
Bild: Trecker-Demo am 22.9.2019 in Hannover.
"Trucker demonstrieren in Hannover - AfD ist vorneweg dabei
NDR, 12.01.2024
Trucker demonstrieren gegen hohe Dieselpreise, Maut und CO2-Steuern. So weit, so normal. Seltsam nur: Organisiert und orchestriert wird der Protest offenbar von rechts. Das zeigte sich am Freitag in Hannover. (...) Auf dem Schützenplatz in Hannover haben sich am Freitag laut Polizei mehr als 100 Lkw-Fahrer, Landwirte und Handwerker mit ihren Fahrzeugen versammelt."
Ich frage mich ohnehin, warum die Bauern sich von den Fuhrunternehmen instrumentalisieren lassen, um für Billigsprit für LKW-Transporte zu demonstrieren. Das macht wie so viel anderes bei diesen angeblichen "Bauernprotesten" keinen Sinn, wenn es dabei denn wirklich um den Protest von Bauern ginge, denen eine gesunde Ernährung und ein regionaler Lebensmittelhandel eine Herzensangelegenheit sind. Der Billigsprit für LKW-Transporte fördert doch das genaue Gegenteil, nämlich weite Transportwege, sodass nicht regional konsumiert wird, sondern Billiganbieter und überregionale Handelsketten die Preise bestimmen können.
Und eine gesunde Ernährung ist auch nicht im Interesse vieler Bauern:
"In Ackerbauregionen wie Südniedersachsen wachsen die Betriebsgrößen, in Regionen mit Fleischproduktion die Tierbestände – und die Ställe werden immer größer. Die niedersächsische Schweinefleischproduktion übersteigt bereits seit 2005 den heimischen Verbrauch. Inzwischen werden Fleisch und Fleischwaren in rund 125 Länder weltweit exportiert. Es entstehen neue Verarbeitungsanlagen, etwa die der Celler Land Frischgeflügel GmbH."
Heinrich-Böll-Stiftung vom 13.1.2016
Die derzeitigen Bauernproteste bewegen sich auf Bild-Zeitungsniveau und weit darunter: So schreibt Bild am 30.5.23:
"Aus einem brisanten internen Dokument zur neuen „Lebensmittel-Strategie“ (liegt BILD in Auszügen vor) geht hervor: Sie will eine neue Höchstgrenze von gerade einmal zehn Gramm Fleisch pro Tag!
Das entspricht nicht einmal einer ganzen Scheibe Mortadella (15 Gramm)! Oder anders gesagt: Pro Bürger wäre nur noch eine Currywurst pro Monat drin!
Die Currywurst-Rechnung ist in der „Lebensmittelzeitung“ erschienen; aufgestellt hat sie Eckhard Heuser. Der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Milchindustrie sagt BILD über die geplanten Neu-Empfehlungen zum Fleischkonsum: „Es ist ein Irrsinn und nicht praktikabel.“"
Gesunde Ernährung ist nach Meinung vieler Landwirte ein Luxus, den sich die Menschen nicht erlauben dürfen, weil die Landwirte andernfalls auf ihren Fleischbergen sitzen bleiben.
Die Empfehlungen anerkannter und renommierter Forscher*innen in ebenso anerkannten Instituten werden einfach mal eben so als "nicht praktikabler Irrsinn" bei Seite gewischt.
Dazu passt es, dass es einmal mehr der AfD gelungen ist, die irrational aufgeheizte Stimmung für sich zu nutzen und bei einer sogenannten Bauerndemo von der Rednertribüne herab ihre Hetzreden zu verbreiten. Geschehen am gestrigen Freitag in Hannover:
In dem bereits oben erwähnten NDR-Bericht heißt es:
"An der Kundgebung nahm als Redner auch Peter Reindl teil. Der Vorsitzende des AfD-Stadtverbands Hannover-Land-Süd bezeichnete darin laut der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" die Regierung als "Vollversager", die Grünen und Gegner des Südschnellwegs in Hannover nannte er "Klimaterroristen". Und weiter: "Die Sau muss jetzt getrieben werden, bis zum bitteren Ende", so Reindl. Dass er bei der AfD in führender Position tätig ist, sagte Reindl indes nicht. Des Weiteren sollen laut der HAZ auch AfD-Mitglieder mit Ansteckern der Partei im Publikum gewesen sein und Flyer der AfD verteilt haben. Schon im Vorfeld der Kundgebung wurde ein Aufruf Reindls für die Truckerdemo verbreitet, in dem er ebenfalls nicht als AfD-Mitglied erkennbar ist."
"Fleisch fressen, bis der Arzt kommt?" So nicht liebe Bauern, sucht euch andere Verbandsvertreter und hört auf mit der AfD zu paktieren!