Warum werden die aus der Ukraine flüchtenden Menschen sehr viel einmütiger in Deutschland willkommen geheißen als die aus Syrien und anderen Nahost-Staaten flüchtenden Menschen?
Eine Erklärung stimmt mich sehr besorgt:
Aus der Ukraine kommen angeblich nur Frauen und Kinder und die ukrainischen Männer wüssten schließlich, was sich gehört und würden in der Ukraine bleiben, um ihr Land zu verteidigen.
Während aus Syrien angeblich nur junge Männer gekommen seien, die sich in ihrer Heimat davor gedrückt hätten, ihr Land zu verteidigen.
Geht's noch?
Die vielen rivalisierenden Bürgerkriegsparteien in Syrien und anderen Nahost-Staaten machen es schwer überhaupt auszumachen, für wen genau ich als Soldat meinen Kopf hinhalten soll.
In der Ukraine wird das gar nicht als Problem gesehen, obwohl auch dort nicht unbedingt immer die Fronten ganz klar sind.
Stattdessen wird so getan, als gäbe es auf der einen Seite nur "die guten Ukrainer" und auf der anderen "die bösen Russen".
Ja, Putin hat mit seiner Armee einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gestartet. Aber rechtfertigt das jedweden gewalttätigen Widerstand, egal in welcher Form?
Auf ukrainischer Seite verstärkt der gegen Russland gerichtete Vorwurf, der sogenannte "Holodomor" sei ein angeblich von Stalin in den 20er und 30er Jahren bewusst an der ukrainischen Bevölkerung verübter Völkermord durch Hunger, sicher bei vielen die Bereitschaft, gewaltsam gegen die russischen Invasoren zu kämpfen. Aber es ist unter Historikern umstritten, ob es sich dabei tatsächlich um einen Völkermord an den Ukrainern gehandelt habe.
Ganz sicher werden durch den Krieg Russlands neben vielen Leben immense Werte zerstört, die für ein sicheres Leben in Wohlstand oder zumindest für ein Leben in einem bescheidenen Wohlstand sehr wichtig sind. Da darf die Frage nicht ausgeklammert werden, ob zu diesen Zerstörungen nicht auch die Form des gewalttätigen Widerstands beiträgt, zu der die ukrainische Bevölkerung von ihrer Regierung aufgerufen wird. Und eine sehr stark emotionalisierende Sichtweise auf historische Ereignisse, besonders auf den oben erwähnten Hungertod von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern in den 20er und 30er Jahren. Die heutige Ukraine macht dafür Stalin und die damalige sowjetische Regierung verantwortlich. Russland sieht sich in der Rechtsnachfolge der Sowjetregierung und bestreitet den Vorwurf eines bewusst herbeigeführten Genozids durch Hunger.
Um so schlimmer ist es, dass Putin seinen Einmarsch ausgerechnet mit dem eindeutig falschen Vorwurf eines Genozids der Ukraine an der russischen Bevölkerung begründet.
Siehe auch Wikipedia: Holodomor
https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor…n%20zum%20Opfer.
Ich befürchte nur eines ist sicher: Wo die Emotionen so dramatisch hochkochen, setzt der Verstand aus. Und ich befürchte, diese Feststellung ist nicht nur ganz alleine gegen Russland zu richten.
Derweil verschärfen Politiker in der EU in gefährlicher Weise die Situation, indem sie ein bewaffnetes Eingreifen der Nato in der Ukraine einfordern. (Vorschlag für eine bewaffnete Friedensmission der Nato zur Unterstützung Russlands vom polnischen Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski)
tagesschau.de vom 16.3.22