Woche 33 vom 16. bis 22. August 2021
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Der Bayrische Rundfunk hat in der Sendung br24 vom 20.8.2021 einen Beitrag mit dem Titel "Weniger Fahrradunfälle in Bayern" gesendet, der mich dazu bewegt hat, diesen Brief an den BR zu schreiben. Aber lest selbst!
Sehr geehrte Damen und Herren im br24-Team,
Ihre Berichterstattung über Fahrradunfälle in der Sendung vom 20.8.2021 um 21:50 hat bei mir den Eindruck erweckt, als seien Fahrradunfälle eine Sache an die Autos gar nicht beteiligt sind, denn in dem Bericht wird an keiner Stelle erwähnt, dass sehr viele Fahrradunfälle solche Unfälle sind, an denen PKW's beteiligt sind.
Das ist der Link zur Sendung:
Der Bericht über die Fahrradunfälle ist von Minute 9:15 bis 9:40.
Deshalb habe ich interessehalber in der Tabelle
"Verkehrsunfälle Beteiligte an Unfällen mit Personenschaden nach Art der Verkehrsbeteiligung"
des Statistischen Bundesamtes nachgesehen.
Beteiligte an Unfällen mit Personenschaden nach Art der VerkehrsbeteiligungDiese Tabelle enthält: Beteiligte an Unfällen mit Personenschaden nach Art der Verkehrsbeteiligung für die Jahre 2017 bis 2020.www.destatis.deDort wird für 2020 für Unfälle mit Personenschäden mit Radfahrerbeteiligung die Zahl 100.159 genannt.
Dann habe ich in der Tabelle
"Hauptverursacher von Unfällen mit Personenschaden"
nachgesehen.
Hauptverursacher von Unfällen mit PersonenschadenDiese Tabelle enthält: Hauptverursacher von Unfällen mit Personenschaden nach Art der Verkehrsbeteiligung für die Jahre 2017 bis 2020.www.destatis.deDort wird ebenfalls für 2020 die Radfahrer als Hauptunfallverursacher mit der Zahl 49.498 genannt.
Ich möchte Sie bitten, dass Sie auf diese Zusammenhänge hinweisen in Ihrer Berichterstattung. Und bitte erwecken Sie mit Ihrer Berichterstattung nicht den Eindruck, es seien immer nur die Fahrradfahrer die Verursacher von Fahrradunfällen.
Außerdem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass in dem Bericht als eine Unfallursache "Radeln gegen die Fahrtrichtung" genannt wird. Vielleicht ist das ja süddeutscher Wortgebrauch beim Fahrradfahren von "Radeln" zu sprechen. br 24 hat aber auch seine Fans in Norddeutschland. Und hier ist insbesondere bei Fahrradfahrer*innen das Wort "Radeln" ein "NoGo".
Und ich denke auch für Süddeutschland sollte diese Wortwahl überdacht werden. Denn das Fahrradfahren gegen die Fahrtrichtung ist leider tatsächlich ein Delikt, das zu gefährlichen Situationen und Unfällen führt. Aber durch das verniedlichende Wort Radeln, also "Radeln gegen die Fahrtrichtung" wird dieses gefährliche Fehl-Verhalten völlig verharmlost.
"Radeln" ist ein Wort, das unter anderem sehr bekannt ist aus dem Stimmungslied "Jo mir sein mit'm Radel da" und wenn Sie sich zum Beispiel diese Vision des Liedes anhören, die ich auf Youtube gefunden habe, dann werden Sie feststellen, dass der Text so beginnt:
"Zum Zechen fährt der kluge Mann seit neustem mit'm Radel, damit er wieder heimfahrn kann, ganz ohne Furcht und Tadel. (...)"
Externer Inhalt www.youtube.comInhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.Na "vielen Dank" auch für dieses Lied. Das Fahrrad wird gleich am Liedanfang gelobt als Fahrzeug mit dem man zu Besäufnissen fährt, weil man damit nach erfolgtem Besäufnis angeblich wieder unproblematisch nach hause fahren kann. Geht's noch???
Und in der br24-Sendung erfahre ich, dass unter anderem Alkohol ein häufiger Unfallgrund beim "Radeln" ist. Das sollte einem eigentlich nicht wundern bei der Verbreitung von solchem Liedgut. Allerdings vermute ich auch, dass besoffen ein Fahrzeug fahren bei Autofahrenden noch deutlich häufiger zu Unfällen führt als bei Fahrradfahrenden.
Bitte bringen Sie eine Richtigstellung bei der nicht der Eindruck erweckt, dass Fahrradunfälle hauptsächlich durch Fahren gegen die Fahrtrichtung, zu hohes Tempo und Alkoholfahrten verursacht werden. Das entspricht nicht den Statistikwerten nach denen die meisten Fahrradunfälle tatsächlich durch Autofahrer verursacht werden.
Das Thema hohes Tempo ist ohnehin schon dadurch begrenzt, dass man mit dem Fahrrad nicht besonders schnell unterwegs ist. Die Pedelecs, die ebenfalls in dem Bericht genannt werden, sind bei Tempo 25 abgeriegelt. Wenn ich mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn fahre dann passiert es mir häufig, dass ich von Autofahrern angehupt werde, weil denen 20-25 km/h zu langsam ist. Nicht selten erfolgt dann noch ein gefährliches Überholmanöver.
Dass die Zahl der Pedelec-Unfälle zugenommen hat, wie in dem Bericht behauptet wird ist nur dann zutreffend, wenn man die absolute Zahl der Pedelec-Unfälle betrachtet. Wenn man dagegen die hohe Zunahme an Pedelecs berücksichtigt, dann stellt sich das sehr viel entspannter dar. Dazu habe ich auf der Seite de.statistia.com folgende Zahlen gefunden:
2018 wurden rund 100.000 Pedelecs gekauft, 2020 wurden rund 200.000, also doppelt so viele Pedelecs in Deutschland gekauft.
E-Bikes - Absatz in Deutschland bis 2020 | StatistaWie hoch sind die Verkaufszahlen von E-Bikes? Letztes Jahr wurden in Deutschland fast zwei Millionen E-Bikes verkauft.de.statista.comLeider erfährt man in der oben angegebenen br24-Sendung nichts über den enorm hohen Zuwachs an Pedelecs. Stattdessen erweckt der Bericht den Eindruck, Pedelecs seien eine besonders gefährliche Form von Fahrrad, von denen man besser die Finger lässt.
Eine Sache bleibt ganz und gar unklar bei der Berichterstattung:
Fahrräder sind Fahrräder im klassischen Sinn und auch Pedelecs gehören zu der Fahrzeuggruppe Fahrräder.
Rechtlich sind die Pedelecs mit den Fahrrädern gleich gestellt.
Das heißt in dem Bericht wird über den Rückgang der Fahrradunfälle berichtet wird und da sind die Pedelecs ein Teil dieser Fahrräder, so wie es zum Beispiel Fahrräder mit Diamantrahmen oder Fahrräder mit einem Rahmen mit tiefem Einstieg gibt. Oder Fahrräder mit Nabenschaltung, bzw. mit Kettenschaltung.
In dem Film heißt es ja in den ersten Sekunden: "Weniger Fahrradunfälle in Bayern". Sind da alle Fahrradtypen mit gemeint, auch die Pedelecs?
Oder soll die Aussage des br24-Berichtes sein, dass die Zahl der Unfälle mit klassischen Fahrrädern gesunken ist, die Anzahl der Unfälle mit Pedelecs jedoch unabhängig davon betrachtet wird und die Anzahl der Unfälle mit diesem Fahrradtyp gestiegen ist?
Über eine Beantwortung der offenen Fragen und einen Hinweis dazu, ob meine Hinweise hilfreich für Sie waren, würde ich mich freuen.
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Malte
3. Januar 2022 um 01:02 Hat das Thema aus dem Forum Medienhinweise nach 2021 verschoben. -