Beiträge von Th(oma)s

    :/ Außerorts sind Radwege doch per Gesetz für Mofas frei ...

    Ironischerweise geht die Regel, wonach außerorts grundsätzlich "Mofa frei" gilt, auf eine einzige Straßenverkehrsbehörde zurück, die die Änderung beim Bundesrat mit dem Argument angeregt hatte, dass dies doch dem erklärten Ziel der Lichtung im Schilderwald dienen würde, weil ja die (bis dahin im Einzelfall anzuordnende) Mofafreigabe sowieso der Standard auf außerörtlichen Radwegen sei. Der Bundesrat hat diese (auf Deutschland insgesamt bezogen überaus falsche) Sichtweise ungeprüft übernommen und in die nächste Novelle aufnehmen lassen.


    Die Niederlande sind aber mal wieder viel weiter, was die Verbannung von Zweirädern von der Fahrbahn anbetrifft: dort gilt auch innerorts grundsätzlich 25er-Mofa (Snorfiets) fährt auf dem Radweg, es sei denn, es ist ein Mofaverbot ausdrücklich beschildert. Außerdem müssen auch 45er-Mopeds (Bromfiets) auf entsprechend beschilderten Radwegen fahren. Für sie gilt dann eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts und 40 km/h außerorts. Das gleiche gilt dann natürlich auch für S-Pedelecs, die genau wie in Deutschland den 45er-Mopeds zugerechnet werden.

    gibt's eigentlich Daten oder eine Faustformel zur Ermittlung der Expositionszeit im Radverkehr?

    Weil nach meinem Wissen doch "Fahrleistung in km" erhoben wird. Sowohl beim Auto, als auch beim Rad... (?)

    Primär interessiert die im redaktionellen Text als ganz besonders gefährdet adressierte Radfahrerschaft nur ihre eigene Expositionszeit. Also ist die eigentliche Bezugsgröße für die Gefährlichkeit eines Streckenabschnittes [Unfälle pro Jahr) x Unfallschwere x (Radfahrer auf dem Streckenabschnitt pro Jahr)].

    Der Vergleich (zeitbezogenes Unfallrisiko Auto) vs (zeitbezogenes Risiko Fahrrad) dürfte innerorts wegen der ähnlicheren Durchschnittsgeschwindigkeit nicht so stark zu Lasten des Fahrrades verzerrt sein wie das außerorts gegenüber der kilometer-bezogenen Abrechnung der Fall ist.

    Die spannendste Information haben sie weggelassen, nämlich die Unfallhergänge, die in Form von Unfalltyp und Unfallart in den Unfallatlas-Rohdaten ebenfalls vorhanden sind.

    Und natürlich machen sie bei der marktschreierischen Schlgzeile den gleichen Fehler wie alle Medien, die bislang über den Unfallatlas berichtet oder gar mit dessen Rohdaten eigene Auswertungen gemacht haben: sie vergessen, dass „Gefahr“ das Produkt aus (Expositionszeit x Schadenshäufigkeit x Schadenshöhe) ist, und dass der erste Faktor in den Auswertungen prinzipiell unbekannt bleibt.

    Eigentlich sind ja nur die Dieselfahrer verantwortlich dafür, dass die Dinger da stehen.

    Funfact: Diesel-PKW verbrauchten 2016 nach Destatis-Angaben mit 740 PJ nur knapp die Hälfte des im Straßenverkehr verbrannten Dieselkraftstoffs. Den Rest teilen sich Transporter (270 Pj), Schwerlastverkehr (416 PJ), Busse (35 PJ) und sonstige Dieselmaschinen (95 PJ).

    Und das noch: der 3-Wege-Kat im Benziner hat angeblich eine Lebenserwartung von 80.000-100.000km. Wie viele Benziner mit höherer Laufleistung kennt ihr, bei denen schon der Kat getauscht wurde?

    Also ist nun der Klagegrund abhanden gekommen, weil in den letzten beiden Jahren die Stickoxid-Messwerte unter 40 µg/m^3 lagen

    Sind die Sauger eigentlich im Dauerbetrieb, oder werden die bloß zugeschaltet, wenn die Luft zu dick wird? Ich könnte mir vorstellen, dass der Betrieb für die Anwohner auch mit einer gewissen Lärmbelästigung einhergeht?

    Es gibt m.W. Untersuchungen zum Risiko, beim Überfahren-Werden zu sterben, das wohl ganz klar von der Geschwindigkeit des Autos abhängt. Letztendlich aber wohl eher von der Energie. Doppeltes Gewicht -> doppelte Energie.

    Das Masseverhältnis zwischen Fußgängern und Autos ist schon bei einem Smart so ungünstig, dass es keinen sprübaren Unterschied mehr macht, ob das Fahrzeug, das den Fußgänger rammt, noch viermal so schwer ist. Mehr als tot geht halt nicht.

    Statistiken: Schön und gut, aber wenn sie sich nur mit Marginalien befassen und das eigentliche Problem überhaupt keine ernsthafte Rolle spielt, wofür sind sie dann gut?

    Offensichtlich ist die Karosserieform europäischer SUV keine Variable, die das Unfallrisiko negativ beeinflusst. Der Kampf gegen SUV ist also die (sicherheitstechnische) Marginalie. Es gibt genügend andere Subjekte für effektive Verbesserungen (Geschwindigkeit und Fahrleistung von *allen* KFZ senken, v.a.).

    Wer hätte denn damit rechnen können?

    https://www.spiegel.de/auto/fahrkultu…e8-95c427c55ad9

    Ich nicht. In Deutschland sind SUV entgegen ihrem schlechten Ruf jedenfalls unfallstatistisch unauffällig.

    1) „SUV und Pickups“ nach US-Maßstäben laufen in D unter „Monstertruck“, hiesige SUV gelten in USA dagegen quasi als Kleinwagen.

    2) Probleme beschränken sich aufs *Links*abbiegen.

    3) Es ist unklar, ab die gefundene Unfall-Häufigkeit auf die Fahrleistung normiert wurde.

    Wenn ich mir die Breite dieses Fahrzeuges so anschaue, habe ich die dumpfe Ahnung, dass das nicht auf Radwege passt.

    Wenn man sich mit dem Lieferfahrzeug an die für Transporter geltenden Vorschriften halten muss, kann man auch gleich einen Transporter nehmen :evil: .

    Der entscheidende Vorteil dieser Leicht-KFZ für das Gewerbe besteht doch gerade darin, dass man damit auf Radwegen am Ampelrückstau vorbeirollt und ungestraft überall beim Kunden direkt vor der Haustüre auf dem Gehweg stehen kann.

    Die Dinger heißen Schutzstreifen weil sie Autofahrer davor schützen sollen, das Radfahrer so weit links fahren, das sie nicht mehr bei Gegenverkehr überholt werden können.

    Damit erfüllt die Leitlinie beim Schutzstreifen die gleiche Funktion wie die Leitlinie in der Fahrbahnmitte: sie erlaubt bei gleichem Tempo engere Fahrlinien bzw bei gleichen Fahrlinien mehr Tempo. Seltsam, dass das bei Mittelmarkierung gut, aber bei Radstreifen böse sein soll.

    Zeutern - Östringen fiele mir da ein, war da aber noch nicht ...

    Die Pointe an der Strecke ist, dass letztes Jahr, wohl nur wenige Meter nach dem Ende der Markierung, einer der deutschlandweit ganz wenigen Unfälle passierte, wo ein Radfahrer von hinten angefahren und getötet wurde.

    Da kann jetzt jeder wohl in diesen Einzelfall hineininterpretieren, was seinen verkehrspolitischen Zielen im Hinblick auf die Streifen dienlich ist. :evil:

    In dem verlinkten Bericht wird Tempo 70 genannt als Voraussetzung dafür, dass das mit den Schutzstreifen auf Landstraßen funktioniert. In Deutschland wird jedoch ein Ausbau von Landstraßen verfolgt, der Tempo 100 ermöglichen soll. In dieses Konzept passt Tempo 70 nicht rein. Stattdessen wird der Tempo-100-Ausbau mit Zweirichtungsradwegen, etwas abseits der Fahrbahnen für den Autoverkehr, vorangetrieben.

    Was es nicht gibt: Untersuchungen, die die Sicherheit von 100 mit (70 ohne Schutzstreifen) vergleichen bzw. (70 ohne Schutzstreifen) mit (70 mit Schutzstreifen). Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

    An der Unfallpaarung (Rad vs KFZ) wird man auf solchen vergleichsweise kurzen Testabschnitten allerdings sowieso nichts merken. Dafür sind schwere Fahrradunfälle zumal außerorts und im Längsverkehr viel zu selten. Wenn überhaupt, müsste der zu erwartende Sicherheitsvorteil in einer Reduktion der KFZ-KFZ-Unfälle bzw. KFZ-Alleinunfälle bestehen (weil es natürlich auch für KfZ untereinander viel gesünder ist, wenn diese nur 70 fahren…).

    Einmal mehr beeindruckt mich der Unterschied in der sozial-medialen Aufarbeitung von Fahrradunfällen zu den Niederlanden. Da gab es im vergangenen Sommer in NL u.a. diesen Unfall mit gleich 8 Radfahrern, die von einem Kleintransporter auf einem außerörtlichen Schutzstreifen angefahren wurden. Zwei der Verletzten sind anschließend verstorben. Und die Reaktionen? „Tragischer Unfall“, keine Diskussionsforen, keine Twitter-Threads, kein Facebook-Shitstorm gegen Mordstreifen oder radfahrermordende Autofahrer. Nicht auszudenken, was bei uns in solch einem Fall losgewesen wäre.

    Ist davon auszugehen, dass die absolute Gesamtzahl der Fahrradunfälle angestiegen ist, wenn man die Pedelecs mitberücksichtigt? Und wie stellt sich die Entwicklung dar, wenn man die Anzahl der gefahrenen Kilometer mit einbezieht und entsprechend die Zahlen in Prozent ausdrückt?

    Ich vermute, dass sich die in Relation betrachteten Unfall-Zahlen nicht erhöht haben. Aber in der Berichterstattung ist mir schon häufiger aufgefallen, dass ziemlich reißerisch über einen Anstieg der Unfallzahlen bei Pedelecs berichtet wird.

    Die tödlichen Unfälle mit herkömmlichen Fahrrädern werden um 18% zurückgehen, die mit Pedelcs (PDLX...) um 9%.

    Dass Medien und Polizeidirektionen immer ohne jede Rücksicht auf die jeweiligen Fahrleistungen auf den PDLX herumreiten, hat vor allem damit zu tun, dass beide Institutionen gerne mit negativen Schlagzeilen operieren. Die Medien, weil Stimmung gegen Radverkehr beim autofahrenden Publikum gut ankommt und die Polizei, weil sie darauf spekuliert, dass sie künftig (noch) weniger Arbeit hat, wenn die Verkehrsteilnehmer aufgrund ihrer eindringlichen Mahnungen besser auf sich aufpassen.

    Bei der Beurteilung des PDLX-Risikos muss man übrigens nicht nur berücksichtigen, dass diese Fahrzeuge einen stark wachsenden Anteil am Radverkehrsaufkommen besitzen. Viel wichtiger ist, dass die Fahrer wohl einen deutlich von herkömmlichen Rädern nach oben abweichenden Altersschnitt besitzen, wodurch die Unfallschwere der PDLX spürbar zunimmt. Das liegt aber nicht unmittelbar an den vermeintlich aberwitzig hohen PDLX-Geschwindigkeiten, sondern einfach nur daran, dass hohes Lebensalter unabhängig von der Verkehrsart der größte Risikofaktor für einen schweren Verkehrsunfall überhaupt ist.

    Statistisches Bundesamt: Zahl der Verkehrstoten auf Rekordtief gesunken - DER SPIEGEL

    Und der ADFC dazu: [...]

    Wie sollte man auch mit einer solchen guten Nachricht die eigene "Wir brauchen mehr Radwege"-Propaganda aufrecht erhalten?

    Wenn man sich als die Interessenvertretung von Autofahrern¹ versteht, ist so ein Bullshit unweigerlich die logische Folge. :evil:

    ¹) (...also von Personen, die derzeit noch Auto fahren und in Umfragen die sozial erwünschte Antwort geben, am Radfahren möglicherweise interessiert zu sein, wenn eines fernen Tages mal die Rahmenbedingungen stimmen sollten...)

    Die Fixierung auf die Rechtsabbiege-Unfälle verwundert mich auch sehr. Ich habe gerade nicht die Daten für ganz Deutschland griffbereit, aber so sieht die Verteilung der Unfalltypen in Niedersachsen ("Radwegland Nr. 1") aus.

    Mit großem Abstand ist in Niedersachsen der Einbiegen-/Kreuzen Unfall der häufigste Unfalltyp und der Zusammenstoß mit einbiegendem/kreuzendem Fahrzeug die häufigste Unfallart. Das dürfte deutschlandweit sicherlich nicht viel anders aussehen.

    Für die bundesweite Verteilung der Radunfälle auf die Unfallarten und -typen siehe die folgenden Abbildungen, erzeugt mit den OpenData für 2016-2017 aus dem Destatis Unfallatlas-Portal:


    Leider werden die Abbiegeunfälle in der Bundesstatistik nicht weiter differenziert.

    Die GIDAS-Forscher haben allerdings eine genügend große und repräsentative Stichprobe des Unfallgeschehens ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass der Rechtsabbiegerunfall nur 3,3% aller Radunfälle ausmacht. Was hier wiederum leider fehlt, ist eine Gewichtung nach der Verletzungsschwere, was den Rechtsabbiege-Unfall ja bei der vergleichsweise kleinen Untergruppe der LKW-Kollisionen so problematisch macht.


    Naja, sie schreiben auch:

    "Die Ergebnisse zu den Radwegen haben in der Geschichte der Unfallforschung dazu geführt, dass diese in Ungnade gefallen sind, weil man den entscheidenden Fehler gemacht hat, die subjektive Sicherheit zu ignorieren. Das Fahren im Mischverkehr ist für die meisten Radfahrenden keine Lösung. Diese Führung scheidet daher schon vor den Betrachtungen der Verkehrssicherheit als Möglichkeit aus."

    Da ist sie wieder, die Argumentation mit der subjektiven Sicherheit.

    Dass aber eine weit abgesetzte Furt eine geringere Anfälligkeit für Rechtsabbiegeunfälle mit LKW hat als eine gering oder gar nicht abgesetzte Furt, klingt plausibel. Allerdings braucht sie in der gepriesenen niederländischen Form sehr viel Platz. Bei uns sind weit abgesetzte Furten oft mit engen Kurvenradien versehen. Für die meisten regelmäßig Rad fahrenden keine Lösung. :/

    1) Plural ist unangemessen. "Darmstadt fährt Rad" ist die Einzelperson Timm Schwendy.

    2) Wesentliches Argument der Auswertung ist der Vergleich der deutschen und niederländischen LKW-Rechtsabbiegeropfer. Dazu hat Timm in der Tat für Deutschland meine Daten verwendet. Die Deutsche Radfahrleistung wird von ihm mit 33 Milliarden p.a. angegeben, was weniger als 400km pro Einwohner und Jahr bedeuten würde. Dieser Wert ist längst veraltet, da die Radfahrleistung nach dem Ergebnis von "Mobilität in Deutschland" 2017 bereits 20% höher lag und seitdem nochmals kräftig gewachsen ist. Bereits die redlichere Verwendung der 500km aus MiD würde anstatt 0,9 zu 0,71 auf nur noch (angesichts der vielen Unsicherheiten bei den angesetzten Zahlen unsignifikante) 0,73 zu 0,71 tote LKW-Rechtsabbiegeopfer/Mrd Rad-km hinauslaufen.

    3) Es gibt keine "holländische Kreuzung". In NL sind ebensowenig alle Kreuzungen im vermeintlich spezifisch niederländischen "Schutzinsel"-Design, wie in Deutschland alle Kreuzungen einheitlich eine nicht-abgesetzten Parallelführung hätten. Es gibt auch keinerlei Daten dazu, wie hoch der Anteil der jeweiligen Führungsformen im Gesamtbestand ist. Erst recht hat niemand eine Ahnung, wie die Quote der Unfälle sich gemessen an der Häufigkeit der jeweiligen Führungsformen in den jeweiligen Ländern verhält. Auffällig ist, dass diese Daten insbesondere durch die NL-Verkehrsforschung offensichtlich nie erhoben wurden.

    4) LKW-Rechtsabbieger sind beileibe nicht die einzigen Risiken, die Radfahrern an Kreuzungen drohen. Zur Auswirkung der Führungsformen auf die Risiken mit dem Querverkehr, mit entgegenkommenden Linksabbiegern und für Kollisionen mit anderen KFZ als LKW gibt es gar keine Daten.

    5) Getötete sind beileibe nicht die einzigen Unfallopfer an Kreuzungen. Leider gibt es jedoch aus den Niederlanden zu verletzten Verkehrsopfern keine brauchbaren Aussagen. Auf dem Gebiet sind die Niederlande praktisch blind, so dass der Versuch einer Korrelation des Kreuzungsdesign mit dem Verletzungsrisiko vollends unmöglich ist.

    6) Da in NL mehr geradelt wird als in D, ist mit einem deutlichen "Safety in Numbers"-Effekt zu rechnen. Dieser Effekt muss bei der Korrelation der Unfallraten mit der Führungsform abgezogen werden.

    Ob und wie Rad-Alleinunfälle in die nationalen Statistiken eingehen spielt natürlich auch eine Rolle. EU-weit machten 2020 die Alleinunfälle 20% der tödlichen Radunfälle aus (https://etsc.eu/opinion-a-clos…ause-most-harm/ ) , in Deutschland seit 2013 33% (https://radunfaelle.wordpress.com/gesamte-liste-ab-1-1-2013/). Bei der Datenmenge von ca. 2000 bzw. 4000 ist das schon ein signifikanter Unterschied.

    In meiner radunfaelle-Liste sind etwas zu viele Alleinunfälle drin, weil ich aus mehreren Gründen nicht sicher zwischen "mit und an Radfahren gestorben" :evil: differenzieren kann. Wo die Presse(nach)meldungen eine organische Ursache für das Ableben des Radfahrers nahelegen, trage ich "Kollaps" in die Kommentarspalte ein, so dass ich bei Bedarf diese Unfälle rausfiltern kann.

    Derzeit sind insgesamt 1335 Solo-Unfälle eingetragen, "Kollaps" ist bei 416 davon erwähnt. Da auch die Grundgesamtheit um die selbe Zahl sinkt, beträgt die Quote der (wahrscheinlichen) Allein-Unfallopfer in meiner Liste somit statt 33% "nur" 26%. Destatis wiederum gibt in den jährlichen Statistiken dazu passende Solo-Quoten zwischen 25 und 30% an.

    Wie auch immer, die Soloquote liegt in Deutschland offensichtlich deutlich höher als in der Europabilanz. In der von dir verlinkten Abbildung sind 417 Alleintote und 1618 (berechnet aus insgesamt 2035 minus 417) mit Gegner gestorbene Radfahrer genannt. Somit stellt Deutschland bei den europaweiten Alleintoten 32% der Summe (135 von 416), aber nur 19% der europaweit mit Gegner gestorbenen Radler (311 von 1618). Krass.

    Eigentlich finde ich es ziemlich deprimierend, dass die Maßnahmen in den "superduper" Radländern objektiv so wenig zu bringen scheinen.

    Es scheint vor allem eine (überraschend niedrige) Sättigung beim Potential für den Ersatz von Autoverkehr durch mehr Radfahren zu geben. Ebenso scheint die für jeden zusätzlich in Fahrradinfrastruktur investierten Euro resultierende zusätzliche Radfahrerzahl hyperbolisch abzunehmen.

    Wir lassen uns von den Radwege-Aktivisten und den Jubelpersern der ausländischen Verkehrsconsultantunternehmen nur zu gern blenden, und dafür sehen wir im Gegenzug alles, was in Deutschland passiert, um so schwärzer.

    Eine wichtige Rolle für das miese Selbstbild des deutschen Radverkehrs dürfte neben dem ohnehin zu Pessimismus und zum Schwarzsehen neigenden deutschen Charakter die weltweit einzigartige Gründlichkeit bei der Erstellung unserer Unfallstatistik spielen. So trägt zB das momentan anlaufende, alljährlich wiederkehrende Ritual der mahnenden Vorstellung der letztjährigen Unfallbilanzen durch die Polizeidirektionen sehr dazu bei, die gefühlte Unfallgefährdung im Bewusstsein der Öffentlichkeit viel zu hoch einzuschätzen. Ich kenne kein Land, für das eine derart detaillierte, systematische und analytische Erfassung der Verkehrsunfälle betrieben wird. Oder hat einer von euch etwa schonmal eine bis auf Stadtebene aufgeschlüsselte "wer-gegen-wen"-Statistik einschließlich Unfallhergängen, Ursachen, gegliedert nach Verletzungsschwere und unter Angabe der Schuldverteilung aus irgendeinem Ausland gesehen? Dann immer gerne her damit!

    Klartext: Deutschland ist, was die nationale pro-Kopf-Radfahrleistung anbetrifft, mit allerdings allmählich immer kleiner werdendem Abstand, nach den Niederlanden mittlerweile weltweit die Nummer 2 unter den Fahrradnationen. Punkt.