Achtung: sprachlich und emotional ungefiltert und teilweise destruktiv. Ggf. nicht weiterlesen!
Derweil im Hamburger Speckgürtel: Nachbarn laden hier Freunde zum Essen ein. Problem nämlich, zwei Eltern, die zu Hause sind, fühlen sich im 140 qm-Haus mit Blick ins Grüne (Koppeln, Felder, Weiden, Pferde), großer Dachterrasse und Garten und dem unmittelbar in der Nähe liegenden Forst (400 m) mit ihrem gepamperten und ansonsten institutionsbetreuten Kind überfordert. Es braucht ja eine Spielkameradin.
Die Reaktion auf meine Erklärung, warum meine Kinder zur Zeit nicht mit dem Nachbarskind spielen sollten: "Ja, das versteh ich. Muss ja auch jeder halten, wie er es will. Wenn ich wie du Asthma hätte ... usw. usf.". Wie bitte?! Ich kann zur Zeit gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte. Das ist wohlgemerkt die sog. bürgerliche Mittel- bis Oberschicht, die es eher als Not begreift, wenn der SUV, der hauptsächlich als Bio-Dinkel-Brötchen-Transporter und KITA-Taxi fungiert, nicht funktioniert oder das Demeter-Brot vom 6 Kilometer entfernten Biohof aus ist (den man - freilich - auch nur mit dem SUV erreichen kann).
Während Einzelhandelsmitarbeiter_innen, meine Kollginnen und Kollegen in der Schule ihre Gesundheit in der Notbetreuung riskieren und meine Frau (bald mit selbstgebastelter Schutzausrüstung?) auf der Intensivstation schuftet, nutzen andere die Freizeit, um sich zu treffen. Hauptsache genug Klopapier, damit gefressen und geschissen werden kann - während Omi mit AOK-Shopper und Bechterew vor leeren Regalen steht.
Ja, Malte, ich gebe dir absolut Recht: Es werden nachbarschaftliche, kollegiale, familiäre und freundschaftliche Beziehungen nachhaltig verändert werden. Denn in der Krise zeigt sich das wahre Ich. Ich stimme dir absolut zu, dass die Diskussionsunkultur zum Fremdschämen ist, aber wie ernsthaft bspw. in der Facebook-CM-Gruppe-HH die Hauptsorge vieler anscheinend dem Ausfallen der Mass galt ... Ich habe mich da rausgehalten, da ich es ohne Verbalentgleisung auch nicht geschafft hätte, mich zu äußern.
Zu Beginn des Schulfrei in SH musste ich meiner Schulleitung erst einmal erklären, was eine Notbetreuung ist - und freiwilliger Unterricht nach Plan für die 5. und 6. Jahrgangsstufe etwas anderes. Akademiker mit zum Teil naturwissenschaftlichen Fächern haben bis heute nicht kapiert, dass Covid 19 nicht mit einfachen Grippeviren vergleichbar ist, und sprechen von Panikmache.
Ich vertrete, auch in meinem Philosophieunterricht, eine unserer Verfassung entsprechende Gesinnungsethik im Kant'schen Sinne - muss aber einräumen, dass mein Bauch zur Zeit öfter mal sagt: Dann mögen diejenigen, die jetzt unsolidarisch, egoistisch und/oder dumm auf die gebotenen Regeln pfeifen, dann bitte auch auf den Beatmungsplatz verzichten, wenn noch 1 für 2 vorhanden ist. Denn die, welche jetzt ihr Schandmaul aufreißen, alles sei übertrieben usw., heulen erfahrungsgemäß am meisten, wenn sie dann auf der Liege im Krankenhaus liegen.
Lieber Malte Diese Kritik richtet sich natürlich nicht gegen dich. Ich teile die Befürchtungen, dass Maßnahmen nach der Krise nicht rückgängig gemacht werden. Außerdem sollte bspw. Handy-Ortung erst einmal auf seine Wirksamkeit überprüft werden, bevor man derart in Grundrechte eingreift. Dass die Telekom einfach mal so geliefert hat, und man als Bürger davon nebenbei ein paar Tage später erfährt, finde ich auch ein Unding.