Beiträge von DMHH

    Dienstag, 02. Oktober. Gebucht: ICE nach Hannover mit Stellplatz um 15:24.

    Welcher Zug fällt aus? Der ICE nach Hannover. :S

    Immerhin bietet die DB einen Ersatzzug an. InterCity ganz ohne Express. Und laut Wagenstandsanzeiger auch ganz ohne Fahrradabteil. X/

    Ok, Zug fährt ein. Zugbegleitpersonal steigt aus. "Hallo. Da dies der Ersatzzug für meinen gebuchten ICE nach Hannover ist - können Sie mir sagen, wo ich hier das Fahrradabteil finde?"


    große Augen blicken mich an. "Bis wohin fahren Sie?"

    "Hannover"

    Mitarbeiter der DB verschwindet mit den Worten "moment" im Waggon.

    Kurze Zeit später erscheint er im Türbereich und winkt mich herein. 8)

    Ein Abteil ist noch frei und mein Reiserad wird im Familienbereich eingeschlossen.

    Top! Danke DB!

    :)

    Ein langes Wochenende in und um Hildesheim. Die Stadt des Unesco-Weltkulturerbes grüßt mit dem markigen Slogan:

    Die Region Hildesheim - ein Juwel für Fahrradfahrer :*

    Nachdem ich aus dem Zug bzw. dem Hauptbahnhof polterte, dauerte es keine 800m, bis ich von einem Hildesheimer standesgemäß heimatlich gegrüßt wurde: "RAAADWEG!!!"

    Zur Abwechslung mal ein Fußgänger! An der Bushaltestelle. Weil ich eben nicht bereit war, der B-Pflicht durch den Wartebereich Folge zu leisten. Hurra. Fängt ja gut an hier.

    Immerhin: im Hotel wurde auf Nachfrage nach einem trockenen Plätzchen für die Räder ohne Umschweife auf den Speisesaal verwiesen. Dort durften die Räder tatsächlich hingestellt werden.

    Tag 1: "Radweg zur Kunst".

    Verspricht viel, ist auf offiziellen Wegweisern ausgeschildert und ... gnaaaa!!!!! ||

    während ich noch recht ungehalten über bescheidene Oberfläche und Matschradweg entlang des Flüsschens Innerste bin, rausche ich fast in die Brems- und Absteigeschikane an einer Holzbrücke.

    Jajaja, "Sichtfahrgebot". Ich hätte auf den ersten 4km lernen sollen: "nicht in der Gegend rumgucken, konzentrier dich auf den Weg!"

    Und während ich noch schimpfe und um die 2. Schikane am anderen Ende der Brücke herumkurve...

    potztausend, sind wir hier richtig?!?!

    (Blick zurück zur Brücke)

    Das Elend changiert zwischen "Radfahrer, bitte bleiben Sie der Fahrbahn fern!!! Wir haben linksseitige B-Pflichten!" und "Sie können sicherlich erahnen, wo es längs geht, oder? Wegweiser sind überbewertet!"

    Dieser Radweg ist ein schönes Beispiel für "Immer vorbereitet sein. Niemals ohne Navi.", denn schon im ersten Dörfchen südlich von Hildesheim war der "häh?!"-Punkt erreicht. Kein Wegweiser, nix. Blick aufs Mobilophon... ah, ok, da längs.

    Nützt aber alles nüscht, wir verfransen und trotzdem. Und das liegt nicht an den diversen(!) verdrehten Wegweisern!

    Irgendwie schaffen wir es zurück auf den Radweg zur Kunst in Bad Salzdethfurt.

    ja-nee... ach, lass mal gut sein. X/

    natürlich alles nur "kurze Stücke", um Radfahrer fern von "Straßen" zu halten.

    Wie auch hier an der Bahnlinie:

    narf! Hildesheimer Land, meine Perle.


    Tag 4 - mal nach Hannover fahren. Sind schließlich nur knapp 35km. Und es kann eigentlich doch nur besser werden, oder? :|

    Vorweg: nope!

    kennt jemand diese tolle Art von "befestiger Weg"?

    sieht eigentlich gar nicht sooo schlimm aus.

    "eigentlich". Denn das ist einfach nur Rütteloberfläche. Mag sein, dass das mit 1,5-bar-Ballonreifen auf Hollandrad erträglich ist. Mit 35mm-Reifen auf 6bar ist es unerträglich.


    Das Elend nach Hannover geht aber trotz meiner Jammerei weiter.

    Mit Betonplatten durch die Kulturlandschaft..

    und hinter der Kurve auf Kleinpflaster in die Botanik.

    Irgendwann kurz vor oder bereits in den Außenbereichen von Hannover führt der Radweg über eine Fußgängerbrücke. Kein Witz, wer kennt es nicht: [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1012-32]

    ?(

    na klar, Brückengeländer zu niedrig. Wer steigt ab? Julia und Matthias. Wer drängelt sich mit den Worten "hihi, wir sind nicht so brav.." rechts dran vorbei? Genau, die Gruppe Rentner-Pedelec-Fahrer. Die 200m nach der Brücke natürlich vom knatternden Freilaufgeräusch hinter ihnen nichts mitbekommen und keinen Platz machen. Hatte kurz überlegt, auch mal "nicht so brav" zu sein und mit 20cm Abstand vorbeizuziehen. Habs sein lassen.

    Weiter Richtung Hannover:


    Jo. Während wir noch drüber sinnieren, über welche Distanz die erneute Kombi aus

    [Zeichen 239] und [Zusatzzeichen 1012-32] nun hier in der Wallachei Gültigkeit entfalten möge, zieht die Rentner-Gang wieder ungeniert an uns vorbei.

    Tja, jetzt waren wir auch nicht mehr brav und sind auf dem Matschweg mit Teilpflasterung fluchend weiter in Richtung Zentrum gehoppelt.

    Ja, am Tag vorher ein bisschen Regen, aber wat mutt, dat mutt. Nech?

    Zur Abwechslung mit Pflasterung:

    Neinnein, das ist kein Ein-Richtungs-Radweg. Das ist ein Zwei-Richtung-Fuß-und-Radweg. Vielleicht gilt hier noch immer "Fußweg, Radfahrer absteigen"? No one knows...


    Und klaro, wenn der Radweg hier längs geführt wird, aber von gesperrter "Fußgängerbrücke" geschrieben wird, muss es für Radfahrer schon irgendwie weitergehen. Ist schließlich keine Umleitung ausgeschildert.

    ach, doch nicht. Macht doch nix, als Radfahrer ist man mobil und Umwege sind Teil des Erlebnisses!

    Wir hatten ernsthaft zwischendurch überlegt, einfach umzudrehen. Denn am Abend hätte der Rückweg über die grandiose Scheiße nach Hildesheim auf uns gewartet.

    Aber dann doch lieber Zähne zusammenbeißen und auf die S-Bahn zurück hoffen.

    In Hannover angekommen stellen wir fest: die wollen fast 10,- für die Fahrt nach Hildesheim haben. :rolleyes:

    Nicht mit gebürtigen Schwaben und Ossis!!! Da trag ich mein Fahrrad lieber 40km, als für 26min Fahrzeit 10,- hinzublättern!

    Wäre doch gelacht, wenn wir nicht anderweitig nach Hildesheim kämen.

    Zum Beispiel über Mittellandkanal und Seitenkanal.

    Ja nun ... während sich der Weg am Maschsee und durch die Eilenriede noch halbwegs ok fuhr, erwartete uns hier, im Nirgendwo zwischen Hannover und Bolzum ein abruptes Ende des bsi dahin doch passablen, asphaltierten Weges.

    *zonk*

    links im Bild verläuft der Mittellandkanal. Auf den geschotterten Deich gelangt man vom Aufnahmeort, indem man das Rad über eine Leitplanke hebt, das Warnschild mit "Betriebsgelände" ignoriert und das Rad die Treppe hochwuchtet.


    Auch hier diskutierten wir erstmal 5min, ob wir nun den Weg mit dieser Qualität für eine unbekannte Distanz verfolgen, oder gegen das Verbotsschild verstoßen. Wir trafen letztendlich wohl die richtige Entscheidung und wechselten auf den Deich.

    Die restlichen Kilometer nach Hildesheim waren nicht besser. Falsche Wegweiser, keine Wegweiser, gesperrte Straßen ohne Umleitung, Radfahren verboten, Matschkuhlen und absurde B-Pflichten.

    Und komische Schutzsteifen. Wie der hier:

    Hildesheim und ich - wir werden keine Freunde mehr. :rolleyes:

    Wer dort mit dem Fahrrad fährt, hat vermutlich wirklich keine Freunde, kein Geld und keinen Verstand. Warnwestenquote hoch, Helmtragequote hoch, Gehwegradlerquote hoch.

    Lichtblick: KFZ-Lenker im Wesentlichen vernünftiger drauf als in Hamburg.

    Dein Arbeitgeber ist aber weder in Bundeseigentum noch mit Daseinvorsorge befasst, oder? Die DB untersteht dem Verfassungsauftrag aus Artikel 87e Absatz 4.

    Der Staat kann sich ja auch nicht einfach von Schulen trennen, weil sie mehr Ärger machen als Nutzen einbringen. ;)

    Aber der Staat kann sagen: Inklusion funktioniert nicht, machen wir wieder wie früher. Sonderschulen.
    Und ich bezweifle, dass die Beförderung von Fahrrädern im Fernverkehr der Daseinsvorsorge dient.

    So könnte die DB sicherlich auch das Bordrestaurant abschaffen. Oder erstmal das Bier. Oder tierische Produkte. Oder das Rauchen...

    bei meinem aktuellen AG trennen wir uns von Produkten/Dienstleistungen, die am Ende mehr Ärger machen als Nutzen bringen. Weil wir es können. ;)

    Grundsätzlich könnte die DB das auch tun. Fahrradmitnahme im Fernverkehr? macht nur Probleme. Wird abgeschafft. Dürfen wir. Gesetzgeber definiert Fahrradmitnahme nicht als zu erbringende Dienstleistung.

    Nein, bei dieser Frage wären und sind wir nicht. Denn die DB verkauft ja Fahrradtransportleistungen, jedoch mit hanebüchenen Wenn-Dann-Bedingungen. Die Frage, ob das ihre Aufgabe sei, ist also obsolet.

    doch, ich denke schon, dass wir am Ende genau bei der Frage sind.

    Wenn die DB am Ende sagt: "Wir machen die Bedingungen für Fernverkehr und entscheiden: keine Fahrräder, keine Kühlschränke, keine Strohballen", gibt's halt gar keine Probleme mehr.

    Ich würde die gesamte Fahrt stornieren und die Kosten (für die Tickets) zurückverlangen. Wenn vernünftige Gründe dargelegt werden, sollte das kein Problem sein. Bei den Fahrgastrechteabteilungen arbeiten keine Vollpfosten...

    Unabhängig davon würde ich es begrüßen, wenn die DB bei Fahrradmitnahme (und Sitzplatzreservierungen) Start-Ziel-abhängige Reservierungen umsetzt.

    Wer von Hannover nach München will, hat - meiner Meinung nach - verloren, wenn alle Stellplätze von einer Gruppe gebucht werden, die von Hamburg nach Hannover wollen... Die Plätze werden afaik nicht mehr angeboten.

    Sogar bei dem bisher einmaligen Ausfall einer Verbindung wurde auch die Fahrradmitnahme anstandslos auf die selbe Alternative 2 Stunden später umgebucht.)

    Ich behaupte einfach mal, dass sich auch bei der DB eine Umbuchung auf eine spätere Verbindung problemlos realisieren lässt. Wenn Kapazitäten da sind.

    einerseits... andererseits...

    Den Bus auf der Fahrbahn anhalten zu lassen, geht auch nicht. dann werden die Fahrgäste direkt auf den Radfahrstreifen geworfen und die Einstiegshöhe ist recht groß.

    Radfahrstreifen temporär mit Asphalt aufhöhen, so dass der Bus auf der Fahrbahn hält: ginge. Was macht man mit den Radfahrern? durch den Wartebereich der Haltestelle führen?

    bei Straßen mit 2 Spuren pro Richtung könnte man eine temporäre Halteinsel mit Erhöhung auf dem rechten Fahrstreifen errichten. Der Bus hält dann auf dem linken Fahrstreifen.

    trägt übrigens zur sicherheit bei, da so kein Auto mehr vorbeikommt und Fußgänger umnieten kann.

    Wie kommen die Passagiere aber nun zum Gehweg über den Radfahrstreifen? Absenkung auf der einen seite, der temp. Halteinsel geht ja noch. Aber andere Seite? Da wäre nur eine Anrampung möglich. Die würde in den Fahrbereich des Radfahrstreifens ragen. Auch doof.

    Vielleicht Busse generell abschaffen? Oder Autos verbieten, damit die Busse besser halten können?

    Und dabei wird nicht unterschieden zwischen den unterschiedlichen Qualitäten, in denen Schutzstreifen ausgeführt werden können.

    Es gibt aber eben Richtlinien.

    Und wenn die Kernfahrbahnbreite so gering ist, dass 50% der KFZ-Führenden dauerhaft auf dem Schutzstreifen fahren müssen, um keinen Unfall mit dem Gegenverkehr zu produzieren - dann ist eine ermessensfehlerhafte Entscheidung beim Anlegen des Schutzstreifens getroffen worden.

    Das ist eigentlich ganz einfach.

    BTW: wenn man bei der Anlage von Schutzstreifen die Mittelmarkierung der Fahrbahn weglässt, könnte man dann nicht die Schutzstreifen rechts und links soweit vergrößern, dass die beiden Schutzstreifen sich in der Mitte der Fahrbahn treffen?

    Dann hätte man ja quasi Superbreite Schutzstreifen. Und die Fahrbahn sähe irgendwie dem Status vor Wegnahme Mittelstreifen und Anlage Schutzstreifen ähnlich, oder? :)

    Der Effekt ist einfach, dass sie regelmäßig über die Markierungen fahren und sich nicht mehr an ihnen orientieren. Genau das passiert an solchen Stellen hier in Saarbrücken. Der schönste Streifen nützt nichts, wenn er unter einem fahrenden Bus ist.

    Und genau dieses beschriebene Problem kann in real perfekt in Dresden beobachten

    Chemnitzer Straße.

    Einfach mal mit StreetView abfahren. Da fährt keiner links der gestrichelten Linie. Außer, um einen Radfahrer zu überholen. Dann aber auch gern bei Gegenverkehr, so dass dieser dann voll aufm Schutzstreifen fährt.

    gruselige Ecke. Bin das Teil jetzt als Autofahrer gefahren (und hab Radfahrer nicht überholt) und auch als Radfahrer (kampflinie, auf der Linie). Alles andere geht einfach nicht.

    Und bei sowas kannste dir den Schutzstreifen direkt klemmen. Mischverkehr und gut is.

    2. Daß individueller, kfz-betriebener Pendlerverkehr ein unausweichliches, quasi mit der Erdrotation einhergehendes Schicksal sei, sehe ich nicht. In vielen Fällen ist das vielmehr selbst gewählt und änderbar. Ein Eigenheim in der Prärie zu errichten bzw. errichten zu lassen, um anschließend die schlechte Anbindung an den ÖPNV zu beklagen, ist wohlfeil und - sorry - auch dumm.

    Hab letztens erst mit meiner Freundin darüber sinniert, dass wir eigentlich masochistische Vollidioten sind.

    Wir könnten uns ein Eigenheim auf dem Land leisten, dazu 2 Autos und jeden Tag in die Stadt fahren.

    Allein - wir tun es nicht. Wir wohnen in einer Mietwohnung, besitzen kein Auto, fahren kaum ÖPNV, legen fast alle Wege mit dem Fahrrad zurück. Fliegen quasi nicht in den Urlaub (mal eine Dienstreise - ok), sondern gondeln noch mit dem Zug zum Fahrrad-Startort.

    Und warum ziehen wir nicht aufs Land? Weil wir der Zersiedelung, der Versiegelung keinen Vorschub leisten wollen. Weil wir nicht täglich zur Umweltbelastung beitragen wollen. Weil wir auch kein E-Auto kaufen wollen (sind wir ja dann auch schon wieder die Dummen, die draufzahlen gegenüber Verbrenner-Käufern).

    so bleibt's eben dabei, dass wir lärmbelästigt und luftverschmutzt in der Stadt wohnen, auf dem Rad von Einpendlern bedrängt werden - aber immerhin ein linksgrün versifftes Gewissen haben...

    Mit dem Regionalverkehr von Jena nach Dresden.

    Fun-Fact: in Thüringen ist die Mitnahme des Fahrrads im Nahverkehr kostenfrei.

    Fun-Fact: in Sachsen-Anhalt ist die Mitnahme des Fahrrades im Nahverkehr kostenfrei.

    Fun-Fact: in Sachsen ist die Mitnahme des Fahrrades im Nahverkehr kostenfrei. Jedenfalls in 5 von 6 Verkehrsverbünden.

    Fun-Fact: Dresden liegt im einzigen Verkehrsverbund Sachsens, der eine kostenfreie Fahrradmitnahme nur bei gültiger Zeitkarte (nicht jedoch Wochenkarte) erlaubt.

    Fazit: von Jena nach Leipzig fährt das Rad kostenfrei mit. Von Leipzig nach ... irgendwo vor Riesa fährt das Fahrrad kostenfrei mit. die restlichen paar Stationen von Riesa nach Dresden kostet der Spaß 5,50EUR


    mich regen die 5,50EUR nicht auf. Mich nervt so ein wenig, dass ich durch halb Ostdeutschland fahren kann, ohne fürs Rad was löhnen zu müssen - aber für 4 Haltestellen genauso viel zahle wie für 40 Haltestellen. hmpf!

    Der Saxonia-Express hat als RE immerhin WiFi und große Mehrzweckbereiche. Fuhr sogar ein Bullit mit :)

    Mit dem Frankenexpress von Jena nach Nemberch.

    Das ist so ein neuer Regionalexpress. Mehrzweckbereich für Rolli, Kinderwagen und Fahrräder.

    Erkenntnis 1:

    es ist gut, wenn das eigene Rad kein Carbonrahmen hat, wenn man es in so einen RE nehmen möchte

    Erkenntnis 2:

    die Nembercher Fussballfans verhalten sich auf dem Weg zum Heimspiel gesitteter als damals die HSV-Fans

    Erkenntnis 3:

    im Süden fahren mehr Leute mit dem Rad

    es soll also erstmal Alternativen geben. Alternativen zum Auto. Und die Alternative darf natürlich nicht teurer sein. oder umständlicher. oder länger brauchen. oder mit weniger Komfort bieten. Oder nicht exakt am Zielort halten. oder oder oder.

    Klingt total plausibel...