Ich bin letzen Samstag von Constanta (Rumänien) bis nach St. Gallen mit Bahn und Velo + Reisegepäck gefahren, nachdem ich der Donau entlang bis zum Meer geradelt bin:
Von Constanta nach Bukarest gab es laut online Fahrplan sogar einen Zug pro Tag, der Fahrräder mitnimmt. Die Dame am Schalter verkaufte mir aber nur ein Ticket für mich (ca. 60 LEI) und meinte, ich müsse mein Velo in eine Kartonschachtel verstauen. Dazu hatte ich keine Lust, denn vier Ortlieb Taschen, Rucksack und eine riesige Schachtel mit dem Velo drin kann ich nicht mehr alleine bewegen. Um 8:30 Uhr in den Zug gestiegen und tada, es gab gar kein Abstellplatz für Velos. Aber der Türbereich war sehr grosszügig und ein mitreisender Polizist meinte, dass die Türen bis nach Bukarest nur auf der rechten Seite aufgehen und ich mein Velo so problemlos auf der andere Seiten hinstellen könnte. Ein Zugbegleiter verkaufte mir dann noch ein Ticket für das Velo (30 LEI). Offenbar kann man dieses in Rumänien nur im Zug lösen.
Dann die nächste Herausforderung: irgendwie nach Budapest zu kommen. Der einzige direkte Zug ist der Nachtzug nach Wien und der nimmt offiziell keine Velos mit. Also auf gut Glück ein Ticket gekauft für einen Sitzplatz: 200 LEI. Der Waggon befand sich dann direkt hinter der Lok und ich konnte dort im Türbereich problemlos mein Velo so fixieren, dass es nicht umkippen konnte und auch niemanden im Weg war. Das war perfekt, denn nicht alle Waggons fuhren bis nach Budapest. Beim Zugbegleiter wieder ein Ticket fürs Velo gelöst (45 LEI), dass aber nur bis zur Grenze zu Ungarn gültig war (Curtici). Ich war extrem froh das es geklappt hatte. Sonst hätte ich entweder mein Velo verpacken müssen oder irgendwie mit den Regionalzügen bis zur Grenze reisen müssen, was viel mehr Zeit beansprucht hätte.
Nach 13 Stunden war dann die Grenze zu Ungarn erreicht und die ungarischen Zugbegleiter stiegen in Lőkösháza ein. Die wollten dann wissen, wem das Fahrrad gehört und als ich mich meldete: verdrehte Augen, Fahrräder sind nicht erlaubt in diesem Zug, ob ich ein Fahrradticket hätte usw.
Ich wurde dann als um 2 Uhr aus dem Zug gebeten, da ich kein Fahrradticket hätte und sie mir keines verkaufen können bzw. eher keines Verkaufen wollten und ich es sicher nicht gratis bis nach Budapest mitnehmen darf, "my friend". Tja, ich hab mich ziemlich geärgert, immerhin waren es nur noch 3 Stunden bis nach Budapest und 13 Stunden lang war es auch kein Problem. Immerhin hatten sie mir noch mitgeteilt das der Schalter um 4:30 Uhr öffnet und um 4:50 Uhr der erste Zug nach Budapest fährt. Glücklicherweise war auch der Wartesaal offen und beheizt, wären sonst sehr kalte 3 Stunden gewesen. Während der Wartezeit habe ich mir dann auf einer Bank vor dem Bahnhof noch die Dose Ravioli "gekocht", die ich seit der Schweiz als Notfallessen mitgeschleppt hatte. Der Zöllner, der mich zuvor im Zug kontrollierte kam dann noch kurz vorbei und verstand es auch nicht, warum ich nicht mitfahren durfte. Er wünschte mir dann noch einen guten Appetit und verabschiedete sich. Dann um 4:32 Uhr ein Ticket für das Rad gekauft bis nach Budapest für 990 HUF. Also 3 Stunden gewartet für ein Ticket, welches gerade mal ca. 3€ gekostet hat. Im ungarischen Zug war noch weniger Platz und vor allem keine Möglichkeit das Velo zu fixieren. So kippte es dann auch um und krachte gegen die Glasscheibe des Abteils und riss mich aus dem Schlaf. Glücklicherweise ging die Scheibe nicht zu Bruch, aber ich stellte dann mein Velo in das Abteil. Eine Zugbegleiterin war damit nicht ganz einverstanden soweit ich sie verstanden habe, aber da sie kein Englisch konnte, ging sie unverrichteter Dinge wieder und ich döste noch bis nach Budapest.
Ab da an war es ziemlich einfach, mit dem Railjet der ÖBB bis nach München und von München nach St. Gallen mit dem EC der SBB. Beides Züge mit Fahrradmitnahme. Also ab an den internationalen Schalter in Budapest. So einfach die Reise, so kompliziert der Buchungsprozess. Die Dame brauchte gute 20 Minuten, bis alle Reservierungen und Tickets zusammengeklickt waren. Ich erhielt dann auch einen ganzen Bündel an Tickets für ca. 45'000 HUF.
Nach also knapp 38h war ich wieder Zuhause, glücklich und überrascht, wie schnell und es fast ohne Probleme geklappt hat. Und habe mich geärgert, wieso ich nicht länger in Sulina geblieben bin
Ich würde sicher wieder so zurückreisen. Zurückfliegen ab Bukarest oder ab Tulcea neben der Busfahrt wären die Alternativen gewesen. Aber Verpackungsmaterial auftreiben, Velo auseinanderbauen, zum Flughafen reisen, Gepäck von nicht notwendigen oder verbotenen Sachen befreien (Lebensmittel, Benzin für den Kocher usw.), mich nerven falls das Velo beschädigt wurde usw. .. braucht alles viel Zeit und ist mühsamer, als das Velo in den Zug zu heben. So viel schneller wäre ich nicht zuhause gewesen und Zug fahren ist für mich deutlich entspannter und ich schaue mir gerne die Landschaft an.