Beiträge von Th(oma)s

    Und Indien investiert auch kräftig in Erneuerbare, weil ihnen der Import von Kohle und Ol zu teuer ist.

    "Investieren" ist eine Umschreibung für "die CO2-Hypothek heute erstmal noch vergrößern". Investment ist immer etwas, das irgendwann Zinsen bringen soll. Zinsen gibt es aber nur, wenn auf Kosten der Umweltressourcen Wertschöpfung (und damit letztlich Raubbau) betrieben wird. Für Dinge, für die es keinen Gegenwert gibt (was am Ende des Tages für Energie der Fall sein wird, sobald es gelingt, quasi das solare Perpetuum Mobile einzuführen), wird auch keiner investieren wollen (können).

    Richtig, wir mit 2% können die Welt nicht alleine retten.

    Es geht gerade darum, ob wir mit Fahrradfahren irgendwas bewegen, und die Antwort darauf lautet "Nein!".

    Nein, müssten wir nicht, weil Wertschöpfung nicht zwingend mit der Verbrennung fossiler Energieträger verbunden ist. Energie wird benötigt, aber davon gibt es genug.

    Gedankenexperiment: angenommen, wir würden ein ausreichend großes Gebiet (vielleicht das Saarland...:evil:) ohne CO2-Kontakt zur Außenwelt einrichten, unter der Bedingung, dass erstens die dort lebende Bevölkerung keinen CO2-Ausstoß aus fossilen Rohstoffen mehr machen darf, zweitens, dass sie keinen Austausch von Gütern und Dienstleistungen mit der CO2-produzierenden Außenwelt mehr vornehmen darf, und drittens, dass jegliche Mittel zur Energiegewinnung nur unter Ausnutzung der schon vorhandenen CO2-freien Energiequellen hergestellt werden dürfen. Gleichzeitig soll der gewohnte Lebensstandard auf dem gleichen Niveau wie gehabt bleiben (insbesondere inclusive aller staatlichen und privaten Transferleistungen). Würde das funktionieren? Ich denke, nein. Das würde weder von heute auf morgen klappen, und es würde auch dann noch grandios in die Hose gehen, wenn wir verfügen, dass der CO2-Ausstoß in diesem Modellprojekt während einer 10 Jahre dauernden Übergangszeit jährlich um 10% vom Ausgangswert sinken darf.

    Ist z.B. der CO2 Ausstoß, der bei der Produktion von Rindfleisch in z.B. Argentinien verursacht wird, Anteilig des Deutschen Importes in den von dir genannten 1,7% enthalten?

    Angenommen, wir würden redlicherweise den Anteil des im Ausland indirekt für unseren Konsum emittierten CO2 auf den deutschen Anteil der Welt-Emissionen anrechnen. Dann würde das trotzdem nicht das mindeste am Quasi-Nichteffekt einer minimalen Mobilitätsverlagerung von Deutschen auf die Weltemissionen ändern. Auch die Idee, man könnte durch weltweite Mobilitätsverlagerung aufs Fahrrad noch spürbar was retten, ist eine Illusion. 7 Milliarden Menschen haben nicht mal ein Auto, das sie fürs Fahrrad stehen lassen könnten.

    Die Verkehrswende mag ein Baustein zum Eindämmen der Klimakrise sein

    Der deutsche Anteil an der Welt-Emission von CO2 beträgt 1,7%. Der Verkehrsanteil am deutschen CO2-Ausstoß liegt bei 20%, wovon wiederum der MIV nur 75% ausmacht. IOW: der Beitrag des deutschen MIV an der Welt-Emission ist 1,7 x 0,2 x 0,75 = 0,25%. Dieser Wert kommt dadurch zustande, dass jeder der 46 Millionen PKW im Mittel ein Pensum von 15.000km absolviert. Angenommen, ein überaus optimistisch angesetzter Anteil von 10% der Autohalter wäre guten Willens und ersetzte aufgrund der Appelle, doch bitte fürs Klima Auto-Kurzstrecken mit dem Fahrrad zu absolvieren, jeweils 500 Auto-km durch Radeln. Die Konsequenz wäre, dass der CO2-Ausstoß des deutschen MIV damit um 0,3% sänke, so dass sich am Ende der Beitrag des deutschen MIV an der Welt-Emission von CO2 um 0,008 Promille reduziert. Das ist nicht nur kein Baustein, das ist nicht mal ein Sandkorn.

    Das Beispiel zeigt sehr schön, warum es am Ende, obwohl die Klimaveränderung vielleicht menschengemacht gewesen ist, jedenfalls keine menschengemachte Klimarettung geben wird: wenn wir wirklich noch was ändern wollten, müssten wir nicht nur mal hier ein wenig verzichten und mal da ein paar niedrighängende Kirschen pflücken, sondern wir müssten die gesamte Weltwirtschaft von heute auf morgen vor die Wand fahren. Komplett und vollständig. Klappe zu, Affe tot. Dabei wird aber keine Regierung der Welt mitmachen, weil der damit unweigerlich eintretende vollständige Kollaps aller gesellschaftlichen Strukturen noch viel schneller und zerstörerischer käme, als selbst die schlimmsten angedrohten Folgen des Klimawandels.

    Im Fantasyroman kommt Gandalf und zaubert ein wenig, damit die Welt sich bei Bedarf wieder fügt. In der Wirklichkeit gelten die unerbittlichen Gesetze der Entropievermehrung. Ohne klimaschädliche industrielle Weltwirtschaft nicht nur keine Fördermittel für die Weltrettung, sondern ohne klimaschädliche industrielle Mehrwertschöpfung auch keine Zinsen, keine Rente, keine Lebensversicherung, keine Öko-ETF-Dividenden, kein Staat, kein Bürgergeld, keine Altenpflege, keine Verwaltung, keine Infrastruktur, keine Schulen/Unis, kein bezahlter Urlaub, kein Klopapier, keine Fußball-EM, keine Blinddarm-OP, keine neue Hüfte, gar nichts.

    Glaubt ihr im Ernst, die Leute da draußen würden dabei mitmachen?

    Und wie konkret?

    Wie auch immer man das macht, ud wie erfolgreich auch immer das am Ende sein würde, es hat mit dem Muskelantrieb an einem kleinen Teil der Gefährdeten nichts zu tun. Das wäre, als ob da draußen ein Amokläufer mit der MP wahllos um sich schießt und man zum Schutz von Rothaarigen Platzverweise prüft.

    Das Sichtfahrgebot ist mit die am häufigsten missachtete Grundregel der StVO.

    Ja. Blindflug kann allerdings prinzipiell nicht nach dem Subjekt seiner Blindheit filtern. Das ist ein Punkt, der noch von jedem übersehen wird, der dafür plädiert, dass man ausgerechnet den Teil der gefährdeten Verkehrsteilnehmer, die ein muskelbetriebenes Zweirad führen, aus dem Weg komplimentieren sollte. Auf den Landstraßen sterben täglich 3-4 Menschen, die keine Fahrräder benutzten, sehr viele davon im Längsverkehr. Alle 3 Tage stirbt außerorts ein Radfahrer aus anderen Gründen, als dass er von einem KFZ-fahrenden Blindflieger im Längsverkehr von hinten erfasst wurde; sehr häufig darunter Fälle, wo es Infrastruktur entlang der schnell befahrenen Landstraße gab und die Radfahrer mit dem Queren dieser (zu) schnell befahrenen Fahrbahn überfordert waren. Nur knapp alle 14 Tage hingegen stirbt ein Radfahrer außerorts, weil ein KFZ-Führer ihn auf der Fahrbahn im Längsverkehr übersehen hatte.

    Ein normaler 3-Wege Kat (Benziner) funktioniert nur bei (eng) rund um Lambda 1 und wenn er (wirklich) warm ist. Auch wenn das Auto 10 x 500m gefahren wird und dazwischen 5 min steht, funktioniert ein Kat nicht. So, wie viele KFz im Alltag genutzt werden ist ein Kat für die Katz. 3km Fahrt, abstellen, 1km Fahrt, abstellen, .....

    Dafür, dass Kats für die Katz sind, und Diesel dank Elektricks und Thermofenster sowieso betrügen, hat sich aber allerhand getan. Die Immission war 2023 beim NO2 und auch für PM 10 bzw PM 2,5 noch niedriger als während der Lockdown-Jahre.

    Ein Hauptproblem am Kat, was Du gerne übersiehts an deiner Argumentation mit Kurzstreckenbetrieb beim Auto: Da sind Kats nicht oder nur unzulänglich im Einsatz, das gleiche gilt übrigens für Vollast-Autobahnfahrten.

    Die vielen Kurzstrecken beim Auto sind Artefakte der Zählung, weil Teile von Rund- und Etappenfahrten als unabhängige Wege gewertet werden. Bei mehreren Teilwegen ist der Kat aber nur beim ersten davon kalt.

    NO2 ist zu kurzlebig, als dass es außerhalb von Städten Schaden anrichten könnte. Im Gegenteil, im Vollastbetrieb auf der Autobahn ist es eher sinnvoll, dass im Zielkonflikt zwischen Staub und Stickoxid die Bekämpfung der Partikelemission zu Lasten des NO2 die Priorität erhält (und dabei auch der Partikelfilter freigebrannt wird).

    Wie kommst du auf dieses schmale Brett? Du musst abseits von Kraftfahrstraßen und Autobahnen ÜBERALL mit Radfahrern rechnen. Und deine Fahrweise entsprechend anpassen. In dieser Weise äußern sich übrigens auch regelmäßig passionierte Autofahrer.

    Es gibt kein selektives „mit-etwas-nicht-rechnen“. Wer dem Verkehr allgemein die notwendige Aufmerksamkeit zuwendet, hat Fahrbahn-Radfahrer automatisch mit auf dem Zettel. Wer dies nicht macht, gefährdet neben sich selbst und anderen Verkehrsteilnehmern insbesondere auch Radwegradler. Hatte ich eigentlich schonmal erwähnt, dass Radfahrer nicht im Längsverkehr niedergemacht werden?😈

    Es geht auch um Fahrbahnbreiten oder Standspuren. Je breiter eine Fahrbahn gebaut ist, umso schneller kann darauf gefahren werden. Kommt dann noch eine zweite Fahrspur je Richtung dazu und außerdem ein Mittelstreifen und ein Standstreifen, und dann noch kreuzungsfreie Zu- und Abfahrten, dann ist Tempo 120 angesagt

    Das ist doch alles Straßen*bau*recht (wo Gemeinden und Städte immer schon machen durften, was sie wollten), aber nicht Straßen*verkehrs*recht.

    Der Klimaschutz wird [in StVG und StVO] nicht ausdrücklich erwähnt.

    Das ist auch vollkommen richtig so. Dem Klima ist es schnurzpiepegal, wo genau (nicht) schnell gefahren wird. Sollte also Klimaschutz beabsichtigt sein, wäre es Aufgabe des Bundes-Gesetzgebers entsprechend einzugreifen (allgemeines Tempolimit, Zulassungsrecht etc.). Ist ja nicht so, dass es örtlich begrenzt auf der A1 wärmer wird, weil da so viel CO2-ausstoßender Verkehr ist.

    Ob nun "eigenständiges Kriterium" oder "Floskel", der Hinweis darauf, dass die Leichtigkeit des Verkehrs nicht unnötig eingeschränkt werden darf, diente bisher dazu, Einschränkungen insbesondere des Autoverkehrs abzuwehren. Ob der Autoverkehr zum Beispiel durch schnelles Fahren zur Umweltverschmutzung beiträgt oder nicht, war bisher weitgehend irrelevant. In Zukunft ist es leichter möglich, Einschränkungen des Verkehrs vorzunehmen, zum Beispiel, weil es dem Umweltschutz dient, als das in der Vergangenheit möglich war.

    Umweltschutz war auch schon in §45 (9) alter Fassung eins der "Rechtsgüter", dessen Gefährdung Voraussetzung für die Anordnung von Verkehrsbeschränkungen hinreichend war. Insoweit die Verkehrsbehörden den Bürgern/Politikern, die eine solche Beschränkung angeregt haben, weisgemacht haben, sie dürften sie nicht vornehmen, weil es ihre zentrale gesetzliche Aufgabe sei, die Leichtigkeit des Kraftverkehrs zu gewährleisten, so war das immer schon gelogen. Erstens, weil eben die Ermächtigung immer schon da war, und zweitens aber auch, weil die Interpretation, mit "Leichtigkeit des Verkehrs" sei "Leichtigkeit des motorisierten Individualverkehrs" gemeint, nur durch eigene Erfin^h^h Halluzina^h^h^h Auslegung zustande kam.

    In Bayern behauptet der für Verkehr zuständige Staatsminister bis heute, dass das ja nur eine „Kann“-Regel gewesen sei und „empfiehlt“ den unteren StVBen höchstens, sich da mal drum zu kümmern, wenn… ja, wenn sie denn Lust dazu haben. Und genau deswegen stehen wir halt heute kaum besser da als vor 25 Jahren.

    Es gibt wohl keinen politischen Sachverhalt, der in der breiten Bevölkerung ähnlich unumstritten ist wie die die Ansicht, dass es nicht dem einzelnen Radfahrer gestattet werden soll, über die Frage der Radwegebenutzung selber zu entscheiden.

    Wenn du vorhandene Radwege ignoriert, lässt das niemanden gleichgültig. Die schweigende Mehrheit lässt sich zwar nicht zu Maßregelungsnötigungen hinreißen, aber das bedeutet ja keineswegs Billigung des Verhaltens. Die Leute denken wahlweise „Was für ein Arsch!“ oder „Was für ein Narr!“. Was dagegen keiner denkt: „ .“ (also das, was er denkt, wenn da an gleicher Stelle ein langsames Moped fährt).

    StVG §6 (1) Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur wird ermächtigt, soweit es zur Abwehr von Gefahren für die Sicherheit oder Leichtigkeit des Verkehrs auf öffentlichen Straßen erforderlich ist, Rechtsverordnungen mit Zustimmung des Bundesrates über Folgendes zu erlassen:

    Wo steht da was von *Kraft*verkehr?

    Abgesehen davon ist Leichtigkeit des Verkehrs auch kein eigenständiges Kriterium, sondern ebenso wie Sicherheit integraler Bestandteil einer einzigen Floskel, nämlich dem aus dem preußischen Polizeirecht übernommenen Begriff „öffentliche Sicherheit und Ordnung“. Grundgedanke dabei ist, dass die Wahrung der öffentlichen Sicherheit letztlich immer davon abhängig ist, dass sich die Bevölkerung von vorneherein „ordentlich“ verhält (so ungefähr Dietmar Kettler seinerzeit zur Frage, warum Radwegebenutzungspflichten ohne sicherheitstechnische Notwendigkeit trotz der StVG/StVO-Ermächtigung zum Zweck der „Sicherheit und Ordnung“ nie §45(9)-konform sein könnten).

    Ich habe mehrfach beim ADFC nachgefragt, aber nie eine Antwort erhalten. Und ich selbst muss zu doof gewesen sein, das zu finden. Stattdessen habe ich in der StVO und VwV-StVO das genaue Gegenteil gefunden. Es scheint also bereits erlaubt zu sein, sich um die Verkehrssicherheit zu kümmern. 8|

    Mehr noch: das, was angeblich bisher wegen des StVG nicht möglich war (nämlich der notwendige tiefbau-technische Um- und Rückbau von Straßen), liegt meilenweit jenseits der Kompetenzen des StVGs. Auch das haben ADFC und die anderen Verkehrswende-NGOs beim Kampaigning offenbar ganz bewusst ignoriert.

    Wenn ich das lese... [Kommunen brauchen mehr Handlungsspielraum]

    ...und an meine Lieblings-Kommune denke, dann bekomme ich wirklich Angst.

    Achwas. Da ja angeblich der Zweck des alten StVG gewesen ist, den KFZ-Verkehr zu beschleunigen, und diese Zielvorgabe nach Auskunft der Initiatoren der Novelle jetzt vermeintlich gestrichen worden ist, wird es künftig Entschilderungen regnen, dass es eine wahre Freude ist! :evil: