Beheizbare Radbrücke erhitzt "liberale" Gemüter:
"So sagte Christian Jung (FDP/DVP) unlängst: „Elektrisch beheizbare Radbrücken sind Ausdruck eines unglaublichen Anspruchsdenkens beim Radverkehr und einfach viel zu teuer.“ Zum Radfahren im Winter gehöre Glättegefahr."
StZ vom 12.12.24
Auf dieses Zitat weist die Stuttgarter Radverkehrs-Bloggerin Christine Lehmann in ihrem Blog 28.12.2024 hin:
Christine Lehmann fordert: "Radbrücken sollten beheizt sein, das spart viel Geld" (...) Eine Radbrücke, die sich selbst eis- und schneefrei hält, ist nicht nur für Radfahrende ein Glück, sondern vor allem für die Stadt: Sie spart Streumittel, Arbeitsstunden der Räumungsteams und Reparaturkosten an einer zu schnell korrodierten Brücke. Und sie erspart den Betrieben und damit der Gesellschaft Krankenkosten und Krankheitstage wegen Schenkelhalsbrüchen und kaputten Handgelenken."
Bereits in ihrem vorigen Post vom 26.12.2024, an den Christine Lehmann mit ihrem Post vom 28.10.2024 anknüpft, hatte sie auf die Ergebnisse einer Studie der UDV hingewiesen, in der unter anderem die mangelhafte Wartung der Radinfrastruktur als Unfallursache für Alleinunfälle hingewiesen wird:
"Die UDV (Unfallforschung der Versicherer) hat die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die sich damit beschäftigt. Stürze ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmenden machen knapp ein Drittel aller Fahrradunfälle aus. Und dieses Verhältnis hat sich in den letzten Zwanzig Jahren verdreifacht. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Infrastruktur und Verkehrsorganisation mit der Zunahme des Radverkehrs nicht Schritt hält."
Das Ganze erinnert mich an einen Besuch der Insel Rügen vor rund 15 Jahren. Die Eisenbahn fährt über eine Klappbrücke aus den 30er-Jahren an der neuen mächtigen Autobrücke von 2007 entlang, die eine Durchfahrthöhe von 42 m für den Schiffsverkehr bietet.
Der Fahrradverkehr ist auf der neuen Brücke ausgeschlossen, die Fahrbahn ist als Kraftverkehrsstraße ausgeschildert.
Blick von der alten Brücke auf die neue beheizbare Brücke:
Das erhitzt dann vermutlich keine liberalen Gemüter, wenn eine Auto-Brücke beheizt wird. Ebenso wenig stört sich der FDP/DVP-Politiker daran, dass Ski-Hotels ihre Treppenanlagen beheizen. In einer Pressemitteilung schreibt Jung: "Ich möchte nicht wissen, wie sehr sich Grüne darüber aufregen könnten, wenn ein Hotel im Skigebiet die Treppe vor dem Haus elektrisch heizt."