Beiträge von Th(oma)s

    Was ich mich bei solchen Anordnungen immer frage ist: Es gibt ja bestimmte Mindestmaße für die Fahrbahnbreiten. Die sind unter anderem abhängig von der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit, die gefahren werden darf. (Vermute ich jetzt mal ganz stark.)

    Kann eine Reduktion der zugelassenen Höchstgeswchwindigkeit z. B. von 50 auf 40, oder gar auf 30 km/h dazui beitragen, dass die Autofahrspuren schmaler gestaltet werden und der Radfahrstreifen breiter?

    Das Hauptproblem an jeglicher Streifen-Lösung ist, dass praktisch kein Halten am Fahrbahnrand mehr möglich ist. Nun sind Straßen ja kein Selbstzweck, sondern dienen dem Transport von Menschen und Waren von A nach B. Das allerdings bedingt, dass sowohl bei A wie auch bei B Fahrzeuge auch halten können müssen. Markiere einen Rad- oder Schutzstreifen, und sofort ist der schönste Streit entbrannt, sobald nur ein Paketbote es wagt, anzuhalten.

    Ich bin der Überzeugung, dass es bei der ganzen Diskussion um die vermeintlichen Gefahren der oftgeschmähten "Scherzstreifen" gar nicht um Unfallrisiken, sondern allein um banale Revierverteidigungsreflexe geht, die durch die Markierungen geweckt werden.

    Was man braucht ist eine geeignete Infrastruktur. Für die üblichen Radwege sind 25 km/h wirklich zu schnell, außer man passt wirklich höllisch auf.

    Wie von Yeti schon geschrieben: die geeigntete Infrastruktur ist längst schon vorhanden.

    Wenn man in meiner Tabelle nach "pedelec" filtert, stellt man fest, dass der typische Pdlx-Unfall außerorts passiert. Sehr oft zieht ein Radfahrer dabei aus einem Feldweg o.ä. heraus in die Fahrbahn einer größeren Landstraße rein, um sie entweder geradeaus zu überqueren oder auf der gegenüberliegenden Seite auf den Radweg der Hauptstraße aufzufahren. Solches Augenblicksversagen hat weder mit dem Antrieb, noch mit dem Alter der Opfer zu tun, und erst recht nicht damit, dass die Autofahrer vermeintlich ein Fahrrad sehen, und so zu einer Fehleinschätzung der Pdlx-Geschwindigkeit kämen.

    Auch bei diesem Bild frage ich mich, wie viele Radfahrer genau auf dem Pfeil in die Dooring-Zone fahren.

    Ich dagegen frage mich, wer so ahnungslos ist, dass er Verkehrszeichen für benutzungspflichtige Radwege auf eine Fahrbahn malen lässt. Und wozu die kleinen Pfeilchen sollen? Hats da besonders oft britische Radler?

    Besonders genervt bin ich von diesem Absatz zum Thema aus dem HAZ-Artikel: "Brockmann plädiert für eine technische Lösung:


    Jeder Pedelec- und Radfahrer ist möglicherweise ein KFZ-Kasko- und Haftpflicht-Kunde weniger. Von daher wundert es nicht, wenn Brockmann bzw. die "Unfallforschung der (Auto-)Versicherer" regelmäßig zu Ergebnissen kommt, die die Alternativen zum Auto möglichst gefährlich erscheinen lassen, und Maßnahmen wie Helmpflicht und andere Spaßbremsen empfiehlt, die diese Verkehrsmittel in der täglichen Handhabung möglichst unattraktiv machen.

    War kürzlich bei einem Klärwerksbesuch. Eine Entsalzungsanlage gibt es da nicht.

    Salz ist harmlos bzw. je nach Region sowieso reichlich im Oberflächenwasser. Vor paar Jahren habe ich eine Besichtigung das "Kalimandscharo" bei Zielitz mitgemacht. Das ist die Abraumhalde des Salzbergwerkes dort, auf der kochsalzhaltiger Abraum, der bei der Kaligewinnung abfällt, abgekippt wird. Dieser gigantische Salzberg steht einfach so bei Wind und Wetter offen rum. Das Regenwasser wird in einem ringsum laufenden Graben aufgefangen und ohne weitere Behandlung in die Elbe geleitet. Auf die von mir geäußerte Verwunderung antwortete der Bergwerks-Führer bloß lakonisch: "das ganze Salz wird doch sowieso früher oder später von den Solequellen ringsum nach oben gespült. Wir beschleunigen das nur ein bisschen."

    Ich vermute: die Entwässerung der asphaltierten Fahrbahnen läuft direkt in die Kanalisation und damit ins Klärwerk, bzw. noch über diverse Abscheider

    Ich vermute: weil Radfahren grün und öko ist, hat auch alles, was mit Radeln entfernt zu tun hat, grün und öko zu sein. Also tut's für Radverkehr auch die wassergebundene Decke für den selbständigen Radweg und reifenmordender Splitt fürs Hochbord neben der Fahrbahn. Radfahrer benutzen bitte auch keinesfalls beschichtete Funktionskleidung! Hupe mit vom KFZ gewohnter Lautstärke am Fahrrad? Bewaahre!

    Autos machen dagegen bekanntlich reichlich Lärm und Dreck, und die dürfen daher auch nicht nur lautstark Hupen, sondern da darf dann auch der Straßenunterhalt gerne nach Belieben klotzen.

    steht das Verbot von Streusalz nur für die "Gehbahnen" drin.

    Vielleicht geht es auch nur ums Tierwohl (Hundepfoten)?

    Welche Variante suggeriert die Polizeimeldung?

    Die Autotür stand offen und der Radfahrer ist nur zu dämlich, einen Bogen zu fahren.

    Dritte Alternative: der RF braucht nach StVO keinen Bogen zu fahren. Er hat aber wg. § 254 BGB durchaus eine grundsätzliche Schadensminderungspflicht, die er durch das Tragen eines Fahrradhelms Einhalten eines entsprechenden Sicherheitsabstands zu parkenden KFZ erfüllt, der groß genug sein muss, dass ihn eine unvermittelt aufgerissene Türe nicht in Schwulitäten bringt.

    Das ist keine Fahrradstraße, sondern ein Placebo.

    Das ist doch kein Widerspruch, sondern im Gegenteil Programm. Bei der üblichen Freigabe mindestens für PKW und Krafträder gibt es (außer dem ggf. resultierenden LKW-Verbot) keinen einzigen Unterschied zur T30-Zone. Die grundsätzliche Erlaubnis zum Nebeneinanderfahren ist wg. Limit 30 bereits implizite Folge der Standardregel in § 2 Abs. 4 Satz 1.

    Ich bin mir noch nicht ganz sicher:

    faszinierend?

    Faszinierend finde ich die Kameratechnik, da das Bild unerschütterlich ruhig steht, und der hinterherfahrende Kameramann offenbar auch mit wesentlich eleganterer Fahrlinie durchkommt.

    Ein kleines bisschen haben sie beim Tempo gemogelt, wenn man ansieht, wie schnell die Fußgänger schreiten.

    oooch, passend dazu hat gestern die StVB erklärt, dass in dem Fahrradstraßenstück der Von-Essen-Straße täglich(!) 3500 KFZ durchfahren. Trotz "Fahrradstraße" mit "Anlieger frei".

    messerscharfe Schlussfolgerung der StVB dazu: Fahrradstraße müsste dort eigentlich abgeschafft oder aber mit "KFZ frei" beschildert werden...


    Eine richtlinienkonform handelnde StVB hätte entweder die Fahrradstraße von vorneherein gar nicht erst eingerichtet, oder müsste jetzt Maßnahmen ergreifen, die dazu führen, dass die Sache mit der dominierenden Verkehrsart demnächst auch eintritt.

    Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern der ersten drei Quartale 2017 in Hamburg sinkt um 5,2% gegenüber Vorjahreszeitraum. (...)
    Mal sehen, wie er das mit seiner einseitigen Ideologie der Presse verkauft.

    Habe ich das bisher übersehen, oder hatte schon jemand die Brücke von diesem Befund zum Faden „Fahrradstadt ist abgesagt“ geschlagen? Immerhin ist der Rückgang der Unfälle größer als bei den Radfahrerzahlen.

    In Hamburg ist der Radverkehrsanteil im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

    Du solltest über die Bedeutung des Begriffs "Verkehrsanteil" nochmal nachdenken. :P
    Hint: die Summe aller Verkehrsanteile muss immer 100 ergeben. Hint2: daraus folgt, dass man Anteile nicht ohne Kenntnis der Entwicklung der übrigen Verkehrsträger angeben kann, und dass jede Veränderung bei einem Verkehrsmittel durch eine gegenläufige Entwicklung bei den anderen Trägern begleitet wird. Wenn alle Verkehrsmittel gleichzeitig mehr (oder weniger) genutzt werden, ändern sich die Anteile aber nicht. Hint3: da bei "Verkehrsanteilen" meist der Modal Split am Wege-Aufkommen gemeint ist, kann der Radverkehrsanteil explodieren, während gleichzeitig das damit angestrebte Ziel (nämlich die Senkung der von der reinen Strecken-Verkehrsleistung abhängigen Lärm- und Abgasemission durch den MIV) gnadenlos verfehlt wird.

    Abgesehen davon ist es merkwürdig, wie schnell der vermeintliche Radfahrerschwund in den Medien zur Kenntnis genommen und thematisiert wird. Höre ich da ein klein wenig klammheimliche Erleichterung?

    Jeder Radfahrer schafft mehr Platz für alle, auch für Autofahrer.

    Das mit dem "Platz schaffen" funktioniert aber nur dann so wie erträumt, wenn man den Umsteigern nicht 24/7 eine komplette "Zweit-Infrastruktur" freihalten muss. Also nur dann, wenn die Umsteiger anschließend mit dem Rad die gleichen Flächen benutzen wie vorher mit dem Wagen.

    Was außerdem garantiert in die Hose geht ist, wenn die Leute, die nach der vermeintlichen Umverteilung auf den neugeschaffenen Flächen unterwegs sind, vorher gar nicht Auto, sondern stattdessen Bus und Bahn gefahren sind. Der Umweltverbund gräbt sich dann einfach nur gegenseitig die Kunden ab, und wenn schlechtes Wetter ist, wundern sich alle Neu-Radler, wieso auf einmal die ÖPV-Tickets so teuer geworden und die Fahrplantakte so dünn geworden sind. Unterdessen fährt der MIV ungerührt mit dem Wagen neben den gähnend leeren Radverkehrsanlagen her.

    Da können Radfahrer Honig draus saugen (»Er hat gesagt, dass ..., und das bedeutet ...«), aber auch Autofahrer (»Er hat den Status quo als Basis für Veränderungen und damit prinzipiell akzeptiert, und daher kann es nicht sein, dass wir Autofahrer als einzige was abgeben sollen.«)

    Ich halte dieses "die Autofahrer sollen was abgeben" schon im Ansatz für vollkommen verfehlt. Der einzelne Autofahrer besitzt ebensowenig irgendeinen Anspruch auf die Straßenfläche wie ein Radfahrer oder Taxifahrgast. Der Anspruch des Einzelnen auf die Nutzung einer Fläche wird auch nicht dadurch größer, dass es noch weitere Personen gibt, die ebenfalls ein gleichartiges Fahrzeug dort bewegen wollen. Auch gibt es "den Autofahrer" als selbständig denkende und handelnde Herden-Persönlichkeit ebensowenig wie den vielzitierten ominösen "Wähler".

    Kurzum: man kann niemandem etwas wegnehmen, was ihm gar nicht gehört. Wer es für pfiffig hält, dem Auto Flächen "wegzunehmen", sollte bedenken, dass er damit gleichzeitig automatisch die Kapitulationserklärung/Schenkungsurkunde für alle verbleibenden Straßenflächen unterschreibt, die nicht explizit für Radfahrer freigehalten werden.

    Allmenderaub bleibt auch dann Unrecht, wenn er im Namen der Besitzlosen begangen wird.

    Das würde die Kommunen auf jeden Fall in Zugzwang bringen, die bestehenden Anordnungen zu überprüfen und andernfalls den Radfahrern sofort überall die Wahlmöglichkeit schaffen, auf der Fahrbahn zu fahren.

    Die Beweglichkeit der Behörden hängt davon ab, ob die Änderung das Fahrbahnfahren begünstigt oder erschwert. Wenn sie wollen, können sie springen.

    In Magdeburg haben mir Beamte der Straßenverkehrsbehörde lebhaft geschildert, wie sie 1998 wochenlang quasi in Tag- und Nachtschichten kreuz und quer durch die Stadt gehetzt sind, um nach noch unbeschilderten Radwegen zu suchen, und wie teuer es damals gewesen sei, all die neuen Schilder aufstellen zu lassen, die vermeintlich wegen der Änderung von § 2 Abs. 4 StVO plötzlich "notwendig" geworden seien. Mir liegt das Protokoll einer Verkehrsschau vor, aus dem hervorgeht, dass auf einer Handvoll Haupt- und Durchgangsstraßen 185 Schilder neu errichtet wurden, während nur 42 Zeichen, die sich wohl an handtuchbreiten Bauruinen befanden, abgeschraubt wurden.

    "Allein durch die zunehmende Breite der SUVs wird den Fahrradfahrern der nötige Sicherheitsabstand genommen. Fahrten auf markierten Radwegen, die nicht baulich getrennt von der Fahrbahn sind, werden so schnell zu einem
    lebensgefährlichen Vergnügen.

    Was für ein Bullshit. In mehrfacher Hinsicht. Erstens nimmt eine wachsende Fahrzeugbreite keine Sicherheitsabstände. Wer nicht weiß, wo seine Kiste rechts aufhört, hat nicht nur ein Problem mit überholten Radfahrern, sondern kauft dreimal im Monat rechte Rückspiegel, und zwar im Zehnerpack.

    Zweitens ist das Wort "lebensgefährlich" fürs Überholen alles andere als zutreffend, wenn man mal davon ausgeht, dass "Lebensgefahr" was anderes ist als ein mulmiges Gefühl aufgrund von aus dem Ruder laufendem Kopfkino, sondern stattdessen eine rationale, quantitative Größe ist, die sich in "Todesfälle pro [Vorgang/Stunde Tätigkeit/km Straße/km Fahrstrecke/Fahrt/Lebensjahr/Mio Einwohner/whatever...]" vergleichend mit anderen Risiken bemessen lässt.

    Will sagen: Überholunfälle sind sehr seltene Ereignisse (tödliche zumal!), und die vermeintlich bösen SUV stechen dabei im Verhältnis zu ihrem Verkehrsanteil keineswegs als Problem ins Auge.

    Edit: Anmerkung noch zur laut RTL-Beitrag angestiegenen Zahl der radelnden Verkehrsopfer: abgesehen davon, dass die anschließend dazu angestellten Überlegungen zur Ursache ohne Kenntnis der Entwicklung der Verkehrsleistung absolute Kaffeesatzleserei ist, gilt, dass die Rate der tödlichen Fahrradunfälle mittlerweile gottlob so stark gesunken ist, dass über kurze Zeiträume betrachtet bereits wenige Einzelfälle große Ausschläge in der Statistik ausmachen können. Über das ganze Jahr gerechnet wird die Opferzahl 2017 im Vergleich zu 2016 aber niedriger ausfallen. Insbesondere der Anteil der durch Zusammenstöße mit PKW ums Leben gekommenen Radler wird deutlich niedriger sein als im vergangangenen Jahr.

    Daher sollten Sie zumindest akzeptieren, dass es sehr wohl schon 19 Tote in NRW gegeben hat. Ein Rekord und dafür gibt es triftige Gründe, dich ich nicht erfunden habe.

    Einer davon ist, dass die amtlichen Erfassungsbögen für die polizeiliche Unfallaufnahme erst seit 2014 ein Feld enthalten, mit dem Pedelecs überhaupt erst gesondert erfasst werden können. Kein Wunder, wenn da die Zahlen scheinbar dramatisch zunehmen. ;)
    Woran es bis jetzt für die Bewertung des Unfallrisikos noch gänzlich fehlt, ist eine wissenschaftliche Erfassung der auf Pedelecs zurückgelegten Fahrleistung.