Es gibt eben kein imperatives Mandat und kein Verfahren, jemanden abzusetzen, der das Gegenteil von dem macht, was vereinbart war.
Die Prozentzahlen oben sind ja rein modellhaft. In der Realität reichen ja 7,4 Prozent, um eine Mehrheit zu generieren, weil man nämlich dieser Partei aus Quotengründen zugesichert hat, dass eine ihrer Forderungen von den anderen Koalitionspartnern mitgetragen wird. Leider hat sich dabei die uns allen wohlbekannte Partei nicht die Eintragung des Wolpertingers oder der Weißwurst als Kulturgut vorgenommen, sondern die Ausländermaut ...
Selbstverständlich gibt es Koalitionsabsprachen und ein Geben und Nehmen, wenn es darum geht, wichtige Forderungen umzusetzen.
Aber es gibt auch Abstimmungen, bei denen der Zwang, fraktionskonform abzustimmen, ausdrücklich aufgehoben ist. Ohnehin gibt es diesen Zwang nicht wirklich, denn jeder Abgeordnete ist frei, bei jeder Abstimmung so abzustimmen, wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann.
Was übrigens auch immer wieder mal vorkommt und auch durchaus nicht immer damit "bestraft" wird, dass der Betreffende bei der nächsten Wahl nicht mehr berücksichtigt würde bei der Kandidatenaufstellung.
Im aktuell diskutierten Beispiel Thüringen war es ja zum Beispiel so, dass bei der ersten Abstimmung drei Nicht-AfD-Abgeordnete den AfD-Kandidaten zum Ministerpräsidenten machen wollten. Hätten AfD, CDU und FDP geschlossen für den Afd-Kandidaten gestimmt, dann wäre der jetzt Ministerpräsident. Und der wäre vermutlich auch nicht einfach eben mal zurückgetreten wie Kämmerich es jetzt getan hat.
Da es eine geheime Abstimmung war, weiß man nicht einmal wer die drei aus dem Kreis der Nicht-AfD-Abgeordneten waren, die in der ersten Abstimmungsrunde den AfD-Kandidaten unterstützten.
Der lässt sich jetzt dafür feiern, dass er Ramelow abgesägt hat. Einen Ministerpräsidenten, der über die Reihen der eigenen Partei und Anhänger hinaus sich großer Beliebtheit erfreute. Dafür hinterlassen Kemmerich und seine CDU-Unterstützer einen Scherbenhaufen und fordern jetzt andere auf, den aufzufegen.