Beiträge von Th(oma)s

    Gleichberechtigung. KFZ und Radler gleichberechtigt.

    So lange das Unterscheidungsmerkmal ohne Kausalzusammenhang zum Unfallrisiko im Längsverkehr willkürlich festgelegt wird, ist Segregation das genaue Gegenteil von Emanzipation, Teilhabe und Gleichberechtigung, nämlich brutale Apartheid.

    Mittlerweile wird die groteske Diskriminierung der Unterscheidung durch die Entwicklung auf dem Batterie- und Elektromotor-Sektor auch für jeden Deppen sichtbar, wenn mehrspurige KFZ mit Fahrerkabine, Kastenaufbau und batterieelektrischem Antrieb nur deswegen als "Lastenfahrräder" gelabelt werden, weil sie statt eines Gaspedals/Drehgriffs ein Paar rotierende Pedalkurbeln besitzen.

    das ist die Stelle aus Sicht der Autofahrerin: StreetView

    Beachte das im Streetview-Ausschnitt gut erkennbare "Hamburger Rot" auf der Furtampel auf der Mittelinsel.

    Für mich hat dieser Teil der Kreuzung frappierende Ähnlichkeit zu der von anderen Gruppen geforderten "Schutzkreuzung" :rolleyes:

    ACK. Pikanterweise bezeichnen manche Quellen [z.B. NDR, Bild] diese Führung als "Radfahrstreifen", was wohl ausgerechnet auf die Original-Polizeimeldung zurückgeht. Nur Freud'sche Fehlleistung oder doch eher politische Einflüsterung von Agitatoren mit "Mordstreifen!!!"-Aversion? :evil:

    Und das nur weil Autofahrer leider immer zu schnell fahren und dann muss man ihnen natürlich jede art von möglichen Hindernis aus dem Weg räumen, damit sich daran auch nichts ändert und sich das Wissen verfestigt, dass ausschließlich und alleine KFz und LKW auf der Fahrbahn zu fahren haben, selbst bei drittklassigen Straßen, weswegen man auch mit nichts anderen rechnen muss und deswegen fleißig gasgeben kann.

    Diese Haltung fußt auf zwei fundamentalen Irrtümern:

    1. Irrtum: "Man darf auf einer leeren Fahrbahn schneller fahren, wenn Radverkehr dort verboten ist." Falsch, weil die Geschwindigkeit ohnehin durch die Verpflichtung, nur so schnell zu fahren, dass man auch auf auf der Fahrbahn herumliegende/stehende Objekte rechtzeitig und angemessen reagieren kann, gedeckelt ist. Der hierdurch vorgegebene Wert liegt *deutlich* unterhalb einer hypothetischen spezifischen "Fahrrad--Entdeckungs-Schwelle".

    2. Irrtum: "Man darf Objekte, die man schon beizeiten gesehen hat, ignorieren, nachdem man festgestellt hat, dass es sich dabei bloß um muskelbetriebene Zweiräder handelt.". So falsch, dass man das noch nicht mal erläutern müsste.

    In dem von Yeti verlinkten NDR-Beitrag sagt der Verkehrsexperte Prof. Mark Vollrath, Tempo 100 oder Tempo 70 ist beinahe komplett irrelevant für die Frage der Verkehrssicherheit für den Fahrradverkehr und rät zu Tempo 50 km/h. Deshalb fordert er getrennte Wege überall außerorts.

    Dass der gute Mann keine Ahnung von der Materie hat, beweist er dadurch, dass er offenbar feste daran glaubt, dass es physikalisch einen Unterschied macht, ob man wegen eines in gleicher Richtung vorausfahrenden Radfahrers oder wegen eines beliebigen anderen Objekts bremsen müsste. Dieses andere Objekt könnte nicht nur ein KFZ in gleicher Richtung sein, sondern z.B. auch ein KFZ im Gegenverkehr. Auch Fußgänger bzw. querende Fahrzeuge (bei denen es sich bei wunschgemäßer Separation sehr viel öfter auch um Fahrräder handeln wird...) können durchaus Anlass zu einer Vollbremsung geben.

    Wenn ich mich recht erinnere, sagtest du zu dem Thema an anderer Stelle einmal: Fahrradfahrer*innen sollten außerorts möglichst weit rechts fahren und aufmerksam darauf achten, ob sich ein Auto von hinten nähert und ggf. "sprungbereit" sein, um sich im Straßengraben in Sicherheit zu bringen. Oder hab ich das jetzt zu sehr überspitzt, was du dazu sagtest?

    Hast du. Von Sprungbereitschaft war nie die Rede. Meine Ansicht ist, dass Auffahrunfälle grundsätzlich so unwahrscheinlich sind, dass man sich darüber eigentlich keine speziellen Sorgen zu machen braucht. Ergänzend kann man sich gegen das von der Radwege-Agitation emsig geschürte Unsicherheitsgefühl wappnen, indem man sich die weiße Linie am Rand als Peilhilfe nimmt und versucht ihr möglichst eng zu folgen. Dann werden einem auch die sehr selten auftretenden geblendeten/träumenden/verkalkten/betrunkenen "Nichtüberholer" garantiert nicht in die Hacken fahren.

    Stimmt "Hälfte auf Landstraßen"?

    Kommt drauf an. Insgesamt gesehen sind es 62% innerorts, 38% außerorts. Wegen der stärkeren Asymmetrie bei Alleinstürzen (114:47, 71% innerorts) ist die Quote bei Fokus auf KFZ näher beisammen, insbesondere für PKW als Gegner liegt sie bei nur noch 54% innerorts (88:74). Dabei wäre aber noch zu berücksichtigen, dass "auf der Landstraße" und "außerorts" nicht das selbe ist. Fahrradunfälle mit KFZ auf Feldwegen sind auch keine Seltenheit.

    Und zu guter Letzt die wichtigste Einschränkung: "auf der Landstraße" ist natürlich ungleich "mangels Radweg auf der Landstraße von hinten umgenietet". Neben dem Alleinsturz ist außerorts die Vorfahrtnahme durch einen Radfahrer das häufigste Szenario bei Todesfällen mit Fahrrad. Da merkt man, dass dieses "Tempo 70 wo kein Radweg ist" nicht mehr ist als ein plumper Erpressungsversuch ("entweder, ihr baut einen Radweg, oder ihr müsst euch vor den autofahrenden Wählern dafür rechtfertigen, dass ihr beim Radwegebau versagt und ihnen deswegen das Limit zumuten müsst."

    Edit: zur Verdeutlichung, wie sehr dieses „immer mehr Radfahrer sterben auf der Landstraße“-Framing die arglosen Leser solcher Meldungen behumst, die wahre Entwicklung der „von hinten“-Unfälle im Laufe der letzten 13 Jahre (achte auf die Skala der y-Achse):

    Der Nimbus ist ein Heiligenschein und wird dann als ironischer Begriff benutzt, wenn ein Vorzeigeprojekt einmal nicht ganz so vorzeigbar daherkommt.

    Ja, und so war das angesichts der vielen Enten und Stille-Post-Fehler zu dem Thema auch gemeint. Selber mal kritisch Recherchieren ist in den Redaktionsstuben offenbar völlig aus der Mode gekommen. Stattdessen bedient man lieber unreflektiert die gängigen Klischees und paraphrasiert die Verlautbarungen der Verkehrswende-Agitation.

    Zu den Unfallverhütungs-Maßnahmen in Helsinki, die zahlreichen Fahrradfahrern das Überleben sicherten und sichern (im Vergleichszeitraum starben in Berlin 55 ( https://www.sueddeutsche.de/projekte/artik…3/?reduced=true ) , zu den Maßnahmen in Helsinki gehört etwa Tempo 30 als generelle Höchstgeschwindigkeit innerorts. ( https://www.tagesschau.de/ausland/europa…stoten-100.html )

    Der Anteil an Tempo-30-Straßen im Straßennetz Helsinkis beträgt Anno 2025 entsprechend der Aussage des zuständigen Verkehrsplaners erst 50%. In Straßen mit Schulen gäbe es angeblich Pläne (!) demnächst (!) dort T30 einzuführen. Der Anteil der T30-Straßen im Berliner Netz beträgt schon seit 3 Jahrzehnten 60%, Schulen ohne T30 gibt es dort auch schon lange gar nicht mehr. Wenn Korrelation wie nahegelegt Kausalität wäre, müsste man schlussfolgern, dass T30 die Getötetenzahlen erhöht und nicht senkt.

    Abgesehen davon starben natürlich in B in 2024 auch nicht 55 Radfahrer, sondern 55 Verkehrsteilnehmer. Radfahrer starben 12, davon wiederum nur 7 bei Unfällen mit KFZ. In den 2 Jahren davor wurden in der Gesamtbilanz jeweils neue Allzeit-Bestwerte aufgestellt (34 und 33 Tote), und auch in diesem Jahr wird die Bilanz entsprechend des aktuellen Trends voraussichtlich wieder unter 40 landen. Ekliges Cherrypicking, halt.

    Im vorliegenden Fall passierte der tödliche Unfall auf einer Sandpiste in einem Wald:

    Ja und? Genau der selbe Unfall (=tödliche Frontalkollision zweier Radfahrer in Grünanlage abseits asphaltierter Straßen) wird ja auch ohne Umschweife von der Berliner Verkehrswende-Agitation als Beleg für die enorme Gefährdung der Verkehrsteilnehmer durch KFZ-Verkehr verwendet. Die organisieren dafür sogar extra eine tränenreiche Mahnwache im Park. Sieben Tote aller Verkehrsarten (4x Fuß, 2x Rad, 1x E-Scooter) gab es zudem in B mit den heiligen öffentlichen Verkehrsmitteln (4x Tram, 3x Bus). Elf der Opfer starben bei Alleinunfällen (2x Radfahrer, 5x Motorrad, 4x PKW).

    Selbstverständlich kann es auch bei einer hervorragenden Radfahrinfrastruktur zu tödlich verunglückten Fahrradfahrer*innen kommen, aber im Vergleich kommt das halt deutlich seltener vor als bei einer weniger guten Fahrradinfrastruktur. (Es sei denn, die Fahrradinfrastruktur ist so grottenschlecht, dass ohnehin niemand das Fahrrad benutzt.)

    Der Radverkehrsanteil in Helsinki ist weniger als halb so groß wie der von Berlin, und Helsinki hat nur 1/5 der Einwohner Berlins. Schon das allein bewirkt, dass bei nominell gleichem Risiko die Fahrrad-Opferzahl in Helsinki nur 1/10 der Berliner Zahl sein wird. In diesem Jahr sind Stand heute gleichwohl erst zwei Radfahrer in B ums Leben gekommen. Wenn Korrelation Kausalität wäre, hätte Berlin also ganz vorzügliche Radwege. q.e.d.

    Der Nimbus ist auch schon wieder weg, und die Gegenüberstellung zweier ausgesuchter komplementärer Ausreißer (Berlin 2024 gegen Helsinki Juli 2024-Juni 2025) ist übles Cherrypicking.

    1.8.25 https://t.co/qC6FPjYefr "Am vergangenen Freitag ereignete sich in Helsinki, ein tödlicher Zusammenstoß mit zwei Fahrrädern."

    17.8.25 https://t.co/3K27fwqsSl "Der Fahrer des Autos hatte die Kontrolle verloren... Einer der Insassen starb noch am Unfallort"

    Was wäre deine Empfehlung an Onkel Klaus, der mit seinem Pedelec bisher stets nur zaghaft bremste, weil ihm das nicht so ganz Geheuer ist mit der Vorderradbremse und dem Gewicht?

    Das Gespür für Hebelkräfte und Druckpunkt kann man tatsächlich durch gefühlvolles Anbremsen im normalen Verkehr ganz ohne Vollbremsung bekommen. Eine Vollbremsung im Schreck- und Notfall ist eh unweigerlich maximal. Ein Hinweis, dass man sich tunlichst beizeiten angewöhnt, immer mit beiden Händen und dabei gleich stark zu ziehen, wäre daher hilfreicher.

    Deshalb hatte ich geschrieben, es sei interessant zu beobachten, wie sich die Zahl der Unfälle (Fahrrad versus Pedelec) auf einer autofreien Insel entwickelten. Optimal wäre natürlich ein Vergleich zwischen einer Insel, auf der Fahrräder und Pedelecs zugelassen sind im Vergleich zu einer Insel, auf der nur Bio-Bikes fahren.

    Der Unfallatlas weist für die vier autofreien Inseln (Baltrum, Juist, Wangerooge, Langeoog, knapp 4.000 Einwohner) zusammen 75 Unfälle in 8 Jahren aus. Die beiden größeren Inseln Borkum und Norderney (gut doppelt so viele Einwohner mit knapp 10.000), wo Autos grundsätzlich zugelassen sind, hatten im Zeitraum 242 Unfälle. Über Pedelecs schweigt sich der Unfallatlas aus. Es gab 3 Todesfälle, alle 3 auf den autofreien Inseln, davon 2x Fahrrad und 1x Pedelec. Bei letzterem Fall überholte das 90-jährige Opfer mit dem E-Bike eine Fußgängergruppe; ich hatte den Fall als Alleinsturz eingetragen, aber der Unfallatlas führt im Gegensatz zu den beiden anderen Alleinstürzen Fußgänger als Gegner.

    Auf den autofreien Inseln ist auch der Anteil der schwerverletzten Radfahrer größer als auf den Auto-Inseln, was wahrscheinlich an der größeren Bereitschaft liegt, Kleinkram nicht anzuzeigen, wenn kein haftpflichtversichertes KFZ beteiligt ist.

    Fahrradunfälle sind ebenso wie Pedelecunfälle nicht nur an der Nordsee überraschend seltene Ereignisse. Insgesamt sind die Fallzahlen daher viel zu gering für eine zuverlässige Trendanalyse, insbesondere bei schweren Verletzungen/Toten.

    Anmerkung: „LKW etc.“ ist alles, was nicht entweder PKW oder Kraftrad ist. Auf den Inseln also vermutlich nicht gerade Sattelschlepper…😛

    Das Tempo, das sehr viele Menschen mit Leichtigkeit mit einem Pedelec erreichen können und auch tatsächlich fahren, also ca. 25 km/h, begünstigt die Unfallgefahr.

    Dank Antriebsunterstützung sind Pedelecfahrer beim Anfahren zum Kreuzen einer Fahrbahn nicht so schwerfällig wie die Nutzer von konventionellen Rädern, die als Wenigfahrer auch gerne mal vergessen, vor dem Anhalten runterzuschalten.. Ich würde erwarten, dass das Risiko pro eine Million Vorfahrtfälle schwer zu verunglücken deshalb für Pedelecfahrer kleiner ist.

    Wenn jemand zu Fuß auf der Fahrbahn unterwegs ist und sie damit mehr oder minder blockiert, dann moniere ich das und bitte darum, vorbeigelassen zu werden. Dafür hat man die Klingel.

    Die Klingel dient der Abgabe von Schallzeichen gemäß §16 StVO unter den dort genannten Bedingungen. Also Weg freiklingen („Überholabsicht ankündigen“) ja, aber nur außerorts. Innerorts ist das Klingeln nur erlaubt, wenn dem „Angeklingelten“ Gefahr droht. Durch enges Vorbeifahren erzeugte Gefahren sind allerdings nicht per Klingel anzukündigen, sondern einfach zu unterlassen.

    Ich habe seit 30 Jahren nur Fahrräder ohne Klingel, und ich habe sie nicht einen einzigen Tag vermisst (was allerdings sicher auch mit daran liegt, dass ich genau so lange die Benutzung von Infrastruktur kategorisch verweigere).