Ja, das meinte ich. §2 kennt eigentlich keine Sau. Obwohl die Radfahrerin in dem Video glaubt, dass der Radweg endet, fährt sie auf dem Gehweg weiter. Offiziell ist der Gehweg zwar per
ein gemeinsamer Geh- und "Radweg", aber er sieht nicht danach aus: Nicht mehr rot und irgendwie fällt es der Dame wohl selbst auf, dass es dort nicht mehr so recht funktioniert, mit dem Fahrrad durch den Wartebereich der Haltestelle zu fahren. Trotzdem kommt sie aber auch nicht auf die Idee, am gefühlten Ende eines Radweges auf der Fahrbahn weiter zu fahren.
Vielen Dank noch mal für die genaue Filmbetrachtung.
Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass die Fahrradfahrerin und Hauptperson in dem Film und das Filmteam sehr wohl das Verkehrsschild Gemeinsamer Geh- und Radweg erkannt und wahrgenommen hatten.
Die Fahrradfahrerin ruft ja aus: Der Radweg ist schon wieder zu Ende, schon zum zweiten Mal. Ganz formal betrachtet kann man das auch so bewerten, dass sie damit meint, der Fahrradweg ist zu Ende und jetzt beginnt ein Gemeinsamer Geh- und Radweg.
Aber wie dem auch sei, das Hauptproblem besteht ja wohl darin, dass vielen Fahrradfahrerinnen selbst ein handtuchschmaler Radweg lieber ist als gar kein Radweg, oder auch ein Gemeinsamer Geh- und Radweg lieber ist, als auf der Fahrbahn zu fahren. Da ist es doch schon ein Erfolg, wenn der Film vermittelt, dass Fahrradfahrer*innen nicht so ohne weiteres sich jede schlechte Fahrradinfrastruktur gefallen lassen sollen.
Das mit der Bushaltestelle halte ich jetzt für weniger relevant, sie fährt zwar durch den Bushaltestellenbereich, aber denkt sich nichts dabei, weil der Bus ja gerade erst dabei ist die Bushaltestelle anzufahren, während sie bereits den Bushaltestellen-Bereich befährt. Dabei ist das eigentlich auch schon ein gefährlicher Moment, weil plötzlich Leute nach vorn Richtung Bürgersteigkante gehen könnten.
Ich vermute, wenn wer einen halbstündigen oder Dreiviertel-stündigen Film zum Thema Infrastruktur für Fahrradfahrer*innen dreht, der sich an ein breites Publikum ohne große Vorkenntnisse richtet, dann sind die Vorzüge des Fahrbahn-Fahrradfahrens höchsten ganz ansatzweise vermittelbar. Denn es ist letztlich ein Thema mit sehr vielen Aspekten.
Ab wann (Verkehrsdichte, Tempo des KFZ-Verkehrs, Anzahl Fahrspuren) ist ein Radweg angesagt, bzw. unter welchen Umständen das Fahrbahnfahren von Vorteil. Was ist mit Tempo-30-Zonen? Ist es richtig grundsätzlich keine Fahrradwege in Tempo-30-Zonen anzubieten? Aber wie ist das dann mit Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen? Wie kommt es zu den Tempo-30-Abschnitten vor Krankenhäusern. Kitas, Schulen usw.? Und sollte da nicht besser durchgängig Tempo 30 innerorts gelten? Aber braucht man dann noch Fahrradwege?
Wie ist die Gefahr von Abbiegeunfällen zu bewerten. Die Gefahr kann durch richtiges Fahrbahnradeln vermindert werden, und das ist erlernbar, aber durchaus kein selbstverständlicher Selbstläufer. Auf die Gefahr durch so genannte Fahrradweichen wurde hingewiesen in dem Film. Trotzdem haben sie auch Vorteile. Ebenso wie eine Fahrrad-Doppelinfrastruktur Vorteile haben kann. Darauf wurde leider an keiner Stelle hingewiesen. Schade. Aber auch das würde eine 3/4-stündige Sendung überfrachten.