Es gibt auch Beispiele für sehr gut rational erklärbare Schutzmaßnahmen:
Bei einem Besuch in Wiesbaden im vergangenen Herbst ist mir aufgefallen, dass dort die Omnibusse mit Plexiglas-Schutzscheiben ausgestattet sind, die die Fahrerkabine abtrennen vom Fahrgastraum, so dass die Fahrgäste auch an den vorderen Türen einsteigen können. In vielen anderen Städten dagegen ist die vordere Tür derzeit mit Hinweis auf die Corona-Schutzmaßnahmen seit dem Frühjahr gesperrt. Offensichtlich hat es das Wiesbadener Nahverkehrsunternehmen ESWE geschafft, sich hier eine Vorreiterrolle zu erarbeiten, die nicht nur den Busfahrer ansteckungstechnisch schützt, sondern umgekehrt auch die Fahrgäste vor dem Busfahrer schützt, der ja auch unbemerkt in einem Frühstadium der Infektion Viren weitergeben kann.
Zudem trägt das dadurch ermöglichte Öffnen auch der vorderen Türen dazu bei, dass sich die Gefahr von Gedränge in den Ein-und Ausstiegsbereichen reduziert, also höhere Abstände eingehalten werden können.
In Hannover dagegen ist immer noch die vordere Sitzreihe und der Fahrerbereich mit Plastikfolie provisorisch abgetrennt. Der Wiesbadener Verkehrsbetrieb ESWE zeigt, wie man es besser machen kann. Hier ein Link zum Fahrgast-Magazin 3-2020 der ESWE:
http://www.eswe-verkehr.de/fileadmin/them…bil_03_2020.pdf
Darin sagt der Leiter der technischen Betriebe in einem Interview auf Seite 8:
"Zum jetzigen Zeitpunkt* sind bereits rund 140 unserer Linienbusse mit einer Trennscheibe am Fahrerarbeitsplatz ausgerüstet worden, und wir gehen davon aus, dass bis zum Ende dieses Jahres rund 200 Busse nachgerüstet sein werden – das sind dann ungefähr zwei Drittel unseres gesamten Busfuhrparks.
Dies bedeutet nicht nur, dass in all diesen Bussen die vordere Tür wieder freigegeben und der Fahrscheinverkauf beim Busfahrer wieder möglich ist, es bedeutet auch, dass den Fahrgästen die direkt hinter dem Fahrerplatz angeordneten Sitzplätze wieder zur Verfügung stehen."
Ich weiß nicht welche Anstrengungen die bayrische Landesregierung unternommen hat, um die Linienbusse in Bayern mit Plexiglasscheiben an der Fahrerkabine sicherer zu machen. Das Anbringen der Plexiglas-Trennwände ersetzt auch nicht die Benutzung einer persönlichen Schutzausrüstung. Aber trotzdem ist es ein weiteres Beispiel dafür, dass Menschen im ÖPNV besser geschützt werden können, wie es in Wiesbaden verwirklicht wurde, ohne dass das Ergreifen von Corona-Schutzmaßnahmen einfach nur auf die Fahrgäste abgewälzt wird.
Ich halte es nach wie vor für richtig, dass die Verkehrsbetriebe durch entsprechende staatliche Ausgleichszahlungen in die Lage versetzt werden, bzw. dazu angehalten werden, geeignete Schutzmaßnahmen für die Fahrgäste durchzuführen. Sowohl in der Form wie in Wiesbaden, der Einbau von Schutzscheiben, als auch die Abgabe von Schutzmasken an die Fahrgäste. Auf dem Hintergrund der erneuten Verschärfung in Bayern (FFP2-Masken vorgeschrieben) ist das um so dringlicher zu verwirklichen!
Und das kann auch für den Einkauf im Supermarkt so durchgeführt werden. Bei vielen Supermärkten gibt es ohnehin irgendwelche Treuepunkte-Aktionen und ähnliches. Warum nicht einfach beim Einkauf in Höhe eines Mindestverkaufswert von zum Beispiel 10 Euro eine Maske (bei 40 Euro 2 Masken, bei 160 Euro drei Masken, usw.) gratis dazu geben, für einen gesunden nächsten Einkauf? Kann ja gerne auch dezent mit Werbung bedruckt sein.

Linienbus in Hannover: Vorderer Einstieg geschlossen. Vordere Sitzreihe gesperrt. Das ist seit Ende März so, müsste aber nicht so sein, wenn staatliche Corona-Hilfen sinnvoll investiert würden, anstatt zum Beispiel für Autokauf-Prämien zum Fenster rausgeworfen werden.