1) Dass Radverkehrsförderung durch Radweg funktioniert, ist bisher nur behauptet und nicht belegt (Korrelation, Kausalität und anderer logischer Unfug).
Für mich heißt "Fahrradinfrastruktur" nicht gleich "Radweg". Auch wenn man dem Autoverkehr Platz wegnimmt, kostet das Geld. Und sei es für Grünstreifen und breitere Gehwege, damit du nicht gleich wieder in die Kerbe haust, dass ich dem Autoverkehr nur Platz wegnehmen möchte, um goldene Ghettos für Radfahrer zu schaffen.
Ich glaube allerdings auch, dass man den Autoverkehr nicht alleine durch den Rückbau der Infrastruktur eindämmen kann, sondern dass es politische Entscheidungen braucht, den Autoverkehr bis auf wenige begründete Ausnahmen komplett aus den Städten herauszuhalten. Dann wäre in der Tat mehr als genug #PlatzfuersRad und auch für Fußgänger und E-Tretroller und für was weiß ich noch alles.
Ich teile insofern auch überhaupt nicht die aktuelle Linie des ADFC oder der Radentscheide, dass "Protected Bikelanes" die Zukunft seien. Zum Einen halte ich diese abgepollerten Streifen an den entscheidenden Stellen (Kreuzungen) ganz und gar nicht für "protected" und zum Anderen festigen sie das Revierdenken. Am besten trennt man den Fahrradstreifen künftig noch mit einem Stacheldrahtzaun von der Fahrbahn ab, damit das noch klarer wird.
Einfach nur zu fordern, dass alle Radfahrer bitte einfach überall auf der Fahrbahn fahren mögen, greift aber meiner Meinung nach auch zu kurz. Damit holt man niemanden vom Auto auf das Fahrrad. Immer wenn ich erzähle, dass ich hier auch an den "Hauptstraßen" (was man in einer Kleinstadt so nennt) auf der Fahrbahn fahre, schaue ich in völlig entsetzte Gesichter, als wäre ich ein Alien. Das wäre ihnen viel zu gefährlich, sagen alle, obwohl es noch niemand von denen mal ausprobiert hat. Und nur weil wir paar Hansel das machen, ändert sich im Großen und Ganzen gar nichts.
Dann bleibt als weiterer Baustein der Fahrradinfrastruktur ein Netz aus Nebenstraßen. Auch dort kann man Geld gebrauchen, um diese Straßen für den Radverkehr zu ertüchtigen, indem man z.B. altes Kopfsteinpflaster gegen einen glatten Fahrbahnbelag ersetzt, Kreuzungen so umbaut, dass sie im Sichtbereich nicht mehr zugeparkt werden können, Parkplätze zurückbaut, Bäume pflanzt.
Zuletzt zählen auch Abstellanlagen für mich zur Fahrradinfrastruktur, sowie Ladestationen für Pedelecs, Schließfächer für Taschen, u.s.w.
Ich stehe insofern voll dahinter, mehr Geld für Fahrradinfrastruktur zu fordern und meine damit nicht mehr Geld für Radwege, schon gar nicht für neue Radwege.