental schließt sein Werk in Gifhorn. Der Mittelständler Stiebel Eltron will dort jetzt mit Beschäftigten des Dax-Riesen seine…
    www.faz.net
    Tempolimit in Städten: Zeitenwende mit angezogener Handbremse
    Die Bundesregierung will Kommunen mehr Spielraum bei der Verkehrsplanung geben. Denen geht das nicht weit genug.
    www.sueddeutsche.de
    Grünflächen in Hamburg: Es wird wild
    Hamburgs Grünflächen sollen ökologischer werden. Oder, aus Sicht der städtischen Gärtner: unordentlicher. Für einige ist das schwer gewöhnungsbedürftig.
    www.zeit.de

    Okay, mal gucken.

    Das hier finde ich äußerst ungünstig. Die Verwaltungsvorschriften zu Zeichen 350 sagen eindeutig:

    Zitat

    Zu Zeichen 350 Fußgängerüberweg

    Das Zeichen darf nicht in Kombination mit anderen Zeichen aufgestellt werden.

    Vorher hing dort noch ein [Zeichen 205], das war schon nicht mit den Verwaltungsvorschriften zu vereinbaren, aber das zeigte immerhin ebenfalls eine Wartepflicht an. Nun hängt hier in unmittelbarer Nähe des Fußgängerüberweges ein [Zeichen 301] und das widerspricht nach meinem Verständnis ganz deutlich dem Schutzzweck des Fußgängerüberweges. Einerseits habe ich hier Vorfahrt, andererseits muss ich aber äußerst vorsichtig und bremsbereit fahren, weil sich Fußgänger nähern könnten.

    Ich denke, das kann man verbessern. Ohnehin ist hier ein toller Schilderwald gewachsen, den ich im Bereich eines Fußgängerüberweges als äußerst ungünstig empfinde.

    Weiter um 90° gedreht gegen den Uhrzeigersinn ist das hier ja fast in Ordnung…

    … stünden hier nicht regelmäßig bis zu drei Linienbusse während ihrer Pause. Hier muss dringend etwas geändert werden, weil der Fahrbahnverkehr ansonsten tatsächlich nur aufgrund der lustigen Markierungen auf dem Boden merkt, dass sich etwas an der Vorfahrt geändert haben könnte.

    Hier sollte der Lieferverkehr Berücksichtigung finden, der ja den eingangs erwähnten Supermarkt beliefern muss. Klar, Freigaben für den Kraftverkehr entsprechen nicht der ursprünglichen Idee einer Fahrradstraße, aber der Supermarkt wird ja nun nicht zusperren wollen.

    Ich bin mir nicht sicher warum, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass dort hinten eigentlich eher [Zeichen 250] als [Zeichen 267] aufgestellt werden sollte. Es soll ja eigentlich ein Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge erwirkt und nicht nur die Einfahrt unterbunden werden.

    Hier könnte vielleicht noch ein Zeichen 301 ergänzt werden, damit ich wenigstens weiß, dass ich hier Vorfahrt vor den von links kommenden Fahrzeugen genieße. Momentan fahre ich hier nämlich aus einer Fußgängerzone aus, so dass für mich eigentlich § 10 StVO gilt:

    Aber gut, mal sehen, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.

    Die Kreuzung zwischen Roter Straße, Haagestraße und Wallstraße ist nun der neue Place to be: Wenn man gerne was erleben möchte oder Stress mit anderen Verkehrsteilnehmern sucht, ist man hier richtig. War ja auch langsam mal an der Zeit, denn das Rechtsabbiegen an der Altenbrückertorstraße, das haut ja so langsam hin.

    Ich habe heute mal für insgesamt eine Dreiviertelstunde das lustige Treiben an dieser Kreuzung beobachtet und es wurde viel gehupt, es wurde andauernd gegen die Fahrtrichtung der Einbahnstraße gefahren, die Leute haben beide Zeichen 267 missachtet und insbesondere der Radverkehr wurde mehrfach gefährdet.

    Gerade als ich ankam, fuhr ein unaufmerksamer Kraftfahrer den Radling vor mir fast über den Haufen, hupte noch und brauste dann entgegen des Einfahrtsverbotes davon. Bis zur nächsten Gefährdung hat es nicht lange gedauert. Man kann auch ganz gut an der Geschwindigkeit der Kraftfahrzeuge sehen und hören, dass die meisten die neue Verkehrsführung tatsächlich noch gar nicht wahrgenommen haben.

    Solche knappen Situationen mit Vollbremsungen, Hupen und Gefährdungen habe ich mehrfach erlebt. Ich spare es mir jetzt aber, wie im anderen Thread jeden einzelnen Verstoß hier zu diskutieren, es ist eh häufig das gleiche.

    Hier versucht dann ein Busfahrer seine Vorfahrt wahrzunehmen und stellt sich dabei so geschickt an wie ich auf dem Fahrrad. Der musste ganz schön kräftig bremsen:

    Als er dann stand, ließ er erstmal seinen Kumpel vorbei:

    Dann kam noch einer und dachte sich, wenn der Bus eh steht, dann fahre ich auch noch nach links…

    … und der nächste geradeaus, wo er auch nicht rein darf. Naja.

    Und natürlich nehmen wir Radlinge uns auch selbst die Vorfahrt. Hier hätte man die Anzahl der Personen auch besser auf die vorhandenen Fahrzeuge aufteilen können, aber womöglich hatten auch nicht alle das gleiche Ziel.

    Während die Haagestraße umgebaut wurde, gab es eine Einbahnstraße im Uhrzeigersinn: Man fuhr in die Kalandstraße ein und kam aus der Haagestraße wieder raus. Recht einfach. Zum Ende der Baumaßnahmen wurden schon mal ein paar Schilder aufgestellt, die am 14. August für einen Verkehrsversuch aktiviert werden sollen. Die Stadt möchte überprüfen, wie gut sich die neue Verkehrsführung bewährt.

    Ich ließ mir natürlich den Spaß nicht nehmen, ein paar der neuen Beschilderungen schon mal vorsorglich bei der Stadt zu melden, wenngleich ich mich offenkundig nicht überall durchsetzen konnte. Hier und da wurde aber noch das vergessene „Fahrräder frei“ ergänzt oder die Reihenfolge korrigiert.

    Mir ist’s lieber, die Verwaltung hört sich das von mir an als dass solche kleinen Problemchen dann in der Zeitung zu einer großen Peinlichkeit aufgeblasen werden.

    Am südöstlichen Rand der Lüneburger Innenstadt, dort, wo die Häuser noch nicht mittelalterlich-eng, aber eng genug stehen, befinden sich die Kalandstraße und die Haagestraße. Die nördliche Kalandstraße war bislang eine Einbahnstraße von Westen nach Osten, die für den Radverkehr in der Gegenrichtung freigegeben war, die Haagestraße war mit einem Wendehammer am östlichen Ende ausgestattet, wo dann die Kalandstraße anschloss.

    Nun herrscht nach nicht einmal einer Woche schon wieder große Aufregung in Lüneburg: Es wurde schon wieder am Straßenverkehr geschraubt, die Einbahnstraße umgedreht und die Vorfahrtsregelung geändert. Das ist mal wieder mehr als das strukturkonservative Herz verkraftet.

    Bislang sah es in der Kalandstraße, meinem täglichen Weg zum Bahnhof, recht häufig so oder so ähnlich aus. Links parkt jemand nur ganz kurz oder ein Lkw zum Entladen, rechts wartet man geduldig, eventuell auch mit laufendem Motor, auf einen freien Parkplatz dort hinten, wo das rote „Besetzt“-Zeichen leuchtet. Das ist schon nicht ganz so leicht, hier mit dem Rad durchzufahren.

    Die Haagestraße hingegen war gezeichnet von Schlaglöchern und schräg angelegten Parkplätzen, die für den Radverkehr erschwerte Sichtbeziehungen zu ausparkenden Kraftfahrzeugen bedeuteten. Offenbar habe ich kein schöneres Foto von der Haagestraße als dieses hier:

    Und die ganze Kreuzung, um die es nun so viel Ärger gibt, sah damals nun so aus:

    Okay, aus der Blickrichtung des letzten Fotos wird nun die bisherige Fahrradstraße geradeaus in die Haagestraße verlängert und dazu die Vorfahrt geändert, so dass entlang der Fahrradstraße fahrende Fahrzeuge Vorfahrt vor dem Querverkehr auf der Roten Straße genießen.

    Das beschleunigt auch den Busverkehr, der hier zum Großteil in Blickrichtung nach links abbiegt oder von links in die Fahrradstraße einbiegt. Bislang musste der Linienverkehr hier warten und drängte sich dann mitunter zu meiner großen Freude, aber im Interesse seines Fahrplans und seiner Fahrgäste einfach in den Verkehrsfluss rein.

    Außerdem wird das Schrägparken weiter hinten in der Haagestraße aufgelöst, so dass dort bessere Sichtbeziehungen herrschen und die Grünfläche am Clamartpark weniger belastet wird.

    Neu ab nächster Woche: Für Inhaber des Deutschlandtickets wird künftig nicht mehr die Fernverkehrsfahrkarte erstattet, wenn der Regionalverkehr verspätet oder ausgefallen ist. Bislang konnte eine Fahrkarte für den Fernverkehr über die Fahrgastrechte erstattet werden. Das ist nun vorbei.

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    Als Nachfolger des 9-Euro-Tickets aus 2022 erfreut sich das neue Deutschland-Ticket – wenn auch teurer – seit Mai größter Beliebtheit. Doch diese könnte nun so…
    www.express.de

    Hinter der Kreuzung steht eine Ampel für den Radverkehr, die hier rot zeigt. Ist diese für Radverkehr, der auf dem Bild von links kommt und indirekt links abbiegen möchte?

    Von links kommt eigentlich Radling, von einer Handvoll so genannter Fahrbahnradler mal abgesehen. Entlang der Schießgrabenstraße gibt es nur in Fahrtrichtung Süden einen untermäßigen, aber benutzungspflichtigen Buckel-Radweg, in Fahrtrichtung Norden soll man mit dem Rad unten am Lösegraben entlangfahren. Wer hier von links kommend ins Wasserviertel abbiegen wollte, ist sinnvollerweise schon an der vorigen Kreuzung links abgebogen. Dass hier jemand sein Fahrrad die Rampe vom Lösegraben zur Fahrbahn hochstemmt, um anschließend indirektes Linksabbiegen zu praktizieren, halte ich für unwahrscheinlich.

    Radfahrende können ja im Übrigen die Kreuzung abgestiegen als Fußgänger queren und danach radfahrend die Fahrt in der Lünertorstraße fortsetzten, oder?

    Aus welcher Richtung kommend?

    Gestern in Lüneburg, letzte Woche in Hamburg: Fridays for Future geht für die Verkehrswende auf die Straße.

    Genaugenommen ist es nur noch der klägliche Rest, der von Fridays for Future übrig ist. Ich denke, die Forderungen hinsichtlich einer Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel sind hier hinreichend bekannt, die muss ich nicht noch mal wiederholen.

    Was ich aber gerne einmal loswerden möchte, ist mein Entsetzen über dieses ständige Gepöbel der Passanten. Es gehört natürlich zum Prozess der Meinungsbildung einer Demonstration dazu, dass man sich als Demonstrant auch mal mit den Argumenten von Passanten am Straßenrand auseinandersetzen muss. Und gerade beim Thema der Neubaustrecke oder der Ertüchtigung der Bestandsstrecke von Hamburg nach Hannover gibt es gute Gründe, sich auch die Gegenargumente anzuhören, auch wenn in dieser Hinsicht wohl schon alles gesagt wurde, wenngleich noch nicht von jedem.

    Aber darum geht es den Leuten ja gar nicht.

    Bei der Hamburger Demonstration waren die Leute am Straßenrand grundsätzlich nur noch am Kotzen. Und das ist insofern einen Beitrag wert, als dass wir ja für die Verkehrswende auf die Straße gegangen sind. Und in Hamburg, einer Stadt, in der ein nicht unerheblicher Teil der Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzt, sollte das ja eigentlich ein satisfaktionsfähiges Thema sein. Stattdessen kamen die üblichen Sprüche, wir mögen uns bitte verpissen, wir sollten erstmal in die Lehre gehen und vor allem die Smartphones wegschmeißen.

    Und: Erstmal im Leben was leisten.

    Das ist ja ohnehin mein Lieblingsthema. Irgendwann im Frühjahr ploppte plötzlich dieses Thema mit der individuellen Lebensleistung auf. Ich saß mit meinem Notebook als Zuschauer hinten im Lüneburger Verkehrsausschuss und wartete auf die Tagesordnungspunkte, die mich interessierten, als zwei ältere Zuschauer den Saal verließen und mich beim Hinausgehen recht laut ansprachen, was ich denn hier eigentlich verloren hätte, ob ich nicht erstmal Arbeiten gehen könne, Steuern zahlen, im Leben was leisten, bevor ich mich in den Verkehrsausschuss setze. Sprachen’s und gingen davon.

    Und ungefähr seit diesem Ereignis fällt mir auf, wie oft mir das draußen am Wahlkampfstand, auf der Straße, in der 1. Klasse der Bahn und auch im Internet immer wieder vorgehalten wird: Die jungen Leute, die im Leben noch nichts geleistet haben. Die uns nur parasitär auf der Tasche liegen wie die Made im Speck. Die gar nicht arbeiten wollen.

    Und das höre ich mir an mit meinen bald 35 Jahren, der ich seit meinem 16. Lebensjahr Geld verdiene, damals bei der Lokalzeitung und als Fahrgastzähler in der Bahn freilich nicht so viel, aber immerhin schon mit Lohnsteuerkarte. Und nun gehe ich Vollzeit arbeiten, 40 Stunden pro Woche plus Überstunden, gehe einer selbstständigen Nebentätigkeit nach, zahle Steuern ohne Ende, engagiere mich ehrenamtlich und habe bis auf ein paar Stunden pro Monat auf dem Fahrrad eigentlich gar keine Freizeit im eigentlichen Sinne und höre mir dann an, ich hätte im Leben noch nichts geleistet.

    Klar, ich habe kein Haus gebaut, ich habe mit meiner Hände Arbeit nichts geleistet, weil ich handwerklich ein Totalausfall bin, ich habe auch dieses Land nicht nach dem Krieg wieder aufgebaut, aber ich sorge immerhin mit meiner Arbeitskraft dafür, dass der Laden am Laufen bleibt. Zweifelsohne gibt es hunderttausende Menschen, die mehr geleistet haben, aber ich sehe mich da tatsächlich nicht am Ende der Schlange.

    Und mir platzt mittlerweile auch zuverlässig der Kragen. Gestern waren Lischen-Radieschen und ich kurz noch am einzigen sonnigen Abend dieses Monats in der Lüneburger Heide unterwegs, als wir für ein Foto anhielten und hinter uns auf einer Sitzbank vier ältere Menschen hockten und sich über diese jungen Leute beschwerten, die gar nicht mehr arbeiten wollten, die nur noch dem Steuerzahler auf der Tasche lägen. Ich kann’s echt nicht mehr ab.

    Zurück zur Hamburger Demonstration: Dort patzten mich auch zwei Damen im besten Alter an, wir sollten doch mal arbeiten gehen, also fragte ich frech zurück, wie viele Jahre die beiden denn schon eingezahlt hätten. Och, nur 25 Jahre? Das sind ja grad mal fünf Jahre länger als ich. Und dann stellte sich heraus, dass die beiden mit ihren insgesamt vier Kindern aus Lübeck mit der Bahn hergefahren sind, also ich ja quasi für deren Interessen auf der Straße war.

    Das Argument fruchtete natürlich nicht, man erging sich wieder in den üblichen Weisheiten über die „nutzlose Jugend“, die außer „Händies“ nichts im Kopf hätte, die nur an sich selbst denke und der arbeitenden Generation auf der Tasche liege.

    Und nebenan sitzen dann deren vier Söhne, allesamt in ihr Smartphone vertieft, und schlagen irgendwie die Zeit tot, während ihre Mütter darüber reden, dass die Jugend nichts mehr tauge. Find ich ja interessant.

    Und gestern in Lüneburg ging’s noch heißer her: Ich lief mit der Kamera für ein paar Fotos vornweg und bekam während des gesamten Demonstrationszuges einen schier unendlichen Schwall an Weisheiten und Vorurteilen ab, immerzu das gleiche, erstmal Arbeiten gehen, erstmal Steuern zahlen, Smartphone entsorgen, immer die neusten Markenklamotten, noch nichts im Leben geleistet, geht doch nach China, ihr Spinner, ihr Specken, ihr Hurensöhne.

    Auf dem Lüneburger Marktplatz musste die Polizei gleich drei Mal intervenieren, als aggressive Passanten sich nicht mehr anders zu helfen wussten, als ihrer Abneigung mit tätlichen Übergriffen Ausdruck zu verleihen.

    Und es ist einfach komplett irre: Wir liefen durch die Innenstadt und die Leute waren fast ausnahmslos am Meckern. Und das macht auch was mit einem: Ich gehe dort schließlich hin und wieder einkaufen. Aber nun stehen dort der Bäcker, der Schuhmacher und der Spielwarenverkäufer vor ihren Läden und zeigen mir den Vogel, rufen mir Beleidigungen zu, obwohl ich als Fotograf noch nicht einmal dem eigentlichen Demonstrationszug zugehörig bin. Aber bei denen gehe ich ja morgen nicht mehr einkaufen, die hätten mir ja am liebsten Hausverbot erteilt, wären sie in dem Moment nicht mit Beleidigungen beschäftigt gewesen.

    Beim Bäcker habe ich hin und wieder auf dem Weg zum Bahnhof angehalten, wenn ich zu Fuß unterwegs war, er kannte meine Bestellung, ich musste gar nichts mehr sagen. Ich fühlte mich wie ein geschätzter Kunde. Und gestern nannte er mich einen Vollspasten, der sich verpissen solle. Selbst wenn man keine Eisenbahn mag, halte ich das für eine überzogene Reaktion.

    Aber vielleicht ist das der Zerfall unserer Gesellschaft. Wie sagte doch gleich der Vorsitzende einer strukturkonservativen Partei? Jede Fridays-for-Future-Demonstration bringt der AfD aberhunderte Stimmen? Oder ging der Spruch anders?

    Aber wenn es doch wenigstens mal um das Thema ginge, ob wir nun eine Neubautrasse entlang der BAB 7 bekommen oder die Bestandsstrecke weiter ausbauen. Drüben an der Autobahn will man keinen Neubau, in Meckelfeld will man keinen Neubau, einen Ausbau der Bestandsstrecke eigentlich auch nicht, und im Endeffekt wird dieses Projekt vielleicht einfach klanglos beerdigt aus Sorge, man verlöre noch weitere Wählerstimmen an die AfD.

    Dann halt nicht.

    Noch eine Anekdote zum Schluss: Als wir am 18. Juni mit der Hamburger Fahrradsternfahrt durch Meckelfeld fuhren, befand sich ein Treffpunkt auf dem dortigen Penny-Parkplatz. Ein paar hundert Meter weiter trafen sich die Eisenbahngegner auf dem EDEKA-Parkplatz zu einer eigenen Demonstration, was insofern zu Verwirrungen führte, als dass einige mit ihren Treckern bei uns parkten — viele Menschen an einem Sonntag auf einem Supermarktparkplatz, das muss ja die Eisenbahn-Demonstration sein. Recht schnell merkten die Leute, dass wir nicht wegen der Bahn hier waren, aber praktischerweise war man flexibel, denn wenn die Leute in Meckelfeld etwas noch weniger wollen als die Bahn, dann sind es Radfahrer. Und so verlegte man sich darauf, uns auch noch ein bisschen zu bepöbeln.

    Das war aber wenigstens noch witzig.

    Nun denn. Ich werde jetzt erst einmal weiterarbeiten. Ich muss ja noch die Rente für jene Zeitgenossen erwirtschaften, die mich gestern einen Nichtsnutz geschimpft haben.

    Wie in vermutlich jeder anderen Stadt wird auch in Lüneburg bemängelt, man stünde ständig nur noch im Stau und niemand unternehme etwas dagegen und wenn etwas passiert, dann sind’s die lieben Grünen, die einen Fahrstreifen in einen Radweg umwandeln. Nun ist aber doch etwas passiert: Das Geradeausfahren aus der Bleckeder Landstraße ins Wasserviertel wird unterbunden. Dadurch lässt sich die Ampelschaltung an der so genannten Scholze-Kreuzung im nordöstlichen Teil des Lüneburger Stadtringes optimieren, so dass der Verkehr entlang ebenjenes Stadtringes besser fließt.

    Neue Verkehrsführung in Lüneburg: Abbiegen statt geradeaus an der Scholze-Kreuzung
    Autofahrerinnen und Autofahrer, die aus der Bleckeder Landstraße die Scholze-Kreuzung ansteuern, können ab sofort nicht mehr geradeaus in die Lünertorstraße…
    www.landeszeitung.de

    Nun geht diese Maßnahme natürlich auch mit Nachteilen einher, nämlich für all jene, die bislang an dieser Kreuzung geradeaus ins Wasserviertel fahren wollten. Das dürften überschaubar viele sein, der Großteil des Verkehrsaufkommens biegt vom Stadtring ins Wasserviertel ab. Überhaupt ist die Bleckeder Landstraße seit Ewigkeiten aufgrund von Baumaßnahmen an den Eisenbahnbrücken teilweise gesperrt, so dass die Leute ohnehin schon einen Umweg über den Pulverweg, die Dahlenburger Landstraße und die Schießgrabenstraße fahren müssen.

    Insofern ändert sich eigentlich nichts, außer dass die Situation für abertausende Kraftfahrer ein bisschen besser wird.

    Und trotzdem wird beinahe ausschließlich lamentiert, dass die Grünen mal wieder den Verkehr kollabieren lassen wollen. Nun werden plötzlich einzelne Fahrbeziehungen in den Drunterkommentaren herausgekramt: Der Handwerker und der Lieferant, die zu ihren Kunden ins Wasserviertel müssen, die Gäste der dort anliegenden drei Hotels, die mit dem Taxi vom Hotel einen Umweg von 500 Metern fahren müssen. Senioren, die aus dem östlichen Teil der Stadt unbedingt zu dieser einen Apotheke dort am Wasserviertel fahren müssen.

    In meinem Kopf schwirrt die Zahl von 50 Kraftfahrzeugen herum, die bislang täglich von der Bleckeder Landstraße ins Wasserviertel geradeaus gefahren sind, ich bin mir aber unsicher, ob ich diese Zahl im Verkehrsausschuss oder in einer unzuverlässigen Quelle irgendwo im Internet aufgeschnappt habe. Diese 50 Kraftfahrer fahren dann eben künftig einen Umweg von 500 Metern. Dafür profitieren abertausende Kraftfahrer entlang des Stadtringes.

    Und es gibt noch einen zweiten Aspekt, warum sich diese Maßnahme nicht politisch verkaufen lässt: Es gab dort früher Stau, es gibt auch künftig Stau. Man spart vielleicht sagenhafte 30 Sekunden, was bei einer solchen Maßnahme übrigens wirklich ausgesprochen viel ist, was sich aber nicht im Gedächtnis niederschlagen wird. Als Erinnerung bleibt nur zurück: Die Grünen haben mal wieder was verboten.

    Vielleicht ist das auch einfach das Schicksal der Verwaltung und Kommunalpolitik.