Ich hoffe, es gibt ein Nachfolgemodell. 29,- Euro Ticket, 365,- Euro Ticket.
Wie auch immer.
Ich empfinde es als extreme Freiheit, mich einfach so in Bus/U- und S-Bahn/Regionalzug setzen/stellen zu können,
ohne über Tarifgrenzen und anderen Blödsinn nachdenken zu müssen.
Einerseits stimme ich dir zu, nämlich dass es schön ist, sich nicht über den "Tarifgrenzen-Blödsinn" Gedanken manchen zu müssen.
Andererseits ist das ja gar kein Blödsinn, sondern eine durchaus sehr berechtigte Methode, Mobilität zu steuern. Nur weil es dabei immer wieder vorkommt, dass bestimmte Regelungen sehr ungerecht erscheinen, muss das kein Grund sein, die Notwendigkeit der Steuerung grundsätzlich infrage zu stellen.
Allzu oft dominieren in dieser Diskussion jedoch die großen Vereinfacher.
Dabei ist auch ein 9-Euro-Ticket sehr ungerecht, wenn man es langfristig betrachtet und dabei auf Nachhaltigkeit Wert legt.
Ein Beispiel:
Fahrgast A benutzt täglich den Regionalexpress, der mit ca. 80-90 km/h Reisegeschwindigkeit in einer halben Stunde rund viermal so weit fährt wie Bus und Straßenbahn, die von Fahrgast B genutzt werden. Der fährt in derselben halben Stunde allerdings auch nur ca. ein Viertel der Strecke von Fahrgast A.
Langfristig betrachtet, insbesondere im Hinblick auf eine autofreie Welt werden die Wohnungen in der Nähe von Bahnhöfen, wo schnelle Züge fahren, teurer sein, als dort, wo "nur" Bus und Straßenbahn fahren. Denn diese Wohnungen in Bahnhofsnähe haben einen Mobilitätsvorteil. Dieser Vorteil würde noch mal zusätzlich verstärkt, wenn für eine lange Strecke mit dem schnellen Verkehrsmittel genauso wenig bezahlt werden müsste wie für eine kurze Strecke mit einem langsameren Verkehrsmittel.
Ungerecht ist auch, dass der Energieaufwand und der Aufwand für die Infrastruktur höher ist, auch wenn durch die hohe Anzahl Fahrgäste und einem großen Regionalzug mit ca. 1000 Fahrgästen große Synergieeffekte eintreten.
In der aktuellen Diskussion spielt leider ein ganz anderes Argument eine Rolle, das aber vom Kern der Diskussion ablenkt. Es wird gerne behauptet, das 9-Euro-Ticket sei ungerecht, weil nur die Menschen in Gegenden mit gut ausgebautem ÖPNV davon profitieren. Kurzfristig betrachtet stimmt das deshalb, weil Menschen, die in Gegenden wohnen, die vom ÖPNV abgehängt sind, geringere Chancen haben, den ÖPNV zu nutzen. Langfristig aber muss es darum gehen, dass alle mit dem ÖPNV (und zu Fuß und mit dem Rad) mobil sind und ganz ohne Auto leben.