Beiträge von Christian F

    Gibts eigentlich eine Vorschrift oder Urteile dazu, wie lange man nach so einer Stelle (benutzungspflichtiger Radweg versperrt durch was auch immer) auf der Fahrbahn fahren darf? Man kann ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, was geeignet ist um wieder auf den Radweg zu kommen.

    Ich halte es so, dass ich bis zur nächsten Straßen-Einmündung auf der Fahrbahn fahre, statt bei der nächsten Bordstein-Absenkung runterzubremsen und zickzack auf den Radweg zu fahren. Das gefällt aber nicht jedem gut..

    Das ist in München, Ecke Maximilanstr  / Karl-Scharnagl-Ring.

    Eine sehr große Kreuzung. Ich kam aus dem Karl-Scharnagl-Ring aus Norden, auf dem rechten Radweg, und will an der Kreuzung links in die Maximilianstr. abbiegen.

    Rund um die Kreuzung sind Zwei-Richtungs-Radwegfurten angelegt. Man kann also, um links abzubiegen, sich für rechtsrum oder linksrum entscheiden; abhängig davon welche Ampel zuerst grün zeigt. Linksrum ging zuerst, und dann kam diese Falle:

    Die nächste Radwegfurt war vollständig mit der Baustellenabsperrung verschlossen, Fussgänger- und Radverkehr verboten.

    Man sieht doch was gemeint ist: Gradeaus gehts halt auf der linken Seite nicht weiter, und damit Fußgänger/Radfahrer nicht am Eck stranden, hat man schon auf dieser Seite dichtgemacht.

    Nicht bedacht wurden : Linksabbiegende Radfahrer in die Maximilianstraße wie ich; und rechtsabbiegende aus der Maximilianstraße, wie man auf dem Foto schön sehen kann.

    An der Baustelle hat einer Anweisungen gegeben; ich hab ihn angesprochen, angeblich war es der Polier. Er sagt das Kreisverwaltungsreferat habe es so angeordnet, er könne nichts machen, Sicherheitsgründe. Dann Anruf bei der 110, sie wollen jemanden schicken der sich das anschaut.

    Letztlich habe ich dann ein Stück zurückgeschoben, mich auf der Fahrbahn eingereiht und bin auf der Fahrbahn links abgebogen. Das war sicher und komfortabel.

    Klingt nach einem Richter, der keine Lust hatte, wegen so einer Sache lange zu diskutieren - da wird dann eben gegoogelt und sich den Kollegen angeschlossen.

    Wenn er oder sie das nur mal gemacht hätte:

    in 2013 gabs den Fall in München, dass ein Radfahrer über eine knapp rote Ampel gefahren ist. Nach Widerspruch und Gerichtstermin: Verfahrenseinstellung, da der Bremsweg zum Zeitpunkt des Umschaltens der Ampel nicht ausreichend war, um vor dem geschützten Bereich anzuhalten. Ich hab nur noch diesen Artikel in der Abendzeitung dazu gefunden (incl. Info der Polizei zur Ampelregelung für Radfahrer - damals schon unvollständig und heute veraltet).

    Was ist richtig - was ist falsch:

    35 Euro pro Einwohner gibt Kopenhagen im Jahr für den Radverkehr aus, Stuttgart, das vergleichbar groß ist, nur fünf. 62 Prozent der Pendler steigen dort mittlerweile täglich aufs Rad - im Winter sind es nicht viel weniger. Der Grund dafür ist aber kein stärkeres Umweltbewusstsein als in Deutschland. "Wir sind nicht grüner als alle anderen und genauso faul wie ihr", erklärt der ehemalige Umweltbürgermeister Morten Kabell. "Wir haben aber dafür gesorgt, dass in dieser Stadt nichts praktischer ist als zu radeln." Deutschland ist davon noch weit entfernt. Zumindest solange "Radlhauptstadt" vor allem ein Slogan ist.

    Der achtspurige Ausbau des Autobahnrings um München trägt nach Meinung von Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) dazu bei, die Verkehrssituation in München zu entschärfen.

    München hat ca. 1,5Mio Einwohner, die 2 Milliarden beziehen sich auf 15 Jahre, das wären dann so um die 90 Euro pro Einwohner und Jahr für den Ausbau einer einzigen Straße. Wohlgemerkt Ausbau: Davor war der Autobahnring "A99" bereits 2- bis 3-spurig pro Fahrtrichtung, das Verkehrsleitsystem konnte teilweise die Standspur als vierte Spur freischalten. Teil der A99 sind auch 2 riesige Tunnels - der eine fast 2km lang.

    "Der Grünpfeil für Radfahrer ist eine Luftnummer"

    findet die Süddeutsche Zeitung:

    Statt hier neue, innovative Lösungen zu präsentieren, zeigt das Pilotprojekt Grünpfeil für Radfahrer nur die bekannte Strategie vieler deutscher Verkehrspolitiker: zögern, abwarten, niemandem wehtun. Aber am Ende behaupten, man tue doch was. Ob das eine Mehrheit der Stadtbewohner das noch lange akzeptiert? Es sieht nicht danach aus.

    Yeti das Vergleichsvideo ist spitze. Es wird sehr deutlich, was die unterschiedlichen Verkehrsführungen bedeuten. Auch dank der eingeblendeten Texte. Im zweiten Video rüttelt es einen beim Betrachten förmlich mit durch.

    Vergleichsvideos wären auch zwischen KFZ- und Fahrradverkehrsführung interessant.

    Die Süddeutsche Zeitung hat am Freitag einen langen Text über LKW Rechtsabbieger-Unfälle prominent platziert - auf den Titelseiten der Zeitung und des "SZ-Magazin".

    Das Thema wird anhand des Beispiels einer Frau, die 2016 in München an ihrem dreißigsten Geburtstag totgefahren wurde, ziemlich umfassend dargestellt:

    Wie schrecklich für alle Beteiligten das ist, und mit welchem Gleichmut Gesellschaft, Wirtschaft und Politik das geschehen lassen.

    Es kommen zu Wort:

    • der LKW-Fahrer (der tief bereut und den Beruf gewechselt hat),
    • sein Chef (der noch nicht weiß ob er für einen neuen LKW die 2500 Euro für den Abbiegeassistenten ausgeben will),
    • der Vater der Toten
    • ein Unfallforscher (mit guten Ideen die nicht umgesetzt werden),
    • ein Studienautor im öffentlichen Auftrag (dessen Arbeit die langwierigen Entscheidungswege für internationale Verkehrsregeln zeigt)

    Auf der Titelseite des Magazins und im Text dann auch eine längere kommentarlose Liste, die sich ähnlich beklemmend liest wie die Statistik die Th(oma)s führt.

    Die beiden tödlichen Unfälle vom 7. Mai in Hamburg und München, die hier im Forum ausführlich besprochen wurden, sind auch dabei.

    Der Text ist nur gegen Bezahlung verfügbar:

    https://sz-magazin.sueddeutsche.de/heft/2018/51

    https://sz-magazin.sueddeutsche.de/leben-und-gese…38?reduced=true

    Wer sich (oder jemand anderen) darüber informieren will legt das Geld gut an.

    Heute ist der Unfall, bei dem das Schulkind in München starb, genau ein halbes Jahr her. Bin den kleinen Umweg gefahren und habe die Kreuzung besucht.

    Es steht ein Ghostbike dort

    Es scheint als ob die Ampelschaltung etwas verändert wurde... Nachdem die Rechtsabbieger-Ampel auf rot schaltet, scheinen jetzt ungefähr 2 Sekunden mehr zu vergehen, bis die Fußgänger- und die Fahrradampel auf grün schaltet. Die Räumzeit für den Kraftverkehr wurde also verlängert - vielleicht trügt der Eindruck auch.

    Ein Dankesbrief der Mutter ist in einem Blumenkübel angebracht

    Ich habe mir sechs Ampeldurchläufe angesehen. Bei dreien gab es heftige Rotlichtverstöße von rechtsabbiegenden PKW. Einer hat zuerst vor der inzwischen roten Ampel heruntergebremst, die Lage sondiert und ist dann noch rüber.

    Mal sehen was das Bundesverkehrsministerium so macht - es sollte ja vor einem halben Jahr jetzt aber wirklich der Abbiege-Assistent für LKWs eingeführt werden.

    Hey - schon 44 Firmen machen mit! Und das freiwillig

    • Nach dem Auftakt im Juli 2018 werden 33 weitere Unternehmen ausgezeichnet. Diese haben sich freiwillig dazu verpflichtet, vor dem Einführungsdatum auf EU-Ebene ihren Fuhrpark mit Abbiegeassistenten nachzurüsten oder Neufahrzeuge mit Abbiegeassistenten anzuschaffen oder auf ihre Vertragspartner entsprechend einzuwirken. Damit hat die "Aktion Abbiegeassistent" nun 44 Sicherheitspartner.


    Nun ja. Kann man schön zynisch sein und sarkastisch. Eine große Wut steigt in mir hoch. Wie geht das - einfach so werden Menschen aus unserer Mitte nach dem Zufallsprinzip rausgepickt und schwer verletzt oder getötet, man blickt kurz auf, dann wieder nieder und macht einfach weiter.

    Was tue ich dafür, dass im Straßenverkehr alle ohne Angst unterwegs sein können? Ok, ich halte mich an die Regeln. Ich suche das Gespräch mit denen, die es nicht tun und mich oder andere gefährden. Ich nehme als Radfahrer selbstbewusst meinen Platz ein. Ist mehr als nichts, aber nicht so viel.

    Danke für den Link. Weiter unten im Text:

    Zitat

    Wörter beeinflussen Meinungen. Und deshalb ist die Wortwahl ein großer Teil des Problems auf unseren Straßen.

    "Unfall";

    die Liste der Verharmlosungen auf Kosten der schwächeren Verkehrsteilnehmer lässt sich fortsetzen

    • "Übersehen" und "Toter Winkel" wurden in diesem Forum ja schon oft als Märchenwörter geoutet. "Fahrer hat nicht geschaut" ist meist näher an der Wahrheit.
    • "Radarfalle" hört sich an wie eine fiese Gemeinheit mit geheimen Strahlen gegen routinierte Fahrer; "Raserfalle" wäre ein besseres Wort
    • Radfahrer und Fußgänger die "sich verletzen". Tun sie das wirklich selber?
    • usw.