Wenn ich hier auf der Straße (sic.) fahre, interessiert das zum Glück auch keinen. Angehupt wurde ich bislang selten, am häufigsten noch an einer Stelle, wo das rote Pflaster neben der Fahrbahn ohne Blauschild eindeutig nur ein Gehweg ist, auf dem ich gar nicht fahren dürfte.
Unterm Strich ist das alles höchst besorgniserregend: Der Mitarbeiter der Verkehrsbehörde ist nicht nur begrifflich nicht auf der Höhe, sondern schätzt seinen Ermessensspielraum völlig falsch ein. Dabei hängt es sicherlich nicht alleine von einer Person ab, sondern es ist die Denkweise der gesamten Verwaltung. Radverkehr wurde seit Jahrzehnten auf den Restflächen untergebracht, die man für den Kfz-Verkehr wirklich nicht mehr gebrauchen konnte. "Kein Platz" bedeutet an einigen Hauptstraßen, dass eine schraffierte Sperrfläche mitten auf der Fahrbahn, ein Dornengestrüpp zwischen Radfahrern und Fußgängern oder eine separate Linksabbiegespur in eine völlig unwichtige Nebenstraße wichtiger ist als das Einhalten von Mindestmaßen der Radwege.
Beim derzeit laufenden Umbau der Schölischer Straße werden wieder gemeinsame Geh- und Radwege angelegt und ich wette, dass sie auch benutzungspflichtig werden. Ohne ist es ein reiner Gehweg, auf dem man nicht mit dem Fahrrad fahren darf und getrennte Geh- und Radwege beanspruchen mehr Platz. Damit nimmt man sich bereits die Möglichkeit nicht benutzungspflichtiger Angebotsradwege und über alternative Führungsformen hat man sich in der Planung überhaupt keine Gedanken gemacht, weil laut Aussage des Leiters des Fachbereiches Bauen und Stadtentwicklung in Stade das "Paradigma" gilt, dass vorhandene Radwege auch benutzt werden sollen und seiner Meinung nach das Radfahren auf der Straße (sic.) zu gefährlich ist. Dass dieses "Paradigma" vor 21 Jahren aus gutem Grund aus der StVO verschwunden ist, interessiert nicht.
Ich weiß nicht, was ich schlimmer fände: Dass die verantwortlichen Leute das einfach nicht besser wissen oder dass sie das wirklich selbst glauben.
Bei Gelegenheit werde ich weitere Anträge schreiben, darunter auch solche, bei denen ich mir sicher bin, dass die Stadt dem Antrag nicht stattgeben wird und dann das VG eine Nachhilfestunde über die Begriffe "Verwaltungsvorschrift" und "ermessensfehlerfrei" erteilt. Die amtierende Bürgermeisterin wird davon aber wohl nichts mehr mitbekommen, da im nächsten Jahr gewählt wird und sie aus meiner Sicht chancenlos ist.