Ich halte Aggressivität für maßlos überbewertet, jedenfalls was das Unfallrisiko anbetrifft.
Unfälle entstehen in der Masse durch schlichte Selbstüberschätzung gepaart mit Augenblicksversagen. Das passiert uns aber allen von Zeit zu Zeit mal, ohne dass wir es mangels Folgen selbst bewusst mitkriegen würden. Infolgedessen halten wir uns selbst für unfehlbare Supermänner und meinen irrtümlich, es wären immer die anderen, insbesondere die aggressiven Drängler, denen sowas aufgrund einer persönlichen Prädestination passieren würde.
Manchmal aber unterläuft zum unpassenden Zeitpunkt nicht nur uns, sondern auch einem Zweiten so ein Fehler: Bumms.
Ich hab mich selbst oft dabei ertappt, dass ich schneller fahre, als ich es eigentlich für richtig halte. Mit 50 km/h an parkenden Autos entlang, zwischen denen jederzeit ein Kind rauslaufen kann, z.B. Weil mir der Hintermann schon länger an der Stoßstange klebt und mir zu verstehen gibt, dass ich mich "verpissen" soll. "Hier is 50, du Idiot!"
Mit Strich 80 durch die kilometerlange Baustelle, mit einem 40-Tonner hintendran, der lieber seine "normalen" 95 fahren will? Aber ich habs gar nicht eilig?
Ich bin überzeugt, dass sehr viele Menschen lieber "überhöhte Geschwindigkeit" riskieren, als eisern dem Druck standzuhalten, die gesellschaftlich erwünschte "Mindestgeschwindigkeit" einzuhalten. Wenn du es komplett richtig machst, wirst du gnadenlos abgestraft. Ich halte das durchaus für ein Problem.
Und was ist nun "richtig"? "Mitschwimmen" und beim Zu-Schnellfahren mitmachen? Irgendwann in der "Zu-Schnell-Gefahren-Statistik" auftauchen? Oder nicht, und lieber als "depperter Senior" dastehen, der nicht (mehr) "mitmachen" will und lieber zum Test soll?