Wie wäre es, wir würden morgen damit aufhören, immer neue Ideen zu produzieren oder zu importieren, wie man Radfahrer weg von Fahrbahnen auf irgendwelche rot geplasterten oder meinetwegen lila gestreiften Sonderwege zu drängen?
Endlich mal jemand mit offenen Augen und Grips in der Birne. Ich weiß nicht, wie man angesichts der seit 8 Jahrzehnten andauernden Wirklichkeit auch nur eine Sekunde lang glauben kann, das wäre änderbar. Schon gleich in der nächsten Antwort lese ich es wieder, diese wissentlich vergebliche Hoffnung auf Besserung von Wegelchen.
Wenn man Fahrrad fahren will bleibt wohl nichts anderes übrig, als selbst für Besserung zu sorgen. Gerade der Straßenverkehr zeigt doch, das Verstöße mit der Anzahl zu Regeln werden. Meiden genügend Radfahrer die Wegelchen, wird das stärkere Folgen zeitigen, als irgendwelche Forderungen nach schöneren Ghettos (auf denen die Toten dann genau so Tot sein werden).
> anderseits weiß man aus dem Bereich Suchtprävention, dass Kampagnen kaum eine Wirkung haben
Genau, deshalb gibt es ja auch so wenig Kampagnen, weil die so erfolglos sind. Auto mag eine Sucht sein, Radwege ist eine. Nicht aber das Verhältnis Auto-Radfahrer.
Oldenburg. "Radwege" sind selbstverständlich unbenutzbar. Radfahrer auf der Fahrbahn werden bestraft, Autofahrer mitunter Gewalttätig, Überholen im Zentimeterabstand und Ausbremsen ist halbstündliche Routine. Keine 200 Meter Fahrbahn ohne Hupbegleitung. Bei Beschwerde gibt es was in die Fresse. Wegen dieses Dauerstresses stelle ich das Fahrrad endgültig im Keller ab, oder besser: begrabe es. Ich kann feststellen, daß ich als Fußgänger ganz anders behandelt werde, obwohl mich die StVO nicht mehr im geringsten interessiert.
Unsere Verwaltung will einige blaue Schilder entfernen. Das lokale Monopolblatt berichtet immer wieder dazu, natürlich auch mit Begleitung, was dürfen Radfahrer, Folgen, usw bla bla. Nicht immer nur positiv. Die Politik ist dafür und dagegen. Die Schilder werden wie angekündigt entfernt, es wird weiter berichtet, insgesamt ein Jahr lang. Irgendwo gibt es einen Satz in einem Kommentar, das sich das Verhalten der Autofahrer leicht gebessert habe.
Ich probiere es aus. Unglaublich, ich kann unbehelligt Fahrbahnen benutzen, wie ich es nur aus anderen Orten kenne, aus radweglosen Orten. Alle paar Fahrbahnkilometer mal Hupen, vielleicht motzt auch mal wer. Überholt wird ordentlich, Vorfahrt etc. beachtet. Sogar die Polizei hält mich seltener an. Und das, obwohl es nur ganz wenige Fahrbahnnutzer gibt, ich habe noch nie einen gesehen. Kurz gesagt: Ein Zustand, den jemals zu erleben ich nichtmal mehr zu hoffen gewagt hatte. Dieser hält nun seit 1,5 Jahren an.
Preisfrage 1: Liegt das an der Berichterstattung oder an den paar fehlenden Schildern?
Preisfrage 2: Warum nutzt das niemand? Warum ist das keine Lehre? Warum wird dennoch weiter nach schöneren Ghettos gerufen? Der hiesige ADFC bedient sich dazu mittlerweile dem feministischen Wortfundus. Warum tun die Critical-Mass-Leute noch immer so, als wäre Fahrbahn nur in großen Gruppen möglich?
Schlußfolgerung aus 2: "Radwege" sind Selbstzweck, man will sie um darüber schimpfen zu können. Und das eben überall, ob in Foren wie diesem, Blogs, Artikel-Kommentaren. Wegen dieser ständig anzutreffenden Verlogenheit sind mir andere Radfahrer inzwischen scheißegal, jedem von ihnen würde ich gerne noch einen Arschtritt zur Autotür rein verpassen, wenn er dadurch nur mit der Radwege-Jammerei aufhörte.