Beiträge von Ullie

    Dem ADFC zu unterstellen, weil er bequeme und sichere Fahrradwege fordert, mache er das Fahrradfahren unsicher, halte ich für unzutreffend. Und die angeführten Belege geben das nicht her.

    Auffällig in der aktuellen Unfallentwicklung im Fahrradverkehr ist eine Zunahme der Pedelec-Unfälle, insbesondere der tödlichen Pedelec-Unfälle.

    Da ist es schon schwierig, das genau darzustellen. Betrachtet man beispielsweise die Unfallentwicklung bei den "Bio-bikes" ist diese derzeit rückläufig. Dabei müsste man aber wieder sehr genau unterscheiden, ob lediglich die absoluten Zahlen rückläufig sind oder auch die relativen Zahlen gemessen entweder an Zahl der gefahrenen Personenkilometer oder gemessen an der Zeit, die Menschen auf dem Fahrrad verbracht haben.

    Plausibel ist folgende Überlegung: Wer bisher eine halbe Stunde pro Tag mit dem Fahrrad ("Bio-bike") gefahren ist und neuerdings mit dem Pedelec unterwegs ist, der legt eine circa eineinhalbmal so lange Wegstrecke zurück. Statt bisher 7-8 km jetzt etwa 11-12 km. Das steigert in doppelter Hinsicht die Gefahr von Unfällen: Mit dem Pedelec fährt man schneller und in derselben Zeit größere Strecken.

    Plausibel ist ferner, dass die Nutzung des Fahrrades deutlich zurückgegangen ist und stattdessen von vielen das Pedelec benutzt wird. Plausibel ist auch, dass dadurch eine insgesamt höhere Kilometerleistung erzielt wird. Ob aber tatsächlich mehr Leute Fahrrad fahren oder ob die Leute mehr Zeit auf dem Fahrrad verbringen, könnte man nur ermitteln, wenn man genau die Zeit-Dauer der Fahrradnutzung betrachtet.

    Als Vertreter eines Fahrrad-Interessenverbandes, der daran interessiert ist, möglichst viele Menschen für das Fahrradfahren zu begeistern, halte ich solche Hinweise für absolut kontraproduktiv:

    Fahrzeugbeherrschung ist erstens bei einem einspurigen Zweirad essentiell für Unfallfreiheit.

    Das würde doch bedeuten, dass ein Vertreter eins Fahrradverbandes anderen sagt: Sieh erst mal zu, dass du richtig Fahrradfahren lernst, dann brauchst du auch keine Angst vor Unfällen zu haben. Wenn du dazu gehören willst, dann streng dich ordentlich an und trainiere das Fahrradfahren. Das begeistert viele Menschen nicht und schreckt nicht wenige nachhaltig ab, weil sie keine Lust haben auf so eine elitäre Veranstaltung. Was den ADFC meines Erachtens stetig ausgezeichnet hat und auch weiterhin auszeichnet ist, dass er nicht so auftritt wie zum Beispiel ein Sportverein, dem es darum geht Spielernachwuchs heranzuziehen. Vielmehr vertritt der ADFC die Position, dass das Fahrradfahren für alle Menschen eine gute und sichere Fortbewegungsart darstellen muss und dass dafür die Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Und Fahrradgewöhnungstraining und Fahrradsicherheitstraining ist dabei nur ein Standbein. Wichtig ist insbesondere, die Verkehrsinfrastruktur so zu gestalten, dass sich Menschen dazu eingeladen fühlen, das Fahrrad zu nutzen.

    Egal, ob SiN und/oder objektiv bessere Verkehrssicherheit, die langfristige Unfallentwicklung in D zeigt, dass Unfälle Fahrrad-KFZ im Lauf der Jahre fahrleistungsbereinigt stark abnehmen. 2024 setzt den Trend nahtlos fort. Als Fahrradverband könnte man solche Details kennen, und ich würde sie als Funktionär sowohl zur Eigenwerbung benutzen, als auch fürs Kampaigning um das Einfangen der „Interested but Concerned“.

    Meinst du mit "fahrleistungsbereinigt", die Fahrleistung gemessen in Kilometer oder gemessen in Stunden, die auf dem Fahrrad zugebracht werden?

    Das macht einen Unterschied. Es muss darum gehen, die Menschen auf's Rad zu bringen, unabhängig von Kilometerleistungen. Wenn wenige Menschen große Fahrrad-Kilometerleistungen erbringen, ohne dabei Unfälle zu bauen, ist das erfreulich. Wichtiger aber ist, dass möglichst viele Menschen möglichst unfallfrei Fahrrad fahren.

    Und es genügt auch nicht der Hinweis, dass "Fahrleistungs-bereinigt" weniger Fahrrad-Unfälle passieren. Wie würdest du als Funktionär denn das als Werbung nutzen wollen: Etwa so: ;) "Das Statistische Bundesamt Destatis meldet heute neue Daten zu Fahrradunfällen. Demnach ist die Zahl der getöteten Radfahrenden zwischen 2014 und 2024 gegen den Trend gestiegen." :(

    Destatis: Zahl der getöteten Radfahrenden steigt / ADFC fordert sichere Radwege
    Fahrradunfälle 2014-2024: Destatis meldet heute, dass die Zahl der getöteten Radfahrenden gegen den Trend ansteigt. Der ADFC kommentiert.
    www.adfc.de

    ;)"Aber macht euch nichts draus, dafür sind wir Fahrradfahrenden in den letzten zehn Jahren ja auch deutlich mehr Kilometer gefahren. Und von denen, die dabei auf der Strecke geblieben sind, sind eh viele selber Schuld dran. Und dass die Bundesregierung sich der Vision Zero verpflichtet fühlt, darf man nicht allzu eng sehen. Das ist sowieso illusorisch." ;)

    https://taz.de/Hotelgaeste-mit-E-Bikes/%216081817/

    ... das die Grünen abreißen möchten, weil sie sich nicht trau(t)en, Wohnungsbau an Orten durchzusetzen, die schon versiegelt sind, wo man aber mit Büros mehr Profit machen kann.

    Gibt es inzwischen eine Grünen-Alleinregierung in Hamburg? Ich kenne jetzt nicht die näheren Hintergründe, aber genug Situationen, in denen man eine Kompromisslösung, der die Grünen zustimmten, hinterher so darstellte, als wären die Grünen "umgefallen" und hätten ohne Not gegen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz Politik gemacht.

    Worum ging es denn in diesem konkreten Fall, der deinen "Grünen-Groll" so sehr erregt?

    Könnte ich verstehen, wenn die Unfallzahlen stärker steigen als die Zunahme des Radverkehrs. Ist aber nicht so.

    Was vermutest du? Woran liegt es, dass die Radverkehr-Unfallzahlen nicht stärker steigen, als die Zunahme des Radverkehrs das erwarten lassen würde?

    Oder dieselbe Problematik noch mal anders formuliert: Der Radverkehr nimmt zu. Die Unfallzahlen nehmen allerdings nicht im selben Maße zu, wie der Fahrradverkehr. Wie kommt das?

    Ich vermute, dass es ganz normal ist, dass bis zu einem bestimmten Zeitpunkt die Zunahme des Fahrradverkehrs einhergeht mit einer Abnahme der Radverkehr-Unfallzahlen, insbesondere von Fahrrad-Auto-Unfällen. Ich erkläre mir das so: Wenn Autofahrer*innen nur sehr vereinzelt hin und wieder mal Fahrradfahrer*innen begegnen, dann ist für den Radverkehrsteilnehmer die Gefahr sehr groß, dass er in brenzligen Situationen übersehen wird.

    Rechnet aber der Autofahrer jederzeit mit Fahrradverkehr, weil der allgegenwärtig ist, dann reduziert das die Unfallgefahr für die Radverkehrsteilnehmer.

    Das kann zunächst sogar so weit gehen, dass bei einer Zunahme des Radverkehrs nicht nur die relativen, sondern auch die absoluten Unfallzahlen mit Fahrradbeteiligung zurückgehen unter ein Niveau, das zuvor bestand, als nur sehr wenige Fahrradfahrer*innen unterwegs waren.

    Die oben aufgestellte Vermutung ist unabhängig davon, ob eine spezielle Radverkehrs-Infrastruktur besteht oder nicht.

    In diesem VCD-Artikel vom 5.2.2025 wird über den Ausbau der Fahrradverkehr-Infrastruktur in Wien berichtet:

    Raus aus dem Asphalt - Mehr Bäume für Wien!
    Wien setzt eine groß angelegte Radoffensive um. Das Ziel: mehr Platz für klimafreundliche Mobilität – und mehr Bäume. Eine Testfahrt.
    www.vcd.org

    Ein Zitat: "Da tut es gut, dass Martin Blum aus voller Überzeugung sagen kann: „Radfahren in Wien ist eine sehr sichere Fortbewegungsart.“ Wir können es kaum glauben. „Wir haben jetzt zwei Jahre nacheinander ohne tödliche Unfälle“, versichert Blum. Noch mal ein Berlin-Vergleich: Im Jahr 2023 sind im Berliner Straßenverkehr 7.032 Fahrradfahrer*innen verunglückt, 12 von ihnen starben infolge der Unfälle."

    Der Artikel ist vom 5.2.25 und alleine im letzten Jahr starben im deutlich kleineren Hannover drei Fahrradfahrer*innen bei Unfällen. Immerhin waren es deutlich weniger als noch 2023: "Einen deutlichen Rückgang kann bei der Anzahl der tödlich verletzten Radfahrenden festgestellt werden. Die Summe der getöteten Radfahrenden sank von acht Fällen im Jahr 2023 auf drei Fälle im Jahr 2024."

    Ist die Radverkehrsinfrastruktur in Wien deutlich besser ausgebaut als in Hannover?

    "Allein im vergangenen Jahr hat sie [die Stadt Wien] (...) 20 Kilometer neue Radwege gebaut, in 53 Projekten. Kurzer Zahlenvergleich: Berlin hat im selben Zeitraum nur 4,2 Millionen für den Radverkehr ausgegeben, denn das Berliner Verkehrsressort hatte gleich nach der Übernahme durch die CDU einen Bau- und Planungsstopp für den Radverkehr erlassen." ebenda

    Jetzt kann man natürlich ganz schlau fragen „was ist so schlimm daran, wenn man als Lobbyverband die Leute bisschen behumst, wenn man am Ende schönere Radwege dabei kriegt?“. Das Problem daran ist, dass die Gefühlte Sicherheit (GS) ein zartes Pflänzchen ist. Gerade ein Verein, der nicht müde wird, die Rolle der Radwege für die GS und damit für den zugunsten der propagierten Verkehrswende erwünschten Zuwachs des Radverkehrs herauszustreichen, legt im Eifer des Gefechts um Steuermittel für den Radwegebau die GS in Schutt und Asche und treibt damit die Zielgruppe der „Interested but Concerned“ wieder nachhaltig zurück ins Auto. Knieschuss.

    Ein Lobbyverband, der die Leute "behumst".

    Das ist der Stoff, mit dem man Empörungs-Journalismus betreibt. Und wenn es dazu noch angeblich auf den ADFC zutrifft, dann gibt es dafür ein dankbares Publikum, dem es gefällt, dass einer von denen endlich mal sein Fett abbekommt, der immer so tut als wär' er er sonst wie umweltfreundlich und menschenfreundlich.

    Die Fakten jedoch sprechen deutlich gegen die These, dass der ADFC nur aus Eigenzweck und mit dem Ziel der Selbstbeweihräucherung den Ausbau von Radverkehrsinfrastruktur fordere.

    Und im vorliegenden Fall ist es kein billiger Statistik-Trick, bei dem die absolute Zahl der unternommenen Fahrrad-Fahrten unberücksichtigt blieb. Es wird ja ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Fahrrad-Nutzung angestiegen ist:

    "Dass der zunehmende Radverkehr aber mit einer steigenden Zahl von verunglückten Radfahrenden einhergeht, beunruhigt den ADFC als ihre Interessensvertretung natürlich sehr."

    Destatis: Zahl der getöteten Radfahrenden steigt / ADFC fordert sichere Radwege
    Fahrradunfälle 2014-2024: Destatis meldet heute, dass die Zahl der getöteten Radfahrenden gegen den Trend ansteigt. Der ADFC kommentiert.
    www.adfc.de

    Also was soll diese Masche, dem ADFC finstere Machenschaften vorzuwerfen?

    Die Meldung des Statistischen Bundesamtes wird natürlich auch vom ADFC dankbar aufgegriffen. Ein "Lobbyverband", der Ängste schürt und Fakten verdreht. Bin ich froh, dass ich da endlich ausgetreten bin!

    Wo genau liegt der ADFC in dem von dir eingestellten Artikel so sehr daneben, dass du froh bist, kein ADFC-Mitglied zu sein?

    "Im ersten Absatz geht es darum, dass die Zahl der im Verkehr tödliche Verunfallten insgesamt sinkt, aber die Zahl der getöteten Fahrradfahrer*innen ansteigt."

    Da ist nichts dran gelogen, das ist so.

    Im zweiten Absatz wird darauf hingewiesen, dass die Zahl der Fahrradfahrenden ansteigt. Und der ADFC macht darauf aufmerksam, dass an vielen Straßen die Radverkehrsinfrastruktur fehlt oder in keinem guten Zustand ist. Im Zusammenhang mit diesem Hinweis spricht der ADFC die Vermutung aus, dass bei weiter ansteigendem Radverkehrsanteil die Zahl der Fahrradunfälle weiter ansteigt.

    Das ist ein nachvollziehbarer Blick in die Zukunft. Ein Fakten verdrehen ist es jedenfalls nicht. Auch dass die Bundesregierung sich zu Vision Zero bekannt hat, ist kein Verdrehen von Fakten.

    Im nächsten Absatz folgen drei Forderungen zur Verkehrsinfrastruktur:

    1. sichere und baulich getrennte Radwege.

    2. Sichere Kreuzungen und Wegeführungen und eigene Ampelphasen für den Fahrradverkehr.

    3. Tempo 30 flächendeckend innerorts.

    Der Text endet mit einem Schlusssatz in Form eines Appells an die Bundesregierung.

    Wo sind die verdrehten Fakten? ?( Ich hab' sie nicht gefunden! :/ Ich halte auf jeden Fall den Vorwurf für überzogen. Selbst wenn jemand der einen oder anderen Aussage nicht voll zustimmen mag, der Vorwurf, dass der ADFC in diesem Beitrag Fakten verdreht, geht zu weit.

    Davon abgesehen lachen sich die Autofahrer*innen ins Fäustchen, wenn sie sehen, dass Fahrradfahrende mit einem solchen Kaliber wie "Fakten verdrehen" gegeneinander arbeiten.

    weil die Einheit "Zeit" vermutlich bei der Ermittlung von "Blitzeinschlägen" oder "von Meteorit getroffen" oder "Regen erlebt" sinnvoller ist. Aber bei Unfällen, die zum größeren Teil aus Vorfahrtfehlern (Kreuzung, Einmündung) bestehen: diese Zahl hängt von Strecke ab. :/

    Wenn es zutrifft, dass Unfälle besonders an Kreuzungen und Einmündungen stattfinden, dann sind Fahrradfahrende nicht deshalb besonders unfallgefährdet, weil sie ein Fahrrad als Verkehrsmittel benutzen, sondern, weil jemand, der ein Fahrrad als Verkehrsmittel benutzt, in deutlich dichteren Abständen Kreuzungen und Einmündungen passiert als jemand der mit dem Auto fährt.

    Hierzu habe ich diesen Artikel aus dem Jahr 2023 gefunden:

    Warum in den Niederlanden so viele Radfahrer im Verkehr sterben

    Darin wird Siegfried Brockmann von der UDV zitiert:

    Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das nicht die Erklärung für die Unterschiede beim Unfallrisiko sein kann, aber hättest du auch dafür Zahlen, ob Unfälle im Längsverkehr in den NL häufiger sind als in Deutschland? Das müsste ja markant mehr sein, um das insgesamt 1,4-fach höhere streckenbezogene Risiko eines tödlichen Fahrradunfalls zu erklären.

    In dem Artikel heißt es: "Das niederländische Institut für Verkehrssicherheitsforschung SWOV errechnet: Gemessen am gefahrenen Kilometer liegt das Risiko eines tödlichen Unfalls für Radfahrer in den Niederlanden mehr als achtmal über dem von Autofahrern." Warum wird das Unfallrisiko an den gefahrenen Kilometern gemessen?

    Hätte ich einen Weg zum Arbeitsplatz von sagen wir 30 km, dann würde ich dafür nicht das Fahrrad benutzen, denn dann bräuchte ich dafür rund zwei Stunden. Bei einem halbstündigen Anfahrtsweg zur Arbeit käme ich auf ca. 7-8 km Strecke.

    Ein Autofahrer fährt in einer halben Stunde aber rund 30 km. Also die vierfache Strecke.

    Das heißt, selbst wenn das Unfallrisiko auf den Kilometer gerechnet beim Fahrradfahrten größer ist. Die Benutzung des Fahrrades ist trotzdem deutlich weniger risikoreich, als es die Kilometer-bezogene Betrachtung suggeriert.

    Radfahrer in Gera von Straßenbahn überfahren.

    https://www.mdr.de/nachrichten/th…er-tot-104.html

    edit:

    ok, in der Lokalzeitung wird der Unfallhergang genauer beschrieben. Radfahrer wurde wohl nach dem Sturz von entgegenkommender Straßenbahn erfasst.

    https://archive.ph/FcjPb

    Also wenn ich mir manche der pauschal gegen Fahrradfahrende gerichteten Hass-Postings durchlese, frage ich mich schon, warum die Zeitung nicht von ihrem Recht Gebrauch macht, zumindestens die wüstesten Beleidigungs-Orgien erst gar nicht zu veröffentlichen.

    interessant, trotz Rampenspiegel?

    Das ist ja das Absurde: Die Verkehrsbehörden gehen davon aus, dass diese Spiegel nicht benutzt werden vom LKW-Fahrer:

    Fotos von einer Übung der Verkehrswacht auf dem Rathausvorplatz in Hannover. Die Kinder sollten sich in das Fahrerhäuschen setzen und dann feststellen, dass es einen riesigen Toten Winkel gibt. Leider ist zu befürchten, dass viele Kinder nicht auf die Idee kommen, zuerst einmal den eingepackten Rampenspiegel und Weitwinkelspiegel auszupacken.

    Und wenn doch, dann sagt man den Kindern eben, dass der arme LKW-Fahrer im stressigen Berufsalltag halt keine Zeit habe, in den Rampenspiegel und den Weitwinkelspiegel zu schauen. Deshalb seien die zugehängt.

    In dem Artikel fordert die DUH: "„Je mehr Fläche in unseren Städten blockiert wird, desto weniger Platz bleibt für Stadtnatur, öffentliche Verkehrsmittel, Fußgänger und Radwege“, sagte der Umwelthilfe-Geschäftsführer und verlangte eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in allen Städten sowie ein Ende des kostenlosen Parkens im öffentlichen Raum."

    Ich bin nicht sicher ob, das gut geht. Die Gefahr besteht, dass sich Kommunen sagen: Mit einem Spielplatz verdiene ich kein Geld, mit einem Parkplatz dagegen schon. Dazu kommt: Die kommunalen Bezahl-Parkplätze treten in Konkurrenz zu privatwirtschaftlich betriebenen Parkplätzen zum Beispiel an Supermärkten.

    Konsequenter wäre es, Parken im öffentlichen Raum ganz zu verbieten. Dann müssten Supermärkte usw. eben Privatparkplätze anbieten. Aber da besteht eine andere Gefahr: Solche Privatparkplätze könnten Bestandsschutz erlangen. Ziel muss es aber sein, die Autofahrerei möglichst vollständig einzustellen, dann braucht es dann keine Parkplätze mehr. Aber dann müsste für die Flächennutzung schon bei der Inbetriebnahme als Parkplatz geklärt sein, dass diese Nutzungsform zeitlich begrenzt ist und zum Beispiel alle 10 Jahre neu beantragt werden muss. Und die Genehmigungsbehörde darf nicht umfänglich zur Verlängerung verpflichtet sein.

    Wer bereit war ein wenig Geld ( Je nach Fahrschule 300-600 €) und Zeit ( 1 Tag) zu investieren, konnte schon bisher diese 4,25 t Fahrzeuge fahren, in dem er den B96 Schein gemacht hat.Insofern erwarte ich nicht, das diese Änderung eine wesentliche Auswirkung auf die Anzahl der im Weg rumstehenden Wohnmobile hat

    Mein Eindruck ist, Wohnmobilbesitzer sind nur bereit in eine Richtung Geld auszugeben. Für ein großes Wohnmobil. Dagegen sind viele Wohnmobilbesitzer offensichtlich nicht bereit, auch noch für andere Dinge Geld auszugeben, zum Beispiel für einen Dauerstellplatz auf Privatgelände.

    Dazu steht in dem von Silence verlinkten RP-Artikel geschrieben: "Das Oberverwaltungsgericht Münster teilte vergangenen Freitag mit, dass es die Begründung der Düsseldorfer Richter „im Wesentlichen“ übernimmt. „Insbesondere vermochten beide Gerichte die von der Stadt zur Begründung behauptete Gefahr für Radfahrer bei Benutzung der beidseitig jahrzehntealten Radwege durch Baumwurzelwölbungen nicht nachzuvollziehen“, heißt es."

    Das (Autofahrer-)Imperium schlägt zurück. Wozu braucht eine Fahrradfahrerin einen breiten Radweg? "Das geht nicht. Das hatten wir noch nie. Da könnte ja jeder kommen." :cursing:

    "Nachdem es in Brüssel immer wieder Diskussionen gab, wird diese Gewichtsgrenze für Wohnmobile auf 4,25 Tonnen angehoben. Damit könnten alle, die nach 1999 ihren Führerschein gemacht haben, nach einer zusätzlichen Schulung oder Prüfung größere Campingfahrzeuge fahren. Bislang mussten sie den Führerschein C1 machen, der das Fahren von Fahrzeugen bis 7,5 Tonnen erlaubt. Betroffen sind vor allem jüngere Autofahrende, die nach 1981 geboren wurden."

    promobil vom 2.4.2025: EU führt neue Führerschein-Regeln ein - B-Führerschein bald für Wohnmobile bis 4,25 t

    EU gibt Klasse-B-Führerschein für Wohnmobile bis 4,25 t frei
    Die neue EU-Führerscheinrichtlinie schafft auch Änderungen für Wohnmobile. Was das für Camperinnen und Camper bedeutet, lesen Sie hier.
    www.promobil.de

    Zwar hatte ich schon an anderer Stelle im Forum auf die Problematik hingewiesen, aber diese Neuerung bedeutet vermutlich noch einmal eine wesentliche Verschärfung der Gefahren, die von geparkten Wohnmobilen ausgehen. Für die älteren Führerscheinbesitzer, die ihren Führerschein schon sehr früh gemacht haben, war es ohnhin schon möglich, schwere Wohnmobile bis 7,5 t zul. Gesamtgewicht zu fahren.

    Man hätte darauf hoffen können, dass die Führerschein-Neuregelung (max. zul. Gesamtgewicht bis 3,5 t) dazu beiträgt, dass es nicht mehr so attraktiv ist, große und schwere Wohnmobile zu fahren. Aber da haben anscheinend die Lobbyisten ganze Arbeit geleistet. Und im Straßenbild wird es weiterhin zusätzlich zu den zahlreichen Privat-PKW immer mehr große und schwere Wohnmobile zu "bewundern" geben. Denn auch für alle die später ihren Führerschein gemacht haben und für die bislang die 3,5 t-Grenze gegolten hatte, wird diese jetzt fallen, bzw. angehoben auf 4,25 t (5t mit Anhänger).

    Und "weil es ja nicht verboten ist" (diesen Satz kriege ich immer wieder zu hören von Wohnmobil-Straßenrandparker*innen) werden viele dieser Wohnmobile einfach am Straßenrand abgestellt, wo sie dann die meiste Zeit des Jahre ungenutzt herumstehen. Während gleichzeitig Autofahrer, die häufig ihr Fahrzeug benutzen, um zur Arbeit zu fahren, jammern, dass es zu wenig Parkplätze gäbe. Und gefährlich sind diese Wohnmobile außerdem: Sie verdecken mitunter Verkehrsschilder und gefährden Fußgänger*innen, die beim Queren der Straße von den Fahrzeuglenker*innen erst im letzten Moment gesehen werden.

    Ich schlage vor hier hauptsächlich die Wohnmobil-Problematik zu diskutieren und Beispiele dazu beizusteuern. Selbstverständlich stellen auch große Lieferfahrzeuge, von denen auch immer mehr in Wohngebieten abgestellt werden, eine erhöhte Gefahr dar. Aber da spielen dann noch einmal andere Aspekte eine Rolle.

    "Tödlicher Unfall auf der viel befahrenen Kreuzung Berliner Allee/Marienstraße in Hannover: Nach Polizeiangaben hat ein Lkw-Fahrer am Mittwoch, 9. April, gegen 11 Uhr eine Radfahrerin erfasst. Durch die Kollision und den Sturz auf die Fahrbahn erlitt die 50-Jährige so schwere Verletzungen, dass sie wenig später starb. Der Bereich war wegen des Einsatzes mehrere Stunden gesperrt.
    Nach derzeitigem Erkenntnisstand bog der Fahrer (59) eines Mercedes-Lkw von der Berliner Allee nach rechts auf die Marienstraße Richtung Aegidientorplatz ab. Die Radfahrerin wollte am Überweg über die rot eingefärbte Fahrradspur geradeaus zur Sallstraße. Polizeisprecherin Anastasia Polonewicz: „Der Rettungsdienst brachte die Verletzte in ein Krankenhaus.“" HAZ vom 11.4.2025

    Hannover: Unfall zwischen Lkw und Fahrradfahrerin – Frau stirbt im Krankenhaus
    Ein Lkw hat am Mittwoch, 9. April, in Hannover auf der Kreuzung Berliner Allee/Marienstraße eine Radfahrerin erfasst. Die 50-Jährige wurde so schwer verletzt,…
    www.haz.de

    Es ist wirklich traurig, dass das immer und immer wieder passiert. Und ich befürchte, der ADFC-Sprecher, der in der HAZ-Printausgabe vom 11.4.25 zu Wort kommt, hat recht mit seiner Kritik, dass zu wenig kontrolliert wird, ob schwere LKW sich an den Kreuzungen korrekt verhalten und tatsächlich nur wie vorgeschrieben mit Schrittgeschwindigkeit abbiegen.

    "Die Polizei leitete den Verkehr deshalb bis etwa 14 Uhr um, es gab bis dahin lange Staus. Angesichts der viel befahrenen Kreuzung hoffen die Beamten auf Zeugen des Unfalls. Sie werden gebeten, sich unter der Rufnummer (0511) 1091888 beim Verkehrsunfalldienst zu melden." (ebenda)

    Kann eigentlich der vorgeschriebene Fahrtenschreiber in einem LKW darüber Auskunft geben, wie schnell der LKW gefahren ist in der Phase, in der er abbog?

    In der Print-Ausgabe wird auch berichtet, dass der LKW kein Abbiege-Assistenzsystem eingebaut hatte, weil es ein altes Modell ist, dass von dieser Vorschrift ausgenommen ist.

    Hier eine streetview Aufnahme von der Stelle, wo der Unfall passierte:

    Street View · Google Maps
    Ort in Google Maps noch intensiver erleben.
    www.google.com

    Der weiße PKW steht auf der Abbiegespur. Das schwarze Transportfahrrad mit der dunkel gekleideten Person steht etwa an der Stelle, an der abbiegende LKW vermutlich die Radfahrerin zu Fall brachte.

    Eine Protected Bike-Line führt nun von Hemmingen Westerfeld nach Arnum.

    "Zwischen Arnum und Hemmingen-Westerfeld wird ein geschützter Streifen für Radfahrende angelegt. Die Stadt sieht vom ursprünglich geplanten Neubau von zwei Radwegen entlang der alten B3 aus Kostengründen ab." Das schrieb die HAZ vom 11.11.24

    Und das am 18.3.25:

    "Für den Radverkehr zwischen Arnum und Hemmingen-Westerfeld legt die Stadt eine neue Regelung fest. Auf den beiden Streifen ist künftig nur noch eine Fahrtrichtung erlaubt."

    Das ist der neue Radweg von Arnum aus fotografiert:

    Auf beiden Fahrradwegen darf nur jeweils in Fahrtrichtung gefahren werden. Auf dem alten ehemaligen Zweirichtungs-Fahrradweg darf also nun nur noch in Fahrtrichtung Hemmingen Westerfeld gefahren werden.

    Wenn die Stadt die Zahlen tatsächlich liefert, weiß ich nur, was ich ohnehin schon ahne. Und dann verläuft das wieder im Sand.

    Ich halte mich an die Aussage der Innensenatorin: Bei Behinderungen auf Radwegen darf die 110 genutzt werden.

    Also mache ich halt das. Auch wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, den Notruf mit so einem Quatsch zu belästigen.

    In Hannover ist es so, dass bei Parkverstößen sich die Polizei für nicht zuständig erklärt und an den Verkehrsaußendienst der Stadt Hannover verweist. Ist das in Berlin anders, weil Berlin ein Stadtstaat ist?

    Der Verkehrsaußendienst in Hannover hat keine "110-Nummer", es kommt häufig die Ansage, alle Anschlüsse seien belegt und es gibt keinen Rund um die Uhr Service.

    Berlin hat sich weitgehend heimlich (!) gegen Privatanzeigen im ruhenden Verkehr entschieden.

    Es gibt eigentlich eine Webseite mit einer Anleitung, wie man Falschparker per Mail anzeigen kann.

    Einige Jahre war auf dieser Webseite eine Statistik zur Bearbeitung einsehbar: 90% der Privatanzeigen wurden unbearbeitet gelöscht. Nachdem es öffentlich Unmut darüber gab, wurde es 1-2 Monate lang besser. Dann wurde es wieder schlechter und die öffentliche Statistik kurze Zeit später einfach entfernt.

    Ich kann die Beweggründe dazu auch nicht nachvollziehen. Denn bei Privatanzeigen ist schonmal nachgewiesen, dass es zumindest irgendeinen Bürger stört (anders als bei MA im Außendienst). Und vor dem Rechner kann ein MA sicherlich noch viel mehr Umsatz generieren als im Außendienst. Eigentlich müssten dazu sogar Mitarbeiter aus drm Außendienst abgezogen werden.

    Macht die Stadt aber leider nicht.

    Gibt es Zeitungsberichte oder ähnliches, aus denen hervorgeht, dass in Berlin von der Kommunalverwaltung gezielt und absichtlich auf Parkraumkontrolle verzichtet wird?

    Nichts spricht dagegen, dass das OA seine Mitarbeiter so effektiv und gewinnbringend wie möglich einsetzt. So wie heutzutage bewusst weggesehen wird bei 50€+ Vergehen, so wäre es problemlos möglich an den 10€ Einnahmen vorbeizugehen und sich auf die 55€-Einnahme daneben zu konzentrieren

    Effektiv und gewinnbringend wäre der Einsatz von Scan-Cars. Aber der gesetzliche Rahmen dafür ist bislang noch nicht geschaffen worden. Obwohl es das in anderen EU-Ländern bereits gibt.

    "Seit über zehn Jahren sind Scan-Fahrzeuge für Parkraumkontrollen im europäischen Ausland im Einsatz – mit deutlich positiven Effekten auf die Verfügbarkeit von Parkplätzen, die Regeltreue und die Sicherheit im Verkehr. Mit den Vorteilen digital unterstützten Parkraummanagements hat sich Agora Verkehrswende bereits 2021 in einem Politikpapier beschäftigt. Dort wurde auch mit einem Rechtsgutachten der Kanzlei Becker Büttner Held dargelegt, dass sich der Einsatz von ScanFahrzeugen mit dem deutschen Recht vereinbaren lässt.
    Seitdem wurde in Deutschland von verschiedenen Seiten der politische Wille bekundet, die notwendige Rechtsgrundlage für Scan-Fahrzeuge zu schaffen. Doch bislang ist kein Gesetzgebungsverfahren eingeleitet worden. In der Praxis lässt sich der Datenschutz beim digital unterstützten Parkraummanagement mit verschiedenen Mitteln gewährleisten. Dennoch halten
    sich grundsätzliche juristische Bedenken über die Vereinbarkeit mit der deutschen Rechtsprechung. Direkt einschlägige gerichtliche Entscheidungen dazu gibt es bislang nicht."

    aus: Agora Verkehrswende vom 10.6.24

    https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2024/Scan-Cars/Rechtliche_Voraussetzungen_Einsatz_Scan-Fahrzeugen_Deutschland_Argumentationspapier.pdf