Beiträge von Th(oma)s

    Sag ich ja: 20 km/h sind genug Tretunterstützung bei einem Pedelec. Was darüber liegt, ist nicht gleich rasen, aber viele Radwege geben das einfach nicht her schneller zu fahren als 20 km/h

    Da baue ich dir die goldene Brücke für deinen Einsteiger“Tempolimit außerorts“, und dann das. Nochmal: es liegt nicht an der erzielbaren Endgeschwindigkeit der Pedelecs. Pedelecfahrer sterben entweder, weil sie bei mäßiger Geschwindigkeit (Anfahren, Anhalten) einfach mit ihren schweren Böcken umkippen, oder weil sie bei mäßiger Geschwindigkeit (Anfahren an Vorrangstellen) gegen ein übersehenes schnelles Auto prallen.

    Mit Impact meinst du doch sicher die "Stoßheftigkeit" oder "Aufprallheftigkeit", die ja bei höherem Tempo größer ist als bei niedrigerem Tempo.

    Beim Unfallszenario Nummer eins, dem Alleinsturz, ergibt sich der Impact allein aus der Fallhöhe. Wer daran was ändern will, muss Liegeräder propagieren.

    Bei Kollisionen mit KFZ spielt wiederum die KFZ-Geschwindigkeit bei Todesfällen die dominierende Rolle. Auch dies trägt zum Mythos vom rasenden Pedelecfahrer bei, weil Pedelec nicht nur häufiger von Senioren gewählt werden, sondern die Senioren dann auch eher damit Ausflüge ins Freiland unternehmen, wo sie dann beim nachrangigen Kreuzen und Queren der Landstraßen mit mit Reisegeschwindigkeit durchfahrenden KFZ kollidieren.

    Und an anderer Stelle steht zum Thema Pedelecs geschrieben: "Vor allem ältere Menschen erreichen auf solchen Rädern eine Geschwindigkeit, die sie sonst nicht schafften. (...) Unfälle mit nicht motorisierten Fahrrädern enden in nur 3,6 von 1.000 Ereignissen tödlich – bei E-Bikes ist die Quote mehr als doppelt so hoch: 7,9 von 1.000 Unfällen."

    […]

    Wenn aber hohe Geschwindigkeit eine häufige Unfallursache ist, dann liegt es doch sehr viel näher, die Geschwindigkeit von Pedelecs, bei der die Tretunterstützung aufhört, zu reduzieren. Wieviele Pedelecunfälle hätte es weniger gegeben, wenn die Tretunterstützung schon bei 20 km/h enden würde? In diese Richtung wurde nicht recherchiert.:/

    Der offenbar unausrottbare Mythos vom rasenden Ebiker. Der wahre Grund für die höhere Mortalität der Pedelecnutzer bei Unfällen ist einzig und allein der Umstand, dass ältere Menschen besonders häufig Pedelecs nutzen, und dass ältere Menschen gleichzeitig bei nominell gleich heftigem Impact schwerer verletzt werden oder eher versterben.

    Wenn hier also der Fall "wird auf einen Schutzstreifen geführt" mit "Standard-Straße mit Fahrbahn und Gehweg" verglichen wird, verwundert nicht, dass bei Schutzstreifen mehr Radfahrer auf der Fahrbahn unterwegs sind.

    Die BASt-Studie verglich „gar kein Fahrradfirlefanz“ mit „Schutzstreifen“.

    Dass ein Schutzstreifen "einlädt" sehe ich dennoch überhaupt nicht. Kennt hier irgendwer Radfahrer, die gerne auf Schutzstreifen fahren? Oder denen Schutzstreifen lieber als "keine MArkierung" sind?

    Alle, die sich überhaupt mit der Materie befassen, sind längst vom „Seitenabstand, so wichtig!“-Virus infiziert, spätestens, seit dieser Hoax die Weihen der vermeintlichen Relevanz durch die Konkretisierung der Mindestabstände in der StVO erhalten hat.

    Aber auch „Erstens wurden im Mischverkehr generell geringe seitliche Überholabstände (Rad-Kfz) festgestellt.“, ohne mich gefragt zu haben, denn ich kann diese nicht feststellen. Im Gegenteil kann ich sagen, das „geringer Überholabstand“ nicht (allein) auf der Eigenschaft „Mischverkehr“ beruht. Pophankenweg ohne Anbauten, auch in der Brutalozeit wars immer Vorbildlich, auch kein Drängeln.

    Tendenz könnte es auch in Punkt 3 geben.

    Im Ergebnisteil zeigen sie, dass von der Abstandsverkleinerung nur die Überholvorgänge ohne Gegenverkehr betroffen waren, während die (jeweils ca. 20cm geringeren) Abstände bei Gegenverkehr gleich blieben. Ein weiteres interessantes Detail aus dem Ergebnisteil war, dass der Rechtsabstand zu Längsparkern mit Streifen paradoxerweise größer war als ohne.

    Erwähnte ich eigentlich schonmal, dass man aber nicht vom Mittelwert gestreift wird, sondern von extremen Ausreißern, und dass die Chance auf solche Ausreißer mit Streifen sehr viel kleiner bzw. trotz dichterem Abstand jedenfalls nicht größer wird, weil erstens der Radfahrer viel weniger Pendelamplitude hat und bei Linksabbiegemanövern weniger Fehler machen wird, weil er die Markierung erst überfahren darf, nachdem er sich vergewissert hat, dass er keinen Verkehr links der Linie "gefährdet" (vulgo: zu reflexartigem Ausweichen/Notbremsung zwingt), und zweitens die Autofahrer auch keine Fehler beim Ausscheren machen können, weil sie gar nicht ausscheren müssen?

    Was ändert sich für den Radverkehr, wenn dieser rote Bereich am Fahrbahnrand

    • 10cm
    • 50cm
    • 150cm

    breit ist?

    Nun, der konkrete Fall in Enzweihingen wäre mit einem markierten Streifen eher nicht passiert, weil nämlich die im Streifen eingesperr^h^h^h geschützten Radfahrer vom Bus verfehlt bzw. gar nicht oder zumindest erst später an übersichtlicherer Stelle überholt worden wären. Ein weiterer positiver Aspekt wäre, dass ein Streifen zum Fahrbahnradeln einlädt, und damit radelnde Bangbüchsen vom ungleich gefährlicheren Bürgersteigradeln abhält.

    Nichtsdestoweniger würde natürlich alle Welt trotzdem im Missverständnis von der auf ewig unverhandelbaren Notwendigkeit des vollen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstandes mit Markierung den dicken "Moordstreifen!!!"-Schaum vorm Mund haben.

    Duck&wech:saint:

    Die hiesige Malerei kam, weil die Anwohner über dichte Überholabstände jammerten.

    Der letzte Todesfall beim Überholen innerorts liegt heute mehr als 15 Monate zurück. Der damalige Fall war der einzige derartige in Deutschland im Jahr 2024 und geschah in der Baden-Württembergischen 4000-Seelen-Metropole Enzweihingen, als ein Busfahrer ein hintereinander fahrendes Ehepaar auf Rädern überholte*. Darauf hin fordert die Lokalzeitung Schutzstreifen an diesem Unfallort. Man weiß jetzt schon, was passieren wird, sollte die Verwaltung die Anregung aufgreifen.

    *) angeblich sei die Verunglückte vom (zu eng) überholenden Bus zu Fall gebracht und danach überrollt worden. IMO kann das so nicht stimmen, denn die Markierungen der Unfallaufnahme im Zeitungsbericht über den Unfall zeigen, dass das Fahrrad Fahrbahn-mittig zu liegen kam und damit vollständig unter dem Bus gelegen haben muss. Das ist mit einem Engüberhol-Szenario nicht vereinbar, sondern geht aufgrund der bis knapp auf die Fahrbahn herab geschlossenen glatten Flanke eines Linienbusses nur, wenn der Bus dem Fahrrad mit der Front von hinten in die Hacken fährt. Ein denkbares zu den Spuren passendes Szenario wäre, dass die Frau zu ihrem vorausfahrenden Mann aufschließen wollte und just im unpassendsten Moment begonnen hatte, sich neben ihn zu setzen.

    Wenn du das als Negativ-Kampagne gegenüber der niederländischen Radverkehrsinfrastruktur ins Feld geführt hättest, wäre das [sehr schmaler Schutzstreifen] möglicherweise überzeugender gewesen.

    Ich bin kein Freund von Schutzstreifen, weil sie die üblichen Nachteile jeder willkürlichen Antriebs-Segregation besitzen, aber tatsächlich halte ich die ältere, schmale Variante für sicherheitstechnisch gegenüber den aktuellen Markierungen für weit überlegen.

    Die Gründe: Seitliche Sicherheitsabstände sind eben keine Naturkonstanten, denn der Bedarf für solche Abstands-Reserven ist hochvariabel, weil er strikt vom hochvariablen Verhalten der Menschen abhängt. Man wird nicht vom Mittelwert gestreift, sondern von einzelnen extremen Ausreißern. Die Sicherheitsabstände zum Fahrrad sollen als Reserve für unvorhersehbare sehr große Schwankungen der Radfahrer-Fahrlinie dienen, weil man davon ausgeht, dass ein muskelbetriebenes Zweirad aufgrund der Kurbelei notwendigerweise stärker eiert als ein gleich schnelles motorgetriebenes Zweirad. Größere Schwankungen sind jedoch auch beim Fahrrad keine physikalische Notwendigkeit, sondern lediglich Folge unkonzentrierter/gleichgültiger Balancehaltung. Die Größe der Amplitude lässt sich auch für Kinder, Senioren und Ungeübte bis auf ein oder zwei Handbreit begrenzen, wenn man nur eine Art "Peilhilfe" anbietet, die zum Spurhalten einlädt. Das ist exakt das gleiche Prinzip wie eine aufgemalte Fliege in der Glasur eines Pinkelbeckens.:evil: Wer das anzweifelt, kann ja mal mit Kindern einen Fahrradausflug auf einem schmalen Trampelpfad ausprobieren und sich dabei eines Besseren belehren lassen. Gleichzeitig folgt aus dem Umstand, dass KFZ mit einem ausreichend breiten Restfahrstreifen nicht mehr zum Überholen ausscheren müssen zwingend, dass die Führer der KFZ das Ausscheren weder ganz vergessen noch sich beim Timing zum Aus- und Einscheren grob irren könnten.

    Genau so wars ja auch geplant, damals, als man diese Malereien bewarb.

    In den Niederlanden, die ja wie wir alle wissen das Gelobte Land der Infrastruktur sind, wird bei schmaler Fahrbahn einfach der "Nicht-Schutzstreifen" in der Mitte verschmälert, im Extremfall gerne auch bis auf halbe PKW-Breite. Das wird uns von deutschen Verkehrswendeaktivisten gerne als leuchtendes Beispiel für die besondere Fahrradfreundlichkeit zu Lasten des Autoverkehrs in den Niederlanden verkauft. Da es im Real Life nur sehr wenige Engpass-taugliche Fahrzeuge à la Harry Potter Knight Bus gibt, fährt man mit KFZ natürlich, wenn kein Radfahrer da ist, dauerhaft auch auf mindestens einem der beiden Schutzstreifen (z.B. nicht nur der weiße PKW im Hintergrund, sondern offensichtlich auch das Kamera-Auto von Streetview...).

    Street View · Google Maps
    Ort in Google Maps noch intensiver erleben.
    maps.app.goo.gl

    Manchmal auch dann, wenn ein Radfahrer den Streifen benutzt:

    https://www.gelderlander.nl/112-nieuws-aalten/man-zwaargewond-bij-aanrijding-in-dinxperlo-traumaheli-ter-plaatse~a3baad94/

    (Opfer später verstorben)

    58 Tote weniger pro Jahr, also um 1/3 gesenkt.

    Ich habe mir das Originalpaper angesehen. Die identische Kalkulation hat für Limit 130 sogar satte 53% weniger Opfer berechnet. Bei Tempo 100 ergab sich dagegen der geringste Sicherheitsgewinn. Da stellen sich doch drei Fragen:

    1) warum wird in den Agenturmeldungen dann für 120 agitiert?

    2) würde der Vorteil dem Gang 100-120-130 folgend bei 140 womöglich noch größer? :evil:

    3) oder ist die unplausible Zunahme mit der Limithöhe vielleicht ein Anzeichen dafür, dass der gewählte Ansatz für die Schätzung für alle Geschwindigkeiten doch leicht an der Realität vorbeigeht?

    Jetzt bläst auch der WDR ins Stille-Post-Horn:

    Tödliche Fahrradunfälle auf Landstraßen: ADFC fordert Tempolimit von 70 km/h für Autofahrer
    Immer mehr Radfahrer sterben auf Landstraßen. Der ADFC fordert deshalb jetzt ein Tempolimit für Autofahrer von 70 km/h.
    www1.wdr.de

    Wer wissen möchte, wie die (w)irren Behauptungen und Lüg^h^h Halbwahrheiten vom Publikum verstanden werden, sollte einen Blick in die Drunterkommentare werfen.

    Gleichberechtigung. KFZ und Radler gleichberechtigt.

    So lange das Unterscheidungsmerkmal ohne Kausalzusammenhang zum Unfallrisiko im Längsverkehr willkürlich festgelegt wird, ist Segregation das genaue Gegenteil von Emanzipation, Teilhabe und Gleichberechtigung, nämlich brutale Apartheid.

    Mittlerweile wird die groteske Diskriminierung der Unterscheidung durch die Entwicklung auf dem Batterie- und Elektromotor-Sektor auch für jeden Deppen sichtbar, wenn mehrspurige KFZ mit Fahrerkabine, Kastenaufbau und batterieelektrischem Antrieb nur deswegen als "Lastenfahrräder" gelabelt werden, weil sie statt eines Gaspedals/Drehgriffs ein Paar rotierende Pedalkurbeln besitzen.