Beiträge von Th(oma)s

    Gibt es eigentlich auch KD? Oder haben wir davon genug natürliche?

    KD ist die große Herausforderung beim autonomen Fahren. Eine KI wäre im Zweifelsfall immer vorsichtig und damit viel zu langsam. Also braucht es „dumme“ Algorithmen, die die menschlichen Fahrlässigkeiten originalgetreu abbilden.

    Ohne dieses ständige „Wird schon schiefgehen“-Pokern der KD würde Straßenverkehr bei Mischung von autonomen und menschengelenkten Fahrzeugen ziemlich anstrengend.😈

    Für mein "Geschmack" sollten in so einem Bericht keine Altersangaben gemacht werden, weil für den Unfallhergang, soweit ersichtlich und soweit darüber berichtet wird, sich keine Anhaltspunkte ergeben, dass das Alter dabei eine Rolle gespielt haben könnte.

    Der Fahrradfahrer wurde dem Bericht zufolge von hinten mit einem Auto als Tatwerkzeug niedergefahren. Angaben über angeordnete Tempolimits oder mögliche Erkenntnisse oder noch nicht vorhandene Erkenntnisse über die gefahrenen Geschwindigkeiten fehlen. Ich vermute mal, dass der Fahrradfahrer nicht zu schnell gefahren ist. ;(

    Der Radfahrer bog offensichtlich links ab ins Dorf, die Autofahrerin hat noch versucht auszuweichen, weswegen das Auto schon kurz nach der Kollisionsstelle vollständig auf der linken Spur zum Stehen gekommen ist.

    Hier die Unfallstelle aus der Perspektive der Beteiligten, und hier das aus deren Richtung vorher angeordnete Tempolimit 70.

    Woher weißt Du, wie sich die Fahrer ohne Kennzeichen aufführen würden?

    Die größte Verhaltensbeeinflussung durch Kennzeichen und Co besteht in der durch den Aufwand für Anmeldung, Zulassung und Versicherung liegenden Abschreckung von potentiellen Fahrern. Es hat schon seine Gründe, dass es außer den Leihroller-Systemen praktisch keine privat gehaltenen E-Scooter mit Kennzeichen gibt.

    „Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen sind nur dort anzuordnen, wo dies auf Grund der im Einzelfall verfolgten Anordnungszwecke zwingend erforderlich ist.“

    Yeah, das ist dann wohl benutzungspflichtiger Holperradweg forever :)

    Zeige mir den entschilderten Holperweg, der nicht weiterhin mit größter Inbrunst beradelt wird. Dieser Änderung könnte man gelassen entgegensehen, weil eben keine zwingende Erforderlichkeit für implizite Fahrbahnverbote besteht.

    Ärgerlicher wäre die Rückkehr zum Zustand von vor 1997.

    Vor paar Tagen hat der Bundes-ADFC getwittert, das neue StVG sei deshalb dringend erforderlich, weil man ja derzeit nur Radwege bauen dürfte, wo es einen bekannten Unfallschwerpunkt gebe. Gnihi. Wer kennt sie nicht, die unzähligen alten und neuen Radwege, an deren Rand noch zahllose Ghostbikes daran erinnern, dass es damals, vor dem Radwegebau, noch ständig ein Blutbad an der Stelle gab. :evil:

    An der Stelle ist der Gehweg anders gepflastert und dahinter geht's runter – eventuell eine Tiefgaragen-Einfahrt oder sowas. Leider ist genau das Haus in Streetview verpixelt.

    Der aktuellere Apple Maps-"Streetview" auf dem iPhone ist nicht verpixelt. Die Rampe führt zu zwei Garagentoren. Aktuelle SUV passen da wohl nicht mehr durch :evil: , aber immerhin: Fußgänger müssen an der Stelle nicht über die Fahrbahn laufen, sondern können über die Fläche der Rampe ausweichen, wenn der Gehweg von einem Auto blockiert wird.

    Also wenn ich mir die cm-Abstände und die entsprechende Kleidung ansehe, dann müsste ich mit so einer Weste gut bedient sein

    Dein Entwurf entspricht doch quasi der "Polite"-Fakeweste. Dass die von allen Varianten den geringsten Abstand kriegt, hast du gesehen? :evil:

    Man wird übrigens nicht vom Mittelwert gestreift. 8o

    Eh, andersrum: Umso weiter man zur Fahrbahnmitte fährt, umso knapper wird demnach überholt. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es dabei große nationale Unterschiede gibt, die vom Anteil und der Akzeptanz des Fahrradverkehrs abhängt.

    Ich denke, da spielen zwei Faktoren zusammen: der dynamische Ansatz berücksichtigt, dass einspurige Zweiräder aus physikalischen Gründen symmetrisch pendeln. Infolgedessen legt man dabei automatisch den vom Zweiradfahrer maximal beanspruchten Korridor als "Momentanposition + 2 A" fest, wobei A=Rechtsabstand. Beim statischen Ansatz definiert man einen virtuellen Radstreifen am Rand, hält den frei und gibt im Übrigen auf die konkrete Position des Zweirades keine besondere Acht mehr. Welchen der beiden Ansätze man wählt, hängt wahrscheinlich vom Ausmaß der eigenen Fahrradpraxis ab. Für die Sicherheit ist beides ok. Auffahr- und Streifunfälle resultieren praktisch ausschließlich aus Garnicht-Reagieren wg. Tunnelblick oder Ablenkung.

    Zurück zum Thema Erscheinungsbild von Fahrradfahrer*innen und welche Emotionen sie auslösen:

    Ich finde jetzt grad den Text und den Autor nicht, aber es gibt diese Theorie, dass man als Fahrradfahrer*in besonders beim Überholen am respektvollsten und mit dem größten Abstand überholt wird, wenn man sich so kleidet, dass es aussieht, als sei man eine ältere Frau mit Migrationshintergrund. Dazu benutzt man ein Fahrrad, dass zumindest von hinten betrachtet ebenfalls den Eindruck erweckt, als sei man eine besonders unsichere und wenig routinierte Fahrradfahrerin. Man nutzt sozusagen die bei vielen Autofahrern verbreitete Vorurteile und setzt zugleich auf deren Respekt vor dem Alter oder ganz einfach darauf, dass die möglichst keinen "Unfall-Ärger" haben wollen.

    Du spielst auf die Forschungen von Ian Walker an? Der hatte ja zunächst 2007 postuliert, dass eine blonde Langhaarperücke mehr Überholabstand gewährleistet als ein dunkelhaariger Männerkopf, der wiederum mehr Raum bekam als ein behelmter Mann. Allerdings waren die gemessenen Unterschiede im Bereich weniger Zentimeter und damit wesentlich kleiner als die durch den Rechtsabstand zum Bordstein beeinflussten Unterschiede im Überholraum*.

                                   


    In einer späteren Veröffentlichung hat Walker das Experiment 2014 wiederholt und dabei seinen ersten Befund widerlegt. Es gab zwar in Abhängigkeit vom Erscheinungsbild ebenfalls geringfügige Differenzen im mittleren Abstand, aber die waren in keinster Weise systematisch mit der vermeintlichen Schwäche/Unsicherheit des Subjekts korreliert.

    *) beachte, dass der Überholraum, ganz im Gegensatz zu den im Netz kursierenden Ratschlägen für die optimale Position auf der Fahrbahn, um so kleiner wird, desto weiter am Rand (für uns rechts; bei Walker im UK links) man radelt.

    zumal man es auch eher in Richtung Deiner 2. Frage sehen kann: Warum hat die Autofahrerin nicht auf Hindernisse im Fahrweg ihres Autos geachtet ...

    Der Kastenwagen dürfte nur kurz gehalten haben (blockierte Einfahrt). Wer seine Hand dafür ins Feuer legen kann, dass er nach kurzem Halten noch nie vor dem Losfahren keinen Kontrollgang ums Auto gemacht hat, der werfe den ersten Stein.

    MOPO mit Bild der Unfallstelle : https://www.mopo.de/hamburg/polize…rlich-verletzt/

    Irgendwie sieht sieht das aus, als würde Grünzeugs den gesamten linken "Gehweg" an der Unfallstelle überwuchern

    Auf Streetview sieht man, dass die Bahre im MoPo-Foto zentral auf dem Gehweg steht, die Pflasterreihe links ist also nicht die Fahrbahn- sondern die Grundstücksgrenze. Andererseits sieht man, dass die Unfallstelle auch kein genuiner "Gehweg", sondern (auch) die Fläche einer Einfahrt ist. Das macht das Parken der Unfallverursacherin nicht legaler, aber etwas nachvollziehbarer.

    Dass sich die getötete Dame wohl auf den Gehweg "gesetzt" haben muss, ist wohl nur eine indirekte Schlussfolgerung aus dem Umstand, dass ansonsten die Autofahrerin ja die stehende oder im Rollator sitzende Fußgängerin direkt vor der Nase gehabt haben müsste. Normalerweise setzen sich Erwachsene aber nicht einfach so auf die Straße, und wenn, dann sicherlich auch nicht direkt vor ein Auto.

    Mir ist es auch ein Rätsel wie der Motorradfahrer den Triathleten übersehen nicht gesehen haben soll, dazu werde ich aber hier keine Vermutungen in den Raum stellen, weil ich nicht dabei war.

    An der Stelle wo der Unfall passiert ist, bin ich selbst regelmäßig mit dem Rennrad unterwegs.

    Es kursiert ein Video vom Crash. Das Motorrad überholte mit hohem Tempo einen Pulk von anderen Mediamotorrädern, die fahbahnmittig neben den Athleten herfuhren. Der Fahrer fuhr praktisch auf dem linken Fahrbahnrand, so dass der Athlet im Gegenverkehr keine Chance hatte.

    Deswegen die ganze Veranstaltung abbrechen? Hm, schwierig. Ich hätte die Entscheidung auch nicht treffen wollen.

    Was mich nervt ist, dass jetzt im Nachhinein alle Welt sich darüber empört, dass das Rennen weiter lief.

    Was wäre wohl los, wenn der Motorradfahrer den Crash überlebt hätte und stattdessen der Triathlet gestorben wäre?

    Mutmaßung anhand des Bilds:

    Rechtsabbiegender LKW aus dem Veddeler Bogen in den Georgswerder Bogen,

    Radfahrer auf Radfurt geradeaus vom Veddeler Bogen zum Niedergeorgswerder Deich.

    Polizeimeldung ist raus. Demnach tatsächlich Radweg-Rechtsabbieger*, weil erstens beide aus der selben Richtung kamen und zweitens sich die Pressemeldung darüber wundert, dass beide an der Ampel Grün gehabt hätten (und damit zu erkennen gibt, dass einmal mehr der Berichterstatter das Problem nicht mal ansatzweise erkannt hat).

    *) erst der sechste deutschlandweit im ersten knappen halben Jahr 2023

    Aber du kritisierst an dem Berichterstatter, dass er dann weiter schreibt, bzw. die Darstellung der Polizei übernimmt: "Wie die Polizei mitteilt, übersah die Eichenauerin beim Einfahren in den Kreisel den 56-Jährigen auf seinem Rennrad." Was genau ist deine Kritik an dieser Passage? Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Autofahrerin den Rennradfahrer absichtlich zu Fall gebracht hat, z. B. weil sie wegen irgendwas verärgert war. Ist das deine Kritik?

    Aber ist es nicht so, dass diese Aussage der Polizei insoweit bemerkenswert ist, als damit das Autofahren mit relativ hohem Tempo infrage gestellt wird? Wenn es so leicht passieren kann, dass ein Radfahrer übersehen wird von einer Autofahrerin, dann muss doch das Tempo reduziert werden, damit das nicht so leicht passiert. In dem Zusammenhang ist es allerdings problematisch, dass die Autofahrerin als "79-Jährige" beschrieben wird. Da sagen sich dann natürlich viele: "Naja, einer 79-Jährigen kann so was schon mal passieren. Das ist aber noch lange kein Grund, ein niedrigeres Tempolimit in dem Kreisel anzuordnen."

    Ich selber kritisiere den Unfallbericht nicht, ich zitiere/persifliere die Socialmedia-Entrüstung über solche Unfallberichte.

    Der Unfallbericht enthält keine Angaben zum Tempo der Autofahrerin (und äußert erst recht keine Kritik daran oder stellt was in Frage). Der flüchtige Leser wird wohl weniger das Alter der Autofahrerin bewerten als den Umstand, dass es sich beim Opfer um einen "Rennradfahrer" gehandelt hat zur Kenntnis nehmen (und sich dabei denken: "ja ja, kein Wunder, die rasen aber auch immer so rücksichtslos".)

    Das kann ich bestätigen. Zwar hatte ich noch nicht mit der Polizei zu tun, aber die größten Wutausbrüche von Autofahrern sind mir entgegengeschlagen, als/weil ich mich regelkonform verhalten habe. Gegenüber Leuten, die verkehrt herum auf Gehwegen Rad fahren, beobachte ich das nie.

    Wenn Radfahrer Radfahrersachen machen, juckt das keinen. Wer aus der Reihe tanzt, wird gemobbt, weil sich nur dann die mobbenden Sadisten im Applaus ihrer Peergroup suhlen können.

    Das Ganze funktioniert aber auch anders herum: ich habe mal eine Weile experimentell alle entgegenkommenden Sonderweg-Geisterradler vom Auto aus angehupt. Von denen hat nicht einer aufgeblickt, sich sichtbar erschreckt oder sich sonstwie gemeint gefühlt. Als ob die Bordsteinkante eine schalldichte Wand wäre, hinter der alles, was sich auf der Fahrbahn abspielt, irrelevant ist. :evil:

    Da bin ich andere Ansicht: Es ist durchaus von planvollem Handeln zu sprechen, wenn zum Beispiel auf Landstraßen Tempo 100 max. gilt, sofern kein niedrigeres Tempolimit angeordnet ist.

    Staatliches Eingreifen ist eine ganz andere Baustelle. Ich rede von der Frage, ob eine anders gewichtete Schuldzuweisung im Unfallbericht die offenbar erhoffte erzieherische Wirkung entfalten könnte - was ich in Frage stelle, weil niemand von uns von vorneherein mit dem Bewusstsein auf die Straße geht, heute einen Unfall zu verursachen wenn sich eine günstige Gelegenheit dafür bietet. Das müsste aber der Fall sein, damit sich der (bisher...) unbescholtene Leser von Unfallberichten überhaupt gemeint fühlen könnte.

    Ein Auftaktsatz, den man so in der Presse noch so gut wie nie gesehen hat:

    Aktivsatz.

    Unfallverursacherin = Subjekt. (nicht das Auto)

    Der Normalsatz wäre ja gewesen "Radfahrer verletzte sich bei Kollision mit Auto".

    Die Dame „übersah“ jedoch den Radler (statt seine Vorfahrt zu missachten), und der Normalsatz kommt ja dann doch noch, denn sie verletzte ihn nicht (sondern er sich selber), ihr „wir brauchen eine neue Sprache der Verkehrsunfallberichterstattung!“-Anfänger. :evil:

    Vermutlich muss die Redaktion mit zahlreichen Beschwerden rechnen, dass mit diesem Artikel alte Menschen diskriminiert werden, weil deren Befähigung ein Auto zu lenken angezweifelt werde.

    Hier sieht man schön, was das Missverständnis bei der mich extrem nervenden Diktionskritik ist: der Pressebericht hat weder die Aufgabe noch den Effekt, ganze Verkehrsteilnehmergruppen pauschal anzuklagen oder zu entlasten. Ich behaupte, dass es deshalb im Hinblick auf Unfallprävention vollkommen unerheblich wäre, wenn sich der Stil wie gewünscht ändern würde, Verkehrsunfälle entspringen weder planvollem Handeln noch übler Absicht.