Beiträge von Fahrbahnradler

    Es gibt den Choral »Lobe den Herrn«.

    Es gibt Erich Mühsam »Gesang der Arbeiter«, der diesem Choral nachgebildet ist.

    Und nun gibt es ein diesem Gesang nachgebildetes Stück Poesie von Fritz Tietz im »Neuen Deutschland«:

    https://www.neues-deutschland.de/artikel/112381…-radfahrer.html

    Ich sag' mal so: Nicht alle Radfahrer sind gleich, und selbst ein und derselbe Radfahrer ist zu unterschiedlichen Anlässen in unterschiedlicher Mission unterwegs. Ich habe Radtouren in den Alpen gemacht, und zwar fast ausschließlich auf der Straße, 80 bis 120 km Tagesetappe und mit Tempo 70 die Pässe runter. Das einzige Stück Nicht-Straße, an das ich mich erinnern kann, war irgendwo zwischen Ascona und Bellinzona, wo einer dieser Schweiz-Radwege quer durch die Schwemmebene führte und deutlich kürzer war als die Straße um ein paar Ecken herum.

    (Ja, ich schreibe hier Straße, denn die Pisten hatten keine Geh- oder Radwege. Felswand, Asphalt, Mauer, Abgrund. Oder Graben, Asphalt, Graben.)

    Rennradfahrer auf Tour würden sich vermutlich genauso verhalten. Und Pirminator fühlt sich hierbei wohl.

    Auf der anderen Seite kommen dann die Genuss- und Familienradler. Die sehen das vor sich, was Nbgradler beschrieben hat, und sagen sich: »Da ist eine 3 Meter breite Asphaltpiste ohne Kfz zwischen Wiesen, die führt uns genau da hin, wo wir hinwollen. Die nehmen wir. Und nicht etwa die zwei- oder vierspurige Bundesstraße nebenan.« Das finde ich ebenfalls okay, und ich möchte dabei nicht als »ADFC-Torkelradler« bezeichnet werden. Blümchenpflücken während der Fahrt ist durchaus legitim.

    Praktisches Beispiel: Auf welcher Seite würdet ihr lieber fahren, wenn ihr im Rheintal zwischen Mainz/Rüdesheim und Koblenz bzw. in Gegenrichtung unterwegs seid? Auf der Seite zwischen Fahrbahn und Fluss, wo ihr jederzeit anhalten, absteigen und gucken könnt, oder auf der Seite zwischen Fahrbahn und Felswand? Selbst Auto- und Wohnmobilfahrer sagen doch in solchen Fällen: wir fahren da, wo wir rechts ran können.

    Sauer werde ich, wenn es keine »3 Meter breite Asphaltpiste ohne Kfz« gibt, sondern wenn es schmal, holprig, scherbenübersät oder voller Ackerkrume ist. Oder wenn dauernd ein Trecker ankommt.

    Oder - Beispiel Salzachtalradweg irgendwo zwischen Zell am See und Schwarzach - wenn der Radweg abschnittsweise steil den Berg hochgeht, weil die Verantwortlichen nicht bereit waren, ihn im Talgrund unter vernünftigen Bedingungen durch die Ortschaft oder knapp dran vorbei zu führen. Das ist die Extremversion dessen, was man sonst als »die Straße führt im Einschnitt horizontal durchs Gelände, der Radverkehr wird auf den parallelen Feldweg, der den Hügel mitnimmt, verbannt« vorgesetzt bekommt.

    Der ADFC schreibt mir dazu:

    Zitat
    Der Zuständige bei DB Fernverkehr hat mir geantwortet: „Das Rückfallkonzept sieht vor, dass bei geplanten und bei dispositiven Fahrzeugtauschen (ICE 1 statt ICE 4) für die Radfahrer die Abteile genutzt werden bzw. andere Lösungen gefunden werden. Liegen bei diesen Fahrzeugtauschen bereits Fahrradreservierungen vor, sollen dann auch die entsprechenden Lösungen angewandt werden, wenn der Kunde nicht im Vorfeld bereits informiert und umgebucht werden konnte. Wenn in Ihrem geschilderten Fall also bereits eine Fahrradreservierung vorlag, hätte hier auch das Rückfallkonzept greifen müssen. Warum es hier dann nicht angewandt wurde, kann ich ohne weitere Informationen im Moment nicht nachvollziehen.“

    Du hast nicht zufällig von diesen Leuten, die Du am 1.8. getroffen hast, irgendeinen Kontakt?

    Paragraph 5 Abs. 8 ist in Autofahrerkreisen praktisch unbekannt. Ebensowenig Paragraph 9 Abs. 3.

    Der durchschnittliche Autofahrer hat in der Fahrschule eben nur gelernt, dass rechts überholen ganz arg verboten ist.

    Mein Reden. Wenn in Fernsehsendungen Autofahrer zu Wort kommen, die sich über Radfahrer so aufregen: »Der hat mich noch überholt, obwohl ich doch rechts geblinkt habe!«, dann ist klar, wo der Fehler liegt. Und wenn dann in der Sendung nichts richtiggestellt wird ...

    Also gibt es wohl [Zeichen 301] oder [Zeichen 306] für die Fahrradstraße.

    Die Behörde formuliert das unklar:

    Zitat

    Sprecherin Meinecke versteht die Kritik nicht. "Als Fahrradstraße wird in der Gertigstraße automatisch Tempo 30 gelten, und sie bleibt eine Vorfahrtsstraße. Würden wir hier eine Tempo-30-Zone einrichten, müssten wie die Vorfahrtsregelung an jeder Einmündung ändern."

    Was die Elektrik angeht: die DB hat sicher keinen Bock, ihre Leitungen von "zwei Rasierer pro Wagen" auf "zwanzig Schnelllader pro Wagen" aufzubohren und damit das Fahrzeug neu beim EBA zulassen zu müssen.

    Bei Neufahrzeugen kann man natürlich anders planen.

    Ansonsten empfehle ich ein gesundes Selbstbewusstsein beim Umgang mit stänkernden "unbefugten Reisenden im Fahrradabteil" und dem Zugpersonal, anstatt klein beizugeben oder von vornherein zu denken "das wird ja eh nix".

    ADFC Bayern schreibt mir:

    Zitat
    das Entscheidende ist hier wohl: Der ICE4 wurde bei dieser Zugnummer nicht einmalig, sondern dauerhaft durch einen ICE1 ersetzt. Dass dennoch das Rückfallkonzept für diejenigen praktiziert werden sollte, die vor dieser Umstellung gebucht haben, sollte selbstverständlich sein, ist es aber wohl nicht. An dem Thema bin ich dran, das müsste sich auf Arbeitsebene klären lassen.