Der fortschreitende Automatisierungsprozess mit diversen Assistenzsystemen für das Autofahren wird eines Tages dazu führen, dass nicht unaufmerksame Autofahrer*innen für Unfälle verantwortlich gemacht werden, sondern unzuverlässig arbeitende Assistenzsysteme. Noch ist der Autofahrer rechtlich gesehen in der Haftung. Aber ich fürchte in der öffentlichen Meinung vollzieht sich da gerade ein Wandel in die Richtung, eine unzureichende Assistenztechnik trage die Hauptverantwortung für Unfälle.
Meines Wissens gibt es keine prinzipiellen Probleme von autonomen Fahrzeugen mit gleich welchen motorisierten Zweirädern. Sofern die KI wirklich spezifische Probleme mit der Wahrnehmung und Berücksichtigung von Fahrrädern haben sollte, kann es es sich dabei nur um Folgen der für Fahrräder spezifischen Seitenraumnutzung handeln, die dafür sorgt, dass jederzeit mitten auf freier Strecke plötzlich Fahrverkehr die Fahrbahn kreuzen kann, und dass auch die korrekte Wahrnehmung und Antizipation der Bewegungsvektoren an Kreuzungen und Einmündungen mit Radwegen massiv verkompliziert wird. Auf dieser Grundlage ist die Forderung nach noch mehr Radwegen für die ansonsten überforderte KI total abwegig.
Dass autonome Fahrzeuge dagegen einen geheimen Mechanismus besäßen, der sie in die Lage versetzt, pedalierte Zweiräder von Krafträdern zu unterscheiden, und dann selektiv die pedalierten Zweiräder zu „übersehen“, ist genau so abstrus (und scheinheilig) wie bei menschlichen Fahrern.