Beiträge von Th(oma)s

    Ich habe keine Ahnung, wie man das lösen soll, denn es stehen sachliche Argumente der Verkehrssicherheit gegen Emotionen. Gegen Angst helfen bei den allermeisten Menschen keine Unfallstatistiken, die belegen, dass die Angst statistisch gesehen ungerechtfertigt ist.

    Was aber auch traurige Tatsache ist: Angst kann geweckt werden, und Angst ist ansteckend. Militante Radwegfans sind Superspreader.

    Nichts hat in der letzten Zeit so sehr Angst und Schrecken unter Radfahrern verbreitet wie die unselige 1,5m/2m-Regel zum Seitenabstand beim Überholen. Weil nämlich die schriftliche Fixierung des Mindestabstandes in der StVO und das Abfeiern dieser Fixierung als "Meilenstein der Verkehrssicherheit" den Irrtum bestärkt oder erst bei vielen geweckt hat, dass jeder Millimeter weniger als 150,00 cm automatisch allerhöchste Lebensgefahr bedeuten würde. Die Fixierung hat zudem wie zu erwarten Pharisäer auf den Plan gerufen, die bereits nach Kräften daran arbeiten, den überaus üppigen Abstand weiter aufzubohren (bei von Seniorinnen gelenkten Lastenrädern mit Katzenbabies im Anhänger geht für überholwillige Bus- und LKW-Fahrer unterhalb eines Abstandes vom halben Erdumfang mittlerweile scheint's gar nichts mehr... :evil: ).

    Gleichzeitig hat die völlige Untätigkeit der Ordnungsbehörden bei der Überwachung der Abstände den Eindruck erweckt, mehr denn je ohnmächtig der Gewalt der KFZ-Führer ausgeliefert zu sein.

    Wenn ich ein Agent der Autoindustrie wäre, der auf Social Media mit FUD dafür sorgen soll, dass die Menschen sich möglichst vom Umstieg aufs Fahrrad abhalten lassen, dann wäre das öffentliche Herumreiten auf den Überholgefahren genau meine Strategie.

    Tenor des Filmes: Es würden deutlich mehr Menschen Fahrrad fahren, wenn eine sichere Radverkehrsinfrastruktur zur Verfügung steht.

    Tenor des Films: Radfahren ist zu gefährlich für euch. Leute, lasst es lieber bleiben, die Autofahrer zu nerven. Wenn ihr sie durch Fahrbahnbenutzung provoziert, werden sie und (vollkommen zu recht!) ihr Mütchen an euch kühlen. Wartet also, bis euch euer Bürgermeister einen schönen Radweg schenkt.

    (andernfalls würde die Redaktion vielleicht mal auf den Trichter kommen und darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn die Zahl der Radfahrer schneller steigt als die der radelnden Verkehrsopfer, und vor allem die naheliegende Schlussfolgerung daraus auch entsprechend kommunizieren).

    Tödlicher Unfall im Herbst 2019: Gericht verurteilt Autofahrer

    Weiß sich jemand einen Reim darauf zu machen, welche Fahrlinie der Radfahrer genommen hat?

    Die Location: der Radfahrer kam offensichtlich von Osten an die Kreuzung und wollte nach links in den Platz vor dem alten Elbtunnel abbiegen. Der Autofahrer kam ihm entgegen. Vorherige Pressemeldungen sowie Bilder und Videos von der Unfallaufnahme hatten bei mir den Eindruck hinterlassen, der Radfahrer habe dazu die Furt der Gegenfahrbahn *vor* der Kreuzung benutzt und der Autofahrer habe grün gehabt. Im NDR-Bericht wird aber jetzt gesagt, der Radler sei "links abgebogen", was wiederum nach Benutzung des Linksabbiegerstreifens klingt. In jedem Fall scheint klar zu sein, dass er Grün hatte, wohingegen nicht erwähnt wird, welche Signalfarbe der Autofahrer hatte (bzw dass er rot hatte).

    Weiß jemand von euch Näheres zum Unfall?

    Gibt es an der Ampel "feindliches Grün" für Linksabbieger und Gegenverkehr?

    Warum gibt es überhaupt diesen Tatbestand?

    Das hat rechtsdogmatische Gründe. Wer im Gesetz was vorschreibt, ohne gleichzeitig eine Strafe bei Verstößen festzulegen, kann sich die ganze Vorschrift gleich sparen.

    Das Problem ist wohl dadurch entstanden, dass die Autoren der StVO und der BußgeldKatVO nicht daran gedacht haben, dass die Gemeinden die Streifen mit Begeisterung dazu ausnutzen würden, um ohne große Eingriffe in den Unterbau der Straße billig an Ergänzungen im Radwegenetz zu kommen, indem sie mindermaßige Streifen ohne Sicherheitsräume neben Längsparker quetschen.

    Und ich dachte immer, Victim Blaming sei so'n Ding der Revolverblätter, die sich dann "genüsslich" drüber auslassen, wenn eine Fahrradfahrerin oder ein Fahrradfahrer von einem Auto angefahren wird und dabei keinen Helm getragen hat. :(

    Der Hinweis auf ein objektiv verwirklichtes grobes Fehlverhalten ist kein VB.

    Im Artikel der "Bild" über den Unfall siehst du übrigens auch ein Foto, auf dem man gut erkennen kann, dass die Kollision kurz vor der Stelle war, wo am Fahrbahnrand ein "Haltestelle"-Schild steht. IOW: das Manöver der Radfahrerin bzw die Kollision hätte auch durch einen vollkommen legal dort haltenden Bus bedingt sein können. Würde man den Busfahrer dann auch am liebsten köpfen?

    Ich halte nichts von Radfahrstreifen und bevorzuge aber Mischverkehr. :P

    Der Umstand, dass auf Radfahrstreifen gerne gehalten wird, ist IMO der einzige Grund für die Stänkerei der Radfahrer-NGOs gegen diese Verkehrseinrichtung. Würden da einfach nur ab und zu Unfälle auf der ansonsten freien Flächen passieren, würde sich keiner über die Streifen an sich aufregen, und wegen der Unfälle würde man bestenfalls nach ganz anderen Lösungen suchen, die die Führung jedenfalls nicht in Frage stellt (zb Abbiegeassistenten bei Rechtsabbiegerunfällen auf/mit Hochbordwegen).

    Frage an die Runde: angenommen, ein haltendes Fahrzeug stünde auf einer Fahrbahn in der rechten Spur und ihr kämt mit dem Auto in dieser Spur an die Stelle - kämt ihr dann auch darauf, dass es eine gute Idee wäre, ohne Blinken und Schulterblick einfach "hoppla, jetzt komm' ich" in die zweite Spur auszuscheren?

    Und damit ist Risikokompensation ja völlig in Ordnung. Ich meinte mit meinem Beitrag eher die implizierte "Überkompensation".

    Eine echte Gefahr reduzieren und erst dann etwas unternehmen ist in meinem Weltbild sicher nicht falsch. Beispiele wären ein Zweitfallschirm beim Fallschirmspringen, eine Uhr beim Tauchen oder eine Schwimmweste beim Kanufahren.

    Du meinst, mit Zweitfallschirm wird Fallschirmspringen dann wieder genauso ungefährlich wie gar nicht springen? :evil:

    Risikoüberkompensation ist auch, wenn du dir dank Kopfschutz ein höheres Sturzrisiko zutraust und dir deswegen dann (bei dank Helm gleichem Kopfrisiko wie bei einer ungefährlichen Referenztätigkeit) halt öfter Rumpf oder Extremitäten schwer verletzt.

    Motorradfahrer und MTB-Downhiller können ein Lied davon singen.

    Vielleicht?

    "Steine von oben" kommen leider relativ häufig vor. Alles zu überlaufen. Ast ins Gesicht kommt auch vor. Aber ist es Überkompensation, wenn man persönliche Schutzausrüstung benutzt? Meistens passiert ja auch im Stahlwerk nichts, trotzdem ist ein Handschuh vielleicht eine gute Idee und so.

    Risikokompensation ist, wenn man Sachen tut, die man ohne Schutzausrüstung in der Form sonst gar nicht erst in Betracht ziehen würde.

    Vielleicht als persönliche Anekdote: Im Straßenverkehr brauche ich keinen Helm, ich trage aber einen wenn ich im Gebirge Mountainbike oder wenn ich mit den Hunden Trails fahre. In den beiden letzten Fällen sind die Unfälle "Gegenstand kracht gegen Kopf" nicht auszuschließen.

    Klassische Risiko(über?)kompensation.

    Im Ernst: ja, NO ist Botenstoff, wird aber in pharmazeutischen Produkten immer "in-situ" verabreicht - also gebunden an einen Rest. Die Kunst ist es, den Rest so zu gestalten, dass der Botenstoff zur richtigen Zeit am richtigen Platz und in der richtigen Menge entsteht. Meist werden NO-Präparäte in fester Form verabreicht. Es gibt auch wenige gasförmige Verbindungen, die z.B. in der Intensivmedizin gegeben werden. Eine direkte Gabe ungebundenen NO gibt es meines Wissens nicht. Wäre m.E. auch wenig erfolgversprechend, weil das NO beim Übergang in der Lunge sofort assoziiert.

    Nö, das Inhalieren funktioniert doch ganz ordentlich.

    Wer schon einmal das Vergnügen hatte, frisch erzeugten nitrosen Gasen ausgesetzt zu sein, der vergisst das wahrscheinlich niemals. Wenn man im Winter mit dem Fahrrad hinter einem Schummeldiesel im Stadtverkehr steht oder fährt, stellt sich ein Hauch dieser Erinnerung ein.

    Seltsamerweise korrelliert die NO2-Belastung der verkehrsnahen Messstationen eher mit steigenden Temperaturen.

    Entweder, das "Temperaturfenster" und seine behauptete Auswirkung ist eine Legende. Oder PKW-Diesel tragen weniger als gedacht zur NO2-Belastung der Luft bei.

    Das ist ja im wesentlichen der Kern meiner Frage: Die Grenzwerte (40 µg/m3 usw.) beziehen sich m.W. nur auf NO2. Das Mehrfache an NO, das drumrum wabert, interessiert dabei nicht? Macht doch irgendwie keinen Sinn, wenn sich NO in NO2 umwandelt.

    Wenn es sich doch sowieso ineinander umwandelt, kann man sich auch auf die apparativ einfachere Messung nur eines Parameters verständigen. Wenn der runtergeht, geht halt auch der andere mit runter, und umgekehrt. Also hat man sich für den Stoff zur Überwachung entschieden, der (u.a. wegen des Potentials zur direkten Ozonbildung) vermeintlich das größere toxikologische Potential hat.

    Warum NO im auf der Straße messbaren Spurenbereich als "good guy" ein hochwirksamer Gegenspieler des "bad guy" NO2 ist: Stickstoffmonoxid ist "physiologisch". D.h., der Körper bildet es erstens selbst, und er verfügt zweitens auch über entsprechend empfindliche Sensoren dafür. NO entspannt glatte Muskulatur, was nicht nur bei der Erektion unverzichtbar ist, sondern auch systemisch eine Blutdrucksenkung sowie eine Weitung der Bronchien bewirkt. NO ist der aktive Wirkstoff, der aus Nitroglycerin freigesetzt wird, wenn man damit einen Angina Pectoris-Anfall lindern will. Asthmatiker bilden in ihren Bronchien vermehrt NO, so dass die ausgeatmete Luft der Asthmatiker ein Mehrfaches der inhalierten NO-Konzentration besitzen kann.

    NO und NO2 gibt es in der Straßenluft stets im halbwegs proportionalen Mix, so dass die entspannende Wirkung des physiologischen Botenstoffes NO bei verkehrsüblicher Dosierung der beiden Gase wirksam verhindert, dass die (bei Einzelgabe von NO2 in wesentlich höheren Dosen durchaus messbare...) bronchienverengende Wirkung des NO2 sich unter dem Strich auf der Straße jemals durchsetzen kann.

    Sowohl NO wie auch NO2 bilden bei Kontakt mit Wasser unstreitig Säuren. Die Säuren werden auf der feuchten Lungenoberfläche bei üblichen Straßenkonzentrationen der Gase allerdings vollständig weggepuffert; die dabei verbleibenden Nitrit- und Nitrat-Anionen sind gut wasserlöslich. Sie entstehen auch im Körper selbst oder werden mit der Nahrung aufgenommen, und können über die Niere problemlos ausgeschieden werden.

    Genau da lag ja der "Diesel-Skandal" bzw. der Betrug. Angefangen hat das, weil man vermeiden wollte dass der Kunde den Harnstoff selber wieder auffüllen muss, deswegen den Verbrauch desselbigen so weit vermindert bis der Tankinhalt von Inspektion zu Inspektion reichte.

    Die in Deutschland verkauften EA189 hatten laut Wikipedia keine Harnstoffeinspritzung, sondern bloß einen NOx-Speicherkatalysator. Die Harnstoff-basierte SCR-Entstickung war offenbar den Versionen für den US-Markt (und nur ~5% der verkauften EA189 hierzulande) vorbehalten. Grund: in den USA gibt es keine besondere Abgas-Norm mit NOx-Rabatt für die Emissionen bei Dieselmotoren. Infolgedessen mussten die Diesel sich auch an die viel strengeren Maßgaben für Benziner (31 anstatt 180mg/km wie in der EU) halten können. Es scheint, als ob die Prüfstandserkennung auch nur für diese Versionen vorgesehen war und auch nur beim US-Test aktiviert wurde. Dafür spricht in meinen Augen jedenfalls, dass das Entfernen des Abschalt-Algorithmus aus der Software bei den Realemissionen in Deutschland relativ wenig Einfluss auf die NOx-Emission der Nicht-SCR-Modelle hatte.

    Zum Thema Stickoxid steht eigentlich alles in der Wiki.

    Stickoxide

    [...]

    Die Aussage, dass NOx an 3-Wege-Kats zu Stickstoff reduziert wird, irritiert mich. 3-Wege-Kats sind Oxidationskatalysatoren, die mit Überschuß-Sauerstoff unverbrannte Kohlenwasserstoffe und CO oxidieren. NOx kann man damit m.E. nicht mindern, eher im Gegenteil noch zur NO-Belastung beitragen.

    Wie das geht, steht auch in der Wiki. :evil: Als Reduktionsmittel wird das im Abgas ebenfalls enthaltene Kohlenmonoxid verwendet.

    Komisch. Mit Update liegts knapp unter dem ganzen anderen Scheißdreck.

    Der Mittelwert für alle getesteten Euro5 war 950. Ohne die 787 mg/km von den darin inkludierten EA189-Motoren (noch ohne Softwareupdates) lag der Mittelwert der übrigen Euro5-Flotte allerdings bei satten 1159mg/km. Durch das Softwareupdate sank die Realemission der EA189 von 787 auf 588 mg/km (was somit der Hälfte der vermeintlich nichtmanipulierten Flotte entspricht…).

    Meines Wissens nach emittieren Autos hauptsächlich Stickstoffmonoxid.

    Im Brennraum und bei den dort herrschenden Temperaturen entsteht immer NO. Bei Benzinern wird es im 3-Wege-Kat zum Luftbestandteil Stickstoff reduziert, bei neueren Dieseln zum Schutz des Partikelfilters zum NO2 oxidiert. Aus diesem Grund sehen neuere Diesel mit DPF bei der NO2-Emission trotz insgesamt besserer NOx-Bilanz schlechter aus als die ungefilterten Altdiesel mit ihrem hohen NO-Ausstoß.

    Fazit:

    Demnach stoßen Dieselautos der Abgasnormen Euro 4, Euro 5 und Euro 6 (ohne 6d-TEMP und neuere) in Deutschland in der Realität 674, 950 bzw. 614 mg Stickoxide pro km aus, während die Stickoxidgrenzwerte bei 250, 180 bzw. 80 mg NOx pro km liegen.

    1) Genau dieser Erhebung zufolge liegen übrigens die Schummeldiesel EA189 von VW bereits ohne Update erheblich unter diesen Durchschnittswerten der gesamten Flotte. Das kann nur gehen, wenn sehr viele andere vermeintlich nicht-schummelnde Motoren im Realbetrieb wesentlich dreckiger sind als die von VW. So ganz konzraproduktiv waren also die Tricks der Ingenieure bei VW denn wohl doch nicht. :evil:

    2) Die Grenzwerte sind für den Prüfstandsbetrieb gültig. Eine Überschreitung im realen Fahrbetrieb ist da durchaus einkalkuliert.

    3) Selbst mit diesen *E*missionen sind die *Im*missionen an den Messcontainern stetig rückläufig. Entweder, die alten, allmählich aus dem Bestand verschwindenden prä-Euro-5 Diesel waren im Hinblick auf NOx sehr viel dreckiger, als wir bislang unter dem Eindruck des VW-Skandals vermittelt bekommen haben. Oder, der Beitrag der Emissionen der Diesel-PKW für den Immissions-Messwert an der Straße ist viel geringer als angenommen. Oder beides.

    4) Die Toxizität von niedrig dosiertem NO2 wird maßlos überschätzt.