Beiträge von Epaminaidos

    Also ich habe ein Problem mit den bestehenden konfliktfreien Schaltungen. Die Grünphase für Radfahrer ist meist einfach viel zu kurz. Und dann steht man da 10 oder 20 Sekunden lang während Autos geradeaus weiterfahren und häufig kein einziger abbiegt.

    Die neuen Regeln fangen an, mir zu gefallen.

    In der Wilhelmstraße in Berlin gibt es eine wirklich fiese Zone zum Ein- und Aussteigen:

    Die ist einfach zu schmal für die meisten Autos. Und deshalb stehen die teilweise auf dem Schutzstreifen (der Radfahrstreifen wird für die paar Meter extra zum Schutzstreifen degradiert). Die Stadt hat also im Endeffekt einen Schutzstreifen als Haltefläche zum Ein- und Aussteigen ausgewiesen (sehr unfallträchtig mit den Türen!).

    Neuerdings ist aber das Halten auf Schutzstreifen verboten. Und es kostet gleich mindestens 55 €. Mit Behinderung 70 € und ein Punkt.

    Endlich eine Möglichkeit, dieses Ärgernis zu beseitigen.

    Während ich mit dem auf dem Foto diskutiert habe, haben da gleich noch zwei weitere gehalten.

    Ein bisschen schlechtes Gewissen habe ich da schon: 180 € und ein Punkt für die Stadtkasse in wenigen Minuten.

    Andererseits ist keiner von denen anständig an den Bordstein rangefahren, um sich wenigstens so dünn wie möglich zu machen. Das reduziert das Mitleid schon wieder ganz stark.

    Ich habe der Fairness halber mal noch eine Mail an die Stadt geschrieben, dass das hier doch etwas fies ist und sie das neu gestalten sollten.

    Einen Hinweis ans Ordnungsamt, dass sie dort aktuell in einer Stunde ihr Monats-Soll erfüllen können, habe ich mir mal verkniffen.

    Bedeutet "mit Behinderung" nicht, dass jemand konkret behindert worden sein muss?

    Ja, das bedeutet es. Wobei die Schwelle für eine Behinderung extrem niedrig liegt. Da genügt jede eigentlich nicht beabsichtigte Handlung. Kurzzeitige Verwirrung reicht schon. Wenn also auf einem 5 m breiten Fußweg ein Auto parkt, genügt es schon, wenn ein einzelner Fußgänger einen leichten Bogen laufen muss.

    Na wie üblich: ohne Qualifikation "mit Behinderung" (wäre unten anzukreuzen).

    Obwohl es in einer Großstadt praktisch unmöglich ist, ohne Behinderung anderer falsch zu parken.

    Außerdem: Scheinbar fehlende Digitalisierung. Oder haben die Ordnungskräfte ein Gerät zur Erfassung der Owis dabei und nur der Drucker fehlt?

    Vor ein paar Tagen war das Ordnungsamt da und hat rote Zettel mit der Ankündigung hinterlassen, dass bald ein Bußgeldbescheid ins Haus trudeln werde.

    Hast Du mal geschaut, ob da wenigstens der korrekte Tatbestand draufsteht? Also "mit Behinderung"?

    oder die neuen Tarife haben sich einfach noch nicht herumgesprochen.

    Nach den paar Tagen würde ich mal davon ausgehen.

    Wie viel sich tatsächlich ändert, werden wohl erst die nächsten Jahre zeigen.

    Die Abschreckung der höheren Strafe ist ja der erste Effekt.

    Ein anderer ist, dass Kontrollen wirtschaftlicher werden. Denn auch wenn die öffentliche Ordnung eigentlich keinen Preis haben sollte, ist Geld nunmal immer knapp. Da kann man nun bestimmt schonmal ein paar Leute zusätzlich einstellen. Aber vor 2021 (neues Haushaltsjahr) wird da wohl nichts passieren. Vielleicht auch erst 2022.

    Das ist in Berlin zum Glück anders. Noch nicht perfekt, aber anders:

    Die Bußgeldstelle hat extra eine Mailadresse für Privatanzeigen im ruhenden Verkehr eingerichtet. Für letztes Jahr haben sie die Statistik veröffentlicht: für etwas über 50 % der eingegangenen Mails wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Mehr wäre natürlich schöner.

    Und auch bei der Polizei hat sich der Umgang mit Radfahrern gewandelt. Noch vor ein paar Jahren war es hier genauso wie anderswo: Keiner verletzt? Keine Anzeige!

    Das erlebe ich inzwischen normalerweise nicht mehr. Wenn ich mal eine Anzeige persönlich und nicht über die Internetwache aufgebe, erlebe ich normalerweise Polizisten, die die Probleme ernst nehmen. Und sie vermitteln den Eindruck, die Dinge auch ändern zu wollen.

    Nicht immer, aber inzwischen meistens.

    Nach ein paar Tagen muss ich sagen, dass sich die neuen Strafen ganz hilfreich anfühlen.

    Habe heute das erste Mal einen Rechtsabbieger angezeigt, der einen Radfahrer gefährdet hat.

    Also wenn sich die neuen Strafen herumsprechen, könnte das im Alltag wirklich zu mehr Vorsicht führen.

    140€, 1 Punkt und 1 Monat möchten die meisten dann doch nicht zu häufig haben.

    Auch der Falschparker überlegt sich das hoffentlich nochmal. Über 30€ hätte er vermutlich gelacht.

    Aber 70€ und ein Punkt sind da schon etwas anderes. Und in dem speziellen Fall hätte er wohl anständig in der Parkbucht geparkt und sich nicht diagonal reingestellt, inklusive Blockade von 1/3 des Radwegs.

    Die Politik läuft hier ernsthaft Gefahr, eine Blase zu fördern. Und am Ende stehen wir mit einer Industrie da, die den Anschluss hoffnungslos verpasst hat. Ist ja jetzt schon knapp.

    Hoffen wir mal, dass die Kaufanreize nur für zukunftsfähige Autos gelten. Also im Wesentlichen Wasserstoff- und Elektroautos. Der Artikel beschreibt leider anderes:

    Zitat

    Die Länderchefs schlagen konkrete Prämien vor. Für moderne Benziner und Dieselautos ab Schadstoffklasse 6d-Temp sollen diese 3000 Euro betragen.

    Dabei kommt es mir hoch.

    6d-Temp ist seit September 2019 verpflichtend! Es dürfen gar keine anderen Autos mehr verkauft werden.

    Peinlich, dass die Länderchefs so eine Formulierung wählen. Damit erwecken sie (vermutlich bewusst) den Eindruck, dass nur besonders fortschrittliche Autos gefördert werden sollen. Und das ist Quatsch. JEDES neu zugelassene Auto hat heute 6d-Temp.

    Wie uns Corona gezeigt kommen wir aber nur auf 95% und selbst das hält unsere Wirtschaft nicht dauerhaft durch.

    Es ist schwierig, in einer Krise aus dieser Zahl überhaupt irgendwas abzuleiten. Dazu gibt es zu viele Nebeneffekte bei kurzfristigen Stilllegungen.

    Aber wenn überhaupt, dann finde ich diese Zahl eher ermutigend.

    Ganz grob ausgedrückt:

    Ein großer Teil der Wirtschaft liegt lahm und es werden immer noch 95% CO2 emittiert. An diesen 95% kann man also arbeiten, ohne der Wirtschaft etwas wegzunehmen.

    Ich weiß, dass das in dem Umfang natürlich nicht haltbar ist. Aber ich hoffe, der Grundgedanke wird deutlich.

    Man gibt nicht nur die Fotos weiter, sondern die gesamte Anzeige samt Foto und Kennzeichen (im Foto und im Text) ist öffentlich verfügbar.

    Und in der Mail ans Amt ist ein Link auf diese Details vorhanden.

    Formal macht man also nicht nur ein Foto, sondern veröffentlicht es auch noch. Zusammen mit einer Tatsachenbehauptung (die bei uns Laien ja auch mal falsch sein kann).

    Das ist mir zu riskant.

    Die Bilderkennung ist natürlich toll.

    Und nach Möglichkeiten zu suchen eine Lebenswerte Zukunft unter den neuen Bedingungen zu schaffen, anstatt sinnlos dagegen anzukämpfen?

    Alle mir bekannten seriösen Wissenschaftler sind sich sicher, dass die Bekämpfung um Größenordnungen billiger ist als "laufen lassen und das Beste daraus machen".

    Natürlich werden wir alle das Beste aus dem machen, was kommt. Dafür werden immer genug schlaue Köpfe übrig sein. Aber das ist teurer, als heute zu reduzieren.

    Aber das ist dann doch doppelt unsinnig, weil wie David Scott richtig gesagt hat, man beim Anfahren pendelt

    Der Hintergrund ist meines Wissens nach, dass das Auto, das neben dem Radfahrer steht, ja nicht plötzlich zur Seite springen kann, um 1,5 m Abstand herzustellen. Und eine Wartepflicht für den Autofahrer, bis der Radfahrer vor ihm ist, wäre mMn nicht angemessen.

    Die Regelung ist für diesen Zweck ganz schön misslungen. Andererseits sind beim Anfahren die Geschwindigkeiten auch geringer (und damit die Unfallfolgen kleiner) als im normalen Fließverkehr.

    Dabei sind wir von den aktiven Zahlen aktuell ca. wieder gleich wie zu Beginn des Lockdowns

    Ich stimme Dir bei Deinen Bedenken grundsätzlich zu.

    Man sollte aber auch bedenken, dass die Zahlen immer ca. 14 Tage hinterher hängen. Zu Beginn des Lockdowns gab es tatsächlich schon viel mehr Infektionen, heute gibt es hingegen schon viel weniger.

    Spannend bleibt die Entwicklung trotzdem. Kann ja auch sehr schnell wieder hochgehen.

    <Angebermodus>

    In Berlin ist der barrierefrei zugängliche Aushang der angeordneten Verkehrsführung Pflicht und es gibt eine Mailadresse zum Melden von Verstößen, die sogar gelesen wird.

    </Angebermodus>

    Aber ohne Ausdruck des zugehörigen Gesetzes wird man für Hinweise darauf aber ausgelacht.

    Erst neulich wieder habe ich sogar scheinbar den Bauleiter o.ä. erwischt. Auf meinen Hinweis, dass er nach MobG zum öffentlichen Aushang verpflichtet sei, kam: "erzähl keinen Blödsinn und schwirr ab".

    Was sind das nur für Umgangsformen?

    Kurz danach durfte er dann der Polizei erklären, warum seine Baken mitten auf dem gelb gezeichneten Radfahrstreifen stehen und den Streifen neu malen lassen 😊

    Das hätte er auch mit weniger Aufwand haben können.

    Bei einer nennenswerten Durchseuchung hast Du natürlich recht.

    Aber wo stehen wir denn gerade?

    Laut offiziellen Zahlen bisher wurden 0,2% der Leute infiziert. Selbst wenn ich Faktor 10 als Dunkelziffer annehme und 70% ohnehin immune Menschen (gibt es dafür eigentlich Anzeichen?), unterscheiden sich R0 und R um gerade mal 6%.

    Was soll denn in den nächsten Wochen passieren, damit R durch höhere Immunisierung von 0,8 auf 0,2 fällt? Selbst bei 70% ohnehin Immune müssten dazu noch 22,5% der Menschen zusätzlich infiziert werden.

    Das kann doch nicht deren Annahme sein, wenn sie ein weiteres Sinken von R postulieren.

    Ein Grund ist, dass die meisten Menschen noch Kontakte haben, aber zu wenigen Leuten. Es stecken sich zum Beispiel Personen im gleichen Haushalt an, aber irgendwann ist man lokal (d.h. im Haushalt) durch damit und die Repoduktionszahl sinkt weiter obwohl die Maßnahmen gleich bleiben.

    Interessanter Aspekt. Ein Infizierter durchseucht also quasi sein Umfeld und dann ist's gut.

    Die strengen Maßnahmen bestanden seit 6 Wochen, also mindestens drei Inkubationszeiten. Die meisten im Umfeld müsste man dann doch inzwischen infiziert haben. Eine weitere Reduzierung um Faktor 4 finde ich da ziemlich hoch.

    Irgendwie muss man in diese Formel noch einen weiteren Faktor/Summanden einführen, der berücksichtigt, dass vermutlich ein erheblicher Teil der Population auch ohne Kontakt zu SARS CoV 2 schon eine Resistenz gegen das Virus besitzt.

    Aber warum sollte sich dieser Faktor in ein paar weiteren Wochen mit strengen Maßnahmen so stark ändern, dass R von 0,8 auf 0,2 fällt?

    Unterscheide zwischen R und R0. Details siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Basisreproduktionszahl

    R (also ohne Zusatz) wird dort leider nicht erklärt.

    Meines Wissens nach ist R der Wert, der auch bestehende Immunitäten berücksichtigt.

    Also ganz plakativ gesagt: R = R0 * (1 - <Anteil Immune>). Wenn also 2/3 der Bevölkerung immun sind, beträgt R 1/3 von R0. Denn 2/3 der eigentlich möglichen Neuinfektionen scheitern an der bestehenden Immunität.

    Das reicht aber nicht, um ein Abfallen von 0,8 auf 0,2 in ein paar Wochen zu erklären. Denn es würde bedeuten, dass innerhalb von dieser Zeit 3 von 4 Menschen immun werden müssten. Das ist nicht realistisch.

    Ich habe jetzt schon mehrfach eine Aussage von Experten gehört, die mich verwirrt. Kann das jemand erklären?

    Die Aussage ist sinngemäß: "Aktuell liegt R bei 0,8. Jeder Infizierte steckt also 0,8 andere an. Wenn wir die scharfen Maßnahmen weiter aufrecht erhalten, sinkt R auf 0,2 oder tiefer."

    Beispiel

    Ich frage mich, warum R weiter sinken sollte, wenn die Maßnahmen unverändert bleiben.

    Nur mal angenommen, die Maßnahmen wären nicht gelockert worden und werden es auch erstmal nicht:

    Wenn sich heute 5 Menschen infizieren, stecken sie einen bestimmten Personenkreis an. Statistisch laut obiger Aussage insgesamt 4 Personen.

    Wenn sich die selben Person nicht heute, sondern in vier Wochen infizieren, stecken sie laut dieser Aussage aber nur noch eine andere an.

    Das ergibt doch keinen Sinn, oder?