Wenn du das als Negativ-Kampagne gegenüber der niederländischen Radverkehrsinfrastruktur ins Feld geführt hättest, wäre das [sehr schmaler Schutzstreifen] möglicherweise überzeugender gewesen.
Ich bin kein Freund von Schutzstreifen, weil sie die üblichen Nachteile jeder willkürlichen Antriebs-Segregation besitzen, aber tatsächlich halte ich die ältere, schmale Variante für sicherheitstechnisch gegenüber den aktuellen Markierungen für weit überlegen.
Die Gründe: Seitliche Sicherheitsabstände sind eben keine Naturkonstanten, denn der Bedarf für solche Abstands-Reserven ist hochvariabel, weil er strikt vom hochvariablen Verhalten der Menschen abhängt. Man wird nicht vom Mittelwert gestreift, sondern von einzelnen extremen Ausreißern. Die Sicherheitsabstände zum Fahrrad sollen als Reserve für unvorhersehbare sehr große Schwankungen der Radfahrer-Fahrlinie dienen, weil man davon ausgeht, dass ein muskelbetriebenes Zweirad aufgrund der Kurbelei notwendigerweise stärker eiert als ein gleich schnelles motorgetriebenes Zweirad. Größere Schwankungen sind jedoch auch beim Fahrrad keine physikalische Notwendigkeit, sondern lediglich Folge unkonzentrierter/gleichgültiger Balancehaltung. Die Größe der Amplitude lässt sich auch für Kinder, Senioren und Ungeübte bis auf ein oder zwei Handbreit begrenzen, wenn man nur eine Art "Peilhilfe" anbietet, die zum Spurhalten einlädt. Das ist exakt das gleiche Prinzip wie eine aufgemalte Fliege in der Glasur eines Pinkelbeckens.
Wer das anzweifelt, kann ja mal mit Kindern einen Fahrradausflug auf einem schmalen Trampelpfad ausprobieren und sich dabei eines Besseren belehren lassen. Gleichzeitig folgt aus dem Umstand, dass KFZ mit einem ausreichend breiten Restfahrstreifen nicht mehr zum Überholen ausscheren müssen zwingend, dass die Führer der KFZ das Ausscheren weder ganz vergessen noch sich beim Timing zum Aus- und Einscheren grob irren könnten.