5. Oktober: Zur Sache, Hamburg

  • Könnte ich eigentlich.
    Aber die Diskutierenden, ein (fahrradfreundlicher) Schauspieler, ein Taxenunternehmer und ein Redakteur?
    Wer vertritt die Lobby des malochenden Autopendlers, wer die Hausfrau die ihr Großeinkäufe erledigen muss? Oden den ÖPNV-Lobbyisten, der auch um Marktanteile kämpfen muss?
    - Der Schauspieler nicht, denn er ist ja fahrradfreundlich.
    - Der Taxenunternehmer auch nicht, denn der dürfte nur wenig Kundschaft an das Fahrrad verlieren, sich über weniger Stau freuen und sogar neue Kunden (kein eigenes Auto --> mehr Geld für Taxifahrten) gewinnen.
    - Der Redakteur sollte halbwegs neutral sein. Oder muss er des Teufels Anwalt mimen?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Immerhin zwei Quotendeppen im Publikum. Einer der mal wieder meinte, Radfahrer dürften keine Zebrastreifen benutzen. Und ne andere wollte Nummernschilder für Fahrräder.
    Fand's ansonsten aber ganz unterhaltsam. Aber thematisch was bei rumgekommen ist nicht wirklich.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Das Schicksal einer Podiumsdiskussion lässt sich womöglich schon auf einen Blick erfassen: Vor dem Bucerius-Kunst-Forum gibt es keine Fahrradständer.

    Das macht zwar nichts, denn bekanntlich ist Hamburg eine schöne Stadt, weil sie viele Brücken hat, an denen man Räder anschließen kann, aber ein bisschen richtungsweisend ist die Sache schon.

    Und dann sitzen im Publikum primär Damen und Herren, die vermutlich regelmäßig diese „Zur Sache, Hamburg“-Debatten um der Debatte Willen besuchen, aber mit Radverkehr im Allgemeinen eher weniger am hübschen hanseatischen Hut haben. Das ist zwar eigentlich kein Problem, denn der Mobilitätswandel ist ein Thema, das uns alle etwas angeht, aber… naja, ein bisschen… tja, ein bisschen fraglich ist da schon, auf welchem Niveau denn hier diskutiert wird. Tendenziell berichtet die ZEIT, die hoffentlich mit der veranstaltenden ZEIT-Stiftung etwas zu tun hat, recht objektiv und vor allem sachlich beinahe einwandfrei über Radverkehrsthemen, aber, naja, man kennt das ja, ein Großteil der Leute ist mit den Regeln für Radfahrer gänzlich überfordert.

    Immerhin hat man große Pläne, die Losung des heutigen Abends lautet: „Straßenkampf in der Hanesstadt oder Lassen sich Fahrrad- und Autoverkehr versöhnen?“

    Darüber diskutieren heute unter Moderation von Patrik Schwarz:

    • Peter Lohmeyer: Schauspieler und „fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2016“
    • Thomas Lohse: Vorstand Hansa Funktaxi eG 211211 und Vorstand Taxen-Union Hamburg Hansa e.V.
    • Frank Drieschner: Redakteur der ZEIT


    Definitiv eine interessante Zusammensetzung des Podiums — mal sehen, was an Sachlichkeiten dabei herumkommt.

    Die Einführug übernimmt eine Mitarbeiterin der ZEIT, die um eine rege Beteiligung des Publikums bittet — während das Publikum schon jetzt jedes Mal auflacht, wenn Begriffe wie „Verkehrsregeln“, „Fahrradstadt“ und „Radweg“ fallen — ich vermag allerdings nicht einzuordnen, aus welchem Grunde.

    Das Podium sei bewusst klein gewählt, erklärt Patrik Schwarz daraufhin, denn die eigentlichen Experten säßen im Publikum. Das verspricht ja großartig zu werden, womöglich toppt das noch diverse Wutbürger-Veranstaltung des Harvestehuder Weges.

    Oder auch nicht: Schwarz ruft zum Griff zu den roten oder grünen Karten auf — rot zeigt, wer mit dem Auto gekommen ist, grün, wer mit dem Fahrrad anlandete. In einer zweiten Runde darf auch noch grün zeigen, wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist ist.

    Peter Lohmeyer wird begrüßt, er ist „fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2016“. Das geht ganz einfach, man kriegt eine E-Mail, ob man mit dem Titel einverstanden ist und weiß überhaupt nicht, was mit dem Titel eigentlich gemeint ist. Dann nimmt man den Preis an oder auch nicht, aber falls ja, bekommt man einen Helm und eine lustige Statue. Es stellt sich heraus, dass Lohmeyer sich wohl positiv gegenüber dem Fahrrad geäußert hat — ansonsten aber nicht so ganz viel mit Fahrrädern zu tun hatte.

    Schwarz sucht eines dieser Interviews heraus und zitiert: „Helmmäßig bin ich nicht so der Typ.“ Oh, wie passt das denn? Das habe mit dem Umgang mit dem Rad zu tun, meint Lohmeyer, er führe mit dem Rad zum Biomarkt, aber weil er vor dem Biomarkt sein Rad nicht abschließe, könne er auch den Helm nicht anschließen, also bliebe der Helm im Keller, denn mal ist der Helm zu warm oder nicht und im Winter passe die Mütze nicht, aber naja. Damit der Helm nicht so lange im Keller bleibt, sondern vielleicht auch mal einen Kopf schützt, wird er heute Abend noch verlost gegen jemanden, der drei vernünftige Sätze darlegen kann, warum er so einen Helm brauche.

    Hmm.

    Schwarz will noch mal wissen, ob Lohmeyer tatsächlich sein Rad nicht anschließt, aber es handle sich um ein Experiment, denn ihm würden nur Räder gestohlen, die er sorgfältig anschließt. Also ließe er das bleiben, das mit dem Anschließen, und das klappe ganz gut.

    Ah, Schwarz fragt, ob Lohmeyer nur Fahrradfahrer oder Fahrradideologe wäre. Lohmeyer bezeichnet sich aber als Ideologe, weil er nicht nur mit dem Rad zum Biomarkt fährt, sondern sogar zum Bahnhof, wenn er mit dem Zug fahren müsse (dann würde das Rad aber abgeschlossen) und sich sogar am Zielort ein Rad leiht (oder in Berlin sogar ein Schrottrad stehen hat).

    Es geht noch um dies und das und ob man Fahrräder nur leiht und nicht stiehlt, wenn man es nach ein paar Monaten wieder an den ursprünglichen Platz stelle, eigentlich ganz lustig, aber so richtig kommt noch nichts sachliches bei rum.

    Nun ist Thomas Lohse dran und berichtet erstmal von ein paar schlechten Erfahrungen, die sehr grenzwertig seien. Es komme regelmäßig vor, dass seine Taxi-Fahrer sich mit Radfahrern in die Wolle bekommen. Es komme regelmäßig vor, dass Radfahrer seinen Taxis in die Türen träten — der Taxifahrer habe dann einen dicken Hals, Radfahrer aber leider dicke Waden, mit denen sie dann das Heil in der Flucht suchten.

    Hmm. Das sind immer die schönsten Geschichten, aber womöglich gibt es noch eine Vorgeschichte — oder steht da einfach ein Taxi am Fahrbahnrand, ein Radfahrer kommt vorbei und tritt einfach in die Tür? Da passiert doch eigentlich meistens noch mehr — nur wird das natürlich von Lohses Angestellten eher nicht berichtet werden.

    Ein Gast aus dem Publikum: „Taxifahrer als Heilige darzustellen finde ich echt scheiße.“ Ui, es wird ja wirklich lustig!

    Eine weitere Wortmeldung von jemandem, der zwar mit dem Auto hier ist, dem aber als Radfahrer schon mal der Kragen geplatzt wäre: „Ich finde, Radfahrer müssten respektvoller gegenüber Fußgängern umgehen! (…) Und das Argument von Herrn Lohse kann ich nachvollziehen, es gibt auch respektlose Radfahrer. (…)“

    Noch mehr Wortmeldungen. Ein älterer Herr berichtet, er habe schon mal einen Radfahrer gesehen, der… ach nee, gar nicht, der berichtet, er habe schon mal einen Autofahrer gesehen, der mit dem Auto auf dem Radweg geparkt hätte, woraufhin er mit der Faust an die Scheibe geschlagen hätte.

    Okay, ja, warum nicht.

    Der nächste ist dran: Jemand bemängelt die fehlende Rückbesinnung auf § 1 StVO. Es ginge nicht an, dass den Autofahrern immer mehr Platz weggenommen würde, man müsse sich wieder auf gegenseitige Rücksichtnahme zurückbesinnen.

    Frank Driescher ist dran, der damals über die Posse an der Walddörferstraße berichtete. Lohse kommt gar nicht mehr so richtig zu Wort mit seinen Geschichten über radikale Taxi-Tür-Treter.

    Driescher meint, Hamburg wäre als autogerechte Stadt aufgebaut worden, in der Radfahrer quasi als Eindringlinge in das motorisierte Revier angesehen würden. Nächster Halt Fahrradstadt: „Das große Wort Fahrradstadt für diese kleine Modernisierung.“ Autofahren wäre ein Lebensstil, der darauf aufbaue, dass Autofahrer darauf angewiesen wären, dass andere Menschen keine Autofahrer wären. Lohse wird um seine Meinung gebeten, hat aber offenbar nichts dazu zu sagen und wirkt ein bisschen angefressen.

    Schwarz möchte eigentlich einen Kraftfahrer zu Wort kommen lassen, denn Kraftfahrer kämen in der heutigen politischen Zeit nicht so richtig zu Wort. Es findet sich aber kein Kraftfahrer.

    Eine weitere Dame zeigt auf und bemängelt, Scholz habe nur gesagt, Hamburg würde Fahrradstadt — aber es würde mit ihm kein Auto weniger geben. Dabei wäre mehr notwendig als hier und da kleine Verbesserungen. Warum warte man so lange, diese Stadt wirklich zu einer lebenswerten Stadt zu wandeln?

    Nun findet sich eine leidenschaftliche Autofahrerin, die aber alle Seiten kennt, wie man so schön sagt, die aber auch nicht Partei für den Kraftverkehr ergreifen mag, sondern eher die schmalen Schutz- und Radfahrstreifchen zu unsicher empfinde.

    Ja, Herrgottnocheins, gibt’s denn hier niemanden, der mal auf den Tisch haut? Wo bleiben denn die Vorwürfe ween der Straßensteuern und sowas?

    Noch jemand kommt zu Wort, es gäbe mal früher Vorschläge, wie man gut Auto fährt. Sowas bräuchte man heute auch, es müssten die Regeln für Radfahrer erklärt werden. Er bemängelt, dass Radfahrer nicht wüssten, wie man sich am Fußgängerüberweg verhalte und verbotenerweise mit dem Rad drüber fahren — obschon die Sache von der ZEIT schon erklärt wurde. Man muss es halt nur lesen und verstehen.

    Jemand anders erzählt von seinem Fahrrad, dass er mit acht Jahren bekommen hat, als er noch nicht mal bis zum Sattel reichte. Er führe in engen Straßen in der Fahrbahnmitte, damit ihn niemand eng überholte.

    Noch jemand erzählt, er habe mal in Berlin gewohnt und meint, die Stadt wäre zu groß zum Radfahren, denn wer nicht im Stadtzentrum wohne, könne nicht mit dem Rad fahren. Gut, ich wohne in Eidelstedt, das definitiv nicht dem Stadtzentrum angehört, aber mit dem Rad bin ich trotzdem hier.

    Driescher berichtet, in den Randbezirken wohnten mehr Menschen als in der Innenstadt, aber in der Innenstadt wären mehr Autos angemeldet. Lohmeyer erklärt, man müsse ja nicht immer den ganzen Weg mit dem Rad fahren, man könne auch zwischendurch in die S-Bahn steigen, also verschiedene Arten der Mobilität kombinieren.

    Schwarz startet die nächste Abstimmung: Grüne Karte für mehr Fahrradstadt, rot für „es reicht!“

    Schwarz bittet um Wortmeldungen.

    Der Erste berichtet, ein Modal-Split von 25 Prozent wäre genug, die Stadt wäre auf einem guten Weg, es müsse noch mehr fürs Rad getan werden, aber 25 Prozent wären zu ambitioniert.

    Endlich! Es geht los! Die Zweite meint: Radfahrer müssten eine Fahrprüfung ablegen und ein kleines Nummertaferl bekommen, schließlich würde man oft genug als Fußgänger beinahe totgefahren.

    Lohse wird zu der Sache mit den Nummerschildern befragt, aber er hält das für unsinnig, allein schon beim Verwaltungsaufwand bei über 80 Millionen Rädern. Er lobt die Arbeit der Fahrradstaffel, die bei einer weiteren Verdichtung des Verkehrs unabkömmlich wäre (die ja bekanntlich abseits von Licht-Kontrollen eher im Hintergrund bleibt), denn wenn sich Radfahrer an die Regeln hielten, passiere ja nicht so viel.

    Lohmeyer legt los, dass diese Sache mit der Regelbefolgung der Radfahrer vor allem auch der unbrauchbaren Infrastruktur geschuldet wäre. Gäbe es eine brauchbare Infrastruktur, die nicht ständig zu übemenschlichen Manövern zwinge, klappe es auch besser mit der Regelbefolgung. Die Zeit, in der Autofahren in der Spaß bedeutet hätte, wäre vorbei, heute ginge es primär um Mobilität, nicht um Spaß. Das hatte vorhin ein Zuschauer bemängelt.

    Nächste Wortmeldung: Die Stadt würde immer noch für den Kraftverkehr geplant, vor allem über vier Räder erschlossen, so dass die Infrastruktur für Zweiräder eher an den Rand gedrängt würde.

    Schwarz zitiert nun aus einer Umfrage: „Was kann man ihrer Ansicht nach gegen Aggressionen im Straßenverkehr tun?“ Antwortmöglichkeiten waren: „Stärkere Polizeipräsenz“, „intelligentere Verkehrswege“ und „eigene Rücksichtnahme“.

    Platz 1, 78 Prozent, habe der Vorschlag mit den intelligenteren Verkehrs erobert.
    Platz 2 mit 59 Prozent (muss 78 plus 59 nicht hundert ergeben?) bekam die eigene Rücksichtnahme.

    Warum aber behauptet die CDU weiterhin, gegen die Probleme im Straßenverkehr helfe nur der Holzhammer mit mehr Kontrolle, obwohl der Verkehrsteilnehmer mit seiner Konsensmeinung schon viel weiter wäre. Bei der Diskussion kommt aber nicht so richtig was rum.

    Nun wird Taxi-Chef Lohse zu Hochbordradwegen befragt. Seine Antwort: „Ist schweinegefährlich.“ Er beruft sich auf E-Fahrräder, die damit sogar 20 oder 25 Sachen führen, das könne sich nicht mehr zwischen den Fußgängern auf den Hochbord-Radwegen abspielen. Der Fahrradverkehr gehöre auf die Straße.

    Aufgeregte Wortmeldungen!

    „Die Elbvertiefung ist ein Kampfblatt für die Radfahrer!“ Der Herr bezieht sich auf ein Interview mit dem Fahrradpapst aus Kopenhagen, der sich ganz klar für Separation ausgesprochen habe. Warum mache Hamburg das Gegenteil?

    Lohse: Man wolle hunderte Kilometer Radwege bauen, aber kein Geld dafür ausgeben, also male man einfach nur Streifen auf die Fahrbahn. Aus politischen Gründen gäbe es keine andere Möglichkeiten, außerdem mangele es an Platz. Es wäre politisch gewollt, den Radverkehr auf der Fahrbahn von Hauptverkehrstrassen zu führen — warum nicht durch Grünanlagen oder Parallelstraßen?

    Schwarz fragt, warum man denn früher auf Hochbordradwege gesetzt hätte, warum wäre das jetzt anders? Das muss Lohmeyer beantworten: Er beantwortet die Frage aber nicht so richtig, sondern berichtet von seinen Erfahrungen auf der Elbchaussee. Schwarz hakt noch mal nach, ob die Streifen-Lösungen nur eine Mode wäre. Drieschner: Hochbordradwege wären Unsinn, dafür wäre in Hamburg kein Platz, schließlich parkten dort Autos.

    Eine Zuschauerin berichtet von einem kaputten Helm, der vom Bordstein gespalten wurde, als sie auf der Fahrbahn ausweichen musste. Auf dem Hochbordradweg wäre das nicht passiert.

    Eine weitere Dame berichtet vom Planungsprozess: Die Planung wären einwandfrei und sicher, aber die Politik sorge anschließend für halbgare Lösungen, weil man Angst vor handfesten Bekenntnissen in Richtung des nichtmotorisierten Verkehrs habe.

    Gäbe es nicht gerade einen sehr fahrradfreundlichen Senat? Nein, bemängelt die Dame, man merke nichts davon, die Planungen würden nach wie vor stark ausgebremst, es scheitere gar an Kleinigkeiten wie besseren Ampelschaltungen und es mangele vor allem an politischen Willen.

    Weitere Wortmeldung: Man erreiche 25 Kilometer pro Stunde auch ohne Pedelec, die wären auch ohne Motor leicht zu machen. Es habe allerdings lange gedauert, bis sie sich auf die Fahrbahn getraut habe, weil ständig gehupt, gedrängelt und gebrüllt würde, Tempo 30 wäre eine Lösung.

    Nächste Abstimmung zu Tempo 30. Rot für mehr Tempo 30, grün für mehr Vollgas. Zwei Drittel stimmen für Tempo 30, ein Drittel für nicht so ganz viel Tempo 30.

    Und wie sieht es dann 2025 aus, wenn der Radverkehrsanteil sich verdoppelt haben soll?

    Drieschner: „Kann ich mir nicht vorstellen.“ Diese heutige Versammlung wäre nicht repräsentativ für die gesamte Stadt. Die Verhältnisse für den Radverkehr würden aber sehr viel besser werden als heute.

    Schwarz: Inwiefern ist der Umstieg aufs Fahrrad vom Auto eine Illusion?

    Drieschner: „Ich glaube, dass das Auto eine Art Suchtdroge ist.“ Man gewöhne sich an diese Art der Mobilität, man könne sich nichts anderes mehr vorstellen.
    Lohse: 25 Prozent Fahrradverkehr wären eine Wunschvorstellung, die Mobilität ändere sich aber, man könne einen Kraftfahrer aber durchaus zum Radfahrer machen, man würde sehen, dass Kraftfahren in der Stadt rückläufig wäre. Schließlich wolle man den Individualverkehr zurückdrängen, um wieder Platz in der Stadt zu schaffen, also würden Menschen aufs Rad und auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.

    Ist nun schon Schluss?

    Schwarz lobt die objektive Bezeichnung des Autos als Fortbewegungsmittel, nicht als Wohnzimmer, schließlich verwandle sich das Auto in eine Art Multimedia-Kugel. Machten wir uns keine Illusionen, wenn wir glauben, die Leute wollten Fahrrad fahren, anstatt in eine solche Kugel zu steigen?

    Lohmeyer trifft in seiner Antwort das Thema allerdings nicht so ganz das Thema und erzählt von einem weißen Rad, das er seinem Sohn gekauft habe. Lohmeyer ginge aber auf die Nerven, wie viele Autos es heute schon gäbe, er möchte gerne jeden Haushalt auf einen einzigen Wagen reduzieren. Lohmeyer holzt gegen SUV, bei denen man als Radfahrer bei einem Unfall keine Chance mehr hätte. Lohmeyer erwähnt noch dies und das und schließt mit: „Ich bin radikal für eine autofreie Stadt!“

    Schwarz: Eines werde aber in der autofreien Stadt noch wichtiger. Jetzt zeigt er den Helm. Den Zusammenhang möge sich jeder selbst herstellen.

    Ein Zuschauer bietet an, gegen Tausch mit dem Helm eine Fahrradleiche wieder in Gang zu bringen oder Lohmeyer eine Stadtrundfahrt in einem elektrischen Auto zu spendieren.

    Der Herr hinter mir meldet sich, er schlägt vor, den Helm dem Herrn Scholz zu überlassen, damit er mal mitbekomme, dass es auch Radverkehr gäbe.

    Noch ein Zuschauer: Eine Welt mit § 1 StVO brauche keinen Helm.

    Ich hätte mich auch gerne gemeldet: Herr Lohse könne ja auch unterschreiben und das nächste Mal, wenn mich einer seiner Taxifahrer anhupt, kann ich ihm ja zeigen: Hier, dein Chef sagt, ich dürfe das!

    Hmm.

    Nun will niemand den Helm haben. Geht der nun ernsthaft an Scholz? Helm hin, Helm her, das hätte man auch besser lösen können.

    Eine weitere Zuschauerin macht noch mal Werbung für die „Kurs Fahrradstadt“-Petition. Man könne ja den Helm gleichzeitig mit den gesammelten Unterschriften übergeben.

    Noch eine Wortmeldung: Den Helm als Wanderpokal nutzen. Jeder Politiker, der was für den Radverkehr unternehme, dürfe eine Zeit lang diesen Helm tragen.

    Und dann ist schon Schluss. Alle packen ihre Sachen und stürmen raus — das ging ja recht schnell.

    Immerhin geht auch die Sache mit dem Fazit recht schnell: Ganz gute Unterhaltung für das Bildungsbürgertum am Donnerstagabend, aber an sachlichen Argumenten, die in irgendeiner Weise diskussionswürdig wären, kann ich leider nichts entdecken.

    Immerhin aber wurde ich gut unterhalten.

    (Direkt niedergeschrieben inklusiver aller Rechtschreibfehler während der Veranstaltung — leider erst jetzt den „Absenden“-Knopf gedrückt.)