Ich verstehe nicht, warum du diesen drei Regelungen hier immer wieder das Wort redest. Es zementiert die Wahrnehmung des Radfahrers als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse. Das ist aber nicht das Ziel der meisten hier.
Es trifft nicht zu, dass ich diesen drei Regelungen:
+
oder
oder
hier immer wieder das Wort rede.
Was zutrifft ist, dass ich es besser finde, wenn ein so ausgeschilderter gemeinsamer Fuß- und Radweg
ersetzt wird durch diese Beschilderung
+
als wenn gar nichts passiert.
Deshalb hatte ich Yeti vorgeschlagen, er könne ja mal versuchen herauszufinden, ob die Stader Verkehrsbehörde eventuell bereit sei, diese Umschilderung vorzunehmen. Das heißt, den bislang als gemeinsamen Fuß- und Radweg ausgeschilderten Bürgersteig an der Straße Salztorscontrescarpe zu einem Fußweg mit Radverkehrsfreigabe
+
zu machen. Und zwar den auf der Burggrabenseite, weil ich vermute, dass der kaum von Fußgängern benutzt wird. Das fände ich immer noch besser, als wenn es weiterhin ein benutzungspflichtiger gemeinsamer Fuß- und Radweg bleibt.
Es ist besser für die Fußgänger, weil nach meiner Beobachtung Radfahrer auf einem so ausgeschilderten Weg
+
vorsichtiger fahren und noch mehr Rücksicht nehmen auf Fußgänger als bei einem so ausgeschilderten Weg: ![Zeichen 240 [Zeichen 240]](https://radverkehrsforum.de/images/smilies/zeichen-240.png)
Und es ist besser für den Radverkehr, weil der dann nicht mehr gezwungen ist, den gemeinsamen Fuß- und Radweg zu benutzen.
Ich würde sogar so weit gehen zu fordern, dass die Benutzung des Bürgersteigs auf der Burggrabenseite durch Radfahrer weiter gestattet sein sollte, und zwar in beide Richtungen, wenn dort erstens kein starker Fußverkehr stattfindet und zweitens so lange auf der Straße Radfahrer nicht sicher sind vor schnell fahrenden Autos. In seinem vorigen Beitrag hat Yeti geschrieben:
Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30km/h ist im gesamten Bereich geplant und wird hoffentlich zusammen mit der Aufhebung der Benutzungspflicht zeitnah umgesetzt.
Das hatte ich bislang nicht gewusst, vielleicht hatte Yeti das früher schon mal erwähnt? Dann habe ich es bislang überlesen. In dem Fall wird es ohnehin schwierig für die Verwaltung den Bürgersteig am Salztorscontrescarpe weiterhin für den Radverkehr freizugeben. Denn in einer Tempo 30 Zone gibt es in der Regel keinen Grund, den Radverkehr auf dem Fußweg zuzulassen. Auf jeden Fall gilt: "In Tempo-30-Zonen dürfen ... keine benutzungspflichtigen Radwege ausgewiesen werden." https://de.wikipedia.org/wiki/Tempo-30-…wiesen%20werden.
Ob die Straße Salztorscontrescarpe zum Teil einer Tempo-30-Zone wird, weiß ich nicht. Es könnte ja auch eine Straße sein, auf der zwar Tempo 30 angeordnet ist, die aber trotzdem nicht Teil einer Tempo-30-Zone ist. (So was gibt es zum Beispiel wenn an einer Straße nur für einen kurzen Abschnitt Tempo 30 angeordnet wird, zum Beispiel wegen eines anliegenden Kindergartens.)
Auf jeden Fall muss langfristig gewährleistet werden, dass die Tempo 30 vom Fahrzeugverkehr auf der Fahrbahn auch eingehalten werden. Am besten und sichersten könnte man das dadurch erreichen, das man für den KFZ-Verkehr verbindlich festlegt, dass die Fahrzeuge mit einem automatischen Geschwindigkeitsbegrenzer ausgestattet sein müssen. So was gibt es bereits und wird in Neufahrzeuge auch eingebaut, aber es gibt (noch) keine Bestimmungen die das Benutzen regeln.
Bis es so weit ist helfen nur bauliche Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduktion und regelmäßige Kontrollen. Beides ist leider nur begrenzt wirksam oder die Bereitschaft zu wirksam kontrollieren ist unterentwickelt.
Deshalb kann es vielleicht sogar Sinn machen, den wasserseitigen Bürgersteig am Salztorscontrescarpe zumindest zunächst erstmal als Fußweg mit Radverkehrsfreigabe auszuschildern und regelmäßig über die Situation vor Ort zu berichten und zu informieren, so dass sich kein Radfahrer von heute auf morgen "gezwungen" sieht, den aus seiner persönlichen Sicht "sicheren" Hochbord zu verlassen und stattdessen auf der Fahrbahn zu fahren.
Es mag sein, das deine Annahme zutrifft: "Das ist aber nicht das Ziel der meisten hier." Aber hier, im Radverkehrsforum, ist auch nur eine kleine Minderheit der radfahrenden Menschen aktiv. Und nicht Rad fahrende Menschen sind hier gar nicht aktiv. Dafür sind aber einige von denen in Verbänden aktiv, die sehr reich und einflussreich sind. Leider musste ich wiederholt erleben, dass es diesen Kräften gelungen ist, einen Keil in die Radfahrerschaft zu treiben, wenn es um die Frage gegangen ist, ob an dieser oder jener Straße ein Hochbordradweg komplett verschwinden soll.
Und bei vielen Nichtradfahrer*innen oder Seltenradfahrer*innen herrscht nach meiner Erfahrung der Gedanke vor, dass Radfahren ohnehin etwas ist, das sie am liebsten nur auf dem Fußweg machen wollen. Die fühlen sich massiv abgeschreckt von einer kampflustigen Rhetorik nach dem Motto "Radfahrer erobern die Fahrbahn".
Natürlich sollen diese Leute nicht den Diskurs bestimmen, aber es wäre Unsinn sie einfach komplett zu übergehen. Zum Beispiel indem Radfahrer forderten, dass Radverkehr grundsätzlich immer und überall gemeinsam mit KFZ auf der Fahrbahn stattzufinden habe, egal wie schnell dort gefahren wird und egal wieviele PKW und LKW dort unterwegs sind.
Selbst wenn es das Ziel der meisten Menschen hier im Forum wäre, Radverkehrsinfrastruktur egal in welcher Form zurückzubauen, damit nicht die Wahrnehmung des Radfahrers als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse zementiert werde, steht fest: Die meisten Menschen sind nicht in diesem Forum.
Nach meiner Beobachtung ist es aber auch durchaus so, dass sich die meisten Beiträge hier sehr differenziert mit den Herausforderungen an eine gute Radverkehrsinfrastruktur auseinandersetzen.