Beiträge von Ullie

    Und diesen ganzen Faktor kann ich eben rausdividieren, wenn ich anstelle der öffentlichen Verkehrsmittel aufs Fahrrad oder ins Auto steige. Wobei das Fahrrad eben den üblichen Limitierungen unterliegt — ich müsste zum Beispiel in den nächsten Tagen mal zu meinen Eltern (30 Kilometer) und nach Hamburg fahren (99 Kilometer). Beides ist auch mit dem Fahrrad machbar, nur… ausgesprochen umständlich. Für eine Erledigung von nicht einmal einer Viertelstunde will man vielleicht nicht gleich 60 oder 198 Kilometer mit dem Rad zurücklegen, wobei ich erst beim Tippen dieser Worte merke, dass das für einen Großteil der Menschen auch gar nicht mal ansatzweise überhaupt in Frage kommt.

    An dieser Stelle möchte ich meinem Ärger Luft machen: Es gibt nicht wenige Menschen für die es die "Alternative Auto" schlicht nicht gibt. Diese Menschen haben, aus verschiedenen Gründen, oft aus mehreren Gründen gleichzeitig, keine Chance auf's Auto umzusteigen. Das unkritische und geradezu gebetsmühlenartige Wiederholen, wie Corona-sicher doch angeblich das Auto sei, das zur Zeit in manchen Medien angestimmt wird, missachtet komplett diese vielen Menschen, die es auch gibt und die keine Chance haben ein eigenes Auto zu benutzen.

    Viele diese Menschen fühlen sich dadurch doppelt und dreifach ausgegrenzt. Und aus Angst verlassen manche immer seltener überhaupt noch ihre Wohnung.

    Was wir brauchen ist keine Lobhudelei auf das angeblich "Viren-sichere Auto", sondern Verbesserungen für den ÖPNV. Warum kann eigentlich der TUI-Sprecher-Deutschland davon sprechen, die Luft im Flugzeug sei so sauber wie in einem Operationssaal? Wenn das ein Vertreter der Nahverkehrsunternehmen in Bezug auf ÖPNV-Fahrzeuge sagte, dann müsste er sich vermutlich warm anziehen, um den Gegenwind auszuhalten. Und die ihm dann widersprächen hätten vermutlich in vielen Fällen auch gute Gründe dafür. Weil es nämlich in den zurückliegenden Jahren vielfach versäumt wurde, ÖPNV-Fahrzeuge mit wirklich guten Klimaanlagen auszustatten.

    Wenn ich aber den Weg dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestreite, sitze ich quasi direkt in der Brutkammer für Viren: Es ist eng und voll, alle möglichen Leute fassen alles an und an jeder Haltestelle findet eine erneute Durchmischung statt. Es gibt zwar von den unterschiedlichen Bus- und Bahngesellschaften vornehme Regelungen, dass man doch bitte nur am Fenster sitzen und jeweils eine Reihe frei lassen sollte, aber wer in den letzten Wochen schon mal die Erfahrungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen durfte, wird verstehen: Das funktioniert nicht ansatzweise.

    Dem "es funktioniert nicht ansatzweise" muss ich widersprechen, denn ich habe in der Region Hannover aus verschiedenen dringenden Anlässen in den letzten Tagen und Wochen sowohl Bus und Straßenbahn als auch Regionalbahn und S-Bahn schon benutzt und da hat die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen funktioniert. Mit der bereits weiter oben beschriebenen Einschränkung, dass es beim Aneinandervorbeigehen zu einem kurzfristigen Unterschreiten des Sicherheitsabstandes kommt. Zugegebenermaßen waren das in der Regel keine Verkehrsspitzen, die habe ich so gut es ging bewusst vermieden.

    Ein wichtige Maßnahme habe ich in diesem Zusammenhang beim Kundencenter angeregt: Fenster in Bus und Bahn öffnen. In den Stadtbussen und den Straßenbahnen in Hannover gibt es keine Klimaanlagen für den Fahrgastraum. Aber es gibt Klappfenster. Leider achtet fast niemand darauf, dass die geöffnet werden, auch die Fahrgäste nicht, obwohl das doch ein wesentlicher Beitrag zum Selbstschutz ist. Im Kundencenter versprach man mir, an dieser Stelle nachzubessern. Aber man schränkte zugleich ein, dass es morgens in der Frühe noch sehr kalt draußen sei, so dass man die Fenster leider nicht in geöffneter Stellung arretieren könne.

    Geöffnetes Klappfenster in einem TW 3000-Fahrzeug.

    Das größere Problem sehe ich nicht darin, dass der ÖPNV grundsätzlich nicht "Corona-tauglich" zu gestalten sei. Vielmehr besteht das alte Problem fort, dass verkehrspolitisch die falschen Prioritäten gesetzt werden. Grob vereinfacht gesagt: Statt ÖPNV-Ausbau findet ÖPNV-Rückbau statt, bzw. es wird Mangelverwaltung betrieben.

    Und in dieser Situation fällt es den "Auto-Strategen" leicht, den Eindruck vom "Viren-sicheren" Privat-PKW zu vermitteln.

    Und natürlich wie so oft, wenn die Vorzüge des Autos gelobt werden, kommen dann die Erfahrungsberichte, wie toll einfach es sei (und garantiert virenfrei) von A nach B mit dem Auto zu fahren. Was nicht beachtet wird, die Begegnungsfälle nehmen zu, besonders die auf größere Distanzen. Manchmal sind das wichtige Anlässe, vermutlich sind es manchmal auch weniger wichtige. Aber wer so was laut ausspricht, der sieht sich schnell dem Vorwurf ausgesetzt, dass er die Freiheitsrechte der Menschen missachte.

    Und dabei gehen einige ganz unverblümt so weit, dass sie ein Recht auf Corona-Partys und Ansteckung einklagen: "Sie wollen sich anstecken dürfen, Demos, Mahnwachen, eine neue Partei: Der Corona-Protest verstetigt sich, Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker mischen mit. Sie fordern ein Recht auf Infektion." Zeit vom 9.5.2020 https://www.zeit.de/gesellschaft/z…inschraenkungen

    Meine bisherigen Erfahrungen in Bus und Bahn in Corona-Zeiten sind:

    Es ist möglich den Sicherheitsabstand einzuhalten, allerdings nicht durchgehend konsequent zu jedem Zeitpunkt, weil du beim Ein- und Aussteigen zwangsläufig den Sicherheitsabstand für einen kurzen Zeitraum unterschreitest.

    Die Busse, Straßenbahnen, S-Bahnen und Nahverkehrszüge, die ich jetzt in der Corona-Phase genutzt habe, waren so leer, dass es kein Problem war einen Sitzplatz zu finden, der genügend Abstand gewährleistet hat. Allerdings war das stets außerhalb der Hauptverkehrszeit. Und du hast das Problem, diesen leeren Sitzplatz anzusteuern, weil du dann zwangsläufig an anderen besetzten Sitzplätzen vorbeigehen musst, bei dem du zwangsläufig jeweils für kurze Zeit den Sicherheitsabstand unterschreitest.

    Der stets wiederholte Hinweis von verschiedenen Seiten, das Auto biete doch ganz eindeutig ein Sicherheitsplus gegen die Ansteckungsgefahr, beinhaltet eine meines Erachtens unterschätzte andere Gefahr.

    Wenn es kein Problem ist, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, dann kann ich das jetzt ja auch wieder problemlos machen. So lange das Fahrten sind, bei denen die Fahrer und Mitfahrer nirgends aussteigen, ist das rein ansteckunstechnisch sicher auch kein Problem. Allenfalls könnte man Ressourcen-Verschwendung kritisieren.

    Zwar fahren viele Leute mit dem Auto einfach nur irgendwo rum, aber es gibt auch viele Leute, die mit dem Auto irgendwohin fahren, wo sie andere Menschen treffen, besonders auch solche, die sie länger nicht mehr gesehen haben. Und da möchte man es dann nicht bei einem Fuß-Berühren belassen. Und es finden längere Gespräche statt, die insbesondere bei geringen Distanzen zueinander ein hohes Ansteckungspotenzial haben.

    Ich will jetzt gar nicht unterstellen, dass die alle mit ihren Autos zu Après Ski Partys im Ischgl-Style fahren. Aber es hat sich gezeigt, dass es so was in diese Richtung gibt: "Der Corona-Ausbruch in Leer ist offenbar auf eine private Feier in einer Gaststätte zurückzuführen – mit möglichen Verstößen gegen die Hygienevorschriften. Elf Personen sind bisher infiziert, die Zahl könnte noch steigen." FAZ vom 23.5.2020 https://www.faz.net/aktuell/gesell…t-16782930.html

    In diesem und anderen Artikeln wird zwar sehr viel darüber spekuliert, ob Abstandsregeln oder andere Hygieneregeln nicht eingehalten wurden, aber, wie ich finde, bezeichnenderweise, wird an keiner Stelle darüber berichtet oder auch nur spekuliert, wie die Gäste dorthin gekommen sind.

    Ich vermute, dass die Mehrzahl der Gäste, die an der "privaten Feier" mit anschließendem Corona-Ausbruch teilnahmen, mit dem Auto dorthin gefahren sind, denn das Auto ist ja ein "Corona-sicheres" Verkehrsmittel.;) :evil:

    Übrigens auch in der von dir verlinkten Studie, Malte, daraufhin hast du ja selbst schon hingewiesen, geht es nicht um die Frage der Verkehrsmittelwahl der Pendler. Deshalb ist es besonders perfide, den Artikel mit einem Bahn-Foto zu schmücken, weil das den Eindruck erweckt, als seien primär ÖPNV-Nutzer für die Virus-Verbreitung zuständig.

    Spannend finde ich auf dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über einen Neustart des Flugtourismus, dass diese Ansteckungsquelle nur sehr verhalten in der Kritik steht.

    Da steht weitgehend unwidersprochen die Behauptung von Tui-Deutschland-Sprecher Dünhaupt im Raum: "„Die Luft an Bord entspricht im Grunde der eines Operationssaals“. Aber selbst wenn das zutrifft. Was die Flugtouristen nach dem Aussteigen bis zum Wiedereinstieg machen, kann Dünhaupt nicht wissen und auch nicht beeinflussen, auch nicht mit der von ihm hochgelobten Flugzeug-Klimaanlage.

    Hier fand die "private Feier" in der Alten Scheune statt:

    https://www.google.com/maps/@53.3160185,7.5120207,16.5z

    Und hier ist der Fahrplan der Linie 481, der die in der Nähe des Lokals gelegene Haltestelle Jheringsfehn, Neuebeek anfährt. Immerhin es gibt eine Busverbindung. Letzte Abfahrt ist um 18:52 h bzw. um 19:58 h in Gegenrichtung. Deshalb vermute ich, dass die Gäste überwiegend mit dem Auto angereist sind.

    Link zum Fahrplan: https://www.weser-ems-bus.de/weseremsbus/vi…lg_20190815.pdf

    Mir ist echt schleierhaft, welchen narren Sie an mir gefressen haben.

    Aber bitteschön, hier die gewünschten Auskünfte:

    Sie wollten einen Beleg dafür, wie ich zu der Annahme komme, dass die SPD nach wie vor eine sehr autoaffine Partei darstellt. Als Kronzeugen benenne ich da Ex-(Auto)-Kanzler Helmut Schmidt: "Jeder Arbeitnehmer, der es sich wünscht, soll finanziell in die Lage kommen, sich ein Automobil zu leisten! Das sagte Helmut Schmidt (1918-2015) vor 20.000 VW-Mitarbeitern." aus: "Vor 40 Jahren: Helmut Schmidt im VW-Werk" in Wolfsburger Allgemeine vom 4.3.2016 https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Stad…midt-im-VW-Werk

    Und meines Erachtens der beste Beweis dafür, dass sich an der hohen Auto-Affinität der SPD aber auch anderer linker Politiker sich bis heute nicht viel geändert hat, ist die Aussage von SPD-Jung-Star Kevin Kühnert, der nach Aussage seiner Kritiker BMW verstaatlichen wollte. Stimmte so nicht ganz, es verhielt sich mehr so: "Kevin Kühnert hat seine Idee eines "demokratischen Sozialismus" erklärt. Dazu gehöre, Großkonzerne wie BMW zu kollektivieren." aus: Kühnert will Kollektivierung von BMW, Spiegel vom 1.5.2019 https://www.spiegel.de/politik/deutsc…-a-1265315.html

    Die ganze folgende Diskussion erschöpfte sich darin, dass die einen sagten, Kühnert wolle Unternehmer enteignen, während sich Kühnert damit verteidigte, dass Kollektivieren nicht zwangsläufig voraussetzt, dass ein Enteignung stattfindet.

    Warum das ein Beleg für die Autovernarrtheit der SPD bis in die jüngsten und linkesten Ecken der Partei darstellt?

    Es fehlte die Diskussion darüber, was denn Kühnert mit seiner kollektivierten Autofabrik vorgehabt hätte. Warum fehlte die Diskussion? Weil so ziemlich jeder in der autovernarrten SPD sich an dieser Stelle vorstellt, dass das eigentlich eine "geile Idee" ist, sich eine Autofabrik "unter den Nagel zu reißen" und damit vielen Menschen Lohn und Brot und natürlich auch "Kohle" für ein Auto garantieren zu können.

    Die wenigen innerparteilichen Dissidenten in der Partei, mit denen ich darüber gesprochen habe, verteidigten Kühnert damit, dass es doch immerhin auch möglich sei, dass der Kevin sich das so vorgestellt hat:

    "Haben wir erst mal das BMW-Werk in "unserer Hand", dann stellen wir die Autoproduktion um auf die Herstellung von Straßenbahnen und Omnibussen.

    Nun entscheiden Sie selbst Nbgradler: Wie viele in der SPD sind wohl so drauf, dass sie Kühnerts Griff nach der Autoindustrie als einen Einstieg in den Ausstieg aus der automobilen Gesellschaft verstanden haben? Es sollte mich wundern, wenn es mehr sind, als man an einer Hand abzählen kann.

    Die Kritik an der Auswahl des von mir verlinkten Fotos ist einerseits richtig, denn ich habe nichts dazu geschrieben, in welchem Zusammenhang es aufgenommen wurde. Das hole ich hier gerne nach, indem ich die Bildunterschrift zitiere: "Einflussreiches Trio: Die Ministerpräsidenten der Autoländer Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg, Stephan Weil (SPD), Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne). © Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ " Und hier der Link zum RND wo am 27.5.2020 darüber berichtet wurde:

    "Mit dem Auto aus der Krise – wie nach dem Zweiten Weltkrieg?"

    https://www.rnd.de/politik/mit-de…NC5YONWHEM.html

    Das sind markige Worte, aber auf den Zweiten Weltkrieg haben Sie ja auch irgendwie Bezug genommen.

    Nachdem das geklärt ist werden Sie mir sicher zustimmen, dass das Bild ganz gut das Dilemma aufzeigt, das Hane mit seinem ursprünglichen Beitrag angedeutet hatte. Nämlich dass die Parteien egal welcher Coleur nicht zur Aufklärung beitragen. Tun sie tatsächlich nicht, zumindest neige ich um so mehr zu Hanes Sicht der Dinge, je länger ich das Bild der drei Krisenmanager aus ganz unterschiedlichen Parteien anschaue.

    Kommen wir zu Punkt drei: Sie stören sich daran, dass ich darauf hingewiesen habe, dass politische Parteien unter anderem die Aufgabe haben, politische Fragestellungen zu vereinfachen. Sie zählen aber selbst unter anderem zu den Aufgabe der Parteien:

    "Parteien nehmen Einfluss auf die Gestaltung der öffentlichen Meinung." Und: "Sie beteiligen sich an Wahlen ..."

    Aber genau in diesen Bereichen erfüllen doch die Parteien die wichtige Aufgabe, komplexe politische Fragestellungen so zu vereinfachen, dass für die Wähler eine überschaubare Auswahl an wählbaren Alternativen zur Verfügung steht, um politisch mitbestimmen zu können. Und da sage ich mir dann wieder: Ja es ist schwierig einerseits unter dem Druck zu stehen, vereinfachen zu müssen, andererseits aber sich damit dem Vorwurf auszusetzen, man trage nicht zur Aufklärung bei. Tun sie halt eben doch die Parteien aber eben "auch" und nicht "nur" und "immer".

    Nimm das bitte nicht persönlich, Yeti, du beklagst ja den selben Missstand wie ich. Wenn es um das Thema Mobilität geht, dann findet ganz schnell eine Engführung auf schneller und weiter statt, während wichtige Rahmenbedingungen außen vor gelassen werden. Zum Beispiel die Kosten für den Bau und Unterhalt von Autobahnen. Gerade im Hinblick auf die auch von dir beschriebenen Corona-bedingten Naherholungs-Fahrten stellt sich doch die Frage, ob es gelingt, diese starre Fixierung auf schneller und weiter zu entzaubern.

    Zumindest versucht die Region Hannover augenscheinlich die Aufenthaltsqualitäten der Naherholungsmöglichkeiten heraus zu stellen.

    Und das ist doch schon mal ein guter Anfang:

    Was mir bei vielen Diskussionen zum Thema Mobilität und leider auch hier auffällt:

    Gerne werden Beispiele genannt, wie auf dieser oder jener Strecke bin ich mit dem Auto, dem Flugzeug, dem Fahrrad, zu Fuß oder der Bahn schneller oder weniger schnell.

    "Schneller und weiter" sind oft die einzigen Parameter, über die diskutiert wird.

    Andere wichtige Kriterien wie volkswirtschaftliche Kosten, Generationengerechtigkeit, Überwindung von sozialen Gegensätzen , eine Infrastruktur der kurzen Wege kommen dagegen regelmäßig zu kurz in der Diskussion. Allenfalls wird noch das Thema Abgas-Belastung angeschnitten und dann mit dem Hinweis auf das Elektroauto schnell wieder fallen gelassen.

    Du hast recht, hugo790, auch fehlt der Schriftzug ECONELO. Ich hatte mich einfach nur gewundert, dass die Fahrzeuge weitgehend baugleich sind und sich nur in Details unterscheiden. Deswegen hatte ich ja auch geschrieben: "Es scheint der selbe Fahrzeugtyp zu sein." Aber ist es nicht auch so, dass es derselbe Fahrzeugtyp ist, der einfach nur unter verschiedenen Namen vertrieben wird? Oder gibt es da tatsächlich verschiedene Hersteller und sind die Unterschiede deutlich größer als auf den ersten Blick erkennbar?

    Polititische Parteien haben unter anderem die Aufgabe, politische Fragestellungen zu vereinfachen. Deshalb halte ich es für richtig in der politischen Diskussionen bestimmte Zuschreibungen vorzunehmen. Und da fällt mir nun mal der extreme Populismus in Fragen der Verkehrspolitik immer wieder bei vielen CDU-Mitgliedern und Anhängern der CDU auf.

    Besonders augenfällig ist diese Haltung vieler CDU-Mitglieder, wenn darum geht politische Visionen zu zerreden. CDU-Mitglieder tun sich sehr schwer damit, den Ist-Zustand in Frage zu stellen und gesellschaftliche und wirtschaftliche Änderungen zu begrüßen, oder auch nur zuzulassen.

    Die Haltung der SPD, da stimme ich dir zu, ist oft noch weniger kritisch gegenüber der Massen-Motorisierung. Zumal viele SPD-Mitglieder es immer noch als einen wichtigen Schritt für die Entwicklung des Sozialismus halten, dass jede und jeder ein Auto fährt. Nicht nur die Damen und Herren aus der Chef-Etage, sondern alle sollen ein (möglichst dickes) Auto fahren. Das halten immer noch viele SPD-Politiker für gelungene Modernisierung.

    Die am weitesten gehenden Visionen in Richtung einer autofreien Gesellschaft findest du immer noch bei den Grünen.

    Wegen dieser klar erkennbaren Unterschiede in Mobilitätsfragen finde ich es nicht richtig, alle Parteien in einen Topf zu werfen. Obwohl auch mir es manchmal schwer fällt, das nicht zu tun. Zum Beispiel dann, wenn die Ministerpräsidenten der "Auto--Bundesländer" so einträchtig nebeneinander stehen wie auf diesem Foto: https://www.rnd.de/resizer/RC2Mkr…V5P3CTIEU4.jpeg

    Das Foto ist aus einem RND-Bericht vom 27.5.2020: "Mit dem Auto aus der Krise – wie nach dem Zweiten Weltkrieg?" https://www.rnd.de/politik/mit-de…NC5YONWHEM.html

    Trotzdem halte ich Hanes Kritik für falsch, "Politik, welcher Couleur auch immer, betreibt doch keine Aufklärung."

    Wir brauchen insgesamt viel weniger Autos, aber die sollten dann elektrisch fahren. Und gerne auch langsamer (Regeltempo 20/30/80/130) Grund: lokal sehr viel emissionsärmer. Der Strom dafür kann aus Erneuerbaren gewonnen werden.

    Das hatte ich auch lange so eingeschätzt. Aber spätestens bei der letzten Abwrackprämie, die unverschämterweise auch noch Umweltprämie genannt wurde, das war 2009, da ist mir klar geworden, dass es nicht im mindestens darum geht, mit einer Abwrackprämie die Anzahl der Fahrzeuge zu reduzieren. Und darum geht es auch der französischen Regierung aktuell nicht. ""Unser Land wäre nicht das gleiche ohne seine großen Marken - Renault, Peugeot, Citroën", sagte Macron am Dienstag." Das ist seine Begründung für die Abwrackprämie. SZ vom 26.5.2020 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fra…strie-1.4918446

    Es geht den Autofürsten und ihren politischen Vasallen doch nicht darum, solche kleinen Fahrzeuge herzustellen:

    Zum Beispiel dieser Econelo ( https://www.econelo.de/modelle/e-kabi…AiABEgKBe_D_BwE ), der hier gerade die Fahrradabstellanlage blockiert.

    Solche kleinen Kabinenfahrzeuge sind ein Zusatzgeschäft, zusätzlich zum Verkauf der "echten" Autos.

    Deiner Feststellung, Gerhart, "Wir brauchen insgesamt viel weniger Autos, aber die sollten dann elektrisch fahren.", stimme ich zu. Ergänzt um: "Wir brauchen insgesamt sehr viel weniger Autos mit sehr viel weniger PS, leichter und kleiner und deutlich langsamer, aber die sollten dann elektrisch fahren."

    Nur dahin kommen wir nicht mit einer Autokaufprämie von 12.000 Euro für Elektrofahrzeuge, wie sie jetzt in Frankeich beschlossen wurde. Und es ist absehbar, dass das Aufwind für die Autokaufprämien-Befürworter in Deutschland sein wird. Gibt's da eigentlich noch irgendwas Gutes dran?
    Vielleicht so: Man kann ja froh sein, dass es hier "nur" um einen deutsch-französischen Autokaufprämien-Aufrüstungswettlauf geht, und nicht um ein Flottenwettrüsten zwischen den Ländern Europas.

    Was werden die Grünen in Deutschland sagen zu der Autokaufprämie in Frankreich, mit der die französische Regierung ihre Autoindustrie vor Schaden durch die Pandemie-Auswirkungen bewahren will?

    "Die Regierung möchte Frankreich zum größten Produzenten von Elektroautos in Europa machen. Von der kommenden Woche an können Konsumenten vom Staat bis zu 12 000 Euro Zuschuss erhalten, wenn sie ein Elektroauto kaufen. "Unser Land wäre nicht das gleiche ohne seine großen Marken - Renault, Peugeot, Citroën", sagte Macron am Dienstag." Quelle: SZ vom 26.5.2020 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fra…strie-1.4918446

    Müssten da nicht die grünen Herzen höher schlagen? Und müssten jetzt nicht die grünen Parteistrategen die Bundesregierung mit der Forderung unter Druck setzen, sich dem französischen Vorbild anzupassen?

    Ich hoffe, dass das nicht passieren wird.

    Auch Elektroautos verstopfen die Straßen.

    Auch Elektroautos tragen direkt zur Umweltverschmutzung bei, etwa durch den Reifenabrieb.

    Die Batterie-Beschaffungs-Frage ist mit Umweltverschmutzung und schlechten Arbeitsbedingungen verbunden. Die Batterie-Entsorgungsfrage ist weitgehend ungeklärt.

    Elektroautos sind ebenso unfallträchtig wie Autos mit Verbrennermotoren.

    Und auch Batterieautos verstopfen die Straßen und enteignen den Verkehrsraum jenen Verkehrsteilnehmern, die umweltfreundlich mit dem ÖPNV, dem Rad und zu Fuß mobil sind.

    Foto: Warten auf die Kaufprämie?

    E-Auto-Ladestation in Hannover-Marienwerder

    Meinst Du mit falsch verlogen oder dumm? Einem nicht gänzlich unbekannter Herr T. aus Übersee werfe ich nicht vor, seine Wahlversprechen nicht halten zu wollen.

    Trump betreibt ja mit seiner Wahlkampfrhethorik, seinen politischen Absichtserklärungen von vornherein keine Aufklärung, sondern er redet vielen Menschen ein, dass sie Unterdrückte eines herrschenden politischen Establishments seien, und er (Trump) sie aus dieser angeblichen Unterdrückung befreien wird.

    Das ist meines Erachtens durchaus vergleichbar mit der Rhetorik der politischen rechten in den 20er-Jahren, die es erfolgreich verstanden hat, die Bemühungen der deutschen Regierung, in den Völkerbund aufgenommen zu werden und den Verpflichtungen aus dem Versailler Friedensvertrag nachzukommen immer wieder zu sabotieren.

    Und selbstverständlich gab es bei diesen Bemühungen Deutschlands weltweit als Staat Anerkennung zu finden und Vertrauen herzustellen Rückschläge.

    Solche Rückschläge wiederum waren Wasser auf der rechten Propaganda-Mühle.

    Jetzt der Vergleich mit der Trump-Propaganda in den USA: Die USA wissen sehr gut, dass sie mit ihrer grenzenlosen Ausbeutung der Natur, ihrem kapitalistischen Ausbeutungssystem, ihrer extrem liberalen Waffengesetzgebung und ihrer völlig verfehlten Verkehrspolitik international nicht das Vorbild darstellen, mit dem sie ihren eigenen Anspruch gerecht würden, eine Vorzeige-Demokratie zu sein. Als eines der reichsten Länder der Welt haben die USA eine solche Vorbildfunktion zu erfüllen.

    Und was macht Trump? Er sagt den Leuten wir brauchen gar nicht erst zu versuchen hier irgendwas vorbildhaft zu organisieren, sondern wir müssen uns vor allem darum bemühen, den größten Teil des Kuchens an uns zu reißen, anstatt ihn uns von anderen wegessen zu lassen.

    Viele aus den verschiedensten Gründen enttäuschten Amerikanern lieben Trump dafür. Trumps Wahlversprechen sind falsch, verlogen und dumm und er arbeitet emsig daran entsprechend seine Politik zu gestalten.

    das ist sogar mir aufgefallen

    Was genau ist dir aufgefallen?

    Dass ich im Zusammenhang mit Therings Attacken gegen Umweltschutz davon spreche, dass er sich da im Einklang mit vielen anderen CDU-Mitgliedern befindet, die populistisch auf die "Kacke hauen", wenn es darum geht, die Verkehrswende und den eingeschlagenen einseitigen Mobilitätsirrweg hin zum Auto für alle zu korrigieren. Dafür gibt es hinreichend Beispiele: Was zum Beispiel sagt der Sprecher der CDU-geführten Bundesregierung zum Abgasskandal-Urteil, bei dem VW nicht gut aussah. Hatte der BGH doch VW bescheinigt, "sitttenwidrig" gehandelt zu haben. "Das Unternehmen habe auf Basis einer "grundlegenden strategischen Entscheidung bei der Motorenentwicklung im eigenen Kosten- und damit auch Gewinninteresse durch bewusste und gewollte Täuschung (…) systematisch, langjährig und in Bezug auf den Dieselmotor der Baureihe EA189 in siebenstelligen Stückzahlen in Deutschland Fahrzeuge in Verkehr gebracht”" Quelle: br24 vom 25.5.2020 https://www.br.de/nachrichten/de…-werden,S00FXYB

    Und so spielt der Regierungssprecher die verbrecherischen Umtriebe von Deutschlands angeblicher Spitzenindustrie herunter:

    Die Bundesregierung äußerte sich nicht konkret zu dem Urteil. Regierungssprecher Steffen Seibert betonte in der Regierungspressekonferenz ganz allgemein zur Rolle der Auto-Industrie im Diesel-Skandal: "Die Tatsache, dass viel Vertrauen verspielt wurde, ist oft genug festgehalten worden. Genauso ist es eine Tatsache, dass die Autoindustrie für unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von sehr großer Bedeutung ist."

    Das ist eine Haltung, die besonders bei vielen CDU-Mitgliedern, wie zum Beispiel auch bei Thering verbreitet ist.

    Nicht bei allen! Und das man den Regierungssprecher vorschiebt, um zu beschwichtigen, zeigt, dass andere damit ihre Schwierigkeiten haben.

    Genau so spielt Thering jetzt die Notwendigkeit herunter, Umweltpolitik zu betreiben. Denn in der Corona-Krise erkennt er die Chance, Stimmung zu machen gegen die "Wohlfühlpolitiker", die angeblich von Wirtschaftsthemen keine Ahnung haben.

    Also was genau ist dir aufgefallen? Autogenix? Dass ich hane dafür kritisiert habe, dass er die ganze Politik in einen Topf schmeißt und unterschiedslos unterstellt, Politik würde keine "Aufklärung" betreiben? Das sehe ich anders. Es ist durchaus möglich, beim Thema Mobilität Unterschiede zu erkennen zwischen den Parteien.

    Diese Aussage mit extrem steilen Forderungen Ihrerseits finde ich ein wundervolles Beispiel für Heuchelei. Und damit meine ich nicht die schwedische Death-Metal-Band.

    Worin sehen sie denn da konkret eine "Heuchelei"?

    Wo eine "steile Forderung"?

    Dass Thering so tut, als sei Umweltschutz ein vernachlässigbares Thema? Meinen Sie das mit Heuchelei, weil Thering ja im Grunde weiß, wie wichtig das Thema ist?

    Wo sehen Sie die steile Forderung bei dem was ich schreibe? Steile Forderungen werden nach meiner Beobachtung derzeit von denjenigen gestellt, die sich als die "Verlierer" der Corona-Krise bezeichnen, wie zum Beispiel die Autobauer und deshalb nach staatlicher Unterstützung rufen, während die echten VerliererInnen immer noch Corona-krisenbedingt Familienarbeit leisten und auch noch mit Hohn und Spott und wüsten Beschimpfungen überzogen werden, wenn sie einen gerechten Lohn dafür einfordern.

    "Ein regelrechter Shitstorm startet in den sozialen Medien gegen #coronaelternrechnen ab. Der Tenor ist so simpel wie verletzend: Wer seine Kinder nur als Kostenfaktor betrachte, hätte besser keine in die Welt gesetzt." aus: Twitter-Trend: Corona-Eltern rechnen ab, swr vom 15.5.2020 https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/cor…reuung-100.html

    Welche Aufklärung?

    Politik, welcher Couleur auch immer, betreibt doch keine Aufklärung. Man stellt eine Forderung auf und liefert eine mehr oder wenig gute Begründung dafür. Das wird dann wiederholt, bis es geglaubt wird oder auch nicht. Ob etwas stimmt, spielt dabei keine Rolle. Wir neigen nur dazu, die Begründung zu glauben, der wir glauben wollen. Das macht die Begründung aber nicht richtiger.


    Wenn beispielsweise wegfallende Parkplatze angeführt werden, es um die Wünsche der Menschen geht, finde ich gerade die Rechten als erfrischend ehrlich. Nicht dass ich ihnen zustimme, aber es ist eben nicht verlogen.

    Ich halte nichts von solchen Verallgemeinerungen nach dem Schema alle Politiker in einen Sack gesteckt und dann ordentlich mit dem Knüppel drauf gedroschen, da triffst du immer den richtigen. Genau darauf läuft diese Aussage nämlich raus: "Politik, welcher Couleur auch immer, betreibt doch keine Aufklärung."

    Diese Art der Relativierung und Geringschätzung von politischer Arbeit ist einer der gründe, dass immer wieder Menschen sich in die Arme von Populisten werfen, die mit falschen Versprechungen auf Wählerfang gehen.

    Aber interessieren täte es mich schon, wer denn dann in deinen Augen "Aufklärung" in der Form betreibt, dass sie wirksam wird. Es sind nicht die studierten Köpfe in den Studierzimmern, die werden heute hochgelobt und morgen in den Abgrund verdammt. Siehe das Beispiel Christian Drosten, der nie für sich in Anspruch genommen hat, Entscheidungen zu treffen, aber sehr wohl beansprucht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht einfach von der Politik ignoriert werden dürfen.

    Die Entscheidungen treffen müssen in die zuständigen Gremien in freien Wahlen gewählte Politiker. Und wenn der Hamburger CDU-Frontmann Thering den Umweltschutz zum "Wohlfühlthema" erklärt, das derzeit zurückgestellt werden müsse, weil es angeblich echte, wichtigere Themen gäbe, dann halte ich das für bedenklich. Denn gerade eine konservative Partei tut gut daran, Umweltthemen bei denen es ja um den Erhalt von (Über-)Lebensräumen geht, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und aus purem Opportunismus scheinbar wichtigeren Themen unterzuordnen.

    Wenn Parteien Wähler für sich gewinnen wollen und das zum Beispiel mit dem Versprechen versuchen, wir machen uns stark für den Erhalt der Parkplätze im öffentlichen Straßenraum dann ist das nicht ehrlich sondern der Gipfel der Verlogenheit, weil klar ist, dass solche Aussagen die Autobesitz-Zahlen nach oben treiben, was das Verhältnis von Anzahl Stellplätze zu Parkplatzbedarf verschärft.

    Dass bedeutet jedoch noch lange nicht, dass es Sinn macht, mit dem Argument für seine Politik zu werben, dass man Autoparkplätze wegfallen lassen will. Das ist zwar elementar wichtig, um die Verkehrssituation nachhaltig zu verbessern, aber eben nur schwer vermittelbar.

    Unter Berücksichtigung des knappen Parkraums halte ich es zum Beispiel für wichtiger, dass man Lieferfahrzeugen und Handwerkerfahrzeugen Priorität einräumt bei der Verteilung von Parkflächen. Im Windschatten einer solchen Kampagne werden dann andere Parkplätze zurückgebaut.

    Thering hat, wie auch viele andere CDU-Mitglieder, keine andere Agenda als die, vor krassem Populismus nicht zurückzuscheuen, um möglichst viele Wählerstimmen und die "Lufthoheit über den Stammtischen" (heute virtuellen Stammtische in Form der assozialen Hetzwerke) zu gewinnen. Imponiert mir kein bisschen, wirft in mir aber immer wieder die Frage auf, ob es nicht zielführender ist, einem rechten, reaktionären Populismus einen linken Gegenentwurf entgegenzusetzen, anstatt immer nur den mühsamen Weg über die Aufklärung zu beschreiten.

    Wer am verlängerten Wochenende die verlängerten Autosperrzeiten auf der Waldchaussee genutzt hat, dem ist möglicherweise dieser Radfahrstein am Wegesrand aufgefallen:

    Mehr dazu steht auf der hannover.de-Seite. Dort erfährt man auch, dass es einen zweiten Radfahrstein am anderen Ende des Radweges in Kleefeld, in der Nähe der Pferdeturmkreuzung gibt. Das ist am anderen Ende des Radweges, der von den Radfahrpionieren Hannovers initiiert wurde.

    Der Eilenriede-Radweg war einmal kostenpflichtig und es gab Verärgerung bei den Radfahrern, weil Fußgänger die Bänke zum Ausruhen benutzten, die eigentlich für die zahlenden Radfahrer reserviert waren.

    https://www.hannover.de/Kultur-Freizei…e-Radfahrsteine

    Wer es noch nicht geschafft hat, dort vorbeizufahren, der kann das ja am Pfingstwochenende nachholen, wenn erneut zusätzliche Autosperrstunden auf der Waldchaussee gelten.

    Hier die Standorte eingetragen in ein openstreetmap-Kartenausschnitt: