Ich würde halt erstmal sehen wollen, wie sich die Dinger bei geringem Radverkehrsanteil schlagen und wie die Vorfahrt am Anfang von dem Ding in der Praxis ausgelegt wird.
Ich verstehe, was deine Sorge ist, wenn man das mit deutscher "Autos-zuerst"-Mentalität umsetzt, aber ich halte es für besser als alles Andere, was man bislang versucht hat, abgesehen vom Mischverkehr, wo sich das Problem überhaupt erst gar nicht stellt.
Das Schöne daran ist, dass es nichts auszulegen gibt: Direkt am Anfang der Kombispur sind die Radfahrer nämlich schon drauf, aber Autos noch nicht. Ich habe mir in Kopenhagen eine solche Spur ein paar Minuten angeschaut und konnte dabei keine Konflikte erkennen.
Vorteil 1: Links von geradeaus fahrenden Radfahrern gibt es keine Rechtsabbieger. Das ist auch bei Radstreifen in Mittellage so.
Vorteil 2: Es ist eindeutig eine geteilte Verkehrsfläche und keine abgetrennten Reviere, auf die entweder Radfahrer oder Autofahrer alleine Anspruch erheben. Es gibt auch keine Autos, die dort rechts an einem vorbei fahren. Da es kein schmaler Streifen in der Mitte ist, gibt es auch reichlich Platz zum Ausweichen, wenn doch mal jemand nicht aufgepasst hat. Bei einem Radstreifen in Mittellage muss man ja auch schauen, ob vielleicht schon der Erste rechts an einem vorbei zieht, falls man nach rechts ausweicht.
Vorteil 3: Wie oben geschrieben sind Radfahrer bereits auf der Fläche. Es fühlt sich mehr so an, als würden Autos auf dem "Radweg" rechts abbiegen und nicht so, als würden Radfahrer auf der Rechtsabbiegespur geradeaus fahren.
Vorteil 4: Die Gestaltung fordert auch von Radfahrern Aufmerksamkeit. Wenn vor einem ein Auto auf die Kombispur wechselt, muss man sich dahinter einordnen (siehe auch Vorteil 2). Das halte ich für einen sicherheitsrelevanten Vorteil, wenn sich der Kfz-verkehr auf der Fahrbahn staut, aber Radfahrer von hinten auf dem "Radweg" oder Radfahrsteifen schneller ankommen.
Ich bin sehr gespannt, welche Einsatzgrenzen ggf. in der nächsten ERA benannt werden (Verkehrsstärken Kfz / Rad). In Kopenhagen habe ich das vor allem an Kreuzungen gesehen, an denen es eine eher kurze Rechtsabbiegerspur (vielleicht 30m) gab. Dadurch gibt es auch nur eine kurze Konfliktstrecke, auf der der Spurwechsel der Kfz stattfindet.