"ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg
Monatelang ist die Wülfeler Straße zwischen Hannover und Hemmingen saniert worden – einen separaten Radweg gibt es nun aber immer noch nicht, weil der Weg neben der Straße zu schmal ist. Der Fahrradclub ADFC ist entsetzt – die Landesstraßenbehörde spricht hingegen von einer guten Lösung."
Das ist der alte Zustand (googlestreetview von 2008)
Der neue Weg hat eine Breite von 2,00 m. "Um einen Radweg mit Verkehr in beiden Richtungen einzurichten, hätte dieser eine Breite von 2,50 Metern haben müssen. Der neue Weg an der Wülfeler Straße hat allerdings nur eine Breite von zwei Metern."
Die Landesbehörde spricht deshalb von einer guten Lösung, weil der neue Weg mit einem Fußwegschild gekennzeichnet ist und dem Zusatz "Radverkehr frei". +
Fahrradfahrer*innen, die auf der Fahrbahn fahren wollen, werden so nicht durch eine Benutzungspflicht für die Nebenanlage davon abgehalten. Darauf weist die Straßenbaubehörde in dem Artikel hin: "Im Ergebnis stehe „eine gut für Fußgänger und Radfahrende nutzbare Nebenanlage zur Verfügung“. Das Land verweist auch darauf, dass diese für Radfahrer „nicht benutzungspflichtig“ sei. Diese dürften also auch auf der Straße fahren."
HAZ vom 10.1.2022: ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg
Die Klemme in der der ADFC steckt, ist offensichtlich:
Selbstverständlich wäre es absolut richtig und zielführend, den Privat-KFZ-Verkehr auf der Straße zu verbieten und dafür den Ausbau des ÖPNV zu fordern. Dann könnte man auf die Nebenanlage vermutlich verzichten. Aber das ist ein ziemlich dicker Brocken. Die Aussichten das umzusetzen, sind gering.
Annette Täuber vom ADFC fordert, Radfahrer*innen nicht länger systematisch zu benachteiligen: "Nach Einschätzung von Annette Teuber vom ADFC hat dieses Vorgehen System. Der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr fehle es beim Radwegebau an Geld und Personal. Bei einem ganz neuen Radweg dürften sie das so nicht umsetzen. Aber wenn sie in der bisherigen Breite der Straße bleiben, können sie das so machen. Da gibt es eine Klausel.“, heißt es in dem Artikel.
Schockiert war ich von einem Leserbrief in der Printausgabe von heute. Darin greift der Schreiber, angeblich ein Autofahrer und Fahrradfahrer, die ADFC-Sprecherin völlig unverhältnismäßig scharf an.
"Das Geheul und Gejammer dieses Radfahrer-Lobby-Vereins nimmt inzwischen immer unerträglichere Formen an! Ich nutze die erneuerte Strecke selbst mindestens so oft als Rad- wie als Autofahrer und bin hocherfreut, jetzt endlich auf einer schlagloch- und absatzfreien Bahn fahren zu können. Die Zahl der diesen Weg täglich benutzenden Fußgänger lässt sich vermutlich an zwei Händen abzählen, und auch die Begegnung mit anderen Radfahrern hat noch nie eine Schwierigkeit oder besondere (rad-)fahrerische Herausforderung dargestellt! Die im Pulk fahrenden Rennradgenossen benutzen hier ohnehin ausschließlich sich selbstgefährdend die Straße." Leserbrief: "Hocherfreut über neue Fahrbahn" in der Printausgabe vom 17.1.2022
Es ist einfach widerwärtig von anderen Radfahrenden dermaßen angegriffen zu werden, wenn es darum geht deutlich zu machen, dass Fahrradfahrende regelmäßig und systematisch benachteiligt werden. Die Autofahrerlobby wird's erfreuen, aber der Schreiber ist ja selbst Autofahrer, möglicherweise einer von der Sorte, der sich drüber freut, wenn mal wieder irgendwo vom ADAC ein Tempolimit weggeklagt wird, oder verhindert wird, dass Ortsdurchfahrten auf Tempo 30 limitiert werden. Ob der Leserbriefschreiber tatsächlich im nennenswerten Umfang mit dem Fahrrad unterwegs ist, wie er behauptet? Ich wage das zu bezweifeln. Jedenfalls hat er überhaupt nicht verstanden, dass es sich bei der erneuerten Nebenanlage gar nicht um eine Fahrbahn handelt, sondern um einen Fußweg mit Radverkehrsfreigabe.