Beiträge von Epaminaidos

    Das Problem ist wohl eher, dass diese Frage nicht wirklich beantwortet werden wird.

    Das stimmt nur bedingt. Der Erkenntnisgewinn ist viel niedriger als er bei anständigem Vorgehen wäre. Das ist klar.

    Man muss aber auch ein wenig sehen, was möglich ist. So hirnlos wie die Politik seit einem Jahr herumeiert, ist sie offensichtlich zu strukturiertem Vorgehen nicht in der Lage. Das ist traurig und ärgerlich, aber leider nicht zu ändern.

    Also muss man das Beste daraus machen. Also schauen, wie sich die Zahlen in Tübingen entwickeln. Haben sie Erfolg, ist das ein Indiz, dass die Teststrategie erfolgreich sein könnte. Das ist ein gewisser Erkenntnisgewinn. Natürlich weniger als wünschenswert wäre, aber immerhin ein Erkenntnisgewinn.

    Auch ich finde dieses Modell lobenswert und würde mir für die Region, in der ich lebe, ein solches Modell wünschen (statt dem einfallslosen Dauerockdown).

    Wenn es denn funktioniert. Aktuell sehen die Zahlen ja nicht so gut aus. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Begründungen von Palmer stimmen oder nicht.

    Mit Füßen getreten wird allerdings der Anspruch, ein "sozialer" Bundesstaat zu sein.

    Der Sozialetat macht über 50% der gesamten Staatsausgaben aus. Bei einer ziemlich hohen Staatsquote.

    Ich kann da kein "mit Füßen treten" erkennen.

    Über die genaue Ausprägung kann man immer diskutieren. Von "mit Füßen treten" sind wir meilenweit entfernt.

    Und das Staatskonzerne quersubventioniert werden ist ja Sinn und Zweck der Geschichte.

    Das Problem ist die entstehende Intransparenz, was eine Leistung tatsächlich kostet.

    Wenn etwas im Staatshaushalt auftaucht, bekommt man wenigstens raus, was etwas kostet. Wenn das ein Staatskonzern intern verschiebt, weiß das niemand. Ganz im Gegenteil hat der Konzern sogar einen Ansporn, möglichst intransparent zu sein. Um so schwerer die Kontrolle ist, um so weniger werden irgendwelche Budgets von Externen hinterfragt.

    Da wäre dann möglicherweise eine Parallelroute am Rhein entlang drin gewesen.

    Die ist auch drin, wenn es Private machen: Ausschreibung der Leistung durch den Staat und dann beauftragen.

    Das hat den Vorteil, dass die Kosten transparent werden. Die Politik muss sich also überlegen, ob es das Geld wert ist.

    Wenn es Staatskonzern einfach macht, werden die Kosten irgendwo quersubventioniert.

    - erreichbar (man wusste, wo das Postamt lag, und wenn es mal Probleme gab, ging man da hin; heute: Call Center und Tohuwabohu)

    Dafür waren die Öffnungszeiten oft erbärmlich.

    präsenter: es gab viel mehr Briefkästen als heute.

    Es waren mal 140.000 Briefkästen, Stand 2011 waren es 108.000. Bei massiv gesunkenem Briefaufkommen.

    schnell

    Das ist falsch. Die Bundesnetzagentur hat festgestellt, dass die heutige Post schneller zustellt als die alte Bundespost.

    Kann ja auch nicht sein, dass ein Unternehmen, welches Gewinn erwirtschaften soll günstiger ist als ein Staatsbetrieb, der dies nicht soll.

    Natürlich geht das. Die Umsatzrendite in der Privatwirtschaft beträgt Pi mal Daumen 10 %. In einigen Branchen mehr, in anderen weniger.

    Ein Unternehmen muss also nur 10% besser bei der Aufgabe sein als eine Behörde. Das ist meist sehr einfach. Und schon ist es für den Steuerzahler trotz Gewinn günstiger als die Behörde.

    Die alten Staatsbetriebe (z.B. die Post) waren genau darauf ausgerichtet: bloß keinen Gewinn machen.

    Aber waren sie deshalb preiswert? Nein.

    Sie waren langsam und ineffizient. Denn es gab eben keine Konkurrenz und keinen Wettbewerbsdruck, effizient zu arbeiten.

    Da entstanden dann - auf Kosten der Steuerzahler - Schwimmbäder für Mitarbeiter und ähnliches, um Gewinne um jeden Preis zu vermeiden.

    Bei allen privatisierten Projekten ist es am Ende für den Steuerzahler viel teurer geworden.

    Man hört auch nur von denen. Die Projekte, die problemlos fertig gestellt werden, schaffen es nicht in die Presse.

    Und wenn der Staat die Projekte komplett selbst durchführt, erfährt man die Kosten im Zweifel überhaupt nicht. Dann vermauscheln die Verantwortlichen das Ganze gleich miteinander.

    Warum ist es so verwunderlich, dass die Privatwirtschaft es einfach besser kann?

    Ständig entstehen neue Unternehmen. Nur ganz wenige sind gut genug, um überhaupt zu überleben. Und von denen gewinnen wieder nur wenige die Ausschreibung.

    Es ist nicht einfach, da als Staat besser zu sein. Denn der Wettbewerb hat die externen Anbieter schon vorgefiltert. Der Staat hingegen hat intern keinen Wettbewerb. Da wird dann die zuständige Behörde beauftragt.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei ein besseres Ergebnis rauskommt als bei einem Unternehmen, das sich im Wettbewerb behauptet hat, ist sehr gering.

    Inwiefern?

    Weil ein privates Unternehmen als Ergebnis einer Ausschreibung zum Zug kommt und dementsprechend unter Druck steht, gute Leistung zu einem guten Preis anzubieten.

    Es ist nicht so, dass der Staat sich den Gewinn durch "selber machen" einfach einstecken kann.

    Denn da arbeiten Beamte o.ä., die diesem Druck nicht unterliegen. Außerdem gäbe es beim Staat genau eine Behörde, die diese Leistung anbietet. Also keinerlei Wettbewerb.

    Meist sind die nicht in der Lage, eine vergleichbare Leistung zu einem ähnlichen Preis anzubieten.

    Die Leistung würde also noch teurer. Und keiner würde es merken, weil die hohen Kosten schon versteckt werden.

    Beispiele aus der Vergangenheit für miese Leistung zu einem hohen Preis gibt es genug.

    Das kreativste "Durchfahrt verboten, Radfahrer frei", das ich je gesehen habe.

    Was für ein Aufwand!

    • 30-Zone aufheben
    • Fahrradstraße "Anlieger frei", wo gar keine Anlieger sind.
    • 30m weiter wieder 30-Zone

    In Gegenrichtung:

    Die Querstraße ist die Fahrradstraße.

    Bin mal noch eine Querstraße weiter gelaufen.

    Die verstehen das wohl als Warnschild: Achtung Fahrradstraße!

    Das ist ja im Wesentlichen der Ansatz aus Tübingen.

    Funktioniert der denn?

    Ich habe gestern gelesen, dass sich die Inzidenz in Tübingen in den letzten zwei Wochen verdreifacht hat. Ich habe nicht mehr rausbekommen, ob dieser Effekt tatsächlich auf mehr Infektionen oder auf eine Ausleuchtung der Dunkelziffer zurück geht.

    Ich kann nicht glauben, ernsthaft nicht, dass es in Kitas keine Ansteckungen gibt

    Behauptet soweit ich weiß auch fast niemand.

    Das Konzept sah ja eigentlich vor, dass wir alle noch etwas länger zurück stecken, um den Kindern einen normaleren Alltag zu ermöglichen.

    Gleich der nächste Schreck:

    Das Desaster bei der Beschaffung der Impfstoffe über die EU ist uns wohl allen noch sehr präsent. Ganz aktuell fordern ja Österreich und einige andere Länder eine Änderung der Verteilung: Es soll nicht mehr nach bestellter Menge verteilt werden, sondern nach Bevölkerungsanteil.

    Und jetzt steht die Beschaffung des russischen Impfstoffs Sputnik an. Die Politik hat bestimmt aus dem vergangenen Desaster gelernt. Sie wird sicher früh und viel bestellen.

    Falsch!

    Sie wollen erst bestellen, wenn der Impfstoff zugelassen ist. Und die deutsche Politik möchte den Impfstoff wie über die EU beschaffen.

    Man habe die EU-Kommission dazu aufgefordert, sich dieser Frage anzunehmen.

    Jetzt erst fordern sie die EU-Kommission auf, sich darum kümmern. Warum ist das nicht schon längst passiert?

    Warum setzen sie nicht einfach eine (kurze) Frist, wann Deutschland bestellt. Und wer mitmachen möchte, macht mit.

    Gerade erst haben sie die erste Beschaffung versaut. Und sie machen gleich mit der zweiten weiter :(

    Wäre das ein Film, ich würde die Handlung als Blödsinn einstufen.

    Inzwischen hatte man aber ein Jahr Zeit, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

    Soweit ich weiß, gibt es Studien aus dem europäischen Ausland dazu. Man könnte es also wissen, wenn man denn wollte.

    Aber die Politik will ja gar nicht.

    Sonst würden sie schon längst 100k Tests pro Woche per Zufallsstichprobe anordnen, um einen Überblick über das tatsächliche Infektionsgeschehen zu bekommen. Die wollen einfach nicht.

    Das ist alles nicht mehr vermittelbar, wenn gleichzeitig die Touristen dicht gedrängt in den Urlaub fliegen dürfen.

    Der zweite Halbsatz ist natürlich ein Problem.

    Ich frage mich seit Beginn der Pandemie, warum Flugzeuge als unbedenklich eingestuft werden. Da sitzen die Menschen stundenlang so dicht gedrängt, wie physikalisch möglich ist. Und die Fluggesellschaften erzählen uns, dass das absolut sicher ist.

    Kann ich mir kaum vorstellen.

    Viel mehr als diese Unstimmigkeit stört mich aber die Unfähigkeit der Regierung. Ich kann mit den Einschränkungen eigentlich ganz gut leben. Aber leider stellt sich das Gefühl ein, dass die Politik mit ihren Entscheidungen sämtliche Erfolge so schnell wie möglich wieder zerstört.