Friedrich Flick suchte im Februar 1932 Hitler zu einem vertraulichen Gespräch auf. Carl Friedrich von Siemens hatte schon im Oktober 1931 erklärt: Angesichts einer »bolschewistischen Gefahr« sei Hitler immer noch das kleinere Übel.
-- Nach 1945 übernahm die als Sammelbecken gegründete CDU/CSU das traditionelle Reservoir der Rechtswähler, verdammte aber gleichzeitig den Hitler-Faschismus als »verbrecherische Auswüchse«. So konnte die Union den Herrschaftsanspruch der deutschen Rechten fortführen, ohne sich für dessen historische Konsequenzen mitverantwortlich zu fühlen.
Außer dem Antisemitismus und dem Nationalismus, an dessen Stelle die Werbung für Europas Einheit als Ersatz-Ideologie trat, konnte fast alles übernommen werden: der Antikommunismus, die Koalition mit der Industrie, das politische Personal und die publizistischen Hilfstruppen.
Solange die SPD den Herrschaftsanspruch der Union nicht ernsthaft gefährdete, achteten die Christdemokraten auf liberalen Ton. Nur manchmal -- etwa wenn Kurt Georg Kiesinger die Bundeswehr als »Schule der Nation« pries oder der »Bayernkurier« des Franz Josef Strauß »Krypto-Kommunisten ... Mulatten und Neger« befehdete -- brach das klassische Vokabular durch.
Ganz selten wiesen die Sozialdemokraten auf die dubiosen CDU-Traditionen hin. So etwa als der junge Helmut Schmidt im Bundestag die CDU eine »Christlich-Deutschnationale Union« nannte und von den Zeiten sprach, »als die politischen Vorfahren Erich Mendes und Kai-Uwe von Hasseis noch vor Wilhelm II. auf den Knien lagen« und »die Ahnherren dieser gegenwärtigen Regierung (Adenauer) dem Ermächtigungsgesetz für den Herrn Hitler zustimmten«.
Erst als die Links-Schwenkung der FDP einen Bonner Machtwechsel möglich erscheinen ließ, profilierte sich die Union wieder deutlicher als Rechts-Partei. Bei der Wahl des SPD-Kandidaten Gustav Heinemann zum Bundespräsidenten akzeptierte sie ein stilles Bündnis mit der neonazistischen NPD, im Bundestagswahlkampf 1969 warb sie offen um die NPD-Anhänger.
Und als schließlich der Sozialdemokrat Willy Brandt ins Palais Schaumburg einziehen konnte, propagierte CSU-Chef Strauß eine »Sammlungs-Bewegung zur Rettung des Vaterlandes« und heckte mit Großindustriellen wie Herbert Quandt und Friedrich Karl Flick Pläne zum Sturz der Regierung aus (SPIEGEL 45/1970).
»Niemand«, so resümiert Historiker Geiss, »würde heute der CDU/CSU Wilhelm II. und Hitler anlasten, wenn sie nicht eben eine so peinliche Kontinuität personeller wie politischer Art aufzuweisen hätte.« Angesichts der jüngsten CDU/CSU-Entwicklung müsse sich die Geschichtsschreibung deshalb »mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit wenden, wenn die Barzel und Kiesinger ihre hausgemachte Geschichte dem uninformierten Wähler schmackhaft gewürzt auftischen«.