Mir ist echt schleierhaft, welchen narren Sie an mir gefressen haben.
Aber bitteschön, hier die gewünschten Auskünfte:
Sie wollten einen Beleg dafür, wie ich zu der Annahme komme, dass die SPD nach wie vor eine sehr autoaffine Partei darstellt. Als Kronzeugen benenne ich da Ex-(Auto)-Kanzler Helmut Schmidt: "Jeder Arbeitnehmer, der es sich wünscht, soll finanziell in die Lage kommen, sich ein Automobil zu leisten! Das sagte Helmut Schmidt (1918-2015) vor 20.000 VW-Mitarbeitern." aus: "Vor 40 Jahren: Helmut Schmidt im VW-Werk" in Wolfsburger Allgemeine vom 4.3.2016 https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Stad…midt-im-VW-Werk
Und meines Erachtens der beste Beweis dafür, dass sich an der hohen Auto-Affinität der SPD aber auch anderer linker Politiker sich bis heute nicht viel geändert hat, ist die Aussage von SPD-Jung-Star Kevin Kühnert, der nach Aussage seiner Kritiker BMW verstaatlichen wollte. Stimmte so nicht ganz, es verhielt sich mehr so: "Kevin Kühnert hat seine Idee eines "demokratischen Sozialismus" erklärt. Dazu gehöre, Großkonzerne wie BMW zu kollektivieren." aus: Kühnert will Kollektivierung von BMW, Spiegel vom 1.5.2019 https://www.spiegel.de/politik/deutsc…-a-1265315.html
Die ganze folgende Diskussion erschöpfte sich darin, dass die einen sagten, Kühnert wolle Unternehmer enteignen, während sich Kühnert damit verteidigte, dass Kollektivieren nicht zwangsläufig voraussetzt, dass ein Enteignung stattfindet.
Warum das ein Beleg für die Autovernarrtheit der SPD bis in die jüngsten und linkesten Ecken der Partei darstellt?
Es fehlte die Diskussion darüber, was denn Kühnert mit seiner kollektivierten Autofabrik vorgehabt hätte. Warum fehlte die Diskussion? Weil so ziemlich jeder in der autovernarrten SPD sich an dieser Stelle vorstellt, dass das eigentlich eine "geile Idee" ist, sich eine Autofabrik "unter den Nagel zu reißen" und damit vielen Menschen Lohn und Brot und natürlich auch "Kohle" für ein Auto garantieren zu können.
Die wenigen innerparteilichen Dissidenten in der Partei, mit denen ich darüber gesprochen habe, verteidigten Kühnert damit, dass es doch immerhin auch möglich sei, dass der Kevin sich das so vorgestellt hat:
"Haben wir erst mal das BMW-Werk in "unserer Hand", dann stellen wir die Autoproduktion um auf die Herstellung von Straßenbahnen und Omnibussen.
Nun entscheiden Sie selbst Nbgradler: Wie viele in der SPD sind wohl so drauf, dass sie Kühnerts Griff nach der Autoindustrie als einen Einstieg in den Ausstieg aus der automobilen Gesellschaft verstanden haben? Es sollte mich wundern, wenn es mehr sind, als man an einer Hand abzählen kann.
Die Kritik an der Auswahl des von mir verlinkten Fotos ist einerseits richtig, denn ich habe nichts dazu geschrieben, in welchem Zusammenhang es aufgenommen wurde. Das hole ich hier gerne nach, indem ich die Bildunterschrift zitiere: "Einflussreiches Trio: Die Ministerpräsidenten der Autoländer Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg, Stephan Weil (SPD), Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne). © Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ " Und hier der Link zum RND wo am 27.5.2020 darüber berichtet wurde:
"Mit dem Auto aus der Krise – wie nach dem Zweiten Weltkrieg?"
https://www.rnd.de/politik/mit-de…NC5YONWHEM.html
Das sind markige Worte, aber auf den Zweiten Weltkrieg haben Sie ja auch irgendwie Bezug genommen.
Nachdem das geklärt ist werden Sie mir sicher zustimmen, dass das Bild ganz gut das Dilemma aufzeigt, das Hane mit seinem ursprünglichen Beitrag angedeutet hatte. Nämlich dass die Parteien egal welcher Coleur nicht zur Aufklärung beitragen. Tun sie tatsächlich nicht, zumindest neige ich um so mehr zu Hanes Sicht der Dinge, je länger ich das Bild der drei Krisenmanager aus ganz unterschiedlichen Parteien anschaue.
Kommen wir zu Punkt drei: Sie stören sich daran, dass ich darauf hingewiesen habe, dass politische Parteien unter anderem die Aufgabe haben, politische Fragestellungen zu vereinfachen. Sie zählen aber selbst unter anderem zu den Aufgabe der Parteien:
"Parteien nehmen Einfluss auf die Gestaltung der öffentlichen Meinung." Und: "Sie beteiligen sich an Wahlen ..."
Aber genau in diesen Bereichen erfüllen doch die Parteien die wichtige Aufgabe, komplexe politische Fragestellungen so zu vereinfachen, dass für die Wähler eine überschaubare Auswahl an wählbaren Alternativen zur Verfügung steht, um politisch mitbestimmen zu können. Und da sage ich mir dann wieder: Ja es ist schwierig einerseits unter dem Druck zu stehen, vereinfachen zu müssen, andererseits aber sich damit dem Vorwurf auszusetzen, man trage nicht zur Aufklärung bei. Tun sie halt eben doch die Parteien aber eben "auch" und nicht "nur" und "immer".