Ich möchte, dass Radwegfreunde aufhören, die Radfahrerschaft in Dauerstress zu versetzen, indem sie den (be)trügerischen Eindruck vermitteln, dass es da insgeheim doch eine okkulte Kongruenz zwischen gefühlter und realer Sicherheit von Infrastruktur (eigentlich ja genauer "gefühlter und realer Unsicherheit von Mischverkehr") gäbe.
Was mir an deinen Beiträgen meistens gefällt, das ist der immer wieder kehrende gleiche Tenor, dass Fahrradfahren eigentlich keine gefährliche Sache ist. Und da stimme ich dir zu, da müssen Vertreter*innen des ADFC aufpassen, dass sie nicht immer wieder dieselbe Leier spielen, der zufolge das Fahrradfahren vor allem eines ist, nämlich eine sehr gefährliche Angelegenheit. Das wäre außerdem sehr kurzsichtig gedacht, immer nur auf die "Unfallgefahr-Karte" zu setzen:
Fall 1: Sollten die Bemühungen um Radwegebau Erfolg haben und weniger Unfälle stattfinden, dann wird es von Seiten der Politik und der Verkehrsverwaltung irgendwann heißen, dass jetzt erst mal genug getan sei und jetzt Schluss ist mit Radverkehrsförderung.
Fall 2: Sollten weiterhin viele schwere Unfälle stattfinden, dann wird es von Seiten der Politik und der Verkehrsverwaltung heißen, dass die Empfehlungen und Ratschläge des ADFC nichts taugen, und dass man in Zukunft diese Ratschläge nicht berücksichtigen wird. (Soweit man Vorschläge des ADFC überhaupt je berücksichtigt hat.)
Diesen Sommer hatte ich mehrmals Zeit, mir die eine oder andere Tour de France Etappe anzuschauen. Ich war zunächst ein bisschen entsetzt darüber, dass es mehrfach zu Stürzen kam. Aber dann habe ich mir irgendwann gesagt: Wenn man bedenkt, mit welchem Tempo die dahin rasen, in der Regel 40 bis 50 km/h, bergab manchmal 100 km/! Und wie dicht die nebeneinander und hintereinander herfahren, sodass man denkt, sehen die denn nicht die Gefahr dabei? Aber das hat halt renntechnische Gründe: Windschatten, Renn-Taktik usw.. Und da kam ich dann zu dem Schluss, dass es so gesehen vielleicht gar nicht so viele Unfälle sind, die passieren. Wenn man dann noch von so negativen Aspekten wie Doping absieht, entwickelt sich so ein gewisses Mitfiebern, besonders bei den Berg-Etappen mit den Ausreißer-Gruppen ging mir das dann so.
Trotzdem bleib' ich auf dem Rad im Alltag eher sichtbar unterdurchschnittlich trainiert und wenn es mal im meist flachen Hannover zwei- bis dreihundert Meter ein wenig bergauf geht, dann zieh' ich mir gedanklich schon das rot gepunktete Trikot über, nur so gedanklich halt.
Schwerpunkt beim Tour de France Renn-Zirkus oder gar das einzige Thema, sind aber letztlich nicht die Unfälle! Und als Fernsehkonsument erfreuen mich immer wieder die schönen Landschaften, die nebenbei gezeigt werden. Wobei, die Rennradfahrer*innen haben dafür keinen Blick übrig, sagte einer der Fahrer im Interview, weil die sich viel zu sehr auf die Strecke und die anderen konzentrieren müssen.