Gut, dass du das Thema aufgreifst, Gerhart. Mit ist es vor ein paar Wochen auch schon mal wo untergekommen, habe das aber nicht weiter verfolgt.
Unabhängig vom eigentlichen Thema, nämlich die Sicherheit von Treppenanlagen, sehe ich eine andere Gefahr, die zum Beispiel in dieser reißerischen Überschrift deutlich wird:
"Treppenstürze gefährlicher als Verkehrsunfälle" (aus: Wohnen und Bauen vom 24.4.19)
Liest man jedoch den Text (der ist hinter keiner Bezahlschranke), dann wird da ausgeführt:
"Treppenunfälle und Verkehrsunfällen im Vergleich
Jeden Tag sterben in Deutschland mehr als zehn Personen in Folge von Treppenstürzen. Zusätzlich werden mehrere hundert Personen durch Stürze verletzt. Die Gründe, weshalb von Verkehrsunfällen in der Presse viel häufiger die Rede ist, sind vielfältig. Einerseits ergibt sich die Möglichkeit mit aufsehenerregenden Fotos das Interesse der Leser zu wecken. Anderseits betreffen Unglücke auf der Straße oft Personen jüngeren Alters. Dagegen kommt es vor allem bei älteren Menschen zu Treppenstürzen."
Kehrt man diese Details unter den Teppich, dann hat man schnell eine reißerische Schlagzeile, die den Eindruck erweckt, die Autofahrerei und die damit verbundene Unfallgefahr sei nicht weiter dramatisch und werde zum Beispiel von Verkehrsbehörden, die Tempokontrollen (im Autofahrer-Vulgär-Jargon: "moderne Raubrittermethoden") durchführen, völlig überbewertet.
Tatsächlich gibt es schlecht gemachte Treppen, vor allem aber: Es gibt immer noch auch in öffentlichen Verkehrsräumen zahlreiche Treppenanlagen, die einzig und alleine deshalb angelegt wurden, weil der Fußverkehr als Verkehrshindernis betrachtet wird, der dem Autoverkehr zu weichen hat.
Dazu gehören auch die teils schier endlosen Treppenanlagen, die in U-Bahnstationen führen. U-Bahnen, die vielerorts nur deshalb gebaut wurden, weil die sehr viel älteren oft bereits vorhanden erfolgreichen Straßenbahnen als Verkehrshindernisse für den Autoverkehr verunglimpft und abgebaut wurden.
Menschen die auf solchen Treppen verunfallen, sind keine Opfer von Treppenunfällen, sondern es sind Opfer einer einseitig an den Interessen des Autoverkehrs ausgerichteten Verkehrsplanung!
Und dazu zähle ich auch die vielerorts an Bahnhöfen und größeren ÖPNV-Umsteigepunkten fehlenden Aufzugsanlagen. An vielen ÖPNV-Umsteigepunkten "hängt" die Barrierefreiheit oft nur an einem einzigen Aufzug. Fällt der aus, heißt es Treppen benutzen. Oft fehlt es jedoch auch an Fahrtreppenanlagen und/oder diese sind für Betroffene keine hilfreiche Alternative.
Wie wenig sensibel Teile der Öffentlichkeit eingestellt ist gegenüber den Gefahren, die von Treppenanlagen ausgehen, lässt dieser Artikel erahnen, in dem es um beheizte U-Bahn-Treppen geht, was einige "Wutbürger" als Geldverschwendung brandmarken.
"Bemerkt hatte der Mann die komfortable Einrichtung an der U-Bahn-Station beim Bogenhauser Krankenhaus. „Das gehört im gesamten Stadtgebiet abgeschafft.“ Denn damit werde unnötig Energie verpulvert."
Zum Glück weist der Artikel darauf hin, dass es auch noch besonnene Bürger gibt, die sich von solchen schrägen Parolen nicht irritieren lassen und den Fortbestand der beheizten Treppen gesichert haben.
Fakt ist: So richtig viel Energie wurde und wird dadurch verpulvert, dass U-Bahnen gebaut werden, um in der Stadt mehr Platz für den Autoverkehr zu schaffen. Bei fast allen U-Bahn-Bauvorhaben war und ist das der Grund dafür, dass U-Bahnen gebaut werden.