Selbst mit maximal viel gutem Willen ist es vielerorts nicht möglich, vorhandene Bebauung so umzugestalten, dass es neben Fahrbahnen für Autos außerdem noch Parkstreifen und breite Radwege und breite Fußwege gibt. Aber auch bei Neubebauung ist die Allgegenwärtigkeit des Autos leider oft bewusst mit eingeplant. Siehe Bilder von Neubauplanungen im Raum Hannover:
https://www.neubaukompass.de/neubau/sonnenk…t/#lg=1&slide=1
https://www.neubaukompass.de/bilder/objekt/…96438-gross.jpg
https://www.neubaukompass.de/bilder/objekt/…74327-gross.jpg
In einem Artikel über positive Gestaltungs-Beispiele für Radverkehrsinfrastruktur aus verschiedenen Metropolen Europas wurde über Barcelona folgendes berichtet:
"Barcelona gehört zu den am dichtesten besiedelten Städten Europas. Die Stadt weist eine viermal höhere Bebauungs- und Einwohnerdichte auf, als ursprünglich geplant. (...)
Mit dem Konzept der Superblocks ging Barcelona das Problem an und setzte es als Experiment mutig in mehreren Wohnquartieren ein. „Superilles“, wie die Superblocks in Barcelona genannt werden, sind Quartiere von drei mal drei Wohnblöcken, aus denen das Auto großenteils verdrängt ist. (...)
Die Geschwindigkeit innerhalb des Superblocks ist auf 10 km/h begrenzt. Außerdem dürfen Kraftfahrzeuge immer nur links abbiegen, so landen sie schnell wieder auf den Hauptstraßen außerhalb des Superblocks.(...)
Parkplätze müssen für Menschen und Fahrrad weichen. So wird der Superblock für motorisierte Fahrzeuge unattraktiv, und die Straßen verwandeln sich in fußgängerfreundliche öffentliche Räume."
Quelle: ADFC-Mitgliederzeitung Radwelt 5.20
Hier der Link zum online gestellten Artikel
https://www.adfc.de/artikel/fu…-superblocks-in-barcelona
Und hier ein Link zu einer schematischen Zeichnung des Konzepts:
https://www.adfc.de/fileadmin/_pro…_f41c31b0d8.jpg
Dass das 1:1 auf Stade übertragbar ist, bezweifle ich. Und es stellt sich ja auch die Frage, was auf den nach wie vor vorhandenen Hauptstraßen passiert, deren Verkehrsbelastung mit dem Konzept einige Wohnblocks zu "Superrilles" umzugestalten ja nach wie vor besteht. Da müssten dann schon möglichst alle Wohnblocks so umgestaltet werden, dass Radfahrer und Fußgänger und ein deutlich reduziertes Autoverkehrsaufkommen mit deutlich reduziertem Tempo sich denn Straßenraum teilen. Vergleichbar ist das mit einer "Verkehrsberuhigten Zone"
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Diese verkehrsberuhigten Zonen und auch Fußgängerzonen gibt es bestimmt auch in Stade, aber vermutlich verstärkt in der Innenstadt und in innenstadtnahen Bereichen. Auch in Hannover gibt es reine Fußgängerzonen fast nur in der Innenstadt, bzw innenstadtnahen Bereichen. Und großflächige verkehrsberuhigte Bereiche gibt es nicht. Höchstens einzelne Straßenabschnitte.
Dazu kommt das Problem, diejenigen Autobesitzer mitzunehmen, die es für selbstverständlich und ihr gutes Recht halten, überall ihr Auto abstellen zu können. Zumal es denen immer wieder gelingt, sich als Opfer einer "ideologieverblendeten Autohasserpolitik" zu stilisieren. Und es ist möglicherweise in Stade oder in Hannover, wo relativ viele ein Auto haben schwerer als in Barcelona, wo der Anteil der PKW's pro 1000 Einwohner geringer ist, eine Politik zu betreiben, die Proteste der Autofahrer hervorruft.
In Barcelona haben pro 1000 Einwohner rund 200 einen PKW.
Allerdings haben auch rund 200 pro 1000 Einwohner ein Motorrad.
https://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/st…/A_005_2009.pdf
In Hannover sind es rund 400 PKW pro 1000 Einwohner, allerdings gibt es auch Stadtteile mit einem PKW-Anteil unter 250 pro 1000 Einwohner. HAZ vom 4.8.2017 https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…tos-in-Hannover
In Stade ist der Anteil der PKW-Besitzer pro tausend Einwohner vermutlich noch einmal deutlich höher als in Hannover.
In Deutschland ist die PKW-Dichte bei rund 570 pro 1000 Einwohner. Das dürfte vermutlich auch auf Stade zutreffen.
Nach meiner Beobachtung ist der Besitz eines Autos ein sehr hoch gehängtes Identifikationsmerkmal. Wer ein Auto besitzt, der fühlt sich oft gleichzeitig der Interessens-Gruppe der Autofahrenden zugehörig. Und spätestens dann, wenn Entscheidungen anstehen wie Parkplatzrückbau, Einrichtung von verkehrsberuhigten Zonen, Tempolimits vor Schulen und Kindergärten wird zuverlässig gemeinsam lamentiert und von den Lobbygruppen agitiert.