Deine Aussage war, dass es langfristig _immer_ besser ist, erneuerbare Energien zu verwenden, als fossile Brennstoffe unwiederbringlich zu verbrennen.
Und das ist falsch.
Dann lass es mich anders ausdrücken: Langfristig gesehen wird es sich auf jeden Fall als falsch herausstellen, nicht früher mit dem Verbrennen fossiler Energieträger aufgehört zu haben, obwohl es bereits Alternativen gegeben hätte. Selbst die bisherige globale Erwärmung wird auf längere Sicht in Küstenregionen gravierende Auswirkungen zeigen. Selbst wenn die gesamte Menschheit heute auf einen Schlag aufhören würde, weiteres CO2 zu emittieren, würde die globale Erwärmung von 1°C bestehen bleiben und Gletscher würden weiter schmelzen wie bereits heute. Langfristig führt auch 1°C globale Temperaturerhöhung zu einem Anstieg des Meeresspiegels von ca. 5m. Würde es bei 1°C bleiben, würde der Anstieg des Meeresspiegels langsam genug erfolgen, dass sich die Menschheit vielleicht daran anpassen kann. Dürren und Stürme wären nicht häufiger und schlimmer als heute auch.
Die Stadt, in der ich lebe, gab es schon im Mittelalter, aber in 300 Jahren wird es die tiefer gelegenen Stadtteile nicht mehr geben, selbst wenn wir von einem Tag auf den anderen klimaneutral wären. Mit jedem Zehntel Grad zusätzlicher Erwärmung beschleunigen wir den Prozess und erhöhen das Risiko, Kipppunkte zu überschreiten, an denen der Wandel sich unaufhaltsam selbst beschleunigt.
Ich könnte mich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass mir das egal sein kann, weil ich es ohnehin nicht mehr erlebe. Aber zu behaupten, dass es auf jeden Fall richtig war, für unseren heutigen Wohlstand das ganze Öl, Gas und die Kohle zu verbrennen, würde ich dann doch in Frage stellen. Unser größtes Problem wird auch nicht die Tatsache sein, dass eine Kleinstadt an der Unterelbe irgendwann absäuft, sondern wir werden schon viel früher viel größere Probleme mit gewaltigen globalen Fluchtbewegungen haben, weil andere Regionen schon viel früher nicht mehr bewohnbar sind und den Menschen dort die Lebensgrundlage wegbricht. Bislang hat Europa dafür keine andere "Lösung", als die Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen.
Es geht nicht um die Vergangenheit, weil wir die sowieso nicht mehr ändern können, sondern darum, was wir heute und in nächster Zeit unternehmen müssen, um den Schaden zu begrenzen. Es ist auch nicht zwangsläufig so, dass Entwicklungs- und Schwellenländer künftigen Wohlstand nur erreichen können, wenn sie die fossile Phase der Energiegewinnung ebenfalls durchmachen, sondern dort kann der Start mit heutigem Wissen und heute verfügbarer Technologie gleich mit erneuerbaren Energien beginnen. Die Aussage, dass Wohlstand nur durch Verbrennung fossiler Energien möglich ist, ist Quatsch. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass unser eigener Wohlstand in der Vergangenheit darauf aufgebaut hat.