Beiträge von Yeti

    Zu spät,

    Ja, es ist zu spät, als dass die Verbrennung fossiler Energieträger keine gravierenden Konsequenzen nach sich zieht, weil der Klimawandel nicht irgendwann kommt, sondern bereits in vollem Gang ist. Das wäre vielleicht 1970 noch der Fall gewesen, weil der globale Temperaturanstieg aufgrund des bis dahin emittierten CO2 für den Planeten verkraftbar war.

    Inzwischen geht es in der Tat nur noch um Schadensbegrenzung und ich fürchte, dass die drohenden Konsequenzen immer noch lange nicht von allen begriffen wurden. Wir haben es jetzt in der Hand, ob die globale Erwärmung auf 1,5°C (inzwischen sehr unwahrscheinlich), auf "deutlich unter 2°C (entsprechend des Pariser Abkommens) oder auf 2°C begrenzt wird, oder ob wir bis zum Ende dieses Jahrhunderts einen Anstieg von 4°C bewirkt haben. Das 4°C-Szenario wäre dabei nicht nur irgendwie etwas unangenehm, sondern das würde den Verlust unserer heutigen Zivilisation bedeuten. Jedes Zehntel Grad wird darüber entscheiden, wie hoch das Risiko des Überschreitens von Kipppunkten ist.

    https://www.scinexx.de/service/dossie…dossierID=91548

    Es reicht ja nicht, dass wir nur unseren heutigen Strombedarf irgendwann ohne fossile Energie decken. Wir müssen darüber hinaus auch noch alles, was derzeit an Öl, Kohle und Gas im industriellen Prozess direkt und ohne den Umweg Strom verbraten wird, irgendwie ersetzen (Kalkproduktion für Zement, Stahlkochen etc.).

    Ja, selbstverständlich. Neben der Industrie auch den gesamten Verkehrssektor und die Gebäudeheizung. Und daher habe ich auch geschrieben, dass es nicht ausreicht, die installierte Leistung an Solar- und Windenergie zu verdoppeln, um nur den bisherigen Strombedarf komplett daraus zu decken, sondern wir müssen die Kapazitäten in den nächsten 30 Jahren versechsfachen. Insbesondere bei der Solarenergie ist noch reichlich Luft nach oben und bei der Windenergie müssen wir künstliche Hindernisse bei der Standortfindung abbauen. Mir ist es unverständlich, warum Windräder einen größeren Abstand zu Wohngebieten einhalten müssen als Kohlekraftwerke. Vermutlich, weil weniger Menschen die Arxxxkarte gezogen haben, neben einem Kohlekraftwerk zu wohnen und weil es bei Windrädern mehr Menschen betreffen würde. Nach dem St. Floriansprinzip: Heiliger St. Florian, verschon' mein Haus, zünd' andere an. Hauptsache, der Strom kommt aus der Steckdose, nach mir die Sintflut.

    Ich bin -ehrlich gesagt- auch sehr skeptisch, ob die Menschheit weltweit rechtzeitig die Kurve kriegt und die Katastrophe abwenden kann. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es dafür Vorreiter braucht, dass Deutschland Vorreiter sein könnte und dass Deutschland davon einen erheblichen Vorteil hätte, Vorreiter zu sein. Es liegt nicht am Fehlen technischer Lösungen, sondern an der mangelnden Bereitschaft, Dinge zu verändern. Diejenigen, die davon profitieren, dass alles weiter geht wie bisher, haben nunmal mehr Macht als diejenigen, die künftig von einer Veränderung profitieren würden.

    Die Stromgestehungskosten fossiler Energien sind also erst wegen der erneuerbaren Energien so hoch.

    Absurd! Es wurden Überkapazitäten an Kohlekraftwerken geschaffen, obwohl man längst wusste, dass man mit der Verbrennung von Kohle aufhören muss. Und daran sind jetzt die erneuerbaren Energien schuld?

    Was ist denn deine Lösung? Hoffen, dass es schon nicht so schlimm wird mit dem Klimawandel? :)

    Deine Aussage war, dass es langfristig _immer_ besser ist, erneuerbare Energien zu verwenden, als fossile Brennstoffe unwiederbringlich zu verbrennen.


    Und das ist falsch.

    Dann lass es mich anders ausdrücken: Langfristig gesehen wird es sich auf jeden Fall als falsch herausstellen, nicht früher mit dem Verbrennen fossiler Energieträger aufgehört zu haben, obwohl es bereits Alternativen gegeben hätte. Selbst die bisherige globale Erwärmung wird auf längere Sicht in Küstenregionen gravierende Auswirkungen zeigen. Selbst wenn die gesamte Menschheit heute auf einen Schlag aufhören würde, weiteres CO2 zu emittieren, würde die globale Erwärmung von 1°C bestehen bleiben und Gletscher würden weiter schmelzen wie bereits heute. Langfristig führt auch 1°C globale Temperaturerhöhung zu einem Anstieg des Meeresspiegels von ca. 5m. Würde es bei 1°C bleiben, würde der Anstieg des Meeresspiegels langsam genug erfolgen, dass sich die Menschheit vielleicht daran anpassen kann. Dürren und Stürme wären nicht häufiger und schlimmer als heute auch.

    Die Stadt, in der ich lebe, gab es schon im Mittelalter, aber in 300 Jahren wird es die tiefer gelegenen Stadtteile nicht mehr geben, selbst wenn wir von einem Tag auf den anderen klimaneutral wären. Mit jedem Zehntel Grad zusätzlicher Erwärmung beschleunigen wir den Prozess und erhöhen das Risiko, Kipppunkte zu überschreiten, an denen der Wandel sich unaufhaltsam selbst beschleunigt.

    Ich könnte mich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass mir das egal sein kann, weil ich es ohnehin nicht mehr erlebe. Aber zu behaupten, dass es auf jeden Fall richtig war, für unseren heutigen Wohlstand das ganze Öl, Gas und die Kohle zu verbrennen, würde ich dann doch in Frage stellen. Unser größtes Problem wird auch nicht die Tatsache sein, dass eine Kleinstadt an der Unterelbe irgendwann absäuft, sondern wir werden schon viel früher viel größere Probleme mit gewaltigen globalen Fluchtbewegungen haben, weil andere Regionen schon viel früher nicht mehr bewohnbar sind und den Menschen dort die Lebensgrundlage wegbricht. Bislang hat Europa dafür keine andere "Lösung", als die Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen.

    Es geht nicht um die Vergangenheit, weil wir die sowieso nicht mehr ändern können, sondern darum, was wir heute und in nächster Zeit unternehmen müssen, um den Schaden zu begrenzen. Es ist auch nicht zwangsläufig so, dass Entwicklungs- und Schwellenländer künftigen Wohlstand nur erreichen können, wenn sie die fossile Phase der Energiegewinnung ebenfalls durchmachen, sondern dort kann der Start mit heutigem Wissen und heute verfügbarer Technologie gleich mit erneuerbaren Energien beginnen. Die Aussage, dass Wohlstand nur durch Verbrennung fossiler Energien möglich ist, ist Quatsch. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass unser eigener Wohlstand in der Vergangenheit darauf aufgebaut hat.

    Aktuell kommen die erneuerbaren Energien so langsam in den Bereich, dass sie tatsächlich billiger sind.

    Nein, sind sie schon. Und wenn man die Klimafolgekosten mit eingepreist hätte, wären sie es schon lange. Das darfst du irgendwann mal deinen Kindern erklären, die später unsere tatsächlichen Energiekosten von heute begleichen. Ich habe keine.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Nachhaltiges Wirtschaften gleichzusetzen mit einer Rückkehr ins Mittelalter, halte ich für gefährliche Polemik. Ganz im Gegenteil glaube ich, dass uns eher die fortschreitende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zurück in mittelalterliche Verhältnisse führt.

    Es ist richtig, dass die Nutzung des Feuers früher "erfunden" wurde als Solarzellen und daher mache ich auch niemandem im Jahr 1960 (oder früher) einen Vorwurf, mit Kohle oder Öl geheizt zu haben. Aber das war auch in etwa die Zeit, als die ersten Leute begriffen haben, dass das zum Problem werden könnte, weiterhin in großem Stil fossile Energieträger zu verbrennen, weil sich das dabei entstehende CO2 in der Atmosphäre anreichert und damit zu einem Anstieg der globalen Temperatur führt.

    Spätestens seit dem Jahr 1997 kann eigentlich niemand mehr behaupten, er wisse nichts davon (Kyoto-Protokoll) und im Jahr 2015 hat man in Paris beschlossen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn ein weltweites CO2-Restbudget nicht überschritten wird. Mit diesem Wissen der Menschheit, das übrigens nicht aus dem Mittelalter stammt, ist es nun unsere Aufgabe, die Energieversorgung vor dem Überschreiten des CO2-Restbudgets vollständig klimaneutral umzubauen. Keine Ahnung, was das mit dem Mittelalter zu tun hat...

    Ungeachtet dessen, dass 2050 meines Erachtens deutlich zu spät ist, bin ich mir nicht sicher, ob es zuträglich ist, dann noch CO2 freizusetzen, das quasi ein Jahrhundet noch zirkuliert.

    Dein Denkfehler ist, dass das CO2, das bei der Verbrennung (oder Verrottung) eines Baumes freigesetzt wird, erst durch genau einen anderen Baum aufgenommen werden muss. Es wächst aber nicht nur der neu gepflanzte Baum, sondern auch alle anderen, die man nicht gefällt hat und alle anderen Bäume (Pflanzen allgemein) binden dabei CO2. In der globalen CO2-Bilanz spielt es also nur eine Rolle, ob die weltweite pflanzliche Biomasse insgesamt zunimmt oder abnimmt.

    Unter diesem Aspekt ist es natürlich besser, Wälder aufzuforsten, Bäume stehen zu lassen und keine Bäume nur deswegen zu fällen, um sie zu verbrennen. Aber Holz aus Sturmschäden, von abgestorbenen Bäumen oder Reste aus der Holzverarbeitung würden bei der Verrottung genauso viel CO2 freisetzen wie bei der Verbrennung.

    Ganz schlecht ist es natürlich, wenn ganze Wälder verbrennen, ohne dass das Holz oder die Energie genutzt wird.

    Langfristig ist alles schlechter, was nicht nachhaltig ist. Ich habe mal eine Definition von Nachhaltigkeit gehört, die das Problem gut beschreibt:

    Nicht nachhaltig ist alles, wodurch dauerhaft etwas weg ist, was man noch braucht, oder dauerhaft etwas da bleibt, was man nicht braucht.

    Also alles, was Ressourcen verbraucht, die nach der Nutzung nicht wiederverwendbar sind und alles, was z.B. CO2 in der Atmosphäre oder auch Atommüll hinterlässt, ist nicht nachhaltig. Nach dieser Definition wäre die Verbrennung von Holz zumindest in der Betrachtung von CO2 nachhaltig, solange nur so viel Holz geschlagen wird, wie im selben Zeitraum nachwächst. Die Verbrennung fossiler Energieträger wäre dann nachhaltig, wenn man nur so viel Gas, Öl und Kohle fördern würde, wie im selben Zeitraum neu entsteht. Berücksichtigt man auch die sonstigen bei der Verbrennung entstehenden Schadstoffe, ist jegliche Form von Verbrennen nicht nachhaltig.

    Adsche : Falls der Daumen runter als Widerspruch zu meiner Aussage zu verstehen war, dass erneuerbare Energien günstiger als fossile Energien sind, möchte ich noch eine Quelle für diese Behauptung nachreichen:

    https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/is…re_Energien.pdf

    Darin geht es um die Stromgestehungskosten verschiedener Energiequellen (Kapitalkosten + angestrebte Verzinsung + Betriebskosten + Brennstoffkosten), also ohne Klimafolgekosten. Onshore-Windenergie und große Freiflächen-PV Anlagen sind an guten Standorten schon jetzt (Stand 2018) am günstigsten. Für das Jahr 2030 wird prognostiziert, dass auch die Stromgestehungskosten von kleinen PV-Dachanlagen unterhalb der von Braunkohlekraftwerken liegen werden. Durch die Energiewende wird Energie also nicht teurer, sondern günstiger.

    Ich hatte im letzten Jahr eine PV-Dachanlage für unser Haus geplant. Die hätte einen Jahresertrag an Solarstrom erzeugt, der etwa doppelt so hoch wie unser jährlicher Stromverbrauch ist. Die Anlage hätten wir von den Stadtwerken gemietet und über die Einspeisung des von uns nicht selbst genutzten Stroms wäre das unterm Strich sogar etwas günstiger geworden als jetzt. Leider schreibt die "Gestaltungssatzung Altstadt" vor, dass Dächer in der Altstadt rot sein müssen und somit scheiterte das Vorhaben an den Auflagen des Denkmalschutzes. Wenn die Altstadt in 200 Jahren abgesoffen ist, dann also wenigstens mit roten Dächern. Auch Parkhäuser und Einkaufscenter brauchen kein rotes Dach: https://goo.gl/maps/7m5fXtFX8WXQYxXZ6

    Die Folgen des Klimawandels sind auch nicht von allen uneingeschränkt tragbar *meinjanur*

    Es gibt außerdem keinen Grund, warum die Nutzung quasi unerschöpflicher Energien teurer sein sollte als die Verbrennung fossiler Energieträger, ganz im Gegenteil.

    Ansonsten hat Ullie schon recht, dass man die Energie zurückgewinnen muss.

    Eine vollständige Energie-Rückgewinnung ist nicht möglich, man kann allenfalls Wärmeverluste minimieren. Dabei stößt man aber auch an bauphysikalische Grenzen und nicht alles, was dämmtechnisch möglich ist, ist auch sinnvoll. Natürlich darf man nichts verschwenden, sondern man muss Energie effizient nutzen.

    Uns steht Sonnenenergie quasi unbegrenzt zur Verfügung: direkt als Sonnenwärme, oder zur Erzeugung von Solarstrom, indirekt als Energiequelle von Wind und Wetter, und somit für Windkraft und Wasserkraft oder über nachwachsende Biomasse. Außerdem hat der Mond eine ganze Menge kinetischer Energie gespeichert, die wir über die Gezeiten anzapfen können.

    Technische Lösungen, wie man diese Energie nutzbar machen kann, gibt es längst. Es scheitert nicht daran, dass uns die Technik fehlt oder dass diese Technik nicht wirtschaftlich wäre. Uns fehlt lediglich die Bereitschaft und der Wille, unser Energiesystem in den kommenden 30 Jahren konsequent und komplett umzubauen. Konkret für Deutschland bedeutet das eine notwendige Versechsfachung in der Nutzung erneuerbarer Energien in Kombination mit einer Speichertechnologie zum Ausgleich der Diskrepanz zwischen Nachfrage und dem natürlichem Angebot (Wasserstoff und daraus hergestellte "e-fuels").

    Sonnen- und Windenergie müssen in gleichem Maße ausgebaut werden, weil im Winter wegen der kurzen Tage die Sonne alleine nicht ausreicht. Oder man müsste im Sommer für den Winter auf Vorrat produzieren und mit entsprechenden Umwandlungsverlusten speichern. Wir müssen nicht auf ein Wunder warten und hoffen, dass ein schlauer Ingenieur etwas Neues erfindet, sondern schlaue Ingenieure haben schon alles erfunden, was wir brauchen (auch vieles, was wir nicht brauchen, aber leider geil finden).

    Man müsste den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen so schnell wie möglich gesetzlich verbieten, damit in 30 Jahren keine solche Heizung mehr in Betrieb ist. Förderung nur für elektrische Heizungen (Wärmepumpen) und Solarthermie. Auch Holzheizungen und -öfen würde ich nicht mehr fördern, weil das andere Probleme schafft (ging es hier nicht ursprünglich um Feinstaub? :/). Auf jedes Dach, das dafür geeignet ist, gehört eine PV-Anlage, am besten mit Wasserkühlung für die Warmwasserbereitung.

    Wenn deine Vorfahren 100 Jahre lang jedes Jahr einen Baum gepflanzt und ihn bis heute gepflegt hätten, dann hättest du jetzt einen Wald mit 100 Bäumen, aus jedem Jahr einen. Wenn du jedes künftige Jahr einen neuen Baum pflanzt und den jeweils 100 Jahre alten Baum fällst, dann hast du immer noch einen Wald mit 100 Bäumen, aus jedem der zurückliegenden 100 Jahre einen. Wenn du den größten Baum fällst und ihn durch einen kleinen, neuen Baum ersetzt, entnimmst du trotzdem nur so viel, wie nachwächst, denn auch die Bäume aus den Jahren 2 - 99 wachsen im kommenden Jahr weiter. Daher musst du auch nicht den größten Baum durch viele kleine Bäume ersetzen, damit es nachhaltig ist.

    OK, das ist stark vereinfacht: Natürlich musst du in jedem Jahr so viele Bäume pflanzen, dass sicher ist, dass mindestens einer davon 100 Jahre alt wird. Es wird auch Jahre geben, in denen du gar keinen Baum fällen darfst. Zum Beispiel, wenn dein Wald wegen Trockenheit weniger gewachsen ist oder wenn Bäume krank geworden sind oder ein Sturm einen Teil des Waldes zerstört hat. Es gibt Leute, die beschäftigen sich damit beruflich: Förster. Nicht zu verwechseln mit Hedge-Fonds Managern: Die würden den Wald, den deine Vorfahren angelegt und gepflegt haben, komplett abholzen, das gesamte Holz verkaufen und sich danach einen neuen Wald suchen, mit dem sie das gleiche tun. :)

    Wenn man die Holzverbrennung ausbaut, hat man zu junge Wälder, die zu wenig CO2 aus der Luft ziehen.

    Dann wäre es auch keine nachhaltige Forstwirtschaft mehr. Wir reden aneinander vorbei.

    Selbstverständlich wäre es nicht klimaneutral und schon gar nicht nachhaltig, alle Wälder abzuholzen und zu verbrennen. Davon rede ich aber gar nicht. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass die klimaneutrale Zukunft der Heiztechnik nicht in der Verbrennung von Holz liegt. Daher geht es auch nicht um "den großen Maßstab", sondern darum, nicht mehr Holz zu ernten als nachwächst.

    und das passiert früher als, wenn man den Baum nicht gefällt hätte

    ...und wenn man die Kohle und das Öl in der Erde lässt, anstatt es zu verbrennen, wird auch kein CO2 emittiert. Anders als ein Baum, der früher oder später stirbt, würde das Öl und die Kohle aber nicht von alleine an die Erdoberfläche kommen.

    Wenn das Holz nicht aus nachhaltiger Forstwirtschaft stand, dann ist es auch kein klimaneutraler Brennstoff. Genauso wenig ist übrigens Wasserstoff klimaneutral, wenn die für die Elektrolyse benötigte Energie aus fossilen Energiequellen stammt.

    Man erkennt ja sogar die Vegetationsphasen als jahreszeitliche Schwankung im CO2-Gehalt der Atmosphäre.

    https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/in…d-Konzentration

    Da nutzt es aber auch nichts, im Winter für jeden Baum, der sein Laub verliert, noch 80 neue Bäume zu pflanzen, um diese natürliche Schwankung auszugleichen. In der Gesamtbilanz kommt es darauf an, wieviel Pflanzenmasse weltweit Photosynthese betreibt. Es mag richtig sein, dass man für einen großen Baum 80 kleine Bäume pflanzen müsste, um das 1:1 auszugleichen. Aber nachhaltige Forstwirtschaft funktioniert ja anders und zielt darauf ab, den Baumbestand im Ganzen konstant zu erhalten.

    Bezüglich des Klimawandels ist der Verlust von Waldflächen durch Kahlschlag, Brände, Dürren oder Schädlingsbefall das Problem, aber nicht das Abholzen einzelner Bäume, solange immer im gleichen Maß nachgepflanzt wird. Noch besser wäre es natürlich, wenn die Waldflächen zunehmen würden.

    Und natürlich ist es ein Problem, wenn wir jetzt innerhalb weniger Jahrzehnte das CO2 freisetzen, das über Millionen von Jahren gebunden wurde. So viel können wir gar nicht aufforsten, wie man müsste, um das auszugleichen.

    Jetzt kommt mein „aber“: Auch ein Baum braucht ein paar Jahrzehnte zum Wachsen, bei einer Fichte geht man nach meiner Kenntnis von 80 Jahren aus, bis sie „geerntet“ werden kann. Das heißt, bei der Nutzung eines Ofens werden binnen weniger Wochen so viele Kohlenstoffe freigesetzt wie der Baum in seinem 80-jährigen Leben aufgenommen hat.

    Oder andersrum: Hätte es die Fichte gar nicht gegeben, wäre das CO2, das bei ihrer Verbrennung frei wird, bereits in der Atmosphäre.

    Wenn der Baum umfällt und verrottet, wird das CO2 auch wieder frei. Das einzige, was das verhindern würde, wäre das Holz in unterirdischen Kavernen luftdicht abgeschlossen einzulagern oder dafür zu sorgen, dass alle Bäume unendlich alt werden. Beides geht aber nicht.

    Es bleibt also bei der Frage der Nachhaltigkeit: So lange genauso viel nachwächst, wie geerntet wird, ist es klimaneutral. Leider haben wir schon wieder ein massives Fichtensterben als Folge zu trockener Sommer und der Ausbreitung von Schädlingen. Lässt man das tote Holz im Wald liegen und dort verrotten, wird das CO2 ebenfalls frei. Da ist es besser, wenigstens die Energie zu nutzen anstatt fossile Energieträger zu verbrennen.

    Wenn Bolsonaro & Co den Regenwald abfackeln, ist das natürlich in mehrfacher Hinsicht Kacke.

    Doof ist es übrigens auch, wenn hier Moore austrocknen oder immer noch trocken gelegt werden. Da muss man gar nicht bis zum Amazonas gucken, wenn man sehen will, was schief läuft.

    Wir brauchen Verhaltensänderungen. In jeder Gruppe von Verkehrseilnehmern. Aber "bauen" ist repräsentativer als Schulen, Aufklären, Verwarnen, Bestrafen. Und geht schneller, als Einstellung im Verkehr von 80Mio Menschen zu ändern.

    Wobei das derzeitige Verhalten nicht das Ergebnis einer Schulung ist, sondern das Ergebnis der gebauten Infrastruktur, die über Jahrzehnte nur die Beschleunigung des motorisierten Verkehrs im Fokus hatte. Dazu kommt die Duldung von Fehlverhalten, so lange es eben diesem Zweck dient, den motorisierten Verkehr am Fließen zu halten: Parken auf Geh- und Radwegen, Geschwindigkeitsüberschreitungen, schnell noch bei "kirschgelb" über die Ampel. Das alles gilt als Kavaliersdelikt, weil es scheinbar einem höheren Zweck dient.

    Bauliche Veränderungen und verkehrsrechtliche Anordnungen, die das Selbstverständnis des ungebremsten Kfz-Verkehrs in Frage stellen, sind daher aus meiner Sicht der richtige Ansatz, um auch eine Bewusstseinsänderung zu erreichen. Und selbstverständlich muss das Hand in Hand damit gehen, Verkehrsregeln auch durchzusetzen. Dass das wirkt, merkt man an dem heftigen Widerstand, der sich dagegen formiert (generelles Tempolimit auf Autobahnen, Führerscheinentzug für Raser, ...).