Das ist ja im wesentlichen der Kern meiner Frage: Die Grenzwerte (40 µg/m3 usw.) beziehen sich m.W. nur auf NO2. Das Mehrfache an NO, das drumrum wabert, interessiert dabei nicht? Macht doch irgendwie keinen Sinn, wenn sich NO in NO2 umwandelt.
Wenn es sich doch sowieso ineinander umwandelt, kann man sich auch auf die apparativ einfachere Messung nur eines Parameters verständigen. Wenn der runtergeht, geht halt auch der andere mit runter, und umgekehrt. Also hat man sich für den Stoff zur Überwachung entschieden, der (u.a. wegen des Potentials zur direkten Ozonbildung) vermeintlich das größere toxikologische Potential hat.
Warum NO im auf der Straße messbaren Spurenbereich als "good guy" ein hochwirksamer Gegenspieler des "bad guy" NO2 ist: Stickstoffmonoxid ist "physiologisch". D.h., der Körper bildet es erstens selbst, und er verfügt zweitens auch über entsprechend empfindliche Sensoren dafür. NO entspannt glatte Muskulatur, was nicht nur bei der Erektion unverzichtbar ist, sondern auch systemisch eine Blutdrucksenkung sowie eine Weitung der Bronchien bewirkt. NO ist der aktive Wirkstoff, der aus Nitroglycerin freigesetzt wird, wenn man damit einen Angina Pectoris-Anfall lindern will. Asthmatiker bilden in ihren Bronchien vermehrt NO, so dass die ausgeatmete Luft der Asthmatiker ein Mehrfaches der inhalierten NO-Konzentration besitzen kann.
NO und NO2 gibt es in der Straßenluft stets im halbwegs proportionalen Mix, so dass die entspannende Wirkung des physiologischen Botenstoffes NO bei verkehrsüblicher Dosierung der beiden Gase wirksam verhindert, dass die (bei Einzelgabe von NO2 in wesentlich höheren Dosen durchaus messbare...) bronchienverengende Wirkung des NO2 sich unter dem Strich auf der Straße jemals durchsetzen kann.
Sowohl NO wie auch NO2 bilden bei Kontakt mit Wasser unstreitig Säuren. Die Säuren werden auf der feuchten Lungenoberfläche bei üblichen Straßenkonzentrationen der Gase allerdings vollständig weggepuffert; die dabei verbleibenden Nitrit- und Nitrat-Anionen sind gut wasserlöslich. Sie entstehen auch im Körper selbst oder werden mit der Nahrung aufgenommen, und können über die Niere problemlos ausgeschieden werden.