Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 cm für Radweg - ist das nun gut so?

  • "ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg

    Monatelang ist die Wülfeler Straße zwischen Hannover und Hemmingen saniert worden – einen separaten Radweg gibt es nun aber immer noch nicht, weil der Weg neben der Straße zu schmal ist. Der Fahrradclub ADFC ist entsetzt – die Landesstraßenbehörde spricht hingegen von einer guten Lösung."

    Das ist der alte Zustand (googlestreetview von 2008)

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    Der neue Weg hat eine Breite von 2,00 m. "Um einen Radweg mit Verkehr in beiden Richtungen einzurichten, hätte dieser eine Breite von 2,50 Metern haben müssen. Der neue Weg an der Wülfeler Straße hat allerdings nur eine Breite von zwei Metern."

    Die Landesbehörde spricht deshalb von einer guten Lösung, weil der neue Weg mit einem Fußwegschild gekennzeichnet ist und dem Zusatz "Radverkehr frei". [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1022-10]

    Fahrradfahrer*innen, die auf der Fahrbahn fahren wollen, werden so nicht durch eine Benutzungspflicht für die Nebenanlage davon abgehalten. Darauf weist die Straßenbaubehörde in dem Artikel hin: "Im Ergebnis stehe „eine gut für Fußgänger und Radfahrende nutzbare Nebenanlage zur Verfügung“. Das Land verweist auch darauf, dass diese für Radfahrer „nicht benutzungspflichtig“ sei. Diese dürften also auch auf der Straße fahren."

    HAZ vom 10.1.2022: ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg

    ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg
    Monatelang ist die Wülfeler Straße zwischen Hannover und Hemmingen saniert worden – einen separaten Radweg gibt es nun aber immer noch nicht, weil der Weg…
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    Die Klemme in der der ADFC steckt, ist offensichtlich:

    Selbstverständlich wäre es absolut richtig und zielführend, den Privat-KFZ-Verkehr auf der Straße zu verbieten und dafür den Ausbau des ÖPNV zu fordern. Dann könnte man auf die Nebenanlage vermutlich verzichten. Aber das ist ein ziemlich dicker Brocken. Die Aussichten das umzusetzen, sind gering.

    Annette Täuber vom ADFC fordert, Radfahrer*innen nicht länger systematisch zu benachteiligen: "Nach Einschätzung von Annette Teuber vom ADFC hat dieses Vorgehen System. Der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr fehle es beim Radwegebau an Geld und Personal. Bei einem ganz neuen Radweg dürften sie das so nicht umsetzen. Aber wenn sie in der bisherigen Breite der Straße bleiben, können sie das so machen. Da gibt es eine Klausel.“, heißt es in dem Artikel.

    Schockiert war ich von einem Leserbrief in der Printausgabe von heute. Darin greift der Schreiber, angeblich ein Autofahrer und Fahrradfahrer, die ADFC-Sprecherin völlig unverhältnismäßig scharf an.

    "Das Geheul und Gejammer dieses Radfahrer-Lobby-Vereins nimmt inzwischen immer unerträglichere Formen an! Ich nutze die erneuerte Strecke selbst mindestens so oft als Rad- wie als Autofahrer und bin hocherfreut, jetzt endlich auf einer schlagloch- und absatzfreien Bahn fahren zu können. Die Zahl der diesen Weg täglich benutzenden Fußgänger lässt sich vermutlich an zwei Händen abzählen, und auch die Begegnung mit anderen Radfahrern hat noch nie eine Schwierigkeit oder besondere (rad-)fahrerische Herausforderung dargestellt! Die im Pulk fahrenden Rennradgenossen benutzen hier ohnehin ausschließlich sich selbstgefährdend die Straße." Leserbrief: "Hocherfreut über neue Fahrbahn" in der Printausgabe vom 17.1.2022

    Es ist einfach widerwärtig von anderen Radfahrenden dermaßen angegriffen zu werden, wenn es darum geht deutlich zu machen, dass Fahrradfahrende regelmäßig und systematisch benachteiligt werden. Die Autofahrerlobby wird's erfreuen, aber der Schreiber ist ja selbst Autofahrer, möglicherweise einer von der Sorte, der sich drüber freut, wenn mal wieder irgendwo vom ADAC ein Tempolimit weggeklagt wird, oder verhindert wird, dass Ortsdurchfahrten auf Tempo 30 limitiert werden. Ob der Leserbriefschreiber tatsächlich im nennenswerten Umfang mit dem Fahrrad unterwegs ist, wie er behauptet? Ich wage das zu bezweifeln. Jedenfalls hat er überhaupt nicht verstanden, dass es sich bei der erneuerten Nebenanlage gar nicht um eine Fahrbahn handelt, sondern um einen Fußweg mit Radverkehrsfreigabe.

  • der ADAC klagt Tempolimits weg? Der ADAC verhindert Tempolimits auf ODs?

    Hab ich was verpasst? :/


    Richtig ist: wer eine Nebenfläche mit 2,0m Breite auf so einer Länge schafft und dann "Servicelösung" dranklebt, der akzeptiert Regelbrüche durch Rad Fahrende. Alles andere wäre Augen vor der Realität verschließen.

    So eine Lösung ist von der Sorte: dämlich

    Dass es da draußen jede Menge Leute gibt, die der Meinung sind, Fahrbahnradeln wäre "selbstgefährdend": ja, das ist so. Aber die sind einfach: dumm.

    Ich würde mich durchaus auf Diskussionen dazu einlassen, ob und in wie weit Radfahren auf der Fahrbahn "gefährlich" ist. Aber "selbstgefährdend" ist einfach so weit weg von "logisch". Wer so argumentiert, der hat grundlegende Verantwortungen nicht begriffen und wird sie auch nicht verstehen.

    Wir brauchen bessere Verkehrserziehung in allen Abschnitten der Teilnahme am öffentlichen Leben.

    Immer und immer wieder. Intrinsische Motivation steigern durch zielgruppenorientierte Ansprache und Lernmodule, extrinsische Motivation steigern durch Kontrollen und angemessene Ahndung von Verstößen.

  • der ADAC klagt Tempolimits weg? Der ADAC verhindert Tempolimits auf ODs?

    Hab ich was verpasst? :/

    Sieht so aus! Lies mal hier nach, dann kannst du dir ein Bild von der ADAC-Denke machen:

    "Ähnlich äußert sich der ADAC. Ein Vorstoß wie in Frankreich sei für kurvige Landstraßen mit einer maximalen Breite von sechs Metern sinnvoll. Eine zusätzliche Überholspur oder die Sicherung von Hindernissen sind nach Ansicht des ADAC aber oft effektiver."

    Neues Tempolimit auf Landstraßen: Was dafür spricht und was dagegen
    Immer mehr Verkehrs-Experten sprechen sich für ein schärferes Tempolimit auf Landstraßen aus - auch der ADAC. Doch es gibt auch Kritik: Zu scharfe Limits wären…
    www.focus.de

    6 m Breite hat die Landstraße zwischen Hannover-Wülfel und Hemmingen für den ADAC breit genug zum Rasen. Und von ein zwei Kurven mit Überholverbot (durchgezogene Linie) abgesehen, darf dort überholt werden, was manche Autofahrer veranlasst auch mal über die Tempo 100 hinauszugehen, ist ja "nur für den Überholvorgang" was manche Autofahrer für erlaubt halten.

    Für den ADAC ist das ganz klar keine Landstraße mit Anwartschaft auf Tempo 80 oder noch niedriger.

    Als ich kürzlich mit einem ADAC-Vertreter darüber sprach, dass dort Tempo 60 gelten müsse, weil dort auch Linienbusverkehr stattfindet, der nicht schneller als Tempo 60 fahren darf, da musste ich mir dann anhören, dass es völlig unverhältnismäßig sei, den Autoverkehr "künstlich" zum Langsamfahren zu nötigen.

    Oder schau mal hier nach, da schreibt der Spiegel darüber, wie der ADAC in den 70er-Jahren mit seiner Parole "Freie Fahrt für freie Bürger" nicht nur Tempo 100 max. auf den Autobahnen, sondern auch Tempo 80 auf den Landstraßen erfolgreich bekämpft hat: "Dabei gab es eine Obergrenze von 80 km/h sogar schon mal, unter Bundeskanzler Willy Brandt und dessen Verkehrsminister Lauritz Lauritzen (beide SPD). Um in der ersten Ölpreiskrise infolge des Jom-Kippur-Kriegs 1973 den Erdölverbrauch zu drosseln, wurde ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen verfügt. Es war für zunächst sechs Monate geplant.

    Der Aufschrei war jedoch groß, insbesondere über die Autobahn-Regelung. Mehr als eine Million »Freie Bürger fordern freie Fahrt«-Aufkleber wurde der ADAC in Kürze los. Daraus entstand der noch heute verwendete Slogan »Freie Fahrt für freie Bürger«. Das Tempolimit hingegen wurde nach 111 Tagen Mitte März 1974 einkassiert. Seither gilt außerorts Tempo 100.

    Spiegel vom 21.82021 https://www.spiegel.de/auto/tempolimi…41-e5572675ff70

    Zum Thema Ortsdurchfahrten: "Tempo 30 in Ortsdurchfahrten: ADAC hält nichts von dem Experiment

    Die Region will eine Experimentierklausel der Straßenverkehrsordnung nutzen, um auf bis zu 40 Ortsdurchfahrten in Hannovers Umland Tempo 30 einzuführen. Der Autoclub ADAC stichelt nun gegen die Pläne."

    Tempo 30 in Ortsdurchfahrten: ADAC hält nichts von dem Experiment
    Die Region will eine Experimentierklausel der Straßenverkehrsordnung nutzen, um auf bis zu 40 Ortsdurchfahrten in Hannovers Umland Tempo 30 einzuführen. Der…
    www.haz.de

    In dem Artikel der HAZ vom 1.9.2020 heißt es außerdem: "„Der ADAC fordert eine ergebnisoffene Diskussion zur Gestaltung der Ortsdurchfahrten – ohne Limitierung auf den Faktor Geschwindigkeit“, sagt Kruse. Die Menschen würden sonst möglicherweise nicht verstehen, „warum auf einer gut ausgebauten Straße das Tempolimit einzuhalten ist, wenn es nicht durch Gefahrenpunkte ersichtlich wird“."

    Oder hier: "Verkehrssicherheit:

    ADAC gegen Tempo 30

    SZ vom 9. April 2021:

    "Mehrere Städte, etwa Freiburg oder Darmstadt, planen, Tempo 30 flächendeckend einzuführen - entsprechende Anträge haben einige Kommunen beim Bundesverkehrsministerium gestellt. Der ADAC Sachsen allerdings sieht darin keinen Nutzen für die Verkehrssicherheit."

    Tempo 30: ADAC spricht sich dagegen aus
    Mehrere Städte würden gerne ein flächendeckendes Tempo 30 ausprobieren. Der ADAC ist dagegen.
    www.sueddeutsche.de

    Oder hier: "ADAC gegen Tempo 30

    Der ADAC lehnt Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit ab. "Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit ist nach Ansicht des ADAC allerdings weder aus Sicherheits- noch aus Umweltgründen zielführend."

    noz.de vom 6.6.2021

    Osnabrücks Grüne wollen Tempo 30 auf allen zweispurigen Straßen
    Die Osnabrücker Grünen fordern nun Tempo 30 auf allen zweispurigen Straßen im Bereich der Innenstadt. Umsetzbar ist das nicht.
    www.noz.de

    Es liegt doch auf der Hand, dass ein ADFC, der sich in einem Fall wie die hier angesprochene Landstraße zwischen Hannover Wülfel und Hemmingen dafür ausspricht, dass der Fahrradverkehr doch bitteschön ausschließlich auf der Fahrbahn stattfinden könne, damit keinen Blumenpott gewinnen wird. Auch wenn sich der ADFC dafür aussprechen würde, dass ein durchgängiges Tempolimit 60 und an den unübersichtlichen Stellen (Kurve auf Brücke, Bushaltestelle) von Tempo 30 gelten sollte, würde das nicht helfen, denn niemand glaubt daran, dass diese Rahmenbedingungen jemals umgesetzt würden. Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, so würde niemand darauf vertrauen, dass Maßnahmen ergriffen werden, ein niedriges Tempolimit zu kontrollieren.

  • Richtig ist: wer eine Nebenfläche mit 2,0m Breite auf so einer Länge schafft und dann "Servicelösung" dranklebt, der akzeptiert Regelbrüche durch Rad Fahrende. Alles andere wäre Augen vor der Realität verschließen.

    So eine Lösung ist von der Sorte: dämlich

    Welche "Regelbrüche" meinst du denn damit?

    Auf der Strecke ist kaum Fußverkehr unterwegs, so dass der Fahrradverkehr die allermeiste Zeit nicht mit Schrittgeschwindigkeit, sondern deutlich schneller unterwegs sein wird. Ob das als Regelbruch zu bewerten ist? Das ist m. E. nicht der Fall. Erst wenn eine konkrete Gefährdung von Fußverkehr dazu kommt.

    Aber Fußgänger werden dort aus zwei Gründen eher selten anzutreffen sein. Da ist einmal der Autoverkehr mit Tempo 100, der an den Fußgängern ständig vorbeibrettert und dann stört der Radverkehr, der sich voraussichtlich überwiegend auf dem Fußweg abspielen wird, der ja für den Radverkehr freigegeben ist.

    Da muss noch nicht mal das erwartbare Gebrülle "Fuuuuußweeeeg" verbunden mit Hupen und Imponiergehabe ertönen, um Fahrradfahrer mit weniger dickem Fell auf die Nebenanlage zusteuern zu lassen. Die Auto-Raserei mit Tempo 70 und oft mehr als Tempo 100 tun ihr übriges.

    Es gibt unter anderem eine Gefahrenstelle an einer kurvigen Brückenüberfahrt und an einer Bushaltestelle, wo ein niedrigeres Tempolimit gilt. Die meiste Zeit gilt Tempo 100.

    Aber ich vermute mal, sehr viele Beobachter werden den Vorgang so bewerten, dass sie Annette Teuber vom ADAC mit mehr oder weniger viel Bedauern den Ratschlag geben, sie solle doch zufrieden sein, mit dem Spatz in der Hand anstatt nach der Taube auf dem Dach zu schielen. Wobei die meisten einen breiteren Radweg als die Taube auf dem Dach ansehen werden.

    Und nur wenige werden die Perspektive einer deutlich vom privaten Autoverkehr reduzierten Landstraße mit zuverlässig eingehaltenem niedrigen Tempolimit von Tempo 50 oder 60 km/h an Gefahrenstellen noch weniger, als Taube bezeichnen. Die einen weil sie es nicht wollen, zum Beispiel weil sie selbst Autofahrer sind, die anderen weil ihnen das Vorstellungsvermögen fehlt, dass so was möglich ist.

    Man könnte auch die Radverkehrsfreigabe für den Fußverkehr wegnehmen. Ich hielte es allerdings nicht für klug, wenn der ADFC das forderte. Nur wenige Menschen würden verstehen, warum das für den Fahrradverkehr möglicherweise von Vorteil sein könnte. Und es hätte zur Konsequenz, dass zahlreiche Regelverstöße durch Fahrradfahrer erfolgen würden, die dann unerlaubterweise den Fußweg benutzen würden.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (17. Januar 2022 um 15:33) aus folgendem Grund: Ergänzung letzte beiden Absätze

  • du hast da eine schöne Zusammenstellung von Beispielen gebracht, die in die Liste passt:

    Der ADAC...

    • fordert
    • wünscht
    • möchte
    • verlangt
    • unterstützt
    • ist dagegen
    • ...

    was in keinem der Beispiele steht:

    "Der ADAC hat gegen eine Anordnung von Tempo XY geklagt"

    Denn das dürfte auch schwerlich möglich sein, da dem ADAC hierzu - wie auch dem ADFC oder dem "Verein der Renndackelzüchter Nordhagen" - schlicht die rechtliche Grundlage fehlt. Was geht: Klaus Hansen als stellvertretender Landesvorsitzender des ADAC Hessen strengt eine persönliche Klage gegen die Anordnung von Tempo 30 in seiner Gemeinde an und verbreitet das medial als "der ADAC setzt sich ein für ..."

    Insofern ist der ADAC wie auch der ADFC ein Pöb... Sprachrohr für Meinungen seiner Mitglieder. Mehrheit der Mitglieder? keine Ahnung.

    Kein Planer, kein Angestellter einer Behörde, kein Beamter wird eine Anordnung kippen/umsetzen, weil der ADAC irgendwelche Forderungen in der Presse formuliert. Wenn es fachlich sinnvoll oder gar notwendig erscheint, erfolgt eine Abwägung auch ohne ADAC geblöke. :)

  • Welche "Regelbrüche" meinst du denn damit?

    Auf der Strecke ist kaum Fußverkehr unterwegs, so dass der Fahrradverkehr die allermeiste Zeit nicht mit Schrittgeschwindigkeit, sondern deutlich schneller unterwegs sein wird. Ob das als Regelbruch zu bewerten ist?

    ja, genau diese Regelbrüche. Schrittgeschwindigkeit ist dem Wortlaut immer einzuhalten. Auch wenn im Umkreis von 500m kein einziger zu Fuß unterwegs ist.

    Ob es vorwerfbar ist, in diesem Falle mit 30km/h da zu fahren: keine Ahnung. Aber die Diskussion ist dann ja ähnlich wie "wenn nachts die Autobahn frei ist, darf ich doch auch schneller als die dort angeordneten max 120!!!!"

    Das ist m. E. nicht der Fall. Erst wenn eine konkrete Gefährdung von Fußverkehr dazu kommt.

    spätestens dann wäre es unzweifelhaft vorwerfbar.

    Aber auch dort können wir wetten, dass diese 3 seltenen Einhornfußgänger von 99% der Radfahrenden eben nicht mit Schrittgeschwindigkeit überholt werden. Damit liegt ein Regelverstoß vor. Bei nahezu allen Überholvorgängen. Das wird in Kauf genommen. Sonst würde man so eine Lösung nicht anordnen.

    Aber Fußgänger werden dort aus zwei Gründen eher selten anzutreffen sein. Da ist einmal der Autoverkehr mit Tempo 100, der an den Fußgängern ständig vorbeibrettert und dann stört der Radverkehr, der sich voraussichtlich überwiegend auf dem Fußweg abspielen wird, der ja für den Radverkehr freigegeben ist.

    Da muss noch nicht mal das erwartbare Gebrülle "Fuuuuußweeeeg" verbunden mit Hupen und Imponiergehabe ertönen, um Fahrradfahrer mit weniger dickem Fell auf die Nebenanlage zusteuern zu lassen. Die Auto-Raserei mit Tempo 70 und oft mehr als Tempo 100 tun ihr übriges.

    Es gibt unter anderem eine Gefahrenstelle an einer kurvigen Brückenüberfahrt und an einer Bushaltestelle, wo ein niedrigeres Tempolimit gilt. Die meiste Zeit gilt Tempo 100.

    Tempo 100 ist doch erstmal kein alleiniger Grund, nicht auf der Fahrbahn zu radeln.

    Wenn das so wäre, hätten wir flächendeckend an allen "guten" Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften ein [Zeichen 254] prangen.

    Oder überall 50. Oder eine StVO, die das Befahren von Kreis-, Land-, Bundesstraßen per se verbietet.

    Ja, supergeil entspanntes Fahren zusammen mit Hans-Guck-in-die-Luft ist es in Deutschland auf Außerortsstraßen nur selten. Aber das liegt nicht an den Straßen, nicht am Tempolimit, nicht an vorhandenen oder fehlenden Radwegen, sondern an den Leuten, die hinterm Steuer sitzen.

    Zu oft sind das verzogene, ignorante, egoistische Menschen. Denen auch oft genug gesagt wird: Radfahrer => radweg!

    Da fühlt man sich irgendwann so im Recht wie überall aufm Gehweg parken zu dürfen.

  • Tempo 100 ist doch erstmal kein alleiniger Grund, nicht auf der Fahrbahn zu radeln.

    Wenn das so wäre, hätten wir flächendeckend an allen "guten" Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften ein [Zeichen 254] prangen.

    Tempo 100 als zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen ist vor allem ein Grund dafür, für den Radverkehr Extra-Wege zu bauen, die es nicht geben müsste, wenn es auf Landstraßen ein deutlich niedrigeres Tempolimit gäbe. Aber selbst Tempo 80 max. auf Landstraßen in den Siebziger-Jahren wurde ja nicht dauerhaft umgesetzt. Nicht zuletzt weil der ADAC dagegen seinen Einfluss geltend gemacht hat und gleichzeitig erheblich die Öffentlichkeit dagegen aufgehetzt hat. Dabei ist es letztlich zweitrangig ob entsprechende Klagen von Privatpersonen geführt werden und der ADAC das "nur" unterstützt.

    Gäbe es ein Verbot für den Radverkehr auf Straßen, auf denen Tempo 100 max. gilt, dann wäre ich ganz sicher viele Fahrten nicht gefahren, die ich mit dem Rad gefahren bin. Was meinst du mit allen "guten" Straßen?

    Für mich ist eine Straße nicht automatisch gut, wenn dort Tempo 100 gefahren werden darf. Im Gegenteil!

  • Zitat

    ist das nun gut so?

    Ja, ist m.E. "gut". Denn 50 cm mehr Breite würden aus dem Ding auch keinen "Radweg" machen, sondern nur die Sperrung der Fahrbahn für Radfahrer einfacher machen. Dass die StVB die fehlende Breite überhaupt bemerkt hat, verdanken wir vermutlich Leuten wie simon und den anderen Ungenannten, die aktiv illegale Benutzungspflichten erfolgreich wegklagen. Das scheint sich in D inzwischen rumzusprechen. Danke dafür!

    Der Kommentarschreiberling ist einfach nur einer von den 99,99 %, die gar nicht verstanden haben, dass die aktuelle Rechtslage eine Separierung von KfZ- und Radverkehr "auf Wunsch" gar nicht zuläßt.

    Das "Geheule" der ADFC-Frau, die sich offenbar mit 50 cm mehr Breite und einem entsprechenden Lolli zufriedengäbe, ist mir unverständlich. Aber das "Gegengeheule", dass es ja auch ohne die fehlenden 50 cm völlig OK ist, finde ich einfach nur doof. Denn jede Form von gemeinsam zu benutzenden Nebenanlagen transportiert m.E. nur den Prä-1998-Geist: Fahrbahn für Autos frei, alles andere hat sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gefälligst irgendwohin zu verpissen.

    Ich persönlich warte darauf, dass die bayerischen Bauern anfangen, aus Tierschutzwohl-Gründen ihre Milchkühe auf den gemeinsamen Geh/Radwegen spazieren zu führen. :)

  • Was meinst du mit allen "guten" Straßen?

    Es gibt Straßen, da hat es auf Grund der Oberflächenbeschaffenheit, der geringen Breite, vieler Kurven etc keine zgH von 100km/h. Das sind keine guten (weil eben schmal, klein, kurvig, usw) Straßen. Da könnte man nach der Logik: "nur unter 100km/h!" radfahren. Auf den anderen (also 100km/h-Limit) dann nicht.

    Und in der Tat ist es für mich ein Unterschied, ob ein Verband klagt (oder klagebefugt ist wie der BUND, der NABU in bestimmten Planungen) oder nur herumtrötet und sich zum Meinungsverkünder aufschwingt (wie der ADAC(laut) oder der ADFC(leiser))

  • Das "Geheule" der ADFC-Frau, die sich offenbar mit 50 cm mehr Breite und einem entsprechenden Lolli zufriedengäbe, ist mir unverständlich. Aber das "Gegengeheule", dass es ja auch ohne die fehlenden 50 cm völlig OK ist, finde ich einfach nur doof. Denn jede Form von gemeinsam zu benutzenden Nebenanlagen transportiert m.E. nur den Prä-1998-Geist: Fahrbahn für Autos frei, alles andere hat sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gefälligst irgendwohin zu verpissen.

    Genau genommen wird in dem Artikel nichts darüber geschrieben, ob die von der ADFC-Sprecherin geforderte breitere Nebenanlage benutzungspflichtig sein soll. (Ich habe den ganzen Artikel gelesen, weil ich Abonnent bin. Da steht nichts darüber geschrieben, dass die ADFC-Sprecherin für den geforderten breiteren gemeinsamen Rad- und Fußweg eine Benutzungspflicht sich wünscht.)

    Vermutlich wäre es schwieriger für die Verkehrsbehörde, eine breitere Nebenanlage nicht als benutzungspflichtig auszuweisen. Obwohl ja eigentlich die Benutzungspflicht davon abgeleitet wird, dass es auf der Fahrbahn zu gefährlich sei für Radfahrer*innen. So gesehen hätte die Verkehrsbehörde ja den breiteren Fuß- und Radweg bauen müssen, wenn es denn tatsächlich so gefährlich wäre auf der Fahrbahn.

    Meines Erachtens ist es durchaus statthaft einen hinreichend breiten Radweg als Angebotsradweg auszuschildern, so dass Fahrradfahrer*innen nicht gezwungen sind den Fahrradweg zu benutzen.

    Im vorliegenden Fall handelt es sich ja nicht um einen Angebotsradweg, sondern um einen Fußweg.

    Auf jeden Fall würden es wohl nur sehr wenige Fahrradfahrer*innen begrüßen, wenn die Verkehrsbehörde die sanierungsbedürftige Nebenanlage ersatzlos begrünt hätte, oder in dem Zustand belassen hätte und einfach nur Fußwegschilder aufgehängt hätte. Und es hätte dazu geführt, dass sehr viele Fahrradfahrer*innen die als reinen Fußweg ausgezeichnete Nebenanlage zum Fahrradfahren benutzt hätten. Das hätte dann tatsächlich eine große Anzahl Regelbrüche ausgelöst.

    ja, genau diese Regelbrüche. Schrittgeschwindigkeit ist dem Wortlaut immer einzuhalten. Auch wenn im Umkreis von 500m kein einziger zu Fuß unterwegs ist.

    Ob es vorwerfbar ist, in diesem Falle mit 30km/h da zu fahren: keine Ahnung. Aber die Diskussion ist dann ja ähnlich wie "wenn nachts die Autobahn frei ist, darf ich doch auch schneller als die dort angeordneten max 120!!!!"

    Das ist meines Erachtens nicht vergleichbar. Ein Fußweg mit Radverkehrsfreigabe zwingt nicht dazu immer mit Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Diese Regel gilt ja ganz spezifisch für den Fußgängerschutz.

    Ein Tempo 120 max. auf der Autobahn hat auch noch andere Aspekte. Zum Beispiel Umweltschutz und/oder Lärmschutz. Und es geht nicht nur um Fremdgefährdung, sondern auch um eine erhebliche Eigengefährdung. Die sind in dem hohen Maße wie bei der Raserei mit Autos, beim gemeinsamen Fuß und Radverkehr nicht gegeben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (18. Januar 2022 um 09:00) aus folgendem Grund: Präzisierung Ausschilderung/Nichtausschilderung/Aufhebung Fußweg