Beiträge von Ullie

    Manche unbeabsichtigt auftretende Modifikationen wirken hinterher bisweilen wie gewollt. So auch hier bei diesem Fahrradständer Marke "Felgenkiller".

    1. für Mountainbikes

    2. für Stadträder

    3. für Rennräder

    Der kuriose Fahrradständer steht vor dem Café "Fräulein Schlicht" in Hannover Linden.

    Das Restrisiko, und v.a. das Gespräch darüber, wird dringend gebraucht, damit die Aussassen nicht anfangen den Insassen auf der Nase rumzutanzen. Ohne die stetig drohende Todesstrafe, also bei perfekt rücksichtsvoll fahrenden und reagierenden Robot-Autos, geriete die Reise-Geschwindigkeit ansonsten sehr schnell in eine unerwünschte Abwärtsspirale aus Rücksichtnahme der Robots und neuen Kühnheiten durch die Unmotorisierten.

    Eine gehörige Abwärtsspirale bei der Geschwindigkeitsentwicklung des MIV ist m. E. sehr wünschenswert. Wenn man bedenkt, dass es seit Jahrzehnten mehr oder weniger Dogma ist, dass es immer nur schneller und schneller und mit noch mehr PS vorwärts gehen sollte.

    Tempo 30 Regelgeschwindigkeit innerorts, Schrittgeschwindigkeit in Wohngebieten, Tempo 60 auf Landtraßen und Tempo 80 auf Autobahnen. Meinetwegen kann man dann bereits bestehende Autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraßen auch zu Autobahnen erklären.

    Und natürlich ganz klar Ausbau der Schienenwege. Auf manchen Autobahnen könnte man einfach die Schnellfahrspuren zusammen mit einem Teil des Mittelstreifens zu Schienenverkehrsstrecken umbauen.

    Bislang lief die Diskussion ja eher unter dem Aspekt des direkten Begegnungsfalles. Radfahrer trifft auf automatisch gesteuertes Auto.

    Heute erschien in der HAZ ein Interview mit dem Moia-Manager Robert Henrich. In dem Interview sagt er aus, dass er sich von Moia vor allem deshalb eine Entlastung der Verkehrssituation verpreche, weil er keine Steigerungsmöglichkeiten des Mobilitätsmixes zugunsten der Öffis sähe. Er schätzt den Öffinutzer-Anteil auf 20% und die seien nicht steigerungsfähig. Dafür könnten aber einige der Nichtöffinutzer, die gegenwärtig mit dem Auto mobil sind, für Moia begeistert werden.

    Über Steigerungsmöglichkeiten (oder Nicht-Möglichkeiten) beim Radverkehr macht er keine Angaben. Ich befürchte, dass er das mit dem Radverkehr genau so sieht. Und hier heißt es aufgepasst! Nicht wegen selbstfahrender Moia-Fahrzeuge. Bislang sind die alle noch mit Fahrer unterwegs. (Obwohl das ja auch nicht unbedingt beruhigen kann. Siehe Christan F's Beitrag.)

    Aber was sich da in dem Interview auftut, diese Einschätzung des Moia-Managers, dem möchte ich doch entschieden widersprechen. Hier die Passage aus dem Interview vom 21.3.2018: "Der ÖPNV ist stark, trotzdem hat er nur einen Marktanteil von ungefähr 20 Prozent in deutschen Städten. Immer noch wird die Mehrzahl der Strecken mit dem eigenen Auto zurückgelegt, sogar mit großem Abstand und das trotz gut ausgebautem ÖPNV und den bestehenden Angeboten wie Taxi, Carsharing oder Bikesharing." http://www.haz.de/Nachrichten/Wi…-Taxis-ersetzen

    Ich befürchte, über den Radverkehr denkt er ähnlich; Keine Steigerungsmöglichkeit in Sicht.

    Dafür tritt Robert Henrich mit Moia an! Und bislang stellt Moia zwar noch keine Forderungen, aber das wird, so befürchte ich auch noch kommen. Und zwar mit der jetzt schon von Moia verbreiteten Botschaft, es würden dadurch Autofahrten abnehmen und zwar in einem Segment, dass vom Radverkehr oder ÖPNV nicht abgedeckt werden könne, als Begründung.

    Und dann werden wir die hunderten zusätzlichen Moia-Fahrzeuge in der Stadt rumfahren sehen. Und die werden zusätzlich zum Beispiel Schutzstreifen zum Halten benutzen (was ja STVO-gerecht möglich ist).

    Aber ob das wirklich Autofahrer sein werden, die auf die Moia-Fahrzeuge irgendwann mal umgestiegen sein werden? Ich fürchte es findet vielmehr eine Kanabalisierung statt zwischen den verschiedenen Gliedern umweltschonender Mobilität. (Wenn man denn Moia überhaupt dazu zählen kann.) In einem hohen Maß werden ÖPNV-Nutzer und Radfahrer auf Moia umsteigen und nur vielleicht auch ein paar Autofahrer. Zumal die Moia-Fahrzeuge ja perspektivisch einmal autonom fahren sollen. Und da ist gängigen Umfragen zu Folge bislang kaum ein Autofahrer bereit zu.

    Moia wird sich zwar damit brüsten, einen Beitrag zum Umweltschutz zu erbringen, aber Moia wird trotzdem ähnlich viel Verkehrsfläche beanspruchen wie normaler Autoverkehr und das zu Lasten des Radverkehrs. Und des ÖPNV's. Wie schon gesagt, mit Forderungen hält sich der Moia-Manager bislang zurück. Aber demnächst wird er möglicherweise die Busspuren für seine Fahrzeuge beanspruchen und dann dürfen da keine Radfahrer mehr drauf fahren. Und demnächst wird er die Ampelvorrangschaltung für den ÖPNV auch für seine Moia-Fahrzeuge haben wollen. Und auf eine Ampelvorrangschaltung, bzw. eine grüne Welle für den Radverkehr brauchen wir uns dann als Radfahrerinnen und Radfahrer keine Hoffnungen mehr machen.

    Es ist zu befürchten, dass Vertreter der Medien und der Politik und der Verwaltung auf den Moia-Werbefeldzug nicht mit genügend kritischer Distanz reagieren. Ist ja auch viel cooler die tollen neuen Moia-Fahrzeuge als Vorzeigeprojekt zu präsentieren, als die ganz gewöhnlichen Radfahrerinnen und Radfahrer in den Mittelpunkt der Verkehrsplanung zu stellen. Als Radfahrerinnen und Radfahrer werden wir vermutlich nicht so sehr drum kämpfen müssen, von einem einzelnen zukünftig selbstfahrenden Omnibus nicht überrollt zu werden. Sondern es wird darum gehen deutlich zu machen, warum Radfahren die bessere Alternative ist, besser als der Autoverkehr und besser als "Moia". Und ich sehe sowohl für den ÖPNV als auch für den Radverkehr noch ganz viel Luft nach oben, vor allem dann, wenn eine echte Mobilitätswende (zu der ich Moia nicht zuzähle) mit hoher Energie vorangetrieben wird.

    Moia-Fahrzeug in Hannover. Bald sollen davon über 200 durch die Stadt fahren.

    Wenn ein gewisser Anteil selbstfahrender Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs ist, erwarte ich einen großen Fortschritt in der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, vor allem aber für die "Schwächeren", denn

    • die Akzeptanz von Geschwindigkeitsbegrenzungen wird steigen, wenn ein hinreichender Anteil an Verkehrsteilnehmern sich stur daran hält
    • Autonome Fahrzeuge sind immer aufmerksam (beim Abbiegen, beim Überholen)
    • Autonome Fahrzeuge fahren sehr defensiv, weil die Programmierer kein Risiko eingehen werden, für das sie zur Rechenschaft gezogen werden könnten, und weil der Komfort für die Insassen dann besser ist.

    O Mann! Ich hätte nicht gedacht, dass so bald deine optimistischen Einschätzungen so hart auf die Probe gestellt werden würde, wie jetzt nach dem Unfall in Arizona, wo ein selbstfahrendes Auto eine Fußgängerin totfuhr. Aber deine Gesamteinschätzung wird in vollem Umfang bestätigt unter anderem von einem Kommentar in der taz vom 20.3.2018:

    "Noch wünschenswerter wäre es natürlich, wenn die moderne Technik zunächst dafür eingesetzt würde, Busse und Bahnen so zu verbessern, dass bald niemand mehr ein privates Auto vermisst. Doch überall wird das auf absehbare Zeit nicht gelingen. Und wenn es schon Autos geben muss, dann im Zweifel lieber solche, deren Fahrverhalten auf Grundlage staatlicher Vorgaben von Sensoren und Algrithmen gesteuert wird als von den unberechenbaren und oft verantwortungslosen menschlichen FahrerInnen, die derzeit auf unseren Straßen unterwegs sind." http://www.taz.de/Kommentar-Tote…ahren/!5492495/

    Es gibt einige Vorhersagen, die eher eine verstärkte Nutzung des Autos vorhersagen. Denn heute ist die Fahrzeit praktisch verschenkte Zeit. In einem autonomen Auto kann man alle möglichen Dinge erledigen. Außerdem entfällt die Parkplatzsuche. Dadurch gewinnt das Auto für viele Menschen an Attraktivität und wird entsprechend häufiger genutzt.

    Dazu kommen noch die Fahrstrecken, die diese Autos ganz alleine zurücklegen. Beispielsweise, um einen preiswerten Parkplatz zu erreichen. Oder um ein anderes Familienmitglied abzuholen.

    Das kann natürlich auch passieren, was du da andeutest. Aber das würde auch die Diskussion an anderen Stellen neu entfachen. Zum Beispiel die Autos, die leer herumfahren! Das tun sie ja jetzt überwiegend auch schon, denn die durchschnittliche Auslastung ist bei ca 1,2 bis 1,3 von durchschnittlich 5 Sitzplätzen beinhaltet ja einen hohen Anteil an nicht genutzter Transportkapazität. Interessanterweise ist es jedoch kaum möglich so was einem Autofahrer auch nur annähernd begreiflich zu machen, der kontert vielmehr in der Regel damit, dass er im ÖPNV stets nur leer herumfahrende Omnibusse wahrnähme. Muss so was wie selektive Wahrnehmung sein.

    Würden tatsächlich Autos leer herumfahren einfach nur auf dem Weg zum nächsten (billigen) Parkplatz oder aber einfach nur Warterunden drehend, weil grad kein Parkplatz in der Nähe, dann würde das die Diskussion anheizen und die Sinnhaftigkeit des Autos doch noch mal erheblich in Frage stellen. (Ob das dann jedoch ausreicht um letztlich zu einer Verkehrswende beizutragen?) Jedenfalls wäre dann das Argument, es seien immer nur die Omnibusse, die leer herumfahren, nicht mehr haltbar.

    Oder Variante 3: Die Dinger fahren einfach bewusst etwas schneller als erlaubt wie menschliche Fahrer auch.

    Bei Google-Autos habe ich mal von der Funktion gelesen, dass sie sich dem Verkehrsfluss anpassen und dabei die zHG auch etwas überschreiten.

    Gerüchteweise gab es wohl relativ viel Auffahrunfälle, wenn sie die zHG eingehalten haben.

    Wenn das Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit unfallverursachend ist, dann stellt sich doch die Frage, wer für dieses Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit verantwortlich ist.

    Immerhin scheint es so, dass es möglich ist, die zum Zeitpunkt des Unfalles gefahrene Geschwindigkeit zweifelsfrei festzustellen. Das ist ja schon einmal ein Vorteil gegenüber vielen anderen Unfällen, bei denen die gefahrene Geschwindigkeit nicht eindeutig festgestellt werden kann.

    Und jetzt? Projekt autonomes Auto gestorben?

    Wohl nicht. Einmal wird es bei jeder Technik Kinderkrankheiten geben, auch fatale.

    Und dann wird es immer Fälle geben, in denen ein Mensch anders und teilweise auch besser reagiert hätte. In der Summe wird das autonome Fahrzeug aber Vorteile bringen. Auch für Fußgänger und Radler.

    Die Frage, die sich richtigerweise stellt, ist aber auch hier, warum das Fahrzeug zu schnell war, wenn das wahr sein sollte. Schlechte Beschilderung, schlechte Schildererkennung oder veraltetes Kartenmaterial ohne Schildererkennung? Letzteres wäre in jedem Fall Murks.

    Ich befürchte etwas anderes: Das automatisierte Fahren ist nicht wirklich im Sinne der Autoindustrie. Der Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher hat sehr überzeugend herausgearbeitet, dass das Autofahren eine Suchterkrankung darstellt. Siehe z. B. hier:

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    Ein automatisertes Auto, das selbstständig fährt, und wie du ja auch annimmst deutlich unfallfreier fährt als ein von Menschen gesteuertes Auto, ist nicht in der Lage, diese Sucht zu befriedigen, die vom "Virus Auto" hervorgerufen wird.

    Das ist ungefähr so wie ein Raucher, der sich das Rauchen abgewöhnen will, und deshalb auf einem Zahnstocher rumknabbert. Es gibt zahlreiche Vernunftgründe, die für das automatisierte Fahren sprechen. Aber letztlich ist es nicht im Sinne derjenigen, die mit Autobau Geld verdienen wollen. Denn es beinhaltet die Gefahr, dass das automatisierte Fahren ebenso funktioniert, wie das bisweilen mit dem Zahnstocher funktioniert.

    Und wenn es erst mal so weit ist, dass sich die Menschen in automatisierten Fahrgastzellen fortbewegen, dann wird es ihnen bald langweilig und sie wollen viel lieber Omnibus oder Straßenbahn fahren oder eben Fahrrad!

    Was nun? Fußgängerin oder Radfahrerin? Oder eine Fußgängerin, die ein Rad geschoben hat?

    Das ZDF berichtet am 19.3.2018 num 19:19h: https://www.zdf.de/nachrichten/he…santin-100.html

    "Im US-Bundesstaat Arizona hat sich ein tödlicher Unfall mit einem selbstfahrenden Auto des Internet-Fahrdienstes Uber ereignet. Ein Roboterwagen erfasste in der Stadt Tempe eine Frau, die die Fahrbahn überquerte. Hinter dem Steuer habe sich zur Sicherheit ein Fahrer befunden, aber das Auto sei im Selbstfahrmodus gewesen, als es zu dem Unfall kam, teilte die Polizei mit. Die Fußgängerin starb an ihren Verletzungen."

    Auf ntv heißt es dagegen am 19.3.2018: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Sel…le20343989.html

    "Erstmals ist ein Mensch bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto ums Leben gekommen. Ein Roboterwagen des Fahrdienstvermittlers Uber hat eine Frau erfasst, die im US-Bundesstaat Arizona eine Fahrbahn überqueren wollte. Das Fahrzeug sei am späten Sonntagabend oder frühen Montagmorgen in der Stadt Tempe autonom mit einem Sicherheitsfahrer am Steuer unterwegs gewesen, berichten der Sender ABC und die "New York Times" unter Berufung auf die Polizei. Die Radfahrerin sei an ihren Verletzungen gestorben."

    Unterstreichungen von mir.

    Man soll ja den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich befürchte man muss auch genau hinsehen, wer da von einer totgefahrenen Fußgängerin und wer da von einer totgefahrenen Radfahrerin berichtet. Die beinahe alltäglichen und selbst von höchsten Regierungsstellen angeheizten Hasskampagnen gegen Radfahrerinnen und Radfahrer (Dobrindt-Rüpelradler) jedenfalls legen es nahe, dass eine totgefahrene Radfahrerin den Machern der automatisierten-Fahren-Technik weniger "ins Kontor haut".
    Und noch mal zur Erinnerung das Foto von einem VW-Plakat, das vor einigen Monaten in Hannover an der Hauswand klebte:

    Ja, das steht in dem verlinkten Artikel, dass sie das Fahrrad neben sich geschoben hat. Auf dem Bild sieht man auch das verbogene Fahrrad.

    So'n "Bockmist". Aber ich hab's schon länger kommen sehen. Erst sollen die Radfahrer einen Helm tragen müssen, dann auch noch diejenigen Radfahrer, die ihr Rad schieben und irgendwann dann auch die Fußgänger.

    Vor einigen Monaten hatte ich schon mal ein Foto von diesem Plakat hier im Forum veröffentlicht:

    Aus aktuellem Anlass ( ) hab ich grad' noch mal nachgesehen, ob es das auch in Form eines Internetplakates gibt.

    Und bin tatsächlich fündig geworden auf der dieser VW-Internetseite: https://www.volkswagen.de/de/models/passat-variant.html

    Hier der Link direkt zum Bild: https://www.volkswagen.de/content/dam/vw…medplus/img.jpg

    Als damals der Dieselskandal hochkochte wurde eine VW-Werbung sehr bekannt, in der eine autofahrende Dame im besten Alter ihren Freundinnen mit Hilfe ihres blütenweißen Seidenschals die Sauberkeit ihres VW-Diesels vorführte, indem sie den Schal direkt vor den Auspuff hielt. Nachdem sich die "Internetgemeinde" ausgiebig darüber lustig gemachte hatte, wurde der Werbefilm von VW von der Internetseite heruntergenommen. Wird das hier auch passieren?

    Wäre es eine Radfahrerin gewesen anstatt einer Fußgängerin, die von einem selbstfahrenden Auto tot gefahren wurde, dann wäre vermutlich als Erstes darüber diskutiert worden, ob die Radfahrerin auch einen Helm getragen hat.

    "Dass man im Pkw sitzend bei Drive-in-Apotheken Arzneimittel holen kann, ist nicht mehr ganz so ungewöhnlich – mit dem Fahrrad ist das aber noch eine besondere Sache: In Hannover führt Apotheker Bernd Gerstl die vermutlich einzige Bike-in-Apotheke Deutschlands." Quelle: Internetseite Apotheke adhoc, 14.12.17, https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/de…tisch-apocheck/

    Hier der Link zu einem Bild der Bildergalerie: https://www.apotheke-adhoc.de/fileadmin/_pro…_b435b60ce5.jpg

    Das ist doch gerade die Hauptkritik an Schutzstreifen, dass sie den Eindruck erwecken, dass dadurch eine Trennung des Kfz-Verkehrs vom Radverkehr stattfindet. Sicherheitsabstände sowohl zum rechten Fahrbahnrand als auch zu entgegenkommenden und überholenden Fahrzeugen gelten doch aber über die gestrichelte Linie hinaus.

    Wenn die Fahrbahnbreite es hergibt, dann halte ich es allemal für besser, dort einen breiten Radfahrstreifen anzulegen. Ich würde dafür auch gerne die Parkplätze streichen. Wenn das alles nicht geht, wäre es vermutlich besser, eine Fahrradstraße draus zu machen. Aber den Nachteil, dass die Rotmarkierung dazu führt, dass der Autoverkehr das als Einladung sieht, schneller zu fahren, oder dichter an den Radlern vorbei zu fahren, sehe ich als nicht so gravierend an. Da sehe ich dann eher die Chance, dass die Rotmarkierung als optische Fahrbahnverengung wirkt und so dazu beiträgt, dass langsamer gefahren wird.

    Die Fahrbahn nebenan sieht verdächtig leer aus. Für mich ist das Ergebnis der Zählung zunächst nur ein weiterer Hinweis, dass MIV einerseits und ÖPV/Rad andererseits zwei Mengen sind, die keine große Überschneidung aufweisen.

    Um die Aufnahmen noch ein bisschen dramatischer gestalten zu können, hätte ich wohl mehr Zeit mitbringen müssen. Und um 18:00 Uhr, als ich fotografierte, hatte sich an manchen Stellen das Verkehrsaufkommen schon wieder etwas beruhigt. Aber dieses Zitat aus der Haannoverschen Allgemeinen ist schon ein deutlicher Hinweis. dass sich der Autoverkehr mehr als an anderen Tagen auf den Straßen staute: "Es wird voll auf den Straßen. Wer am Frühstückstisch noch einen Blick auf den Routenplaner wirft, der sieht, wie die Straßen in Hannover sich orange und dann rot einfärben – Staus auf vielen wichtigen Strecken in der Stadt. Doch viele haben keine Wahl, steigen in ihre Autos und reihen sich in die Blechlawine ein." http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…n-am-Donnerstag

    Auf den Radverkehrsverbindungen war es zwar auch enger als sonst, aber trotzdem doppelt so viele Radler unterwegs waren als an anderen Tagen, kam es nicht zu Staus mit längeren Wartezeiten. Erfreulich im Sinne von weniger Verkehrsbelastung durch Autos wäre es, wenn statt mit dem Auto mehr Menschen zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV mobil wären.

    Der Streiktag hat gezeigt, dass der Radverkehrsanteil relativ unproblematisch gesteigert werden kann, ohne dass es deshalb gleich zu Staus kommt wie beim Autoverkehr. Und der Streik hat ein Schlaglicht geworfen auf Schwachstellen im Radverkehrswegenetz, weil es dort noch mal besonders eng wurde, als die Üstra streikte und sich der Radverkehrsanteil deshalb ungefähr verdoppelte.

    Dass MIV einerseits und ÖPV/Rad andererseits zwei Mengen sind, die keine große Überschneidung aufweisen, würde ich nicht bestätigen. Es gab Radfahrer, die waren deshalb mit dem Rad unterwegs, weil sie an diesem Tag nicht Bus und Stadtbahn nehmen konnten. Es gab aber auch Autofahrer, die sich sagten, wenn die Straßen heute mit Autos verstopft sein werden, dann fahre ich heute lieber gleich mit dem Rad los.

    Eine alternative Verkehrsmittelwahl ist also in vielerlei HInsicht möglich. Wenn ich allerdings grade aus dem Fenster schaue, dann bin ich mir sicher, dass heute weniger Radler unterwegs gewesen wären als gestern, wenn heute gestreikt worden wäre. (Neuschnee und mittelstarker Schneefall) Ich kann mich an einen Üstra-Steik vor ein paar Jahren erinnern, da waren die Straßen noch deutlich voller als gestern, weil der Streiktag mitten im Winter an einem Tag mit viel Neuschnee stattfand.

    Für diesen "Schutzstreifen" braucht man ja auch nicht viel Farbe. Ich könnte echt kxxxen, wenn ich so was sehe, denn so ein Mindestmaß-Murks führt nur dazu, dass sichere Seitenabstände nicht eingehalten werden. Das wird durch rote Farbe nicht besser, sondern eher noch schlimmer, weil es noch mehr den Eindruck verstärkt, dass Radfahrern nur dieser Bereich vorbehalten ist und man daneben ungehemmt mit dem Kfz fahren kann.

    Das sehe ich anders. Der Schutzstreifen ist ja für die Radfahrer, die entgegen der Einbahnstraße fahren. Wenn jetzt ein Radfahrer in Richtung Einbahnstraße fährt dann steigt meines Erachtens durch den Schutzstreifen die Hemmung zum Überholen bei einem Autofahrer, der hinter einem solchen Radfahrer fährt, und damit sinkt die Gefahr, dass der Autofahrer in den Radfahrergegenverkehr hineinfährt.

    Der Schutzstreifen ist nicht besonders breit. Allerdings weiß ich an der Stelle nicht, ob es überhaupt die Chance gäbe ihn breiter zu machen, da ja auch für die übrige Fahrbahn Mindestbreiten gelten. Und es sind keine parkenden Autos an dem Straßenrand, an dem der Schutzstreifen ist, so dass keine Dooring-Gefahr besteht.